Pra­xis­test: Wie qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig schreibt ChatGPT Online-Texte?

Pra­xis­test: Wie qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig schreibt ChatGPT Online-Texte?

In den letz­ten Wochen habe ich viel mit dem The­ma AI, ChatGPT und mit diver­sen Chat­bots her­um­ge­spielt. Schließ­lich ist dies nicht nur eines der aktu­el­len Trends unse­rer Zeit, son­dern mit Sicher­heit auch eines der Kern­the­men der nächs­ten Jah­re. Und dies gera­de für Per­so­nen wie mich, die sich tag­täg­lich mit der Ent­wick­lung, den Stra­te­gien, den Kanä­len und den Tex­ten der Kanä­le in der digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­on beschäf­ti­gen. Doch wie gut ist die AI im Bereich Online-Tex­ten? Ein aus­führ­li­cher Praxistest.

Vor gut einem Jahr habe ich ein Buch über das Online-Tex­ten geschrie­ben und publi­ziert. In die­sem habe ich mich aus­führ­lich mit unse­rem Lese­ver­hal­ten, mit Auf­bau und Struk­tu­rie­rung von Tex­ten, mit der Rol­le von SEO u. v. a. m. beschäf­tigt – hin­sicht­lich von Tex­ten für Web­sei­ten, Blogs, News­let­ter und Social-Media-Kanä­le. In die­sem Zusam­men­hang hat­te mein lie­ber Kol­le­ge und Freund Andre­as Schö­ning einen Gast­bei­trag zum »Auto­ma­ti­sier­ten Tex­ten« geschrie­ben – und dabei die damals bei uns schon vor­han­de­nen Tools vor­ge­stellt und prak­tisch angewendet. 

ChatGPT – Ergeb­nis­se aus Sicht eines Online-Texters

Dies war der Anfang einer Ent­wick­lung. Doch spä­tes­tens seit ChatGPT by Micro­soft, Bard by Alpha­bet oder Ernie by Bai­du hat das The­ma gera­de in den letz­ten 3 Mona­ten extrem an Fahrt auf­ge­nom­men. Natür­lich wird dies die Arbeit jeder Tex­te­rin und jedes Tex­ters ver­än­dern. Seit­dem wird viel über die Chan­cen und Vor­tei­le sowie die Risi­ken und Ein­schrän­kun­gen diskutiert. 

Nur: Wie gut sind die Tools denn wirk­lich in der Pra­xis, wenn man das Ergeb­nis mit den zen­tra­len Regeln des Online-Tex­tens spie­gelt? Und wen könn­te man dazu am bes­ten fra­gen? Natür­lich ChatGPT selbst. Also habe ich ihm die fol­gen­de Fra­ge und Auf­ga­be gestellt:

Wie schreibt man gute Online-Texte? Frage von Dominik Ruisinger an den ChatGPT.
Fra­ge an ChatGPT zum Online-Texten

Sehen wir uns das Ergeb­nis aus Sicht einer Pro­fi-Tex­te­rin oder eines Pro­fi-Tex­ters genau­er an und bewer­ten es nach Schul­no­ten: Also Titel, Teaser, Fließtext.

1) Der Titel: Schul­no­te befriedigend

Titel erstellt von ChatGPT zum Thema Erstellung von Online-Texten
Der Titel von ChatGPT zum Online-Texten

For­mel­les: Der Titel ist klar und ver­ständ­lich for­mu­liert und bringt das The­ma auf den Punkt. Das ist okay. Tech­nisch wählt ChatGPT eine Kom­bi­na­ti­on aus Spitz­mar­ke »Gute Online-Tex­te schrei­ben« und Listic­le (»Tipps für eine erfolg­rei­che Online-Prä­senz«). Erwar­tet wird bei die­sem Titel ein Listic­le-Arti­kel, der sich schnell über­flie­gen lässt. Noch bes­ser wäre es gewe­sen, der Lese­rin sofort die Zahl der Tipps anzu­zei­gen – à la: »Die­se 7 Tipps wer­den dir hel­fen«. Zudem stol­pert die Lese­rin über die Dopp­lung »Online-Tex­te« + »Online-Prä­senz«. Die­se ist nicht not­wen­dig und führt mit dem Begriff »Online-Prä­senz« sogar etwas in die Irre.

SEO: ChatGPT hat die Key­words »Online-Tex­te« und »Tipps« inte­griert. Die­se Begrif­fe sind okay, aber nicht uni­que. Schließ­lich gibt es zahl­rei­che wei­te­re Tex­te mit die­sen Key­words, mit denen der Text kon­kur­rie­ren wird. Zudem ist der Titel – durch die Dopp­lung – mit 71 Zei­chen und 638 Pixel zu lang – und wird damit von den meis­ten Sys­te­men abgeschnitten.

Fazit: Zusam­men­ge­fasst hät­te ein Online-Tex­ter zwar nicht uni­que, aber dafür ein­fa­cher getitelt:

»Die 7 wich­tigs­ten Tipps für bes­se­re Online-Texte«.

2) Der Teaser: Schul­no­te ausreichend

Teaser erstellt von ChatGPT zum Thema Erstellung von Online-Texten
Teaser geschrie­ben von ChatGPT zur Fra­ge zum Online-Texten

For­mel­les: Wir leben in einer Zeit der kur­zen Zeit­fens­ter. Die meis­ten von uns sind Skim­mer oder Scan­ner, die Bei­trä­ge quer­le­sen oder über­flie­gen. Jeder über­flüs­si­ge Satz und jede offen­sicht­li­che Wie­der­ho­lung ist erschwe­rend. Teaser müs­sen daher Titel ergän­zen und nicht wie­der­ho­len. Vor allem müs­sen sie Lese­rin­nen und Leser direkt in den Text hin­ein­zie­hen. Die Wie­der­ho­lung des Titels im Teaser in unse­rem Bei­spiel ist dage­gen ermüdend. 

Statt­des­sen soll­ten wir bei Teasern nach dem Reiz-Kern­the­se-Ram­pe-Sche­ma­ta vor­ge­hen, wie die Vor­ge­hens­wei­se beim Spie­gel heißt. Ein­fach gesagt: 

  • Der 1. Satz muss rei­zen und hineinziehen,
  • der 2. kann erklä­ren und News aufzeigen, 
  • der 3. soll Neu­gier­de und Lust erzeu­gen, um den Klick (CTA) zu provozieren. 

Zumin­dest der letz­te Satz kün­digt ganz gut an, was die Lese­rin wei­ter erwar­ten kann, auch wenn der Satz mit »hier erfah­ren Sie« sehr pas­siv und mit einem schwa­chen Verb for­mu­liert wurde.

SEO: ChatGPT wie­der­holt im 1. Satz sofort die Begrif­fe aus dem Titel, um die­sen – auch gegen­über Such­ma­schi­nen – eine beson­de­re Bedeu­tung zu geben. Die­se Vor­ge­hens­wei­se hat vie­les von ihrer frü­he­ren Rele­vanz ver­lo­ren, ins­be­son­de­re dann, wenn der Teaser nur den Titel in den­sel­ben Begrif­fen wie­der­holt. Zudem ist der Teaser mit 375 Zei­chen und 946 Pixel von der Län­ge gera­de noch pas­send, auch wenn er von Sys­te­men abge­schnit­ten wer­den könnte.

Fazit: Prä­gnan­ter for­mu­liert hät­te der­sel­be Teaser lau­ten können: 

“Ob Web­sei­te, Blog, Maga­zin oder Social-Media-Kanal: Online-Tex­te sind ent­schei­dend für den Erfolg im Netz. In die­sem Bei­trag lie­fern wir Ihnen 7 Schreib­tipps, damit Ihre Text­bei­trä­ge bes­ser ankom­men: zu Ziel­grup­pen, Struk­tu­ren, Spra­che, Visua­li­sie­rung und Sichtbarkeit.”

3) Der Fließ­text: Schul­no­te befriedigend

Fließtext von ChatGPT zum Thema Erstellung von Online-Texten
Fließ­text von ChatGPT zum The­ma Onllne-Texten

For­mel­les: Wer Lese­rin­nen dazu gebracht hat, sich nach dem Titel und dem Teaser mit dem Fließ­text zu beschäf­ti­gen, hat schon eini­ges erreicht. Jetzt kommt es dar­auf an, ihre Neu­gier­de sofort mit wei­te­ren Mehr­wer­ten zu binden. 

Ein­stieg: ChatGPT steigt jedoch mit einem Aller­welts­satz ein »Ein guter Online-Text ist für das World Wide Web uner­läss­lich.« Spä­tes­tens jetzt ist die Lese­rin ein­ge­schla­fen und auf jeden Fall weg. Auch der wei­te­re Inhalt des ers­ten Absat­zes bringt immer noch kei­nen Mehr­wert, auf den die Lese­rin aber sehn­süch­tig lau­ert. Ver­schenk­te Lebens­zeit, wird sie sich denken. 

For­mat: Ab dem 2. Absatz kom­men wir zu den Inhal­ten. Ab hier hapert es am For­mat. Im Titel war von Tipps gespro­chen wor­den – dies ver­bin­den die meis­ten Men­schen mit einer Auf­zäh­lung. ChatGPT schreibt aber einen nur leicht geglie­der­ten Fließ­text. Im Ver­gleich zu einem Listic­le lässt sich die­ser Text nur schwer quer­le­sen. Dies wird dadurch ver­stärkt, dass der Tex­te weder Zwi­schen­ti­tel beinhal­tet, noch nach dem Prin­zip der umge­kehr­ten Pyra­mi­de auf­ge­baut ist. Die­ses besagt, dass die wich­tigs­ten Argu­men­te mög­lichst weit oben ste­hen sollten. 

Inhalt (ver­al­tet): Inhalt­lich ist der Text in Ord­nung. So wer­den hilf­rei­che Tipps bei der Redak­ti­on eines Online-Tex­tes auf­ge­zählt – zumin­dest bis zu der Stel­le, in der der Text abge­bro­chen wird. Jedoch scheint der etwas bra­ve Text aus einer ver­gan­ge­nen Zeit zu stam­men. So fehlt doch eini­ges, was heut­zu­ta­ge moder­nes Online-Tex­ten ausmacht:

  • Was ist mit der Fet­tung der zen­tra­len Begrif­fe, um das Lese­rin­nen-Auge bes­ser zu leiten?
  • Was ist mit dem Ver­lin­ken ver­wand­ter inter­ner wie exter­ner Tex­te und Doku­men­te, wenn sie einen wirk­li­chen Mehr­wert zum Text beisteuern?
  • Was ist mit dem Set­zen von Hash­tags, um bei­spiels­wei­se die inter­ne Navi­ga­ti­on zu erleichtern?
  • Was ist mit der Inte­gra­ti­on nicht nur von Bil­dern, Gra­fi­ken oder Tabel­len, son­dern auch von Vide­os und Social-Media-Pos­tings wie Tweets etc.?
  • Was ist mit den Sha­ring-Optio­nen, um den Bei­trag in die Social-Media-Welt zu tei­len? Ganz nach dem KISS-Prin­zip: “Keep it signi­fi­cant and shareable”?

Dies sind sicher­lich nur eini­ge Aspek­te. Ande­re Kri­te­ri­en wie das F‑Pattern kön­nen hier nicht ange­wandt wer­den, da ChatGPT bei der Text­aus­ga­be natür­lich auf Gestal­tungs­ele­men­te verzichtet.

Fazit: Chat­bots lie­fern die Pflicht, Men­schen die Kür

Bin ich als Tex­ter oder Tex­te­rin heu­te über­flüs­sig? Stand heu­te kei­nes­wegs. Benö­ti­ge ich mein Wis­sen heu­te noch, was ich im Rah­men mei­ner jour­na­lis­ti­schen und PR-Wege errun­gen habe? Auf jeden Fall. 

Arti­fi­ci­al Intel­li­gence Tools jeg­li­cher Art sind wirk­li­che fan­tas­ti­sche Hilfs­in­stru­men­te – mit Beto­nung auf Hil­fe. Sie hel­fen mir nicht nur, Bil­der (wie das Titel­bild via DALL‑E) oder Vide­os (z.B. mein Par­füm-Video via Quick​Vid​.ai) über die Platt­form Ope­nAi oder ande­re zu erstel­len. Als Tex­ter hel­fen sie mir gera­de auch dann, wenn ich mal wie­der vor einem lee­ren Blatt Papier ver­har­re und den ers­ten Krea­tiv-Tritt in den Aller­wer­tes­ten benötige. 

Video über Par­füms von Domi­nik Rui­sin­ger via QuickVid

Final gesagt: Sol­che Hilfs­in­stru­men­te lie­fern einen Rah­men, der sich dann opti­mie­ren lässt. Dies habe ich an mei­nem Bei­spiel mit den Regeln des moder­nen Online-Tex­tens geschil­dert, die ich in mei­nem aktu­el­len Buch »Pra­xis Online-Tex­ten« aus­führ­lich beschrei­be. Also: Chat­bots lie­fern die Pflicht, Men­schen die Kür. Und das wird sicher­lich noch eine Wei­le so bleiben.

Mei­ne Gedan­ken­spie­le: 9 Lese-Tipps aus dem April 2019

Mei­ne Gedan­ken­spie­le: 9 Lese-Tipps aus dem April 2019

Gedankenspiele - die Lese-Tipps von Dominik Ruisinger
Gedan­ken­spie­le — die Lese-Tipps zur Digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­on von Domi­nik Ruisinger

Schon wie­der in ein — zu kur­zer — Monat vor­über. Also war es Zeit, einen Blick in mei­nen Rea­der zu wer­fen und die­ses Mal 9 span­nen­de Bei­trä­ge rund um das The­ma Digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on her­aus­zu­pi­cken. Und in die­ser Aus­ga­be eini­ges rund um Suchmaschinen(marketing).

Mei­ne Gedan­ken­spie­le: 9 Lese-Tipps aus dem April 2019

Mei­ne Gedan­ken­spie­le: 10 Lese-Tipps aus dem März 2019

Gedankenspiele - die Lese-Tipps von Dominik Ruisinger
Gedan­ken­spie­le — die Lese-Tipps zur Digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­on von Domi­nik Ruisinger

Wie­der ist ein Monat vor­über. Und wie­der habe ich mei­ne monat­li­chen “Gedan­ken­spie­le” erstellt – mit 10 Bei­trä­gen rund um digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on, die mir in den ver­gan­ge­nen 4 Wochen beson­ders posi­tiv auf­ge­fal­len sind — neben vie­len weiteren ;-). 

10 x digi­ta­le Kommunikation

Tipp: Wei­te­re hilf­rei­che und lau­fend aktua­li­sier­te Lese-Tipps fin­den sich auch auf mei­nem Diigo-Account.

Über 30 Chat­bots im Test: Wie gut funk­tio­nie­ren die vir­tu­el­len Assis­ten­ten bei uns?

Über 30 Chat­bots im Test: Wie gut funk­tio­nie­ren die vir­tu­el­len Assis­ten­ten bei uns?

Vor knapp zwei Jah­ren – im April 2017 – bin ich mich zum ers­ten Mal durch das Ange­bot der Chat­bots gesurft, hat­te vie­le getes­tet und eini­ge ganz taug­li­che ent­deckt. Dies hat­te ich damals in die­sem Blog-Bei­trag geschil­dert. Jetzt, zwei Jah­re spä­ter, war es für mich Zeit, noch­mals auf die dama­li­gen Ergeb­nis­se zu bli­cken – auch mit der Fra­ge ver­se­hen, ob wir uns lang­sam einem Chat­bot-Zeit­al­ter nähern. Dabei habe ich über 30 Chat­bots aus dem DACH-Raum getes­tet – mit zum Teil recht frus­trie­ren­den Ergebnissen.

Kayak mit Reise-Chatbot
Nicht nur die Rei­se-Such­ma­schi­ne KAYAK setzt auf Chatbots

Bei mei­nem Blog-Bei­trag im April 2017 hat­te ich für das Jahr 2017 ein „Chat­bot-Jahr“ pro­gnos­ti­ziert. Im Rück­blick lässt sich defi­ni­tiv sagen, dass die­se Pro­gno­se – zumin­dest was Deutsch­land betrifft – nicht zuge­trof­fen ist. Zu weni­ge Unter­neh­men waren 2017 auf den Chat­bot-Zug auf­ge­sprun­gen, um mit vir­tu­el­len Assis­ten­ten ihren Nut­ze­rin­nen und Nut­zern zu hel­fen, auto­ma­ti­sier­te Dia­lo­ge zu füh­ren, Nach­rich­ten zu über­lie­fern oder gar Ser­vice­leis­tun­gen zu über­neh­men. Dage­gen gab es damals auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne bereits Tau­sen­de von Ange­bo­ten – Wetter‑, News‑, Marken‑,  eCom­mer­ce-Bots, um Fra­gen von Lese­rin­nen und Lesern auf Basis eines auto­ma­ti­sier­ten Daten­bank-Wis­sens zu beant­wor­ten – und oft­mals wirk­lich inhalt­lich pas­send und vom Hand­ling durch­aus geschickt.

Tools und Wis­sen über Chat­bots vorhanden

Doch wie sieht dies 2019 aus? Hat Deutsch­land kräf­tig nach­ge­holt? Die Zahl der Tools, mit denen man mit begrenz­ten IT- und Pro­gram­mier­kennt­nis­sen (das oft ger­ne erwähn­te „kei­ne Kennt­nis­se“ zwei­fe­le ich kräf­tig an, zumin­dest bei den Tools, die ich getes­tet habe) einen Chat­bot erstel­len kann, ist wei­ter kräf­tig gewach­sen. Auch auf dem deutsch­spra­chi­gen Markt. Jan Schul­ze-Sie­bert stellt in sei­nem Blog-Bei­trag bei­spiels­wei­se 27 kos­ten­lo­se oder kos­ten­pflich­ti­ge Tools in kur­zen Por­traits vor, mit denen sich Bots erstel­len las­sen. Und dies wer­den bei wei­tem nicht alle Tools sein. Auch die Zahl der Bei­trä­ge, die sich mit Chat­bots beschäf­ti­gen, hat mei­ner indi­vi­du­el­len Sicht­wei­se und den Bei­trä­gen in mei­nem Feed­rea­der nach zuge­nom­men. Gleich­zei­tig fällt mir in den Bei­trä­gen immer auf, dass als Bei­spie­le oder soge­nann­te Best Cases immer wie­der die­sel­ben Fir­men vor­kom­men. Hat sich also doch nichts geändert? 

Wel­che Unter­neh­men in Deutsch­land bzw. im DACH-Raum set­zen heu­te also auf Chat­bots? Die fol­gen­den vir­tu­el­len Hel­fer habe ich in den ver­gan­ge­nen Tagen alle per­sön­lich getes­tet und kurz kom­men­tiert. Dabei habe ich mich auf Chat­bots fokus­siert, die über den Face­book Mes­sen­ger oder per Whats­App lau­fen. Indi­vi­du­el­le (Website-)Lösungen wie bei­spiels­wei­se der Matrat­zen­be­ra­ter von IKEA oder der inte­grier­te O2-Bot Lisa, um nur zwei Bei­spie­le zu nen­nen, wur­den nicht berücksichtigt.

Mein jet­zi­ger Test ver­lief dabei zweistufig: 

  1. In Schritt 1 habe ich noch­mals die 2017 getes­te­ten Chat­bots getes­tet, um zu über­prü­fen, ob sie über­haupt noch exis­tie­ren, sich ver­än­dert, ver­bes­sert, ver­schlech­tert haben.
  2. In Schritt 2 habe ich ein paar wei­te­re Chat­bots aus­pro­biert, auf die ich in den letz­ten Wochen über Bei­trä­ge gestol­pert bin. Wer also noch wei­te­re kennt, immer her damit!

Über 30 Chat­bots im Check 

Wie aktiv sind also heu­te noch die getes­te­ten Chat­bots aus dem DACH-Raum aus der Ana­ly­se von April 2017? Am 27. und 28. März 2019 habe ich die fol­gen­den Chat­bots mir noch­mals ange­se­hen. Mein Schnell-Check erbrach­te fol­gen­de Ergebnisse:

ARAG: Ver­si­che­rungs-Bot
— 2017: Lie­fert Infor­ma­tio­nen zum The­ma Reiseversicherung.
— 2019: TOT. Zumin­dest reagiert er nicht mehr.

Aus­tri­an Air­lines: Flug-Bot
— 2017: Fra­gen, Hil­fe­stel­lun­gen, Suchen zum Flug? Der Mes­sen­ger Ser­vice ist rich­tig gut.
— 2019: TOT. Kei­ne Reak­ti­on mehr auf ein­fachs­te Begrü­ßun­gen und Fra­gen. Dafür reagiert eine Mit­ar­bei­ter­hin des Kun­den­ser­vice immer­hin inner­halb von 30 Minuten.

Bier in Akti­on: Bier-Bot
— 2017: Hilft bei der Suche nach öster­rei­chi­schen Bier­mar­ken und Angeboten.
— 2019: TOT. Kei­ne Reak­ti­on auf Fragen.

BILD: Fuß­ball-Bot
— 2017: Schickt regel­mä­ßig Ticker-News zum Fuß­ball-Lieb­lings­ver­ein der 1. oder der 2. Bundesliga.
— 2019: AKTIV. Funk­tio­niert wei­ter­hin zuverlässig.

BMW: DTM-Motor­sport-Bot
— 2017: Media Broad­cast Ser­vice mit Infos, Bil­dern, Audi­os etc. zur DTM per Whats­App für Journalisten.
— 2019: AKTIV. Begrenz­ter, aber zuver­läs­si­ger Info-Ser­vice via Whats­App zu 6 Kategorien.

Chat­shop­per: Fashion-Bot
2017: Zalan­dos Emma ist der per­sön­li­che eng­lisch­spra­chi­ge Fashion-Shop­ping-Assis­tent für Mode-Fans.
— 2019: AKTIV. Zuver­läs­sig per Face­book Mes­sen­ger, Ale­xa und Goog­le Home.

cong­star: Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons-Bot
— 2017: Die vir­tu­el­le Assis­ten­tin Sophie beant­wor­tet eini­ge Fra­gen, bie­tet aber expli­zit kei­nen Kundendienst.
— 2019: TOT. Die vir­tu­el­le Assis­ten­tin gibt es nicht mehr. Dafür reagier­te ein Mit­ar­bei­ter ziem­lich schnell auf mei­ne Anfrage.

FAZ: Nach­rich­ten-Bot
— 2017: Ver­sen­det aus­ge­wähl­te Nach­rich­ten zu den Top-The­men des Tages.
— 2019: TOT. Bot reagiert nicht mehr.

Frank­furt Air­port: Flug­ha­fen-Bot
— 2017: FRAn­ky will Ser­vices rund um den Flug­ha­fen bie­ten, bis­lang jedoch sehr fehlerhaft.
— 2019: AKTIV. Ant­wor­tet heu­te recht zuver­läs­sig zumin­dest auf ein­fa­che Fragen.

FUNK: Novi Nachrichten-Bot
— 2017: Lie­fert 2x pro Tag News inklu­si­ve hüb­scher Gifs.
— 2019: AKTIV. Ver­mit­telt aktu­el­le News aus­schließ­lich auf Basis vor­ge­schla­ge­ner Begriffe.

GYANT: Gesund­heits-Bot
— 2017: Beant­wor­tet Fra­gen bei Sym­pto­men rund um die eige­ne Gesundheit.
— 2019: AKTIV. Naja. Ant­wor­tet nur auf Basis vor­ge­ge­be­ner Schalt­flä­chen und wünscht noch Hap­py New Year im April ;-). 

Jäger­meis­ter: Fun-Bot
— 2017: Lässt die frei gewähl­te eige­ne Nach­richt von 2 Rap­pern in ein Rap Video verwandeln.
— 2019: OFFLINE. Exis­tiert nicht mehr.

Kauf­DA: Shop­ping-Bot
— 2017: Beglei­tet bei der Suche nach Shops und Pro­duk­ten, jedoch noch recht buggy.
— 2019: TOT. Reagiert nicht mehr.

KAYAK: Rei­se-Bot
— 2017: Hilft wirk­lich pri­ma bei Suche nach Flü­gen, Hotels, Miet­wa­gen etc..
— 2019: AKTIV. Funk­tio­niert wei­ter­hin zuver­läs­sig – wenn auch auf Basis einer Daten­bank. Künst­li­che Intel­li­genz fehlt hier noch, sonst wür­den mir kaum von Düs­sel­dorf nach Köln Flü­ge über Mal­lor­ca ange­bo­ten wer­den ;-).
KORREKTUR: Auch Kay­ak hat sei­nen Blog im Früh­jahr 2019 abge­schafft. Schade ;-(. 

Klar­mo­bil: Han­dy-Bot
— 2017: Elvis von Klar­mo­bil berät zu Tari­fen und Vertragsangelegenheiten.
— 2019: AKTIV. Funk­tio­niert wei­ter­hin sehr gut – auch in Kom­bi­na­ti­on mit Mög­lich­keit von „Chat mit Mensch“ für kom­pli­zier­te­re Fragen.

Klick­mal: Ver­si­che­rungs-Bot
— 2017: Berät in Fra­gen von KFZ-Ver­si­che­run­gen in Österreich.
— 2019: AKTIV. Mit begrenz­ter Funk­tio­na­li­tät. Auto­ma­ti­siert lässt sich ein Schnell-Ange­bot erfra­gen oder eine Anfra­ge direkt an einen Mit­ar­bei­ter richten.

L’Oreal: Fri­seur-Bot
— 2017: Hilft Fri­seurs und ihren Salon­kun­den bei Fra­gen weiter.
— 2019: AKTIV. Aber Murks. Reagiert selbst auf die ein­fachs­ten Fra­gen nicht.

Luft­han­sa: Best Price-Bot
— 2017: Mild­red will bei Flug­su­che hel­fen, ver­steht aber noch recht schlecht.
— 2019: AKTIV. „Mild­red is reti­red“, wie es so schön heißt. Jetzt hilft der Luft­han­sa Group Bot. Noch in Beta. Nur in Eng­lisch. Nur zu den ein­fa­chen, vor­ein­ge­stell­ten Fragen.

Mag­gi: Rezep­te-Bot
— 2017: Die recht klu­ge Kim beant­wor­tet Fra­gen zu Rezep­ten, gibt Koch­tipps und lernt stän­dig hinzu.
— 2019. AKTIV. Lie­fert viel­fäl­ti­ge Rezept- und Koch­ideen zu gewünsch­ten Zutaten.

Mr. Hoki­fy: Job-Bot
— 2017: Lie­fert bei der Suche nach dem nächs­ten Job noch sehr wenig Ergebnisse.
— 2019: AKTIV. Funk­tio­niert okay, Jobs aus Job­bör­se inde​ed​.com, recht wenig Ergeb­nis­se, dafür häu­fig Wer­bung für eige­ne App.

Novi: News-Bot
— 2017: Nach­rich­ten-Chat­bot von funk mit 2x täg­lich aktu­el­len Nachrichten.
— 2019: AKTIV. Lie­fert aktu­el­le Nach­rich­ten; noch recht beschränkt; User-Akti­vi­tät begrenzt sich auf den Klick auf ver­tie­fen­de Inhal­te zur Nach­richt oder auf nächs­tes Thema. 

Opel: Chad – Probefahrt-Assistenz-Bot
— 2017: Pro­be­fahrt mit 5 Opel-Mar­ken? Chad führt Inter­es­sier­te zum nächs­ten Opel-Haus.
— 2019: OFFLINE. Exis­tiert nicht mehr.

Spar­kas­se: Bot(e) der Sparkasse
— 2017: Infor­miert über Kwitt, tanzt für dich oder ver­sen­det Videos.
— 2019: OFFLINE. Exis­tiert nicht mehr.

Swel­ly: Hel­fer-Bot
— 2017: Unter­stützt spie­le­risch die Ent­schei­dungs­fin­dung, in Österreich.
— 2019: TOT. Funk­tio­niert nicht mehr.

Tra­vel Homie: Rei­se-Bot
— 2017: Der­zeit über­las­tet und nur sehr ein­ge­schränkt in Aktion.
— 2019: TOT. Funk­tio­niert nicht mehr. Immer­hin mel­de­te sich Stun­den spä­ter ein freund­li­cher Mensch, der mir hel­fen wollte.

TUI Crui­ses: Mein Schiff Reise-Bot
— 2017: Ver­mit­telt Inspi­ra­tio­nen, Rei­se-Tipps, Ange­bo­te inkl. Direktkontakt.
— 2019: TOT. Funk­tio­niert nicht mehr. 1 Tag spä­ter mel­de­te sich über den Kanal dafür ein per­sön­li­cher Berater.

Wet​ter​.com: Wet­ter-Bot
— 2017: Schickt täg­lich die indi­vi­du­el­le Wet­ter­vor­her­sa­ge zum ange­ge­be­nen Ort inkl. Webcam-Bilder.
— 2019: AKTIV. Lie­fert Wochen­wet­ter zu ange­ge­be­nen Städ­ten und PLZ.

Wet­ter Online: Wet­ter-Bot
— 2017: Schickt täg­lich Infos zum Wet­ter in der eige­nen Stadt und infor­miert bei Wetterüberraschungen.
— 2019: AKTIV. Lie­fert Tages­wet­ter zu ange­ge­be­nen Städ­ten und PLZ.

Wien: Stadt-Bot
— 2017: Wien­Bot beant­wor­tet Fra­gen rund um die Stadt und ver­weist auf Website-Inhalte.
— 2019: AKTIV. Lie­fert Ant­wor­ten zu ein­fa­chen Fra­gen vor allem mit Webseite-Promotion.

Zoom: Zoom­Bot Immobilien-Bot
— 2017: Hilft bei der Suche nach der pas­sen­den Immo­bi­lie, hat aber noch eini­ge Bugs.
— 2019: OFFLINE. Gibt es nicht mehr.

Die ers­te Zwi­schen­nach­richt ist doch etwas ent­täu­schend: Von den 30 Chat­bots, die 2017 erfolg­reich getes­tet wur­den, funk­tio­nier­ten zwei Jah­re spä­ter gera­de noch gut die Hälf­te. Auch von einer Wei­ter­ent­wick­lung der Bots lässt sich nicht spre­chen, da die Ant­wor­ten zumeist auf die ein­fachs­ten Fra­gen und auf oft vor­ein­ge­stell­te Funk­tio­nen begrenzt waren. Von der groß gehyp­ten künst­li­chen Intel­li­genz ist dage­gen bis­lang noch nichts zu spüren.

Wei­te­re erst­mals getes­te­te Bots

In den letz­ten zwei Wochen bin ich auf eini­ge wei­te­re Bots gesto­ßen, zumin­dest auf Bei­trä­ge, die die­se Bots erwähnt haben. Also habe ich sie mir etwas näher ange­se­hen – sofern ich sie auch fin­den konnte.

Alli­anz: Ver­si­che­rungs-Bot
TOT. Chat­bot Car­lo soll die User eigent­lich beim Abschluss einer Kfz-Ver­si­che­rung unter­stüt­zen. Lei­der reagiert er auf kei­ner­lei Fra­gen. Ob Car­lo schon wie­der abge­sprun­gen und wei­ter­ge­wan­dert ist?

Dr. Oet­ker Deutsch­land: Pro­dukt- und Rezep­te-Fin­der
AKTIV. Marie-Lou hilft bei der Suche nach Pro­duk­ten und Rezep­ten von Dr. Oet­ker auf Basis eigens ein­ge­ge­be­ner Zuta­ten. Lei­der ver­steht Marie-Lou die Fra­gen zur Rezept­su­che nur sehr begrenzt und lie­fert sel­ten Ergeb­nis­se. Posi­tiv: Immer­hin las­sen sich mensch­li­che Kol­le­gen per “Service”-Nachricht erreichen.

Hori­zont: Recher­che-Bot
AKTIV. Hilft gera­de bei der Recher­che im Hori­zont Archiv – inklu­si­ve prak­ti­scher Dos­sier-Erstel­lung. Dazu sind mög­li­che Fra­gen schon vor­ge­ge­ben; Frei­text-Fra­gen und Namen wer­den gut, aber nicht immer 100% erkannt.

Lidl: Ein­kaufs­hel­fer
AKTIV. Chat­bot LiA unter­stützt zu aktu­el­len Ange­bo­ten, Öff­nungs­zei­ten, Pro­dukt­su­chen oder sons­ti­gen Fra­gen. LiA nimmt es dabei mit der Recht­schrei­bung sehr genau. So ver­zeiht sie der­zeit nicht den kleins­ten Schreib­feh­ler wie “Öff­nungs­zeit” statt “Öff­nungs­zei­ten”.

MINI: Der Auto-Bot
TOT. Der Chat­bot will neue MINI-Fah­rer mit beson­de­ren Vor­zü­gen, Vide­os und vir­tu­el­len Spritz­tou­ren wer­ben. Nur ant­wor­tet er aktu­ell nicht. Ent­we­der ist er der­zeit in einer vor­läu­fi­gen Boxen­gas­se in War­tung oder auf dem Auto-Fried­hof gelan­det. Scha­de eigentlich.

Per­sil: Fle­cken­hil­fe
NAJA. Hen­kel will mit der Per­sil Fle­cken­hil­fe Unter­stüt­zung bei der Ent­fer­nung von Fle­cken lie­fern. Lei­der reagiert die Fle­cken­hil­fe auf fast kei­nen Begriff. Ob sie eine ande­re Spra­che spricht?

Chat­bots wei­ter­hin in einem Anfangsstadium

Die­se klei­ne Aus­wahl zeigt: Chat­bots ste­hen in Deutsch­land wei­ter­hin in einem Anfangs­stu­di­um. Von einem Zeit­al­ter der Chat­bots lässt sich auch 2019 defi­ni­tiv nicht spre­chen. Noch sind Chat­bots weit davon ent­fernt, mas­sen­kom­pa­ti­bel zu sein bzw. von Unter­neh­men für viel­fäl­ti­ge Berei­che breit ein­ge­setzt zu werden. 

Die­se Aus­sa­ge betrifft gro­ße wie klei­ne Orga­ni­sa­tio­nen. Bei­spiels­wei­se unter­such­te kürz­lich die Hoch­schu­le für Tech­nik und Wirt­schaft Ber­lin in einer Stu­die den Ein­satz von Chat­bots im Kun­den­ser­vice in deut­schen DAX- und MDAX-Kon­zer­nen. Das Ergeb­nis: Zum Zeit­punkt der Ana­ly­se waren Chat­bots ledig­lich bei 12 von 80 DAX- und MDAX-Unter­neh­men in der Kun­den­kom­mu­ni­ka­ti­on im Ein­satz; und von denen sind wie­der­um nur weni­ge auf dem deut­schen Markt aktiv. 

Künf­tig wer­de ich ver­su­chen, die­sen Test mit Fokus auf Chat­bots im DACH-Umfeld kon­ti­nu­ier­lich wei­ter­zu­füh­ren, sobald ich einen neu­en – zumin­dest halb­wegs funk­tio­nie­ren­den – Chat­bot ent­deckt habe. 

#Fol­lo­wer­power

Ach ja: Wer selbst inter­es­san­te Chat­bots gefun­den, getes­tet, erlebt hat, die­se ein­fach kurz und schmerz­los in die Kom­men­ta­re packen. Dann kann ich sie selbst kurz tes­ten und integrieren.

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