D21-Digi­tal-Index: Die etwas weni­ger gespal­te­ne Gesellschaft

D21-Digi­tal-Index: Die etwas weni­ger gespal­te­ne Gesellschaft

Die Deut­schen schei­nen in der digi­ta­len Gesell­schaft ange­kom­men zu sein – wenn auch wei­ter­hin mit kräf­ti­gen Unter­schie­den. So zumin­dest das Fazit des D21-Digi­tal-Index. Jähr­lich zeich­net die Stu­die der Initia­ti­ve D21 ein Lage­bild davon, wie die Gesell­schaft zu den Her­aus­for­de­run­gen des digi­ta­len Wan­dels steht bzw. wie sich der Digi­ta­li­sie­rungs­grad der deut­schen Gesell­schaft ent­wi­ckelt. Zum 10-jäh­ri­gen Stu­di­en­ju­bi­lä­um wur­de der Digi­tal-Index um einen Resi­li­enz-Fak­tor ergänzt, heißt über­setzt: Besit­zen die Men­schen not­wen­di­ge Fähig­kei­ten, um die ein­her­ge­hen­den Ver­än­de­run­gen zu anti­zi­pie­ren, zu reflek­tie­ren und zu adaptieren? 

Der D21-Digi­tal-Index zählt für mich zu den wich­tigs­ten Stu­di­en rund um die The­men Digi­ta­li­sie­rung, digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on und damit natür­lich digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on. Schon vor kur­zem bin ich in einem Lin­ke­dIn-Post auf eini­ge Ergeb­nis­se ein­ge­gan­gen. Doch die Stu­die ist mir zu wich­tig, sodass ich ihr die­ses »Gedan­ken­spiel« wid­men will. Schließ­lich lie­fert sie Ori­en­tie­rung, Anhalts­punk­te und Ent­schei­dungs­vor­la­gen – gera­de für Akti­ve im Bereich der digi­ta­len Kommunikation. 

Da die Stu­die äußerst umfang­reich ist, habe ich mich auf 7 The­men und Aus­sa­gen fokussiert:

1. Digi­ta­li­sie­rungs­grad mit viel Potenzial

Die Digi­ta­li­sie­rung ist fes­ter Bestand­teil des Lebens der meis­ten Men­schen hier­zu­lan­de. Über die Hälf­te (57 %) der Men­schen haben die Digi­ta­li­sie­rung fest in ihr Leben inte­griert. Dies betrifft Zugang zu den digi­ta­len Medi­en, digi­ta­le Kom­pe­ten­zen, regel­mä­ßi­ge Nut­zung digi­ta­ler Instru­men­te sowie die Ein­stel­lung zur Digi­ta­li­sie­rung. Und doch zei­gen die Zah­len, dass sich der aktu­el­le Digi­ta­li­sie­rungs­grad der deut­schen Gesell­schaft nur im Mit­tel­feld bewegt – mit viel Poten­zi­al nach oben.

2. Digi­ta­le Spal­tung bleibt bestehen

Digi­ta­le Spal­tung im Digi­tal-Index 2022/​2023

Die Mehr­heit der Men­schen ist zwar in der digi­ta­len Welt ange­kom­men: So kön­nen 55 Pro­zent als digi­ta­le Mit­te im digi­ta­len Wan­del gut mit­hal­ten und sind 29 Pro­zent als digi­ta­le Pro­fis in der digi­ta­len Welt wirk­lich zu Hau­se. Jedoch ver­fü­gen wie­der­um 14 Pro­zent weder über die Kom­pe­tenz, noch wol­len sie der Digi­ta­li­sie­rung Raum in ihrem Leben geben. Gera­de älte­re Frau­en, Men­schen mit gerin­ger Bil­dung und gerin­gem Ein­kom­men sowie Arbeits­lo­se ste­hen im digi­ta­len Abseits.

3. Täg­li­che Online-Nut­zung wei­ter­hin begrenzt

Die Inter­net­nut­zung hat wei­ter zuge­nom­men und liegt heu­te bei 93 Pro­zent. Bei der mobi­len Nut­zung stieg sie immer­hin auf 84 Pro­zent an. Dies betrifft jedoch die zumin­dest wöchent­li­che Nut­zung. Viel aus­sa­ge­kräf­ti­ger für die digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on ist jedoch die täg­li­che Nut­zung. Denn nur Men­schen, die täg­lich online aktiv sind, sind wirk­lich über die eige­nen Bot­schaf­ten zu errei­chen. Und die­se Quo­te liegt wie­der­um – so die ARD-ZDF-Online­stu­die – „erst“ bei 80 Pro­zent, die ich hier in einem ande­ren “Gedan­ken­spiel” beschrie­ben hatte.

4. Geteil­tes Bild bei der digi­ta­len Resilienz

Eine Spal­tung ist auch bei der erst­ma­li­gen Fra­ge zur digi­ta­len Resi­li­enz zu beob­ach­ten. Danach kön­nen 64 Pro­zent die Her­aus­for­de­run­gen des digi­ta­len Wan­dels bewäl­ti­gen. Dage­gen fällt es gut 1/​3 der Bevöl­ke­rung schwer, sich an die Ver­än­de­run­gen des digi­ta­len Wan­dels anzu­pas­sen. Sie besit­zen nicht die not­wen­di­gen Ein­stel­lun­gen und Fähig­kei­ten, um dem digi­ta­len Wan­del resi­li­ent zu begeg­nen. Dies betrifft im deut­lich stär­ke­ren Maße die neu­en Bun­des­län­der, was ver­mut­lich wie­der­um auf ein durch­schnitt­lich gerin­ge­res Bil­dungs­ni­veau zurück­zu­füh­ren ist.

5. Bewusst­sein für Chan­cen wie Gefahren

Mehr als die Hälf­te der Bevöl­ke­rung (56 %) teilt die Auf­fas­sung, dass die Digi­ta­li­sie­rung für Deutsch­land in Zukunft posi­ti­ve Ver­än­de­run­gen brin­gen wird. Gleich­zei­tig sieht eine Mehr­heit der Bevöl­ke­rung (64 %) in der geziel­ten Ver­brei­tung von Falsch­in­for­ma­tio­nen im Netz eine der größ­ten Risi­ken der Digi­ta­li­sie­rung für die Demo­kra­tie. Trotz­dem lehnt die Ein­schrän­kun­gen ab: Ihr ist es wich­ti­ger, frei die eige­ne Mei­nung im Netz äußern zu kön­nen, als dass Inhal­te auf belei­di­gen­de oder demo­kra­tie­feind­li­che Äuße­run­gen kon­trol­liert werden.

6. Lie­be zur Vogel-Strauß-Taktik

Einer deut­li­chen Mehr­heit der Berufs­tä­ti­gen ist bewusst, dass sich Beru­fe und Tätig­kei­ten in den nächs­ten Jah­ren durch die Digi­ta­li­sie­rung stark ver­än­dern wer­den bzw. dass sie sogar ganz weg­fal­len wer­den. Gleich­zei­tig glau­ben die meis­ten der Befrag­ten, dass dies nicht den eige­nen Job betref­fen wer­de. Ganz im Gegen­teil: Nur ein Bruch­teil ver­mu­tet jedoch, selbst davon betrof­fen zu sein. Hallo?!

7. Kaum Inter­es­se an eige­ner Fortbildung

Zu wenig Inter­es­se an digi­ta­ler Fortbildung

80 Pro­zent stim­men der Aus­sa­ge zu, dass man ohne Grund­kennt­nis­se der Digi­ta­li­sie­rung künf­tig kaum Chan­cen auf dem Arbeits­markt haben wer­de. Jedoch ver­fügt nur die Hälf­te über digi­ta­le Basis­kom­pe­ten­zen. Trotz­dem wer­den digi­ta­le Fort­bil­dungs­maß­nah­men nur begrenzt genutzt. So haben im letz­ten Jahr nur knapp 16 Pro­zent der Beschäf­tig­ten bezahl­te Inhouse-Schu­lun­gen oder Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te in Anspruch genom­men. Wenig ermu­ti­gend: 39 Pro­zent der Men­schen mit for­mal nied­ri­ger Bil­dung haben sich in den letz­ten 12 Mona­ten kein digi­ta­les Wis­sen angeeignet.

Fazit: Wer sich bil­det, der wird’s schaffen

Trotz posi­ti­ver Ent­wick­lun­gen ist es bis heu­te nicht gelun­gen, die digi­ta­le Spal­tung in der Gesell­schaft zu schlie­ßen. Dies zeigt sich sowohl beim aktu­el­len Ver­hal­ten in der digi­ta­li­sier­ten Welt als auch bei der digi­ta­len Resi­li­enz. Wei­ter­hin dro­hen Älte­re, weni­ger Gebil­de­te und an Wei­ter­bil­dung wenig Inter­es­sier­te im digi­ta­len Abseits zu ste­hen. Die­se Grup­pen ver­lie­ren immer stär­ker den Anschluss, gesell­schaft­lich wie öko­no­misch. Genau hat­te ich auch mit Bezug auf frü­he­re Stu­di­en immer wie­der betont. Um gera­de die­se Men­schen zu errei­chen und zu inte­grie­ren, bedarf es künf­tig wei­te­rer erheb­li­cher Anstrengungen. 

Eine ande­re Dis­kre­panz aus dem Digi­tal-Index sehe ich beim Blick auf mor­gen – zwi­schen Wis­sen und Action: Einer­seits stimmt mich posi­tiv, dass sich die meis­ten Men­schen der Bedeu­tung digi­ta­ler Kom­pe­ten­zen durch­aus bewusst sind. Rund 1/​4 der Bevöl­ke­rung weiß, dass künf­tig noch viel kom­ple­xe­re Fähig­kei­ten not­wen­dig wer­den, um am digi­ta­len Leben selbst­be­stimmt teil­ha­ben zu kön­nen. Für mich als Wis­sens­ver­mitt­ler lässt sich dies in die Not­wen­dig­keit des lebens­lan­gen Ler­nens über­set­zen. Ande­rer­seits schei­nen die wenigs­ten sich bewusst zu sein, dass dies eng mit der eige­nen Wei­ter­bil­dung ein­her­ge­hen muss. Fehlt jedoch die­se Bereit­schaft, hat dies gera­de in einem Land, das auf Wis­sen basiert, nega­ti­ve Konsequenzen.

Ein­fach gesagt: Nur wer den Ver­än­de­run­gen kom­pe­tent und offen begeg­net und sich stän­dig fit für die Zukunft macht, wird von der digi­ta­len Welt künf­tig pro­fi­tie­ren kön­nen. Alle ande­ren wer­den an der Sei­te verbleiben.

Gedan­ken­spie­le: 3x Stu­di­en, 3x Social Media Power, 3x KI-Tools

Gedan­ken­spie­le: 3x Stu­di­en, 3x Social Media Power, 3x KI-Tools

In den letz­ten 2 Wochen sind 3 neue Stu­di­en erschie­nen: D21-Digi­tal-Index, Glo­bal Digi­tal Report und Edel­man Trust Baro­me­ter. Und die Ergeb­nis­se sind teil­wei­se ermu­ti­gend, teils ver­wir­rend, teil­wei­se nach­denk­lich machend, teil­wei­se einend und teil­wei­se tei­lend. Auch wenn mei­ne Time­lines auf Twit­ter und Lin­ke­dIn wei­ter­hin vom The­ma ChatGPT & Co. geprägt sind, lie­fern die Ergeb­nis­se gera­de sol­che Stu­di­en wich­ti­ge Erkennt­nis­se für jede Kon­zep­tio­ne­rin und jeden Stra­te­gen, für Ziel­grup­pen­an­spra­chen und die Con­tent-Aus­spie­lung.

Trotz­dem kom­me ich in die­sen Gedan­ken­spie­len nicht am The­ma AI vor­bei. Die­ses Mal mit dem Fokus auf hilf­rei­chen Tools – zum Schrei­ben wie zum Erken­nen. Ach ja: Und wer sich fragt, für wel­che Anwen­dungs­be­rei­che sich ChatGPT im SEO-Bereich nut­zen lässt, soll­te sich die­ses Video SEO mal anse­hen. Viel Spaß mit mei­nen Lesetipps.

In eige­ner Sache.

Pra­xis­test: Wie hoch­wer­tig schreibt ChatGPT Online-Tex­te?
In den letz­ten Wochen habe auch ich viel mit dem The­ma AI und mit diver­sen Chat­bots her­um­ge­spielt. Als Trai­ner und Autor des Fach­bu­ches »Pra­xis Online-Tex­ten« habe ich mich gefragt, wie gut AI die Regeln des Online-Tex­tens beherrscht? Also habe ich ChatGPT gefüt­tert und die Ergeb­nis­se nach Erkennt­nis­sen moder­ner Online-Tex­te über­prüft.
P.S.: Natür­lich war mein Prompt sehr ober­fläch­lich formuliert.

3x Stu­di­en

  • D21-Digi­tal-Index: Ange­kom­men im digi­ta­len Wan­del
    Auch wenn es noch lan­ge nicht für alle gilt: Die Mehr­heit der Deut­schen scheint in der digi­ta­len Gesell­schaft ange­kom­men zu sein. So das Ergeb­nis des D21-Digi­tal-Index. Die­ser zeich­net jähr­lich ein Lage­bild davon, wie unse­re Gesell­schaft zu den Her­aus­for­de­run­gen des digi­ta­len Wan­dels steht. Posi­tiv stimmt mich als Wis­sens­ver­mitt­ler, dass rund ¼ der Bevöl­ke­rung sich bewusst ist, dass künf­tig noch viel kom­ple­xe­re Fähig­kei­ten not­wen­dig wer­den, um am digi­ta­len Leben teil­ha­ben zu können.
  • Digi­tal 2023: Kür­zer online mit Social als Such­tool
    Die Zeit, die wir online ver­brin­gen, ist zurück­ge­gan­gen, das Wachs­tum bei den Inter­net- und Social Media Usern hat sich ver­lang­samt, die Zeit, die wir in den Social-Media-Kanä­len ver­brin­gen, wächst weni­ger stark, dafür wer­den die Kanä­le immer stär­ker zu Such­ma­schi­nen. Dies sind 4 Ergeb­nis­se aus dem Glo­bal Digi­tal Report 2023. Die geschätz­te Marie-Chris­ti­ne Schind­ler hat sich die 450 Sei­ten star­ke 2023-Stu­die näher ange­se­hen – und für die DACH-Län­der heruntergebrochen.
  • Edel­man Trust Baro­me­ter: Wenig Ver­trau­en in Medi­en
    Das Ver­trau­en der Men­schen in Deutsch­land lässt nach – in Insti­tu­tio­nen, in Medi­en und in die Poli­tik. Immer mehr Men­schen sehen eine wach­sen­de Kluft zwi­schen Anders­den­ken­den und damit eine Pola­ri­sie­rung als Nähr­bo­den für Kon­flik­te. Zu die­sen nach­denk­li­chen Stu­di­en-Ergeb­nis­sen kommt das Edel­man Trust Baro­me­ter 2023. Habe ich nicht bereits 2021 in einem Bei­trag gefor­dert, dass wir weni­ger schwarz und weiß, son­dern mehr grau (in der Spra­che) benötigen?

3x Social Media Strategien

  • Face­book-Algo­rith­mus: Fak­to­ren und Signa­le
    Der Face­book-Algo­rith­mus bleibt für vie­le ein Mys­te­ri­um. Dabei gibt es durch­aus Ran­king-Fak­to­ren und Signa­le, die bekannt sind, die Face­book posi­tiv stimmt und an denen sich jeder und jede ori­en­tie­ren kann. Die­ser Bei­trag lie­fert eini­ge hilf­rei­che Tipps für eige­ne Pos­tings – auch wenn der Begriff »Trick­kis­te« völ­li­ger Quatsch ist.
  • Pra­xis­leit­fa­den: Von der Stra­te­gie zum Bei­trag
    Ja, eine Social Media Stra­te­gie ist eine grö­ße­re Auf­ga­be. Und dafür gibt es hilf­rei­che Bücher, wie zum Bei­spiel mei­nen Leit­fa­den „Die digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gie“. Wer es etwas kom­pak­ter haben will, dem emp­feh­le ich die­sen hilf­rei­chen wie lau­ni­schen Leit­fa­den von Kai Thrun. Und voll­kom­men rich­tig: „Eine One-fits-all-Lösung gibt es wirk­lich nicht“.
  • Mes­sung: Die Unter­schei­dung KPIs vs, Metri­ken
    Wenn es um die Mes­sung von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­er­fol­gen geht, dann wer­den Begrif­fe ger­ne durch­ein­an­der gewor­fen. Wor­in unter­schei­den sich bei­spiels­wei­se KPIs von Metri­ken? Sind das alles Leis­tungs­kenn­zah­len? Und was sind wirk­lich rele­van­te KPIs? Die­ser Bei­trag erläu­tert die wesent­li­chen Unter­schie­de bzw. das Zusam­men­spiel bei­der Faktoren.

3x KI-Tools

  • Tools: 8 ChatGPT Alter­na­ti­ven
    ChatGPT ist mal wie­der down? Das kann öfters pas­sie­ren. Denn der AI Chat­bot scheint von sei­nem eige­nen Erfolg über­rollt zu wer­den. Wie gut, dass es Alter­na­ti­ven gibt. Der Tool­tes­ter hat dazu 8 kos­ten­lo­se wie kos­ten­pflich­ti­ge Alter­na­ti­ven getes­tet und vor­ge­stellt, von denen die meis­ten das­sel­be GPT‑3 Lan­guage Modul nut­zen – wie Copy​.ai, Jas­per, Play­ground oder Lex.
  • Tools: 12 Tools zum Erken­nen von KI-Tex­ten
    Die Dis­kus­si­on um die Chan­cen und Risi­ken von KI erstell­ten Tex­ten ist in vol­lem Gan­ge. Doch wie lässt sich zuver­läs­sig ana­ly­sie­ren, wel­che Tex­te mensch­lich und wel­che von einer KI erstellt wur­den? Der Tool-King Jens Polom­ski hat sich 12 Tools ange­se­hen, von denen jedoch nur 1 Tool deut­sche Tex­te als KI-made identifizierte.
  • Tool: KI-Vide­os per Quick­Vid
    “What’s your video about?” Dies ist die ein­zi­ge Fra­ge, die mit einem Schlag­wort oder einem Satz beant­wor­tet wer­den muss. Von die­sem Moment an kom­bi­nier­te Quick­Vid meh­re­re KI-Sys­te­me, um auto­ma­tisch Kurz­vi­de­os für Platt­for­men wie You­Tube, Insta­gram, Tik­Tok & Co. zu erstel­len – samt Key­words, Back­ground-Video, DALL‑E gene­rier­te Bil­der und Voice­over. Hier mein ers­tes Beispiel.
Pra­xis­test: Wie qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig schreibt ChatGPT Online-Texte?

Pra­xis­test: Wie qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig schreibt ChatGPT Online-Texte?

In den letz­ten Wochen habe ich viel mit dem The­ma AI, ChatGPT und mit diver­sen Chat­bots her­um­ge­spielt. Schließ­lich ist dies nicht nur eines der aktu­el­len Trends unse­rer Zeit, son­dern mit Sicher­heit auch eines der Kern­the­men der nächs­ten Jah­re. Und dies gera­de für Per­so­nen wie mich, die sich tag­täg­lich mit der Ent­wick­lung, den Stra­te­gien, den Kanä­len und den Tex­ten der Kanä­le in der digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­on beschäf­ti­gen. Doch wie gut ist die AI im Bereich Online-Tex­ten? Ein aus­führ­li­cher Praxistest.

Vor gut einem Jahr habe ich ein Buch über das Online-Tex­ten geschrie­ben und publi­ziert. In die­sem habe ich mich aus­führ­lich mit unse­rem Lese­ver­hal­ten, mit Auf­bau und Struk­tu­rie­rung von Tex­ten, mit der Rol­le von SEO u. v. a. m. beschäf­tigt – hin­sicht­lich von Tex­ten für Web­sei­ten, Blogs, News­let­ter und Social-Media-Kanä­le. In die­sem Zusam­men­hang hat­te mein lie­ber Kol­le­ge und Freund Andre­as Schö­ning einen Gast­bei­trag zum »Auto­ma­ti­sier­ten Tex­ten« geschrie­ben – und dabei die damals bei uns schon vor­han­de­nen Tools vor­ge­stellt und prak­tisch angewendet. 

ChatGPT – Ergeb­nis­se aus Sicht eines Online-Texters

Dies war der Anfang einer Ent­wick­lung. Doch spä­tes­tens seit ChatGPT by Micro­soft, Bard by Alpha­bet oder Ernie by Bai­du hat das The­ma gera­de in den letz­ten 3 Mona­ten extrem an Fahrt auf­ge­nom­men. Natür­lich wird dies die Arbeit jeder Tex­te­rin und jedes Tex­ters ver­än­dern. Seit­dem wird viel über die Chan­cen und Vor­tei­le sowie die Risi­ken und Ein­schrän­kun­gen diskutiert. 

Nur: Wie gut sind die Tools denn wirk­lich in der Pra­xis, wenn man das Ergeb­nis mit den zen­tra­len Regeln des Online-Tex­tens spie­gelt? Und wen könn­te man dazu am bes­ten fra­gen? Natür­lich ChatGPT selbst. Also habe ich ihm die fol­gen­de Fra­ge und Auf­ga­be gestellt:

Wie schreibt man gute Online-Texte? Frage von Dominik Ruisinger an den ChatGPT.
Fra­ge an ChatGPT zum Online-Texten

Sehen wir uns das Ergeb­nis aus Sicht einer Pro­fi-Tex­te­rin oder eines Pro­fi-Tex­ters genau­er an und bewer­ten es nach Schul­no­ten: Also Titel, Teaser, Fließtext.

1) Der Titel: Schul­no­te befriedigend

Titel erstellt von ChatGPT zum Thema Erstellung von Online-Texten
Der Titel von ChatGPT zum Online-Texten

For­mel­les: Der Titel ist klar und ver­ständ­lich for­mu­liert und bringt das The­ma auf den Punkt. Das ist okay. Tech­nisch wählt ChatGPT eine Kom­bi­na­ti­on aus Spitz­mar­ke »Gute Online-Tex­te schrei­ben« und Listic­le (»Tipps für eine erfolg­rei­che Online-Prä­senz«). Erwar­tet wird bei die­sem Titel ein Listic­le-Arti­kel, der sich schnell über­flie­gen lässt. Noch bes­ser wäre es gewe­sen, der Lese­rin sofort die Zahl der Tipps anzu­zei­gen – à la: »Die­se 7 Tipps wer­den dir hel­fen«. Zudem stol­pert die Lese­rin über die Dopp­lung »Online-Tex­te« + »Online-Prä­senz«. Die­se ist nicht not­wen­dig und führt mit dem Begriff »Online-Prä­senz« sogar etwas in die Irre.

SEO: ChatGPT hat die Key­words »Online-Tex­te« und »Tipps« inte­griert. Die­se Begrif­fe sind okay, aber nicht uni­que. Schließ­lich gibt es zahl­rei­che wei­te­re Tex­te mit die­sen Key­words, mit denen der Text kon­kur­rie­ren wird. Zudem ist der Titel – durch die Dopp­lung – mit 71 Zei­chen und 638 Pixel zu lang – und wird damit von den meis­ten Sys­te­men abgeschnitten.

Fazit: Zusam­men­ge­fasst hät­te ein Online-Tex­ter zwar nicht uni­que, aber dafür ein­fa­cher getitelt:

»Die 7 wich­tigs­ten Tipps für bes­se­re Online-Texte«.

2) Der Teaser: Schul­no­te ausreichend

Teaser erstellt von ChatGPT zum Thema Erstellung von Online-Texten
Teaser geschrie­ben von ChatGPT zur Fra­ge zum Online-Texten

For­mel­les: Wir leben in einer Zeit der kur­zen Zeit­fens­ter. Die meis­ten von uns sind Skim­mer oder Scan­ner, die Bei­trä­ge quer­le­sen oder über­flie­gen. Jeder über­flüs­si­ge Satz und jede offen­sicht­li­che Wie­der­ho­lung ist erschwe­rend. Teaser müs­sen daher Titel ergän­zen und nicht wie­der­ho­len. Vor allem müs­sen sie Lese­rin­nen und Leser direkt in den Text hin­ein­zie­hen. Die Wie­der­ho­lung des Titels im Teaser in unse­rem Bei­spiel ist dage­gen ermüdend. 

Statt­des­sen soll­ten wir bei Teasern nach dem Reiz-Kern­the­se-Ram­pe-Sche­ma­ta vor­ge­hen, wie die Vor­ge­hens­wei­se beim Spie­gel heißt. Ein­fach gesagt: 

  • Der 1. Satz muss rei­zen und hineinziehen,
  • der 2. kann erklä­ren und News aufzeigen, 
  • der 3. soll Neu­gier­de und Lust erzeu­gen, um den Klick (CTA) zu provozieren. 

Zumin­dest der letz­te Satz kün­digt ganz gut an, was die Lese­rin wei­ter erwar­ten kann, auch wenn der Satz mit »hier erfah­ren Sie« sehr pas­siv und mit einem schwa­chen Verb for­mu­liert wurde.

SEO: ChatGPT wie­der­holt im 1. Satz sofort die Begrif­fe aus dem Titel, um die­sen – auch gegen­über Such­ma­schi­nen – eine beson­de­re Bedeu­tung zu geben. Die­se Vor­ge­hens­wei­se hat vie­les von ihrer frü­he­ren Rele­vanz ver­lo­ren, ins­be­son­de­re dann, wenn der Teaser nur den Titel in den­sel­ben Begrif­fen wie­der­holt. Zudem ist der Teaser mit 375 Zei­chen und 946 Pixel von der Län­ge gera­de noch pas­send, auch wenn er von Sys­te­men abge­schnit­ten wer­den könnte.

Fazit: Prä­gnan­ter for­mu­liert hät­te der­sel­be Teaser lau­ten können: 

“Ob Web­sei­te, Blog, Maga­zin oder Social-Media-Kanal: Online-Tex­te sind ent­schei­dend für den Erfolg im Netz. In die­sem Bei­trag lie­fern wir Ihnen 7 Schreib­tipps, damit Ihre Text­bei­trä­ge bes­ser ankom­men: zu Ziel­grup­pen, Struk­tu­ren, Spra­che, Visua­li­sie­rung und Sichtbarkeit.”

3) Der Fließ­text: Schul­no­te befriedigend

Fließtext von ChatGPT zum Thema Erstellung von Online-Texten
Fließ­text von ChatGPT zum The­ma Onllne-Texten

For­mel­les: Wer Lese­rin­nen dazu gebracht hat, sich nach dem Titel und dem Teaser mit dem Fließ­text zu beschäf­ti­gen, hat schon eini­ges erreicht. Jetzt kommt es dar­auf an, ihre Neu­gier­de sofort mit wei­te­ren Mehr­wer­ten zu binden. 

Ein­stieg: ChatGPT steigt jedoch mit einem Aller­welts­satz ein »Ein guter Online-Text ist für das World Wide Web uner­läss­lich.« Spä­tes­tens jetzt ist die Lese­rin ein­ge­schla­fen und auf jeden Fall weg. Auch der wei­te­re Inhalt des ers­ten Absat­zes bringt immer noch kei­nen Mehr­wert, auf den die Lese­rin aber sehn­süch­tig lau­ert. Ver­schenk­te Lebens­zeit, wird sie sich denken. 

For­mat: Ab dem 2. Absatz kom­men wir zu den Inhal­ten. Ab hier hapert es am For­mat. Im Titel war von Tipps gespro­chen wor­den – dies ver­bin­den die meis­ten Men­schen mit einer Auf­zäh­lung. ChatGPT schreibt aber einen nur leicht geglie­der­ten Fließ­text. Im Ver­gleich zu einem Listic­le lässt sich die­ser Text nur schwer quer­le­sen. Dies wird dadurch ver­stärkt, dass der Tex­te weder Zwi­schen­ti­tel beinhal­tet, noch nach dem Prin­zip der umge­kehr­ten Pyra­mi­de auf­ge­baut ist. Die­ses besagt, dass die wich­tigs­ten Argu­men­te mög­lichst weit oben ste­hen sollten. 

Inhalt (ver­al­tet): Inhalt­lich ist der Text in Ord­nung. So wer­den hilf­rei­che Tipps bei der Redak­ti­on eines Online-Tex­tes auf­ge­zählt – zumin­dest bis zu der Stel­le, in der der Text abge­bro­chen wird. Jedoch scheint der etwas bra­ve Text aus einer ver­gan­ge­nen Zeit zu stam­men. So fehlt doch eini­ges, was heut­zu­ta­ge moder­nes Online-Tex­ten ausmacht:

  • Was ist mit der Fet­tung der zen­tra­len Begrif­fe, um das Lese­rin­nen-Auge bes­ser zu leiten?
  • Was ist mit dem Ver­lin­ken ver­wand­ter inter­ner wie exter­ner Tex­te und Doku­men­te, wenn sie einen wirk­li­chen Mehr­wert zum Text beisteuern?
  • Was ist mit dem Set­zen von Hash­tags, um bei­spiels­wei­se die inter­ne Navi­ga­ti­on zu erleichtern?
  • Was ist mit der Inte­gra­ti­on nicht nur von Bil­dern, Gra­fi­ken oder Tabel­len, son­dern auch von Vide­os und Social-Media-Pos­tings wie Tweets etc.?
  • Was ist mit den Sha­ring-Optio­nen, um den Bei­trag in die Social-Media-Welt zu tei­len? Ganz nach dem KISS-Prin­zip: “Keep it signi­fi­cant and shareable”?

Dies sind sicher­lich nur eini­ge Aspek­te. Ande­re Kri­te­ri­en wie das F‑Pattern kön­nen hier nicht ange­wandt wer­den, da ChatGPT bei der Text­aus­ga­be natür­lich auf Gestal­tungs­ele­men­te verzichtet.

Fazit: Chat­bots lie­fern die Pflicht, Men­schen die Kür

Bin ich als Tex­ter oder Tex­te­rin heu­te über­flüs­sig? Stand heu­te kei­nes­wegs. Benö­ti­ge ich mein Wis­sen heu­te noch, was ich im Rah­men mei­ner jour­na­lis­ti­schen und PR-Wege errun­gen habe? Auf jeden Fall. 

Arti­fi­ci­al Intel­li­gence Tools jeg­li­cher Art sind wirk­li­che fan­tas­ti­sche Hilfs­in­stru­men­te – mit Beto­nung auf Hil­fe. Sie hel­fen mir nicht nur, Bil­der (wie das Titel­bild via DALL‑E) oder Vide­os (z.B. mein Par­füm-Video via Quick​Vid​.ai) über die Platt­form Ope­nAi oder ande­re zu erstel­len. Als Tex­ter hel­fen sie mir gera­de auch dann, wenn ich mal wie­der vor einem lee­ren Blatt Papier ver­har­re und den ers­ten Krea­tiv-Tritt in den Aller­wer­tes­ten benötige. 

Video über Par­füms von Domi­nik Rui­sin­ger via QuickVid

Final gesagt: Sol­che Hilfs­in­stru­men­te lie­fern einen Rah­men, der sich dann opti­mie­ren lässt. Dies habe ich an mei­nem Bei­spiel mit den Regeln des moder­nen Online-Tex­tens geschil­dert, die ich in mei­nem aktu­el­len Buch »Pra­xis Online-Tex­ten« aus­führ­lich beschrei­be. Also: Chat­bots lie­fern die Pflicht, Men­schen die Kür. Und das wird sicher­lich noch eine Wei­le so bleiben.

Gedan­ken­spie­le: 3x Stu­di­en, 3x Social Media Power, 3x KI-Tools

Gedan­ken­spie­le: Über Algo­rith­men, Video-Trends 2023 und etwas ChatGPT

Wer Kom­mu­ni­ka­ti­ons­leu­te nach dem prä­gen­den The­ma des ers­ten Monats 2023 fragt, bekommt mit Sicher­heit eine recht ein­heit­li­che Ant­wort: ChatGPT bzw. die Erstel­lung von Con­tent mit­tels Künst­li­cher Intel­li­genz. Natür­lich ist auch an mir das The­ma nicht vor­bei­ge­gan­gen, wor­über ich u.a. aktu­ell auf Lin­ke­dIn immer wie­der dis­ku­tie­re. Dazu wer­de ich in Kür­ze einen wei­te­ren Fokus-Arti­kel zu die­sem The­ma hier im Blog publi­zie­ren. Trotz die­ses Mega-The­mas möch­te ich in die­sem Gedan­ken­spiel aber den Blick auf wei­te­re Topics und Trends 2023 rund um die digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on len­ken, die eben­falls span­nend und dis­kus­si­ons­wür­dig sind. Dar­um viel Spaß mit mei­nen 10 Lesetipps.


In eige­ner Sache.

  • Dop­pel­mo­ral: Von Elon-Jün­gern und Musk-Mora­lis­ten
    In den letz­ten Mona­ten gab es eine Kon­stan­te in der Öffent­lich­keit: die Kri­tik an Elon Musk nach der Über­nah­me von Twit­ter. Wie rück­sichts­los er mit Mit­ar­bei­ten­den umgeht. Was für Ideen er hat, negiert, ver­wirft. Und was für eine Unsi­cher­heit er Twit­ter beschert. Doch in die­sen Dis­kus­sio­nen steckt eine Dop­pel­mo­ral. Nicht, dass ich Musk ver­tei­di­gen will. Nur möch­te ich vie­len zuru­fen: „Das ist doch alles schon lan­ge bekannt, dam­ned!“ Ein Gedan­ken­spiel als Anstoß.

Stra­te­gi­sche Überlegungen.

  • Algo­rith­men: Hört auf, es Social Media zu nen­nen
    Wohin ent­wi­ckelt sich Social Media? Die­sel­be Fra­ge habe ich hier in mei­nem Bei­trag „Ano­ther end of Social Media“ eben­falls bereits auf­ge­wor­fen. Unab­hän­gig davon hat Enno Park recht: Fast alle Social-Media-Platt­for­men haben Algo­rith­men jus­tiert und so die Kon­trol­le über den aus­ge­spiel­ten Con­tent über­nom­men. So bestehen unse­re Feeds weit weni­ger aus sozia­len Bezie­hun­gen, denn aus Emp­feh­lun­gen von Algo­rith­men. Was bedeu­tet dies für unse­re Strategien?
  • Com­mu­ni­ty Manage­ment: Zen­tra­les Asset im Social-Media-Mar­ke­ting
    Eng ver­bun­den mit den aktu­el­len Ent­wick­lun­gen bei den Algo­rith­men ist die Fra­ge: War­um muss das Com­mu­ni­ty-Manage­ment im Social-Media-Zeit­al­ter ein so zen­tra­les Asset im Unter­neh­men sein? War­um geht das defi­ni­tiv nicht »neben­bei«? Die­ser umfang­rei­che Bei­trag zeigt auf, wie Com­mu­ni­ty Manage­ment stra­te­gisch aus­ge­rich­tet wer­den muss.
  • Buy­er Per­so­nas: Vor­la­gen, Bei­spie­le & Tipps
    Wenn wir schon bei Stra­te­gien sind: Seit vie­len Jah­ren bin ich bekannt­lich ein Fan des Per­so­na-Modells. War­um? Per­so­nas machen Ziel­grup­pen greif­ba­rer. Man erhält ein viel kon­kre­te­res Bild einer Ver­tre­te­rin der gewünsch­ten Ziel­grup­pe, um auf die­se den Con­tent zuzu­schnei­den. Aber nur dann, sofern sie mit rea­len Daten und Fak­ten gebil­det wur­de, wie hier gezeigt wird.

3 Social Media Trends 2023.

  • Trend 1: Video-Mar­ke­ting Trends 2023
    Shorter Short-Vide­os, KI-gene­rier­te Vide­os, SEO-opti­mier­ter Video-Con­tent und Live-Vide­os: Dies sind nur eini­ge der Trends im Video-Mar­ke­ting. Dass das Jahr 2023 ein (wei­te­res) Jahr des Vide­os wird, lässt sich schon jetzt erken­nen. Dazu hel­fen die kom­pak­ten Hin­wei­se zu eini­gen der wich­tigs­ten Video-Ent­wick­lun­gen im Bereich Social Media.
  •  Trend 2: Vira­ler Tik­Tok-Com­mer­ce
    Sau­cen, Taschen, Becher etc.: Tik­Tok sorgt immer wie­der für Hypes um ein­zel­ne Pro­duk­te, die viral gehen und dann sofort aus­ver­kauft sind – ganz nach dem Mot­to: „Tik­Tok made me buy it“. Die­ser Bei­trag erzählt die Geschich­te hin­ter eini­gen die­ser Pro­duk­te – über Grün­de­rin­nen, davon pro­fi­tie­ren­den Mar­ken und der Rele­vanz von Hash­tags, um auf Trends aufzuspringen.
  • Trend 3: Social CEO-Posi­tio­nie­rung
    Dass CEOs künf­tig immer stär­ker social agie­ren müs­sen, das ist den meis­ten heu­te bereits bewusst. Nur: Wer soll davon pro­fi­tie­ren? „Die CEO-Por­tio­nie­rung soll nicht auf einen Per­so­nen-Hype ein­zah­len, son­dern durch wer­ti­gen Con­tent einen Mehr­wert schaf­fen.“ Schließ­lich fun­giert der CEO als Aus­hän­ge­schild der Fir­ma. Inter­es­san­tes Inter­view zur Posi­tio­nie­rung im Social Web.

Tex­te + Tools.

  • Recht: Urhe­ber­recht bei KI-Wer­ken
    Wie sieht es mit dem Urhe­ber­recht bei KI basier­ten Text- und Bild­wer­ken aus? Also gera­de bei Tex­ten, die per ChatGPT erstellt wur­den? Der geschätz­te Cars­ten Ulb­richt hat sich dem The­ma Künst­li­che Intel­li­genz ange­nom­men — aus recht­li­cher Sicht — und die zen­tra­len Rechts­fra­gen rund um das Urhe­ber­recht näher betrachtet.
  • SEO: Ran­ken AI-Tex­te bei Goog­le?
    Erhal­ten auto­ma­tisch per KI erzeug­te Bei­trä­ge eine gute Sicht­bar­keit? Laut Sis­trix-Chef Johan­nes Beus kann dies funk­tio­nie­ren. Vor­aus­set­zung: Die Qua­li­tät aus Sicht von Goog­le stimmt: „Gelingt es Goog­le, dass Autoren mit den unter ihren Namen ver­öf­fent­lich­ten Inhal­ten maschi­nen­les­bar für die Qua­li­tät ein­ste­hen, kann der Such­ma­schi­ne der Weg der Con­ten­ter­stel­lung am Ende egal sein“.
  • Wirt­schafts­me­di­en: „Nein“ zu gegen­der­ten PR-Tex­ten
    Laut einer Umfra­ge von redRo­bin lehnt mit 84 % die gro­ße Mehr­heit der Finanz- und Wirt­schafts­pres­se gegen­der­te PR-Tex­te ab. Die Emp­feh­lung der betei­lig­ten Exper­tin: Jede Orga­ni­sa­ti­on soll­te ihre Spra­che an ihre jewei­li­ge Ziel­grup­pe anpas­sen – und nicht emo­tio­nal wer­ten. Schließ­lich sei es eine sehr per­sön­li­che Fra­ge, wie sich Men­schen zum Gen­dern positionieren.

Dop­pel­mo­ral: Von Elon-Jün­gern und Musk-Moralisten

Dop­pel­mo­ral: Von Elon-Jün­gern und Musk-Moralisten

In den letz­ten Wochen gab es eine Kon­stan­te in der Öffent­lich­keit: die Kri­tik an Elon Musk nach der Über­nah­me von Twit­ter. Wie rück­sichts­los er mit Mit­ar­bei­ten­den umgeht. Was für ein Geba­ren er pflegt. Was für Ideen er hat, negiert, ver­wirft. Und was für eine Unsi­cher­heit er Twit­ter beschert. Alles rich­tig. Doch in die­sen Dis­kus­sio­nen steckt eine Dop­pel­mo­ral. Nicht, dass ich Musk ver­tei­di­gen will. Aber vie­len Men­schen möch­te ich ger­ne zuru­fen: „Das ist doch alles schon lan­ge bekannt, dam­ned!“ Ein Gedan­ken­spiel als Anstoß für ein bes­se­res Jahr 2023.

Vor genau einem Jahr wähl­te das Time-Maga­zin Elon Musk zur „Per­son of the Year.“ Ein Jahr spä­ter zählt er zu den meist­ge­hass­ten Per­so­nen des Inter­nets. Oder zumin­dest der Social-Media-Bla­sen – spe­zi­ell bei uns. Denn Mas­sen-Ent­las­sun­gen, Team-Raus­schmis­se, Zorn-Aus­brü­che, Zick­zack-Kur­se, Dau­er-Wider­sprü­che pflas­tern sei­nen Weg, seit­dem er mehr oder weni­ger erzwun­gen Twit­ter über­nom­men hat. Ja, genau die­se Platt­form, die in Deutsch­land mit 4 Pro­zent Dai­ly Usern ein Stief­müt­ter­chen-Dasein fris­tet und in deren Bla­se sich vor allem Medi­en, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­leu­te, News-Jun­kies und etwas Poli­tik und Wis­sen­schaft tum­meln. Wie kam es zu die­sem Absturz?

Wirk­lich neu? Nein.

Bei all den – berech­tig­ten – Vor­wür­fen der letz­ten Wochen hat­te ich oft das Gefühl, all dies schon mal gehört bzw. gele­sen zu haben. Und richtig:

„Er ist weni­ger ein CEO auf der Jagd nach Reich­tum als ein Gene­ral, der sei­ne Trup­pen zum Sieg kommandiert.“

Buch von Ashlee Vance über Elon Musk
Buch von Ash­lee Van­ce über Elon Musk aus dem Jah­re 2015

Die­ses Zitat stammt nicht von heu­te. Son­dern aus der Bio­gra­fie „Elon Musk“ des süd­afri­ka­ni­schen Jour­na­lis­ten Ash­lee Van­ce. Aus dem Mai des Jah­res 2015 und damit mehr als 7 Jah­re alt. Also habe ich mir das Werk zwi­schen den Jah­ren noch­mals vor­ge­nom­men. Übri­gens kein Geheim­tipp: Ein Spiegel-Bestseller.

Gene­ral Musk und sei­ne Truppen

Dre­hen wir dazu die Zeit etwas zurück:

„Seit mitt­ler­wei­le zwei Jahr­zehn­ten ist Musk als Unter­neh­mer tätig und in die­ser Zeit hat er eine Spur von Men­schen hin­ter sich gelas­sen, die ihn ent­we­der bewun­dern oder verachten.“

Van­ce beschreibt Musk als Visio­när, der unse­rer Zeit oft vor­aus war und ist. Zurecht. Wer sich die Lis­te der Zukunfts­pro­jek­te durch­liest, an denen er betei­ligt ist, trifft ganz aktu­ell auf die Non-Pro­fit-Initia­ti­ve Ope­nAI. Damit hat Elon Musk zusam­men mit Micro­soft genau die­sen Chat­bot finan­ziert, mit dem wir gera­de alle spie­len und Tex­te – aber nicht die­sen hier! – schrei­ben lassen.

Dies ist nur eines sei­ner Zukunfts­pro­jek­te. Wie sag­te sei­ne Ex-Frau Jus­ti­ne über ihn doch so kennzeichnend:

„Er tut, was er will, und dabei ist er gna­den­los. Es ist Elons Welt und der Rest von uns lebt auch darin.“

Ihr Zitat macht deut­lich: Elon Musk ist ein Ego­ist, ein Beses­se­ner, ein Macht­mensch, ein rück­sichts­lo­ser Wirt­schafts­boss, aber auch ein Vor­den­ker, ein Macher, ein Hard Worker, ein Mann ohne Kom­pro­mis­se, ein lei­den­schaft­li­cher Ver­rück­ter, ja, ein von sich selbst Gehetz­ter. Ein Feld­herr, der in sei­nen Mit­ar­bei­ten­den übri­gens sei­ne haus­ei­ge­nen Trup­pen sieht, zumin­dest für die Zeit, für die er sie benötigt.

Fast alles schon bekannt

Nein, ich bin kein Freund von Elon. Aber – und dies soll­ten wir uns bewusst sein – all dies wis­sen wir schon seit bald 10 Jah­ren. Zumin­dest jene, die Buch oder eine der zahl­rei­chen Kri­ti­ken gele­sen haben. Neh­men wir uns eini­ge Kri­tik­punk­te vor:

  • Musk fehlt jeg­li­che Empa­thie. Ob der Man­gel an Loya­li­tät und mensch­li­cher Bin­dung auf sein angeb­li­ches Asper­ger-Syn­drom zurück­zu­füh­ren ist, ist offen.
    „Er weiß nur, was zum Teu­fel er erle­digt haben möch­te. Wer sich an die­sen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stil nicht gewöh­nen konn­te, dem erging es nicht gut.“
  • Musk agiert rück­sichts­los bezo­gen auf Mit­ar­bei­ten­de. Er feu­ert hoch­ran­gi­ge Füh­rungs­kräf­te – selbst lang gedien­te – Ver­trau­ens­per­so­nen, wenn sie nicht mehr sei­nen Vor­stel­lun­gen ent­spre­chen oder deren Leis­tun­gen er unter­durch­schnitt­lich fin­det.
    „Ich wür­de sagen, dass die Leu­te sehr viel Zeit für ihre Fami­li­en haben wer­den, wenn wir plei­te sind.“ (Elon Musk)

  • Musk kon­tak­tiert Mit­ar­bei­ten­de auch ger­ne am Wochen­en­de und erwar­tet dann von ihnen, dass sie sofort in der Fir­ma erschie­nen – selbst wenn sie bei­spiels­wei­se gera­de bei der Geburt ihres Kin­des dabei sein wol­len.
    „Sie müs­sen klä­ren, wo Ihre Prio­ri­tä­ten lie­gen. Wir ver­än­dern die Welt und die Geschich­te und ent­we­der sind Sie dabei oder nicht.“ (Elon Musk)
  • Musk for­der­te von sei­nen Mit­ar­bei­ten­den immer Höchst­leis­tun­gen. Nur die bes­ten und über ihre Gren­zen hin­aus­ge­hen­den kön­nen einen Arbeits­platz haben.

  • Musk droh­te eben­falls bereits an, Tes­la und SpaceX aus finan­zi­el­len Grün­den zu schlie­ßen, wenn nicht bestimm­te Erfol­ge erreicht wer­den. Tes­la soll­te – so die Idee damals – an Goog­le ver­kauft wer­den.
    (Btw: Auch Twit­ter soll­te in den Kri­sen­zei­ten der Ver­gan­gen­heit mal an Goog­le gehen.)
  • Musk „wech­selt sei­ne PR-Mit­ar­bei­ter noto­risch schnell aus“ bzw. ver­brauch­te „mit fast schon komi­scher Effi­zi­enz“ PR-Per­so­nal. Auch bei Tes­la strich der Kon­troll­freak ab und an die Pres­se­stel­le und ver­fass­te selbst „kämp­fe­ri­sche Tex­te“, um kri­ti­sche Behaup­tun­gen zu widerlegen.
  • Musk hat­te schon immer Zwei­fel am Bör­sen­gang sei­ner Unter­neh­men, da er auf die­se Wei­se die voll­stän­di­ge Kon­trol­le ver­lie­ren könnte.

Ein Zei­chen von Doppelmoral

Nicht, dass ich die­se Wesens­zü­ge posi­tiv fin­de. So wün­sche ich mir kei­nen CEO. Nur: Die Mit­ar­bei­ten­den hat­ten schon damals „kei­ner­lei Illu­sio­nen über Musks Per­sön­lich­keit, aber höchs­ten Respekt für sei­ne Visi­on und Dyna­mik bei ihrer Umset­zung“. Auch das steht in der erwähn­ten Biografie.

War­um ich das hier her­vor­kra­me: All die­se Aus­sa­gen sind damit 7 Jah­re alt. Wenn ich mich par­al­lel dazu an mei­ne Twit­ter- und Lin­ke­dIn-Time­lines vor 12 bis 24 Mona­ten erin­ne­re, dann fra­ge ich mich heute:

  • Was ist mit den Per­so­nen, die Musk als neu­en Revo­lu­tio­när, als Gott der Mobi­li­tät, als Vor­den­ker, als Mes­si­as der Elek­tro­mo­bi­li­tät in den Him­mel geho­ben haben?
  • Was ist mit den Per­so­nen gera­de aus Poli­tik, Wirt­schaft und Medi­en, die sich mit ihm als „Rock­star“ unbe­dingt in der Öffent­lich­keit zei­gen wollten?
  • Was ist mit den Per­so­nen, die sei­ne revo­lu­tio­nä­re Den­ke lob­ten und kürz­lich erst jubel­ten, als Musk in Bran­den­burg ein Tes­la-Werk eröffnete?
  • Was ist mit den Per­so­nen, die vor weni­gen Jah­ren stolz auf Twit­ter ver­kün­det hat­ten, dass sie die ers­ten sei­en, die einen Tes­la Model S bestellt hätten?
  • Was ist mit den Per­so­nen, die ins­be­son­de­re in den Jah­ren 2020 und 2021 die Tes­la-Aktie als Lieb­lings­pa­pier aus­er­ko­ren, wie sich dem Ran­king der belieb­tes­ten Akti­en 2021 ent­neh­men lässt, bevor die Aktie 2022 abstürzte?

War­um also jetzt?

Wo sind die alle denn geblie­ben? Sind sie mit ihren Mei­nun­gen unter­ge­taucht, weil die­se der­zeit nicht mehr en vogue sind? Oder haben sie alle umge­dacht und loben sich jetzt dafür, Twit­ter gegen Musk zu ver­las­sen? Nur – und das fra­ge ich mich aktu­ell: Woher kommt die­ser plötz­li­che Umschwung? Woll­ten wir damals alle ein­fach nur die Augen ver­schlie­ßen? Weil wir fas­zi­niert waren von Fort­schritt, Inno­va­ti­on, ja Revo­lu­ti­on und weil wir des­halb über vie­les hin­weg­ge­se­hen haben? Müss­ten wir uns dann nicht selbst viel tie­fer hinterfragen?

„Twit­ter und Tes­la, das sind doch zwei unter­schied­li­che Dinge.“ 

Das lese ich häu­fig. Moment. Ja. Aber immer noch der­sel­be Kopf, Elon Musk. Nur mit dem Unter­schied, dass er Tes­la – mehr oder weni­ger – mit­ge­grün­det und Twit­ter gekauft hat.

Elon Musk = »Hass­fi­gur der Spie­ßer«

Wie gesagt: Sein aktu­el­les Twit­ter-Geba­ren ist eine 1‑zu-1-Kopie sei­ner frü­he­ren Pro­jek­te, sein Ver­hal­ten nicht nur durch das Buch bekannt. Und die­ses lag kei­nes­wegs nur in Pusemuckel auf dem Gaben­tisch neben der Toi­let­te; es stand immer­hin als Spie­gel-Bestel­ler auf der Short­list zum Deut­schen Wirt­schafts­buch­preis 2015 und wur­de extrem häu­fig ver­schenkt, rezen­siert, beschrie­ben, ver­linkt – im Netz und in den Social-Media-Blasen.

»Hass­fi­gur für deut­sche Spie­ßer« beti­tel­te Mir­na Funk ihr Por­trät über Elon Musk für die Welt. Weil er für alles ste­he, was Deutsch­land nicht begrif­fen hät­te. Etwas platt für mich. Ich hof­fe, dass die Autorin damit nicht recht hat. Statt­des­sen soll­te sich bes­ser jeder und jede ein­ge­hend ein Bild von die­ser Per­son machen, bevor es in den Love- oder Hate-Kalen­der gepackt wird. Dazu lie­fert das Buch eini­ges an Ant­wor­ten –für die Elon-Jün­ger, für die Musk-Mora­lis­tin­nen und für die Men­schen dazwischen.

Wir benö­ti­gen mehr Grau. Punkt.

Sascha Lobo schreibt auf Mast­o­don: „Ich hof­fe, dass ich mich irre. Aber ich glau­be nicht, dass Mast­o­don Twit­ters Platz ein­nimmt.” Ich auch nicht, wie ich in mei­nen 15 The­sen für das Jahr 2023 aus­ge­führt habe. Aber wird Twit­ter über­le­ben? Wahr­schein­lich. Aber in einer ande­ren Form, als wir es aktu­ell ken­nen. Nur wie es spä­ter kon­kret aus­schaut, das wis­sen wir alle noch nicht: 

  • ob mit 280 oder 4.000 Zeichen, 
  • mit oder ohne blau­en Haken, 
  • mit oder ohne Pressestelle, 
  • mit oder ohne poli­ti­sche Wer­bung, Shadow-Ban­ning oder Com­mu­ni­ty Notes, 
  • mit oder ohne Links zu ande­ren Social-Media-Plattformen, 
  • mit Elon oder einem ande­ren CEO an der Twitter-Spitze.

Dar­um mei­ne fina­le Emp­feh­lung: “Keep calm and don’t over­act.” Denn flie­hen kön­nen wir immer noch. 

Vor län­ge­rer Zeit habe ich ein län­ge­res Plä­doy­er für „mehr Grau in der Spra­che“ gehal­ten. Auch das hier ist ein Bei­spiel, war­um wir es so drin­gend benö­ti­gen. Also etwas Her­un­ter­kom­men von den radi­ka­len Posi­tio­nen; etwas mehr Offen­heit und Dia­log wagen; etwas weni­ger schwarz, weni­ger weiß, son­dern mehr grau – auch als Bei­trag für ein fried­vol­le­res neu­es Jahr, nicht nur in den sozia­len Medien.