Der Sommer dreht nochmals mächtig auf, bevor er uns sicherlich – leider – verlassen wird. Zeit also für mich, mal kurz in den Urlaub zu entfliehen. Trotzdem will ich hier nochmals kurz 10 Lesetipps der vergangenen 2 Sommermonate in meinen Gedankenspielen verbreiten – inkl. einer kleinen Medienschau zu meinem neuen Buch „Das Ende von Social Media“.
Rezensionen: Ist mein Buchtitel wirklich provokant? Ist mein Rückblick nur wehmütig? Und welche Social-Welt erträume ich mir? LOUT.plus hat mit mir ein locker-launisches Interview geführt. Dass wir den Begriff „Social“ besser streichen sollten, schreibt Jörg Hoewner in seiner Rezension zum Buch. Manuela Seubert sieht darin den notwendigen Weckruf, sich neu mit den digitalen, nicht mehr wirklich als „social“ zu bezeichnenden Medien zu beschäftigen. Diese notwendige Reaktion gilt insbesondere für Unternehmen, wie ich in einem Interview mit der Agentur AM diskutiert habe.
Q&A: Wer ansonsten noch Fragen zum Buch hat: In einem Q&A gehe ich auf Inhalte und Zahlen, Rückzüge und Neuanfänge, alternative Titel und Netzwerke sowie auf die „Mitschuld“ der Menschen an diesen Veränderungen ein.
Studien und Strategien.
Planung: Der Schlüssel liegt in der Social-Media-Strategie Verschwendete Ressourcen, Plattform-Aktivitäten ohne Zielgruppe, Social Media Ziele ohne Unternehmensziele: »Ohne strukturierten Plan besteht die Gefahr, dass Ressourcen ineffektiv eingesetzt werden«, heißt es in diesem Fachbeitrag. Eine Strategie sollte der Kern sein, um die sich alle Aktivitäten scharren. Dazu zeigt der Autor die zentralen Schritte solch einer Strategie auf – von messbaren Zielen, über Content Strategie bis Erfolgskontrolle.
Studie: Social-Media-Nutzung geht leicht zurück Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Social-Media-Nutzung in Deutschland zurückgegangen, so eines der Ergebnisse des Social-Media-Atlas 2024. Dieser Rückgang betrifft Nutzerinnen und Nutzer, Verweildauer wie Relevanz. Die in der Studie erwähnte »Trendwende« entspricht genau den Beobachtungen aus den Studien, die ich für mein Buch verwendet hatte. Es lohnt sich also, diese Entwicklung weiter im Auge zu halten.
KI: Recht, Tools & Tipps.
Ads: So verändern KI-Tools Eure Werbestrategien »Früher sind Advertiser mit spezifischen Zielgruppen zu uns gekommen, die sie erreichen wollten. (…) Meute müssen sie eigentlich nur noch Creatives bauen.« Diese Aussage von Mark Z. zeigt, wie stark KI-gestützte Kampagnen-Tools vordringen und Advertisern helfen, Kampagnen aufzusetzen und kontinuierlich zu optimieren, ohne dass jeder Aspekt manuell gesteuert werden muss. Spannend zu lesen.
Tipps: So lassen sich KI-generierte Inhalte erkennen Die Erkennung von KI-generierten Inhalten sollte zur digitalen Bildung gehören. Doch angesichts immer besserer Technologien wird dies nicht einfacher. Ein kritischer Blick und hilfreiche Tools können zumindest klare Anzeichen geben. Dieser Beitrag stellt einige Techniken und Tools vor – für Texte, Bilder und Videos.
Recht: Praktischer Ratgeber zur KI-Verordnung Seit 2. August ist die KI-Verordnung in Kraft. Doch wie relevant ist sie für mein Unternehmen? Thomas Schwenke hat einen umfassenden Ratgeber mit FAQ und Checklisten entwickelt. Dies hilft, um sich einen umfassenden Überblick zu den wichtigsten Themen und Fragen zu verschaffen.
Owned Media: Webseite, E-Mail & Co.
Performance: 7 Tools, die Website-Geschwindigkeit zu messen Die eigene Webseite ist zu lahm? Ärgerlich für Nutzer und für Suchmaschine. Daher ist es so wichtig, die Ladezeit regelmäßig zu überprüfen. Zum Beispiel mit diesen 7 Tools – auch wenn ich noch ein paar mehr kenne.
Auswertung: Widersprüchliche KPI im Online-Marketing Lassen sich aus KPIs immer klare Folgerungen ziehen? Ist starke Interaktion oder hohe Verweildauer gleichzusetzen mit Erfolg? Nicht wirklich, wie Harald Ille in diesem längeren Gastbeitrag ausführt. Dieser verdeutlicht: Die Arbeit mit KPI ist oft deutlich komplexer als es auf den ersten Blick wirkt.
Segmentierung: 12 Wege für E-Mail-Listen Segmentierung von E-Mail-Empfängern und -Listen zählt zu einem erfolgreichen und modernen E-Mail-Marketing. Dabei gibt es viele Formen. Dieser Beitrag stellt 12 kurz vor.
Social Media: heute und morgen.
Hilfe: Tipps beim Einstieg ins Fediverse Was ist das Fediverse? Wie funktioniert das ActivityPub Protokoll? Welche Plattformen sind in diesem dezentralen Netzwerk? Dieser längere Beitrag liefert hilfreiche Tipps für den Einstieg ins Fediverse – gerade aus Sicht von Social Media Managern.
Reels: 10 Tipps für bessere Video-Performance Wie erhöhe ich meine Reichweite bei meinen Instagram Reels? Welche Rolle spielen Einstieg, Sharing, Engagement und Hashtags? Dieser Beitrag gibt hilfreiche Hinweise.
In den letzten Wochen gab es eine Konstante in der Öffentlichkeit: die Kritik an Elon Musk nach der Übernahme von Twitter. Wie rücksichtslos er mit Mitarbeitenden umgeht. Was für ein Gebaren er pflegt. Was für Ideen er hat, negiert, verwirft. Und was für eine Unsicherheit er Twitter beschert. Alles richtig. Doch in diesen Diskussionen steckt eine Doppelmoral. Nicht, dass ich Musk verteidigen will. Aber vielen Menschen möchte ich gerne zurufen: „Das ist doch alles schon lange bekannt, damned!“ Ein Gedankenspiel als Anstoß für ein besseres Jahr 2023.
Vor genau einem Jahr wählte das Time-Magazin Elon Musk zur „Person of the Year.“ Ein Jahr später zählt er zu den meistgehassten Personen des Internets. Oder zumindest der Social-Media-Blasen – speziell bei uns. Denn Massen-Entlassungen, Team-Rausschmisse, Zorn-Ausbrüche, Zickzack-Kurse, Dauer-Widersprüche pflastern seinen Weg, seitdem er mehr oder weniger erzwungen Twitter übernommen hat. Ja, genau diese Plattform, die in Deutschland mit 4 Prozent Daily Usern ein Stiefmütterchen-Dasein fristet und in deren Blase sich vor allem Medien, Kommunikationsleute, News-Junkies und etwas Politik und Wissenschaft tummeln. Wie kam es zu diesem Absturz?
Wirklich neu? Nein.
Bei all den – berechtigten – Vorwürfen der letzten Wochen hatte ich oft das Gefühl, all dies schon mal gehört bzw. gelesen zu haben. Und richtig:
„Er ist weniger ein CEO auf der Jagd nach Reichtum als ein General, der seine Truppen zum Sieg kommandiert.“
Dieses Zitat stammt nicht von heute. Sondern aus der Biografie „Elon Musk“ des südafrikanischen Journalisten Ashlee Vance. Aus dem Mai des Jahres 2015 und damit mehr als 7 Jahre alt. Also habe ich mir das Werk zwischen den Jahren nochmals vorgenommen. Übrigens kein Geheimtipp: Ein Spiegel-Bestseller.
General Musk und seine Truppen
Drehen wir dazu die Zeit etwas zurück:
„Seit mittlerweile zwei Jahrzehnten ist Musk als Unternehmer tätig und in dieser Zeit hat er eine Spur von Menschen hinter sich gelassen, die ihn entweder bewundern oder verachten.“
Vance beschreibt Musk als Visionär, der unserer Zeit oft voraus war und ist. Zurecht. Wer sich die Liste der Zukunftsprojekte durchliest, an denen er beteiligt ist, trifft ganz aktuell auf die Non-Profit-Initiative OpenAI. Damit hat Elon Musk zusammen mit Microsoft genau diesen Chatbot finanziert, mit dem wir gerade alle spielen und Texte – aber nicht diesen hier! – schreiben lassen.
Dies ist nur eines seiner Zukunftsprojekte. Wie sagte seine Ex-Frau Justine über ihn doch so kennzeichnend:
„Er tut, was er will, und dabei ist er gnadenlos. Es ist Elons Welt und der Rest von uns lebt auch darin.“
Ihr Zitat macht deutlich: Elon Musk ist ein Egoist, ein Besessener, ein Machtmensch, ein rücksichtsloser Wirtschaftsboss, aber auch ein Vordenker, ein Macher, ein Hard Worker, ein Mann ohne Kompromisse, ein leidenschaftlicher Verrückter, ja, ein von sich selbst Gehetzter. Ein Feldherr, der in seinen Mitarbeitenden übrigens seine hauseigenen Truppen sieht, zumindest für die Zeit, für die er sie benötigt.
Fast alles schon bekannt
Nein, ich bin kein Freund von Elon. Aber – und dies sollten wir uns bewusst sein – all dies wissen wir schon seit bald 10 Jahren. Zumindest jene, die Buch oder eine der zahlreichen Kritiken gelesen haben. Nehmen wir uns einige Kritikpunkte vor:
Musk fehlt jegliche Empathie. Ob der Mangel an Loyalität und menschlicher Bindung auf sein angebliches Asperger-Syndrom zurückzuführen ist, ist offen. „Er weiß nur, was zum Teufel er erledigt haben möchte. Wer sich an diesen Kommunikationsstil nicht gewöhnen konnte, dem erging es nicht gut.“
Musk agiert rücksichtslos bezogen auf Mitarbeitende. Er feuert hochrangige Führungskräfte – selbst lang gediente – Vertrauenspersonen, wenn sie nicht mehr seinen Vorstellungen entsprechen oder deren Leistungen er unterdurchschnittlich findet. „Ich würde sagen, dass die Leute sehr viel Zeit für ihre Familien haben werden, wenn wir pleite sind.“ (Elon Musk)
Musk kontaktiert Mitarbeitende auch gerne am Wochenende und erwartet dann von ihnen, dass sie sofort in der Firma erschienen – selbst wenn sie beispielsweise gerade bei der Geburt ihres Kindes dabei sein wollen. „Sie müssen klären, wo Ihre Prioritäten liegen. Wir verändern die Welt und die Geschichte und entweder sind Sie dabei oder nicht.“ (Elon Musk)
Musk forderte von seinen Mitarbeitenden immer Höchstleistungen. Nur die besten und über ihre Grenzen hinausgehenden können einen Arbeitsplatz haben.
Musk drohte ebenfalls bereits an, Tesla und SpaceX aus finanziellen Gründen zu schließen, wenn nicht bestimmte Erfolge erreicht werden. Tesla sollte – so die Idee damals – an Google verkauft werden. (Btw: Auch Twitter sollte in den Krisenzeiten der Vergangenheit mal an Google gehen.)
Musk „wechselt seine PR-Mitarbeiter notorisch schnell aus“ bzw. verbrauchte „mit fast schon komischer Effizienz“ PR-Personal. Auch bei Tesla strich der Kontrollfreak ab und an die Pressestelle und verfasste selbst „kämpferische Texte“, um kritische Behauptungen zu widerlegen.
Musk hatte schon immer Zweifel am Börsengang seiner Unternehmen, da er auf diese Weise die vollständige Kontrolle verlieren könnte.
Ein Zeichen von Doppelmoral
Nicht, dass ich diese Wesenszüge positiv finde. So wünsche ich mir keinen CEO. Nur: Die Mitarbeitenden hatten schon damals „keinerlei Illusionen über Musks Persönlichkeit, aber höchsten Respekt für seine Vision und Dynamik bei ihrer Umsetzung“. Auch das steht in der erwähnten Biografie.
Warum ich das hier hervorkrame: All diese Aussagen sind damit 7 Jahre alt. Wenn ich mich parallel dazu an meine Twitter- und LinkedIn-Timelines vor 12 bis 24 Monaten erinnere, dann frage ich mich heute:
Was ist mit den Personen, die Musk als neuen Revolutionär, als Gott der Mobilität, als Vordenker, als Messias der Elektromobilität in den Himmel gehoben haben?
Was ist mit den Personen gerade aus Politik, Wirtschaft und Medien, die sich mit ihm als „Rockstar“ unbedingt in der Öffentlichkeit zeigen wollten?
Was ist mit den Personen, die seine revolutionäre Denke lobten und kürzlich erst jubelten, als Musk in Brandenburg ein Tesla-Werk eröffnete?
Was ist mit den Personen, die vor wenigen Jahren stolz auf Twitter verkündet hatten, dass sie die ersten seien, die einen Tesla Model S bestellt hätten?
Was ist mit den Personen, die insbesondere in den Jahren 2020 und 2021 die Tesla-Aktie als Lieblingspapier auserkoren, wie sich dem Ranking der beliebtesten Aktien 2021 entnehmen lässt, bevor die Aktie 2022 abstürzte?
Warum also jetzt?
Wo sind die alle denn geblieben? Sind sie mit ihren Meinungen untergetaucht, weil diese derzeit nicht mehr en vogue sind? Oder haben sie alle umgedacht und loben sich jetzt dafür, Twitter gegen Musk zu verlassen? Nur – und das frage ich mich aktuell: Woher kommt dieser plötzliche Umschwung? Wollten wir damals alle einfach nur die Augen verschließen? Weil wir fasziniert waren von Fortschritt, Innovation, ja Revolution und weil wir deshalb über vieles hinweggesehen haben? Müssten wir uns dann nicht selbst viel tiefer hinterfragen?
„Twitter und Tesla, das sind doch zwei unterschiedliche Dinge.“
Das lese ich häufig. Moment. Ja. Aber immer noch derselbe Kopf, Elon Musk. Nur mit dem Unterschied, dass er Tesla – mehr oder weniger – mitgegründet und Twitter gekauft hat.
Elon Musk = »Hassfigur der Spießer«
Wie gesagt: Sein aktuelles Twitter-Gebaren ist eine 1-zu-1-Kopie seiner früheren Projekte, sein Verhalten nicht nur durch das Buch bekannt. Und dieses lag keineswegs nur in Pusemuckel auf dem Gabentisch neben der Toilette; es stand immerhin als Spiegel-Besteller auf der Shortlist zum Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2015 und wurde extrem häufig verschenkt, rezensiert, beschrieben, verlinkt – im Netz und in den Social-Media-Blasen.
»Hassfigur für deutsche Spießer« betitelte Mirna Funk ihr Porträt über Elon Musk für die Welt. Weil er für alles stehe, was Deutschland nicht begriffen hätte. Etwas platt für mich. Ich hoffe, dass die Autorin damit nicht recht hat. Stattdessen sollte sich besser jeder und jede eingehend ein Bild von dieser Person machen, bevor es in den Love- oder Hate-Kalender gepackt wird. Dazu liefert das Buch einiges an Antworten –für die Elon-Jünger, für die Musk-Moralistinnen und für die Menschen dazwischen.
Wir benötigen mehr Grau. Punkt.
Sascha Lobo schreibt auf Mastodon: „Ich hoffe, dass ich mich irre. Aber ich glaube nicht, dass Mastodon Twitters Platz einnimmt.“ Ich auch nicht, wie ich in meinen 15 Thesen für das Jahr 2023 ausgeführt habe. Aber wird Twitter überleben? Wahrscheinlich. Aber in einer anderen Form, als wir es aktuell kennen. Nur wie es später konkret ausschaut, das wissen wir alle noch nicht:
ob mit 280 oder 4.000 Zeichen,
mit oder ohne blauen Haken,
mit oder ohne Pressestelle,
mit oder ohne politische Werbung, Shadow-Banning oder Community Notes,
mit oder ohne Links zu anderen Social-Media-Plattformen,
mit Elon oder einem anderen CEO an der Twitter-Spitze.
Darum meine finale Empfehlung: „Keep calm and don’t overact.“ Denn fliehen können wir immer noch.
Vor längerer Zeit habe ich ein längeres Plädoyer für „mehr Grau in der Sprache“ gehalten. Auch das hier ist ein Beispiel, warum wir es so dringend benötigen. Also etwas Herunterkommen von den radikalen Positionen; etwas mehr Offenheit und Dialog wagen; etwas weniger schwarz, weniger weiß, sondern mehr grau – auch als Beitrag für ein friedvolleres neues Jahr, nicht nur in den sozialen Medien.
In den vergangenen 4 Wochen gab es wieder viel Lesenswertes, das ich zum Teil auch wieder in meinem Newsletter verarbeitet habe. Im Kopf bleiben v.a. 2 Nachrichten: Die Freude über das Erscheinen unseres neuen Buches „Public Relations. Leitfaden für ein modernes Kommunikationsmanagement„. Und Trauer wegen des Todes eines geschätzten PR-Kollegen. Nun zu den Stories.
7 Lese-Tipps rund um Public Relations und digitale Kommunikation
In eigener Sache | Unser Buch „Public Relations“ ist neu erschienen Nach 7 Jahren war es höchste Zeit, unserem Standardwerk für die PR-Branche einen komplett neuen Anzug zu verpassen. Nur so kann es sich weiterhin „Leitfaden für ein modernes Kommunikationsmanagement“ nennen. Gemeinsam mit Oliver Jorzik haben wir dazu versucht, „Public Relations“ auch dem digitalen Wandel stärker anzupassen. Komplett überarbeitet und aktualisiert darf es auch in unseren modernen Zeiten weiterhin als PR-Fibel in der Ausbildung wie in der Praxis dienen.
People | Nachruf auf Klaus Schmidbauer Er war einer der wichtigsten Konzeptioner. Kaum ein angehender PR-Mensch ist nicht durch seine Konzeptionsschule gegangen. Auch ich zähle dazu. Seine Bücher und sein Blog zählten zu den wichtigsten Quellen, wenn es um Strategien und Konzepte ging. Jetzt ist er überraschend verstorben. Leider. Ein Nachruf von Ulrike Führmann.
Studie | D21-Digital-Index 2020/21: Digitalisierungsgrad der Bevölkerung erreicht neuen Höchststand Der D21-Digital-Index 2020/2021 ist für mich mit die wichtigste Studie, wenn es um den Grad der Digitalisierung in Deutschland geht. Jetzt hat die Initiative D21 die neue Ausgabe 2020/2021 vorgelegt. Das Ergebnis: Die Bevölkerung wird immer digitaler, der Digitalisierungsgrad immer höher. Gleichzeitig vertieft sich die Spaltung – in Digital Abseitsstehende und Digital Vorreitende. Und nicht überraschend – gerade in der Krise: Digitale Anwendungen werden immer stärker genutzt.
Studie | Edelman Trust Barometer 2021: ‚Informations-Hygiene‘ lässt zu wünschen übrig Wie steht es um das Vertrauen in Unternehmen, in Politik, in Medien? Die zentrale Studie zu dieser Frage ist das Edelman Trust Barometer. Marie-Christine Schindler hat sich die Mühe gemacht, sich die aktuelle 2021er Studienausgabe etwas genauer anzusehen, die vor allem den gravierenden Vertrauensverlust in Medien jeglicher Art dokumentiert.
Facebook | Paid online events help a theater earn money Wie können Kultureinrichtungen in der Pandemie überleben? Diese Case Study von Facebook ist lesenswert. Angesichts eines geschlossenes Hauses führte das Teatro San Carlo aus Neapel Paid Online Events auf Facebook durchzuführen. Mit Erfolg: 34.000 Personen aus 80 Ländern nahmen daran teil. Ein Blick auf die Strategie.
Pinterest | Die Grundlagen für Business-Anfänger Pinterest boomt. Und doch fremdeln viele Unternehmen mit der Plattform. Dabei hilft sie extrem bei der eigenen Sichtbarkeit im Netz. Wie Business-Anfänger einsteigen sollten, beschreibt dieser Beitrag.
E-Mail-Newsletter | Fehlerfreie Newsletter: Die Rundum-Checkliste E-Mail-Newsletter sind gerade angesagt. Und sie können erfolgreich sein, wenn sie fehlerfrei versendet werden. Und dazu gibt es einiges zu überprüfen – von der Konzeption, über Redaktion und Gestaltung bis hin zur Analyse –, bei dem diese praktische Checkliste hilft.
Vor wenigen Tagen ist mein Buch „Die digitale Kommunikationsstrategie“ in 2. Auflage erschienen. Als Praxis-Leitfaden soll es Unternehmen, Institutionen und Agenturen helfen, den eigenen Weg in die digitale Kommunikationswelt zu finden. Sie sollen damit eine ganzheitliche Strategie entwickeln können und diese mit ihren bisherigen Aktivitäten vernetzen. Denn die Herausforderungen, vor der Kommunikationsleute derzeit stehen, sind enorm. Schließlich gibt es kaum eine Branche, deren Wirken von den digitalen Medien so stark erfasst wurde, wie die Unternehmenskommunikation.
Digitalisierung, Globalisierung, Generationskonflikt bei der Mediennutzung, gestärkte Social Media Macht und beginnendes Messenger Zeitalter, neue Influencer und Markenbotschafter – und dies vor dem Hintergrund der aktuellen Krise: Unsere digitalen Zeiten liefern Kommunikationsmanagern enorme Aufgaben in der Ansprache und im Austausch mit relevanten Stakeholdern. Und dies gilt intern wie extern.
Dabei haben sich die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kommunikation keineswegs grundlegend verändert. Nur müssen viele bisherige Verhaltensregeln und Kommunikationsformate hinterfragt und neu aufgesetzt werden. Außerdem muss vielfach die bisherige Funktion eines Kommunikationsmanagements innerhalb der Organisation hinterfragt werden, woraus sich viele Fragen für eine Kommunikation im digitalen Zeitalter ergeben:
Die Gegenüberstellung von »klassischer«, herkömmlicher Kommunikation und »moderner«, digitaler Kommunikation als Gegensätze bringt niemanden weiter. Vielmehr müssen wir die Kommunikation den veränderten Chancen und Risiken in digitalen Zeiten anpassen und beide Seiten zu eng umschlungenen Partnern machen. Doch wie geht dies konkret?
Die Richtung der Kommunikation hat sich stark verändert: Gab es früher vor allem die klassische One-to-Many-Richtung der Massenmedien und PR- und Werbewirkung, ist heute jeder Nutzer, jedes Unternehmen, jede Institution gleichzeitig Produzent und Konsument, Senderin und Empfängerin. Damit muss ich als Organisation umgehen. Doch in welcher Form kann ich solche „Prosumer“ intern wie extern für mich nutzen?
Neue Kommunikationskulturen und Technologien sind kein Garant dafür, dass die Beziehungen mit Stakeholdern künftig konstruktiver werden. Wie lassen sich auch die weiterhin starken traditionellen Kommunikationswege berücksichtigen. Und gleichzeitig die neuen Dialoginstrumente in Kombination mit den verfügbaren Daten – Stichwort Big Data – nutzen, um eine immer disruptivere Öffentlichkeit anzusprechen?
Veränderungen in digitalen Zeiten sind keine reine Aufgabe für die Kommunikations- oder gar IT-Abteilung. Vielmehr führen solche Change-Prozesse tief in die Organisation hinein. Was muss dort im Innenleben geschehen – Stichwort Digital Readiness –, damit Führung und Team die wirklichen Veränderungen anerkennen, mittragen und aktiv mitgestalten?
Strategien spielen in der Kommunikationsbranche schon immer eine zentrale Rolle. Sie sind die Basis für jede geplante Kommunikation. Müssen diese im digitalen Zeitalter komplett neu gedreht werden? Und alle Modelle angepasst werden? Oder was verändert sich wirklich?
Während der erste Teil auf die grundlegenden Veränderungen – die Emanzipation der Nutzer, die veränderte digitale Gesellschaft, die Herausforderungen für eine Kommunikation im digitalen Zeitalter sowie die notwendigen Change-Prozesse auf Führungsebene, im Inneren der Organisation und in der Kommunikation eingeht, liefert der zweite Teil des Buches ein Rezept für die schrittweise Entwicklung einer digitalen Kommunikationsstrategie: Von der Ist-Analyse, über den strategischen Part bis zur Content-Strategie und Evaluation. Dabei geht es weniger um Social Media, um digitale Medien oder ausgewählte Plattformen: Vielmehr steht die Frage im Zentrum, wie sich klassische und digitale Kommunikation mittels neuer Denkweisen, erweiterter Instrumente und integrierter Ansätze vernetzen lassen.
Dominik Ruisinger: Die digitale Kommunikationsstrategie. Ein Praxis-Leitfaden für Unternehmen, Institutionen und Agenturen. Weitere Infos zum Buch finden sich auch hier.
Anhand zahlreicher Case Studies aus unterschiedlichen Branchen werden Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren definiert, existierende Widerstände und Hindernisse benannt, konkrete Handlungsempfehlungen und Umsetzungs-Tipps geliefert. In 12 Gastbeiträgen berichten Expertinnen und Experten aus Großunternehmen, aus dem Mittelstand und der Wissenschaft über ihre eigenen Erfahrungen und beleuchten wichtige Einzelaspekte wie Digital Leadership, Content-Strategien, integrierte Kommunikation, Social Collaboration oder strategische Influencer-Kommunikation.
GRUNDPFEILER EINER STRATEGIE BLEIBEN BESTEHEN.
Zurück zur zentralen Frage: Wie sollten Unternehmen und Institutionen nun ihre digitale Kommunikationsstrategie entwickeln? Die – etwas beruhigende – Aussage: Es geht nicht darum, die Grundpfeiler bisheriger Kommunikation völlig einzureißen. Bestehendes muss vielmehr dem digitalen Wandel angepasst werden, aber auch neues hinzugeführt werden, um dem bisher Alten ein modernes Gewand anzuziehen. Und genau zu diesem Gewand-Wechsel in digitalen Zeiten will dieser Wegweiser einen kleinen Beitrag leisten. Ob dies gelingt? Ich hoffe es.
Zum Abschluss meiner kleinen 15-teiligen Serie zum „Digitalen Wissen“ möchte ich auf ein Buch eingehen, das die beiden Altimeter-Kollegen Charlene Li und Brian Solis bereits im Jahre 2013 publiziert haben und er eng in Zusammenhang mit meinem letzten Blog-Post zum Social Business Transformation Prozess steht. Bis heute ist es hoch spannend zu lesen, gerade wenn es um eine Digitale Kommunikations- oder Business-Strategie geht.
Abb. 7 Success Factors of Social Business Strategy by Brian Solis and Charlene Li; flickr.com/photos/briansolis/17044011632
„The Seven Success Factors of Social Business Strategy“ heißt das Buch vom Mitte 2013. Die folgende Infografik (siehe Abb.) aus dem Buch liefert bis heute eine gute Roadmap und einen Orientierungsleitfaden bei der Strategie-Entwicklung. In seinem Blog-Beitrag schreibt Brian Solis über den „philosophischen“ Ansatz: „A social business is not a marketing strategy or a technology roadmap but rather a way or philosophy of how business could be done differently (…) in a much more human manner.“
Auch wenn sich die 7 Erfolgsfaktoren auf eine Social Business Strategie beziehen, so helfen sie als Leitfaden bei der Entwicklung einer ganzheitlichen digitalen Kommunikationsstrategie. Aus diesem Grund macht es Sinn, einen Blick auf die in der Infografik angezeigten, im Blog beschriebenen und hier übersetzten Faktoren zu werfen.
Definieren Sie übergeordnete Business-Ziele: Sie können keine Strategie an Ihren Business-Zielen ausrichten, wenn Sie keine klaren und damit mess- und überprüfbaren Ziele haben.
Achten Sie auf eine langfristige Vision: Sie müssen Ihre Vision klar und leidenschaftlich kommunizieren, wenn Sie Ihr Team überzeugen wollen, sich voll für Ihre Social Strategy einzusetzen. Und dessen vollständigen Support werden Sie benötigen.
Sichern Sie sich die Unterstützung der Unternehmensführung: Wenn Sie wirklich auf Ihr Business Einfluss nehmen wollen – und der Moment wird kommen –, spätestens dann benötigen Sie die Rückendeckung und die Unterstützung der wichtigsten Führungspersonen.
Definieren Sie die strategische Roadmap: Selbst wenn Sie schon Ihre Business-Ziele kennen und eine klare Vision haben, müssen Sie Ihren Weg dorthin genau planen – was Sie erreichen und was Sie vermeiden wollen.
Etablieren Sie Governance und Guidelines: Wer ist für die Umsetzung der Strategie verantwortlich? Wie werden die Inhalte koordiniert? Wie ist das Zuhören und Reagieren auf Kundenanfragen organisiert? Wenn Sie die Fragen klar beantworten und sich daran halten, dann hilft Ihnen dies, mehr Zeit für Ihre Wachstumsstrategie zu verwenden, ohne sich zu verlieren.
Sichern Sie Mitarbeiter, Ressourcen und Gelder: In einem frühen Stadium kann die Social Media Kampagne noch zu einer Agentur outgesourct sein. Gleichzeitig sollten Sie innerhalb Ihres Unternehmens interne Ressourcen aufbauen und weiterentwickeln, um Ihr Unternehmen auf ein höheres Niveau zu heben, gerade wenn der Social Prozess und Ihr Business wächst.
Investieren Sie strategisch in Technologie: Widerstehen Sie der Versuchung, immer nach den neuesten Technologien zu suchen, bevor Sie einen langfristigen Strategieplan haben. Warten Sie mit den größeren technologischen Investments bis zu dem Moment, wenn Sie einen strategischen Plan und eine klare Vision ausgearbeitet haben.
Gerade der letzte Punkt ist mit entscheidend: Keine vorschnelle Konzentration auf Tools und Instrumente oder Technologien. Stattdessen muss zuerst ein Strategie-Plan entwickelt werden, bevor man sich mit den Instrumenten beschäftigen kann, die den Gedanken des Planes nach innen wie nach außen weitertragen sollen beziehungsweise zu implementieren helfen. So schreibt Solis abschließend in seinem Blog: „It’s not so much about the terminology as much as it’s about your intentions, the expectations of your connected customers and employees, and how you improve connections, conversations, and experiences to grow your business and the value of the brand.“
Ach übrigens: Wer jetzt noch mehr Wissen von mir haben will, der darf sich gerne direkt bei mir melden. Also bis bald!
Bisherige Beiträge in der Serie „Digitales Wissen“
Hinweis: Diese 15 „Ausflüge“ entstammen meinem Buch: „Die digitale Kommunikationsstrategie. Praxis-Leitfaden für Unternehmen. Mit Case Studys und Expertenbeiträgen. Für eine Kommunikation in digitalen Zeiten.“ Weitere Infos zum Buch, Hintergründe zur Entstehung des Leitfadens, Vorstellung der Gastautoren und verwendete Studien, Bestellung von Rezensions-exemplaren sowie ein Link zur Buchbestellung finden sich hier.
Dominik Ruisinger, Inhaber: Dominik Ruisinger (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.
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