Gedankenspiele: 10 Lesetipps zur Relevanz eigener Plattformen

Gedankenspiele: 10 Lesetipps zur Relevanz eigener Plattformen

In meinen Vorträgen, Impulsen und Workshops (hier eine aktuelle Auswahl) weise ich immer wieder darauf hin, dass Soziale Medien fremde Medien sind, die nicht unter unserer Kontrolle stehen. Sie können jederzeit verändert, geschlossen, neu ausgerichtet werden, wie ich auch in meinem letzten Buch „Das Ende von Social Media“ schildere.

Darum kommt es heute stark darauf an, eigene Plattformen und Communitys zu stärken – ob es wie hier im Blog ist, zu dem es auch einen Newsletter gibt, der sich hier abonnieren lässt. Mit diesem Fokus erscheint die neue Ausgabe der Lesetipps in meinen Gedankenspielen.

Über die Relevanz eigener Communitys.

  • Micro Communitys: Die Folgen fürs Content-Marketing
    Wie schon in meinem Buch „Das Ende von Social Media“ analysiert: Immer mehr Internetnutzer stehen großen Plattformen skeptisch gegenüber. Sie ziehen sich in kleinere, oft geschlossene Gemeinschaft zurück – online wie offline. Wie stark dies Auswirkungen auf das Content-Marketing hat und warum es immer wichtiger wird, thematische Micro Communitys aufzubauen oder sich in bestehende einzubringen, dies beschreibt Jan Tißler.
  • Brand Communitys: Fremde Plattformen, fremde Regeln
    „Drittanbieter-Plattformen sind keine stabilen Anker für den Aufbau von Marken-Communitys.“ Interaktionen auf Social-Media-Plattformen werden von Werbung und Algorithmen beeinflusst, wie ich auch in meinem Buch schildere. Unternehmen riskieren Reichweitenverluste, fehlende Glaubwürdigkeit, eingeschränkte Sichtbarkeit und fehlende Datenhoheit. Doch welche Alternativen bieten eigene Plattformen? Ein Blick auf Chancen und Pflichten.  
  • LinkedIn: Die letzte wahre “Social” Media Plattform?
    Und wie lange bleibt LinkedIn noch »social«? Dieser Frage ist auch Alexander Hein nachgegangen. Mit Fokus auf den Begriff »noch« schreibt er: »LinkedIn bietet dir noch die Gelegenheit, mit einer engagierten Community in Kontakt zu treten, dich selbst im Feed einzubringen oder ein bisschen Zeit mit deinem Netzwerk zu verbringen.«
  • Sichtbarkeit im Netz: Warum ein Blog so wichtig ist
    »Wer nicht auf Owned Media setzt, überlässt seine digitale Sichtbarkeit den Algorithmen«, schreibt auch Doris Schuppe über die Bedeutung des eigenen Hafens. Für die eigene Sichtbarkeit sei ein digitales Zuhause als gepflegtes Anlaufbecken immer wichtiger, eine eigene Webseite, ein eigenes Blog oder Magazin, ein angedockter Newsletter – wie übrigens auch ich mit den »Gedankenspielen«.

Für mehr Wissen(smanagement).

  • Tool-Tipps: Fachlich up-to-date trotz kaputter Sozialer Medien
    Wie können wir verlässlich noch Informationen aufnehmen? In einer Zeit, in der die Sozialen Medien vor allem von Algorithmen und KI bestimmt werden und – wie auch Prof. Thomas Pleil schreibt – kaputt sind? Als News-Junkie will auch er (wie ich) nicht auf gute Infos verzichten und stellt in einem Blog-Beitrag seine Tools und seine Routinen vor.
  • Studie: Suchtfaktor Social Media bei jüngeren Menschen?
    Eine neue Studie von YouGov verdeutlicht: 15 % der Deutschen sind gefährdet. Bei der Gen Z und Gen Y sind es rund ein Viertel, die typische Symptome einer Social-Media-Sucht zeigen. Laut Studienmacher flüchten sich viele in soziale Medien, »um dem Alltag zu entkommen und scheitern oft beim Versuch, ihren Konsum zu begrenzen«. Basis für die Berechnung ist der Bergen Social Media Addiction Scale (BSMAS).
  • Studie: Wie intensiv Newsletter genutzt werden
    Newsletter spielen in der Customer Journey eine zentrale Rolle: 92 % der Empfänger lesen die Infos, für 1/3 gehören sie zur täglichen Lektüre, über 16 % sind sogar Heavy-User. Dies ist das Ergebnis einer Studie von United Internet Media in Österreich. Wie stark E-Mail-Marketing in jede ganzheitliche Strategie gehören, zeigt eine weitere Benchmark Studie. Gleichzeitig verdeutlicht sie strategischen Nachholbedarf. Nur selten werden Themeninteressen abgefragt, viele verzichten auf Welcome-E-Mails, auf Feedback-Mechanismen und auf weiterführende Daten-Abfragen.

Die Zukunft der Sichtbarkeit.

  • KI + SEO: Warum Unique Content so wichtig ist
    »Nur weil ein Text unique aussieht, ist er es für Google noch lange nicht«, schreibt SEO-Experte Julian Dziki. Und wer mit massenhaft KI-generierten oder kopierten Texten sichtbar werden will, der irrt. Stattdessen ist KI für die eigene Content-Strategie sinnvoll einzubinden, um originären, besonders kreativen Content zu erzeugen. Dazu wirft er einen tiefen Blick auf die SEO-Anfänge und die KI-Aktualitäten.
  • KI + PR: Warum es mehr als nur Tools benötigt
    Wie weit ist die PR-Branche in Fragen von KI? Teils, teils, wenn man die Ergebnisse des PR-Trendmonitors ansieht. Laut der Studie von news aktuell haben 82 % der PR-Fach- und Führungskräfte Zugang zu KI-Tools. Den meisten fehlt es jedoch an Strategien, Leitlinien, Weiterbildungen, Best Practices und fachlicher Unterstützung. Wo bleibt die Führung?
  • KI + Menschen: Sind wir bald irrelevant?
    Laut David Duvenaud, Professor für Computer Science an der University of Toronto, sollten wir davon ausgehen, dass Fähigkeiten, die einst als einzigartig menschlich galten, Schritt für Schritt von der KI bewältigt werden können. Sein nachdenklicher Appell: »Je klarer wir erkennen, wohin wir steuern, und je besser wir uns koordinieren, desto größer die Chance auf eine Zukunft, in der der Mensch nicht verdrängt, sondern gestärkt wird.«
Gedankenspiele: 10 Lesetipps zur Relevanz eigener Plattformen

Gedankenspiele: 10 Lesetipps zu bedenklichen Studien, strategischen Stolpersteinen und GEO.

Vor kurzem ist der D21-Digital-Index 2024/2025 erschienen. Dieser ist für mich die wichtigste Studie in Deutschland, wenn es um digitale Transformation, die digitale Gesellschaft und die Einschätzung zu Digitalisierung geht. Er macht jedes Jahr deutlich, wie gut oder schlecht die Menschen ab 14 Jahren hierzulande mit den Anforderungen des digitalen Wandels umgehen.

Die aktuelle Ausgabe hat mich sehr nachdenklich gemacht, wie ich in meinem Gedankenspiel über das digitale Lagebild der Nation schreibe. Und das liegt nicht nur am Thema KI, das immer stärker auch in Bereiche wie SEO und Online-Texten eindringt. Über dies und weitere Entwicklungen und Trends im Bereich der digitalen Kommunikation berichte ich in den 10 Lesetipps.

In eigener Sache: Der D21-Digital-Index.

D21-Digital-Index 2024/2025: Digitaler Stillstand in Deutschland

Wie steht es um die Digitalisierung in Deutschland? Der D21-Digital-Index ist auch 2024/2025 ein wichtiges Abbild der Gesellschaft. Und er macht nachdenklich, je tiefer man in das Lagebild zu Digitalisierung, digitaler Transformation und digitaler Kommunikation eintaucht.

Strategien: Von Ideen und Gefahren.

  • Stolpersteine: Dies gefährdet eine Social-Media-Strategie
    Regelmäßig leite ich Workshops zur Entwicklung von Social Media Strategien. Dabei gibt es viele Stolpersteine. Einige davon nennt Jens Wiese im Gespräch mit dem BVCM: falsche Zielsetzung, falsches Stakeholder-Management, planlose Content-Strategie. Interessant sein Blick auf aktuelle Trends: Denn KI, Messenger, Communitys zählen auch zu meinen Top5.
  • Reddit: Relevanz in der Unternehmenskommunikation?  
    Mit über 100.000 Communitys und 100 Mio. täglich aktiven Usern ist Reddit eine der größten Infoquellen, gerade für die Generation Y und Z. 3 Prozent des monatlichen Website-Traffics kommen aus Deutschland. Wie Reddit – auch in Kooperation mit Google und OpenAI – funktioniert und sich für die Unternehmenskommunikation nutzen lässt, erzählt der Beitrag.

Kommunikation: Von Medien und Influencern.

  • Micro-Influencer: Großer Einfluss auf Gen Z
    Immer mehr Unternehmen setzen auf Micro-Influencer, um die Gen Z anzusprechen. Dies zeigt eine Studie von der Temple University. Gerade ihre Authentizität und Nähe macht sie und ihre Produkte für Jüngere glaubwürdig. Auch wenn diese Studie auf US-Marken blickt, dürfte dieser Trend bald zu uns überschwappen.
  • Medienarbeit: Wie können Presseportale helfen?
    Presseportale können die eigene Medienarbeit durchaus unterstützen. Welche Vorteile sie konkret haben und worin sich kostenpflichtige von kostenlosen Angeboten unterscheiden, zeigt newsaktuell – nicht ganz uneigennützig – in diesem Beitrag.

SEO + KI = GEO.

  • SEO in KI-Zeiten: So funktioniert GEO.
    Wie greife ich Traffic bei KI-Suchmaschinen ab? Wie muss ich dazu meine SEO-Strategie anpassen? Solche Fragen beantwortet dieser hilfreiche Beitrag rund um Generative Engine Optimization (GEO). Die Ergebnisse basieren auf US-Erkenntnissen, da KI-Overviews bei uns erst eingeführt werden.
  • Google und KI-Texte: Die Rolle von E-E-A-T
    Viele Unternehmen setzen auf KI-Tools, um Inhalte zu erstellen. Doch wie wirken sich diese auf das Ranking in Suchmaschinen aus? Laut Google sind KI-generierte Inhalte nicht grundsätzlich problematisch, solange sie hochwertige Inhalte liefern. Dabei spielt E-E-A-T eine zentrale Rolle.

Die Macht der Algorithmen.

  • LinkedIn-Game: Der Einfluss der Algorithmen
    Wer sich noch tiefer mit dem Algorithmus beschäftigen will, dem ist dieser Beitrag auf LinkedIn zu empfehlen. Er macht deutlich, wie der Algorithmus Beiträge Schritt für Schritt einschätzt, blockt oder weiter ausspielt. Wichtig nur: Diese Infos stammen aus Studien v.a. von Richard van der Blohm. Sie wurden aber nicht von LinkedIn bestätigt.
  • Instagram: Boost durch frühere Interaktion
    Nix wirklich Neues, trotzdem immer wieder wichtig zu betonen: Der Instagram-Algorithmus bevorzugt Posts, mit schneller, hoher Engagement-Rate, wie auch diese Analyse von Hootsuite belegt. Das heißt: Direktnachrichten, Storys, Kommentare können helfen, das Engagement zu pushen – und damit die Sichtbarkeit.
  • Instagram: Ein Story-Guide für Einsteiger
    Wer nach einem Instagram Story Guide sucht, wird in diesem Beitrag fündig: Was machen gute Stories aus? Wie erhöhen Interaktionen die Reichweite? Welche Story-Elemente sorgen für mehr Engagement? Und welche Tools dabei helfen? Gerade für Nicht-Profis zeigt dieser Guide Basics, erfolgreiche Formate und strategische Tipps.

Video + Recht = BFSG.

  • BFSG: Digitale Barrierefreiheit bei Videos
    Ende Juni tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) final in Kraft. Für viele Organisationen ist es dann Pflicht, ihre digitalen Inhalte allen zugänglich zu machen. Was dies für den Video-Bereich bedeutet – also Untertitel, Audio-Deskriptionen, Screenreader-kompatible Video-Player, Kontraste etc. -, dies verdeutlicht diese Schritt-für-Schritt-Anleitung.

D21 Digital-Index 2024/2025: Digitaler Stillstand in Deutschland

D21 Digital-Index 2024/2025: Digitaler Stillstand in Deutschland

Der kürzlich publizierte D21-Digital-Index 2024/2025 hat mich sehr nachdenklich gemacht. Denn das jährliche Lagebild zur digitalen Transformation, zur digitalen Gesellschaft und zur Einschätzung zu Digitalisierung in Deutschland zeichnet das Bild einer Stagnation. Und dies gerade bezogen auf unsere Bereitschaft, den digitalen Wandel mitzugestalten.

Jedes Jahr blickt der D21-Digital-Index auf die Entwicklung der Digitalisierung in der deutschen Gesellschaft. Auch dieses Jahr wurden dazu wieder 35.000 mündliche wie Online-Interviews geführt.

Jährlicher Blick auf die digitale Gesellschaft

Dass die Studie zu den wichtigsten Untersuchungen in Deutschland zählt, habe ich schon mehrfach hier (Ausgabe 2022/2023; Ausgabe 2023/2024) geschrieben. Sie macht nicht nur deutlich, wie gut die Menschen ab 14 Jahren hierzulande mit den Anforderungen des digitalen Wandels umgehen; sie verdeutlicht zudem, wie stark sich die Gesellschaft beim Thema spaltet.

Dazu liefert sie interessante Einblicke, die sich bei der Entwicklung einer digitalen, integrierten Kommunikationsstrategie (hier mein Buch als Anleitung dazu) nutzen lassen. So hilft es beispielsweise, anhand der beschriebenen 3 Hauptgruppen die digitalen Kompetenzen der eigenen Zielgruppen besser einzuschätzen. Daher fokussiere ich mich auch auf die Punkte, die strategisch besonders relevant sind.

Durchschnittliche digitale Kompetenzen

Das Beunruhigende in der neuesten Ausgabe 2024/2025: Die Entwicklung bei uns scheint ziemlich stillzustehen und bleibt damit hinter dem rasanten digitalen Wandel weit zurück. So haben sich viele digitale Kompetenzen der Bevölkerung seit Jahren nicht weiterentwickelt. Ein paar Zahlen dazu:

1) Stillstand bei Digitalisierung
Der Digital-Index ist im Jahresvergleich um 1 Punkt auf 59 von 100 Punkten gestiegen. Zwar können etwas mehr Menschen an der digitalen Welt teilhaben. Jedoch sinkt deren Fähigkeit, mit den Entwicklungen Schritt zu halten.

4 Dimensionen des Digital-Index 2024/2025; https://www.flickr.com/photos/initiatived21/albums/72177720324147429/
Die 4 Dimensionen des Digital-Index 2024/2025; Quelle

Alarmierend ist die Stagnation bei der Kompetenz, auffallend die Unterschiede bezogen auf Alter und Bildung. Einfach gesagt: je geringer die Bildung, desto geringer der Digitalisierungsgrad:

»Die ältere Generation tut sich oft schwer mit den Eigen-Logiken des Digitalen. Es ist wie beim Lernen einer Sprache: Der Zeitaufwand, den man leisten muss, steigt mit dem Alter, während Kinder spielend lernen; und wenn man nicht am Ball bleibt, vergisst man vieles oder wird vom Entwicklungstempo abgehängt.«
Prof. Dr. Jeanette Hofmann, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

2) Zur Hälfte digital aufgeschlossen
Die deutsche Gesellschaft ist digital gespalten. So ist nur knapp die Hälfte der Menschen auf den digitalen Wandel vorbereitet.

  • 48 Prozent sehen in der Digitalisierung eine Chance für ihre persönliche und berufliche Entwicklung. Sie erkennen Vorteile, eignen sich Wissen an gestalten die Chancen mit.
  • 52 Prozent stehen dem Wandel dagegen distanziert, skeptisch oder ablehnend gegenüber. Sie sehen darin vor allem Herausforderungen und Gefahren.

3) Mittelmäßige digitale Basiskompetenzen
Nicht einmal die Hälfte (49 %) der Bevölkerung verfügt über digitale Basiskompetenzen. Dabei sind diese heute die Schlüsselqualifikation für eine aktive Teilhabe an einer digitalen Gesellschaft.

Ist hier zumindest eine positive Entwicklung zu erkennen? Nicht wirklich. Deren Zahl ist sogar um 1 Prozent im Jahresvergleich gesunken. Wie soll dann das – immer fernere – EU-Ziel erreicht werden, dass 80 Prozent der Bevölkerung bis 2023 mit digitalen Basiskompetenzen ausgestattet ist?

4) Vertiefte digitale Spaltung
Wie wenig wir in Deutschland von einer einheitlichen digitalen Gesellschaft sprechen können, zeigen ein paar andere Zahlen: Während die »Digitalen Profis« (36 %) über fortgeschrittene digitale Kompetenzen verfügen und auch die »Digitale Mitte« (49 %) zumindest mit dem digitalen Wandel Schritt halten kann, nehmen die »Digitalen Vermeider« (15 %) praktisch nicht an der digitalen Gesellschaft teil.

Sie sehen weiterhin im Internet keinen Sinn und keinen Mehrwert und versuchen das digitale Leben zu verdrängen, auszusitzen. Für Kommunikationsstrategen hat dies die Folge, dass diese Zielgruppe über eher herkömmliche Kanäle anzusprechen ist – also integriert statt rein digital.

Die 3 Hauptgruppen der Digitalen Gesellschaft in Personas 2024/2025; https://www.flickr.com/photos/initiatived21/albums/72177720324147429/
Die 3 Hauptgruppen der Digitalen Gesellschaft in Personas 2024/2025; Quelle

Besonders groß bleibt bei der digitalen Kompetenz – weiterhin – die Spaltung zwischen Menschen mit formal niedriger und Menschen mit hoher Bildung sowie – nicht überraschend – zwischen den Generationen. Um diesen Gap zu schließen, müssten die Menschen ihre Kompetenzlücken erkennen, um sie gezielt schließen zu können. Doch die Bereitschaft dafür bleibt begrenzt.

5) Wachsende KI-Nutzung
KI prägt zunehmend Alltag, Arbeitswelt wie Freizeit. Kein Wunder, dass die KI-Nutzung steigt. 39 Prozent der Deutschen nutzen zumindest unregelmäßig KI-Anwendungen. Beim Ranking führt ChatGPT mit 25 Prozent (plus 7 Prozentpunkte) vor Microsoft Copilot (7 %) und Google Gemini (6 %).

Kleine Frage an die Studie: Wie 3 Prozent das in Deutschland noch nicht zugelassene Meta AI nutzen wollen, bleibt mir ein Rätsel ;-).

Doch bei der Nutzung zeigen sich die bekannten Spaltungen: Während 60 Prozent der Personen mit hohem Bildungsabschluss KI-Anwendungen nutzen, sind es bei Personen mit niedrigem Bildungsniveau gerade einmal 17 Prozent. Hier sind digitale Bildungsangebote dringend notwendig, um möglichst viele Menschen mit in die KI-geprägte Welt mitzunehmen.

Die Nutzung von KI-Anwendungen nach Häufigkeit im D21-Digital-Index 2024/2025; https://www.flickr.com/photos/initiatived21/albums/72177720324147429/
Nutzung von KI-Anwendungen nach Häufigkeit im D21-Digital-Index 2024/2025; Quelle

6) Naivität bezüglich Auswirkungen
Bleiben wir bei KI: Alle sprechen über KI und ihre Auswirkungen. Und 77 Prozent (+1 %) erwarten, dass bestimmte Tätigkeiten und ganze Berufe bis 2030 durch KI und Digitalisierung ersetzt werden. Wie kommt es dann, dass nur ein gutes Viertel der Befragten (27 %) an eine grundlegende Veränderung ihres Arbeitsplatzes glauben?

Ist das einfach naiv zu nennen? Oder eher die bekannte Vogel-Strauß-Taktik, wie auch Initiative D21 e. V.-Geschäftsführerin Lena-Sophie Müller auf LinkedIn beklagt?

7) Wenig Bereitschaft für Fortbildungen
Apropos Digitalisierung und Weiterbildung: Angesichts der großen Veränderungen, die im Berufsleben speziell durch KI erwartet werden, benötigen 63 Prozent der Berufstätigen digitale Fähigkeiten und Basiskompetenzen. Dies ist der Mehrheit bei uns durchaus bewusst. Jedoch haben nur 23 Prozent der Berufstätigen im vergangenen Jahr bezahlte Weiterbildungsangebote ihrer Arbeitgeber zu digitalen Angeboten genutzt.

Woher kommt diese Lücke zwischen dem wachsenden Bedarf an Kompetenzen und der geringen Bereitschaft zur Weiterbildung? Mangelndes Interesse oder blindes Vertrauen? Und warum ist auch diese Zahl im Jahresvergleich sogar um 4 Prozent gefallen?

PLUS: Digital + Politik = ?
Noch eine letzte Anmerkung: Die politische Meinungsbildung verlagert sich zunehmend in soziale Medien, wie auch der D21-Digital-Index belegt: 11 Prozent der Befragten informieren sich ausschließlich im Social Web über politische Themen; bei der Generation Z und jünger sind es sogar 29 Prozent.

Warum haben bei der letzten Bundestagswahl dann die Parteien – abgesehen von den Linken und der AfD – diese Kanäle verschlafen bzw. kaum berücksichtigt? Überrascht es dann noch wirklich, dass 27 Prozent der 18-24-Jährigen die Linke und 21 Prozent die AfD gewählt haben? Muss nicht noch auch hier stärker in die digitale Bildung aller Menschen investiert werden? Ich denke, ja!

Fazit: Digitale Bildung dringend gesucht!

Während sich digitale Technologien rasant weiterentwickeln, stagnieren die Kompetenzen der deutschen Bevölkerung. Bedenklich: Immer weniger glauben, dass sie persönlich von der Digitalisierung profitieren. So hat diese Einstellung quer durch alle Bildungsniveaus im Vergleich zum Vorjahr weiter deutlich abgenommen.

Das Erschreckende für mich an diesen Zahlen: Sie haben sich seit der vergangenen Ausgabe – und größtenteils auch seit den vergangenen Ausgaben – nicht positiv verändert. Wenn ich diese Zahlen mit der letzten Ausgaben des Digital-Index vergleiche, über die ich hier berichtet habe, dann hat sich wirklich nichts getan:

»Nur die aufgeschlossene Mitte und die zuversichtlichen Profis sind fit für die digitale Gesellschaft. Der Rest droht, nicht mit dem digitalen Wandel Schritt halten zu können. Damit ist der Weg in die digitale Gesellschaft noch weit.«
Dominik Ruisinger, 2024

Diese Schlussfolgerung, die ich 2024 aus dem D21-Digital-Index 2023/2024 zog, gilt auch für dieses Jahr. Leider. Die Spaltung der Gesellschaft besteht folglich weiterhin. Dies birgt immer stärker die Gefahr, dass Teile der Gesellschaft den Anschluss verlieren oder sich bewusst zurückziehen.

Digitale Bildung und Fortbildungen sind wichtiger als je zuvor, um Spaltungen abzuschwächen und Resilienz im digitalen Wandel zu stärken.

»Das Ende von Social Media?« Ein Q&A zum neuen Buch.

»Das Ende von Social Media?« Ein Q&A zum neuen Buch.

Ist es jetzt wirklich das Ende von Social Media? Oder der Beginn von etwas Neuem oder Erneutem? Und warum müssen wir digitale Netzwerke neu denken? Vor 2 Monaten ist mein Buch »Das Ende von Social Media. Warum wir digitale Netzwerke neu denken müssen« erschienen. Seitdem durfte ich die Ergebnisse vielfach diskutieren: bei Workshops und Vorträgen, in Interviews mit Medien und in Podcasts sowie auch auf LinkedIn & Co. Dabei sind immer wieder ähnliche Fragen aufgeploppt.

Darum will ich diese Newsletter-Ausgabe heute mal dazu nutzen, einige Fragen rund um das Thema des Buches zu erörtern. Also eine Art kompaktes Q&A mit mir selbst. 😉 Weitere Informationen, Fakten, Medienresonanz & mehr gibt es weiterhin auf der laufend aktualisierten Microsite zum Buch.

1️⃣ Worum geht es in diesem Buch?

„Das Ende von Social Media“ ist weder Abrechnung noch düstere Prophezeiung. Es ist ein Aufruf an Unternehmen wie Menschen zu einem besseren Verständnis heutiger Kanäle, eine strategische Anleitung zu einem stärkeren integrierten Denken und Handeln und eine Anregung, wie eine bessere digitale Welt aussehen könnte. Dazu zeichnet es die Geschichte, die Veränderungen und die Konsequenzen im Social Web Schritt für Schritt nach. Einige Stichworte dazu habe ich in dieser Grafik auf Threads gesammelt.

2️⃣ Warum erscheint dieses Buch jetzt?

Die Social-Media-Kommunikation erlebt seit einigen Jahren einen fundamentalen Umbruch. Friends Graph, Follower-Community, People-Networking – all dies hat an Relevanz eingebüßt – und damit die soziale Komponente. Während wir früher persönliche Anliegen austauschten, konsumieren wir heute von Algorithmen kuratierten Content. Statt fachliche Einschätzungen finden wir teils per KI erstellte Antworten.

3️⃣ Bedeutet dies wirklich das Ende von Social Media?

Blicken wir dazu kurz in die Geschichte zurück: Menschen digital miteinander zu verbinden und unabhängig von Zeit und Ort einander näherzubringen, so lautete der ursprüngliche Gedanke von Social Media. Heute bestimmen jedoch Algorithmen und KI die Inhalte in unseren Feeds, der Faktor »menschlich« und »social« ist nicht mehr wahrnehmbar. Es ist damit ein Ende von Social Media – zumindest so, wie wir sie bisher kannten.

4️⃣ Was wäre ein alternativer Buchtitel gewesen?

»Abschied von den Menschen«. Weil wir immer unwichtiger werden, wenn es um die Inhalte in unseren Feeds geht.

5️⃣ Wie äußert sich dieses Ende?

Konsumieren statt Vernetzen, Beobachten statt Agieren, passives Entertainment statt aktiver Austausch, synthetische Inhalte statt authentische Dialoge, private Kommunikation statt öffentlicher Darstellung: Allein diese Gegenüberstellung verdeutlicht, wie stark sich die bisherige Social-Media-Kommunikation verändert hat und noch am Verändern ist. Algorithmen haben sich heute zu den wahren Gatekeepern der Inhalte entwickelt.

6️⃣ Warum haben sich die Plattformen Schritt für Schritt gewandelt?

Für die Plattformen ist es entscheidend, dass die Menschen möglichst lange verweilen, damit sie diesen möglichst viel Werbung einspielen können. Jedoch haben sie in den letzten Jahren – und spätestens mit dem Aufstieg von TikTok – festgestellt, dass sich die Menschen lieber länger mit passivem Entertainment als aktiv mit ihren Freunden und beruflichen wie privaten Connections beschäftigen.

7️⃣ Sind wir Menschen dann selbst an den Veränderungen schuld?

Die »Schuld« für diesen Change allein den Plattformen und deren kommerziellen Interessen zu geben, wäre auf jeden Fall viel zu einfach. Vielmehr tragen wir selbst durch unsere Veränderungen im Verhalten definitiv eine »Teilschuld« an diesem Wandel mit.

8️⃣ Lässt sich dieser Abschied der Menschen anhand von Zahlen nachweisen?

Aktuelle Studien wie der Social-Media-Atlas, die ARD-ZDF-Onlinestudie, GWI, Gartner & Co. verdeutlichen, dass der Höhepunkt der Social-Media-Nutzung überschritten ist. Während die Nutzerzahlen und die Verweildauer auch in Deutschland zurückgehen (Ausnahme TikTok), wollen immer mehr – auch jüngere – Menschen, ihren Social-Media-Konsum in der Zukunft einschränken. Andere ziehen sich verstärkt in ihre privaten Netzwerke und Räume zurück.

9️⃣ Was sind die Gründe für den Rückzug?

Die Menschen bemängeln auf der einen Seite, dass ihre Feeds heute vor allem aus Werbung und aus Empfehlungs-Content bestehen. Andererseits haben sie Fake News, Filter-Bubbles, polarisierende Inhalte und psychischen Druck satt. Dies hat dazu geführt, dass sie ihre öffentlichen Präsenzen schrittweise reduziert haben und sich fast nur noch in geschlossenen Communitys austauschen.

🔟 Was äußert sich dieser Rückzug ins Private?

Die Menschen teilen ihre Inhalte immer stärker in kleineren wie größeren, geschlossenen oder halböffentlichen Communitys, ihre Lieblingstools heißen dabei WhatsApp, Messenger und DM. In diesen fast privaten Räumen diskutieren sie mit Gleichgesinnten über ihre Interessen und pflegen einen freien, auf jeden Fall authentischen und mit Sicherheit nicht-kuratierten Austausch. Kein Wunder, dass heute Meta & Co. mit Channels in die privaten Räume vordringen wollen.

🔟 + 1️⃣ Gibt es nicht gute Alternativen zu den etablierten Netzwerken?

In den letzten Jahren boten sich mehrere Alternativen als dezentrale Netzwerke an: Doch ob zuerst zu Mastodon, dann zu Bluesky oder später zum ehrgeizigen Meta-Projekt Threads: als wirkliche Netzwerke für die breite Masse haben sie sich bis heute kaum etablieren können. Die Zeit der dezentralen Netzwerke benötigt wohl noch etwas Zeit.

🔟 + 2️⃣ Wie sollten Unternehmen darauf reagieren?

Organisationen müssen sich mit diesem Wandel intensiv beschäftigen, radikal umdenken, ihre Strategie neu ausrichten und deutlich integrativer denken. Sie müssen ihre eigenen Kanäle stärken, über die sie die Kontrolle haben; sie müssen ihre Mitarbeitende noch stärker zu vertrauensvollen Multipliern machen; sie müssen Social Media vor allem als paid digital media verstehen; sie müssen ihre Inhalte noch stärker auf Scanner und Skimmer ausrichten; und sie müssen sich daran machen, eigene Communitys zu ihren Fachthemen aufzubauen. Denn in Communitys liegt eines der großen Erfolgsrezepte der nächsten Jahre. In diesem LInkedIn-Beitrag bin ich auf 7 Punkte etwas näher eingegangen.

🔟 + 3️⃣ Wie könnte ein Neuanfang aussehen?

Anders gefragt: Wäre es nicht an der Zeit, sich wieder auf den sozialen und nicht auf den medialen Aspekt von Social Media zurückbesinnen? Wäre dann nicht vielleicht auch eine bessere digitale Welt möglich? Wenn wir den Social Media Gedanken wieder ernst nehmen, dann würden die Connections wieder die Überhand über die kommerziellen Interessen der Plattformen haben. Aber dies wird sich mit Sicherheit nur innerhalb von dezentralen Netzwerken realisieren lassen.

🔟 + 4️⃣ Weshalb sollte ich das Buch lesen?

Das Buch soll dazu beitragen, etwas mehr digitale Bildung rund um die digitalen Netzwerke zu verbreiten. Nur wer sich intensiv mit dem Aufstieg der sozialen Medien, den einzelnen Phasen der Entfremdung, unserer eigenen Mitschuld und den neuen Denkansätzen beschäftigt, wird sich als Privatperson oder als Unternehmen im digitalen Dickicht wohler fühlen. Ansonsten wird er oder sie sich in platten Stammtischen und in ja-sagenden Filterblasen verlieren.

#EndevonSocialMedia #Buch

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