Gedan­ken­spie­le: Über Algo­rith­men, Video-Trends 2023 und etwas ChatGPT

Gedan­ken­spie­le: Über Algo­rith­men, Video-Trends 2023 und etwas ChatGPT

Wer Kom­mu­ni­ka­ti­ons­leu­te nach dem prä­gen­den The­ma des ers­ten Monats 2023 fragt, bekommt mit Sicher­heit eine recht ein­heit­li­che Ant­wort: ChatGPT bzw. die Erstel­lung von Con­tent mit­tels Künst­li­cher Intel­li­genz. Natür­lich ist auch an mir das The­ma nicht vor­bei­ge­gan­gen, wor­über ich u.a. aktu­ell auf Lin­ke­dIn immer wie­der dis­ku­tie­re. Dazu wer­de ich in Kür­ze einen wei­te­ren Fokus-Arti­kel zu die­sem The­ma hier im Blog publi­zie­ren. Trotz die­ses Mega-The­mas möch­te ich in die­sem Gedan­ken­spiel aber den Blick auf wei­te­re Topics und Trends 2023 rund um die digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on len­ken, die eben­falls span­nend und dis­kus­si­ons­wür­dig sind. Dar­um viel Spaß mit mei­nen 10 Lesetipps.


In eige­ner Sache.

  • Dop­pel­mo­ral: Von Elon-Jün­gern und Musk-Mora­lis­ten
    In den letz­ten Mona­ten gab es eine Kon­stan­te in der Öffent­lich­keit: die Kri­tik an Elon Musk nach der Über­nah­me von Twit­ter. Wie rück­sichts­los er mit Mit­ar­bei­ten­den umgeht. Was für Ideen er hat, negiert, ver­wirft. Und was für eine Unsi­cher­heit er Twit­ter beschert. Doch in die­sen Dis­kus­sio­nen steckt eine Dop­pel­mo­ral. Nicht, dass ich Musk ver­tei­di­gen will. Nur möch­te ich vie­len zuru­fen: „Das ist doch alles schon lan­ge bekannt, dam­ned!“ Ein Gedan­ken­spiel als Anstoß.

Stra­te­gi­sche Überlegungen.

  • Algo­rith­men: Hört auf, es Social Media zu nen­nen
    Wohin ent­wi­ckelt sich Social Media? Die­sel­be Fra­ge habe ich hier in mei­nem Bei­trag „Ano­ther end of Social Media“ eben­falls bereits auf­ge­wor­fen. Unab­hän­gig davon hat Enno Park recht: Fast alle Social-Media-Platt­for­men haben Algo­rith­men jus­tiert und so die Kon­trol­le über den aus­ge­spiel­ten Con­tent über­nom­men. So bestehen unse­re Feeds weit weni­ger aus sozia­len Bezie­hun­gen, denn aus Emp­feh­lun­gen von Algo­rith­men. Was bedeu­tet dies für unse­re Strategien?
  • Com­mu­ni­ty Manage­ment: Zen­tra­les Asset im Social-Media-Mar­ke­ting
    Eng ver­bun­den mit den aktu­el­len Ent­wick­lun­gen bei den Algo­rith­men ist die Fra­ge: War­um muss das Com­mu­ni­ty-Manage­ment im Social-Media-Zeit­al­ter ein so zen­tra­les Asset im Unter­neh­men sein? War­um geht das defi­ni­tiv nicht »neben­bei«? Die­ser umfang­rei­che Bei­trag zeigt auf, wie Com­mu­ni­ty Manage­ment stra­te­gisch aus­ge­rich­tet wer­den muss.
  • Buy­er Per­so­nas: Vor­la­gen, Bei­spie­le & Tipps
    Wenn wir schon bei Stra­te­gien sind: Seit vie­len Jah­ren bin ich bekannt­lich ein Fan des Per­so­na-Modells. War­um? Per­so­nas machen Ziel­grup­pen greif­ba­rer. Man erhält ein viel kon­kre­te­res Bild einer Ver­tre­te­rin der gewünsch­ten Ziel­grup­pe, um auf die­se den Con­tent zuzu­schnei­den. Aber nur dann, sofern sie mit rea­len Daten und Fak­ten gebil­det wur­de, wie hier gezeigt wird.

3 Social Media Trends 2023.

  • Trend 1: Video-Mar­ke­ting Trends 2023
    Shorter Short-Vide­os, KI-gene­rier­te Vide­os, SEO-opti­mier­ter Video-Con­tent und Live-Vide­os: Dies sind nur eini­ge der Trends im Video-Mar­ke­ting. Dass das Jahr 2023 ein (wei­te­res) Jahr des Vide­os wird, lässt sich schon jetzt erken­nen. Dazu hel­fen die kom­pak­ten Hin­wei­se zu eini­gen der wich­tigs­ten Video-Ent­wick­lun­gen im Bereich Social Media.
  •  Trend 2: Vira­ler Tik­Tok-Com­mer­ce
    Sau­cen, Taschen, Becher etc.: Tik­Tok sorgt immer wie­der für Hypes um ein­zel­ne Pro­duk­te, die viral gehen und dann sofort aus­ver­kauft sind – ganz nach dem Mot­to: „Tik­Tok made me buy it“. Die­ser Bei­trag erzählt die Geschich­te hin­ter eini­gen die­ser Pro­duk­te – über Grün­de­rin­nen, davon pro­fi­tie­ren­den Mar­ken und der Rele­vanz von Hash­tags, um auf Trends aufzuspringen.
  • Trend 3: Social CEO-Posi­tio­nie­rung
    Dass CEOs künf­tig immer stär­ker social agie­ren müs­sen, das ist den meis­ten heu­te bereits bewusst. Nur: Wer soll davon pro­fi­tie­ren? „Die CEO-Por­tio­nie­rung soll nicht auf einen Per­so­nen-Hype ein­zah­len, son­dern durch wer­ti­gen Con­tent einen Mehr­wert schaf­fen.“ Schließ­lich fun­giert der CEO als Aus­hän­ge­schild der Fir­ma. Inter­es­san­tes Inter­view zur Posi­tio­nie­rung im Social Web.

Tex­te + Tools.

  • Recht: Urhe­ber­recht bei KI-Wer­ken
    Wie sieht es mit dem Urhe­ber­recht bei KI basier­ten Text- und Bild­wer­ken aus? Also gera­de bei Tex­ten, die per ChatGPT erstellt wur­den? Der geschätz­te Cars­ten Ulb­richt hat sich dem The­ma Künst­li­che Intel­li­genz ange­nom­men — aus recht­li­cher Sicht — und die zen­tra­len Rechts­fra­gen rund um das Urhe­ber­recht näher betrachtet.
  • SEO: Ran­ken AI-Tex­te bei Goog­le?
    Erhal­ten auto­ma­tisch per KI erzeug­te Bei­trä­ge eine gute Sicht­bar­keit? Laut Sis­trix-Chef Johan­nes Beus kann dies funk­tio­nie­ren. Vor­aus­set­zung: Die Qua­li­tät aus Sicht von Goog­le stimmt: „Gelingt es Goog­le, dass Autoren mit den unter ihren Namen ver­öf­fent­lich­ten Inhal­ten maschi­nen­les­bar für die Qua­li­tät ein­ste­hen, kann der Such­ma­schi­ne der Weg der Con­ten­ter­stel­lung am Ende egal sein“.
  • Wirt­schafts­me­di­en: „Nein“ zu gegen­der­ten PR-Tex­ten
    Laut einer Umfra­ge von redRo­bin lehnt mit 84 % die gro­ße Mehr­heit der Finanz- und Wirt­schafts­pres­se gegen­der­te PR-Tex­te ab. Die Emp­feh­lung der betei­lig­ten Exper­tin: Jede Orga­ni­sa­ti­on soll­te ihre Spra­che an ihre jewei­li­ge Ziel­grup­pe anpas­sen – und nicht emo­tio­nal wer­ten. Schließ­lich sei es eine sehr per­sön­li­che Fra­ge, wie sich Men­schen zum Gen­dern positionieren.

Ano­ther End of Social Media?!

Ano­ther End of Social Media?!

In den letz­ten 4 Wochen durf­te ich 4 Vor­trä­ge hal­ten: zu sehr unter­schied­li­chen Anläs­sen, zu sehr unter­schied­li­chen The­men, an sehr unter­schied­li­chen Orten. Doch mei­ne Kern­aus­sa­ge war immer die­sel­be: Das Ende von Social Media ist da, zumin­dest so wie wir Social Media bis­her kann­ten. War­um New Fri­ends künf­tig unse­re Best Bud­dys erset­zen sol­len, dies will ich in die­sem Gedan­ken­spiel etwas näher erläutern.

Gehen wir ein paar Jah­re zurück – sagen wir zu einer Zeit, bevor gera­de Tik­Tok die Bran­che revo­lu­tio­nier­te. Wir alle hat­ten unse­re Facebook‑, Instagram‑, YouTube‑, ja sogar XING-Accounts, öff­ne­ten (fast) täg­lich unse­re Time­line und lie­ßen uns von den Bei­trä­gen unse­rer Freun­de zum Lachen oder Wei­nen brin­gen, zum Flu­chen oder Amü­sie­ren oder ein­fach infor­mie­ren. Dann kam die Wer­bung. Doch das war zu erwar­ten. Dann kam Tik­Tok. Und plötz­lich wur­de alles anders.

Und nein, damit mei­ne ich nicht die Idee von Kurz­vi­de­os. Nein. Denn dies war nix Neu­es. Aber: Die Freun­de, das eige­ne Netz­werk, die per­sön­li­chen Ver­bin­dun­gen waren mit einem Schlag unnö­tig gewor­den. Wo einst Con­nec­tions sowohl für die Inhal­te als auch für die Sicht­bar­keit der eige­nen Inhal­te sorg­ten, waren es plötz­lich die Emp­feh­lun­gen eines Algo­rith­mus‘, der sich nicht mehr an bis­he­ri­gen Ver­bin­dun­gen, son­dern an Inter­es­sen orientierte.

Social Media: One-Hit-Won­der ohne Fans

Posi­tiv gesagt: Mit einem Moment war es mög­lich, mit dem ers­ten jemals publi­zier­ten Video, bes­ser Tik­Tok, eine extre­me hohe Sicht­bar­keit zu bekom­men, einen Run, oft ein One-Hit-Won­der, auf jeden Fall mit hohen Abruf­zah­len. Weil der Algo­rith­mus die­sen Bei­trag so schätz­te, weil die gespiel­ten Inhal­te, die Hash­tags, ja sogar der Sound auf der Platt­form aktu­ell so beliebt waren. Und die eige­ne Com­mu­ni­ty? Die­ser eige­ne Fan­kreis spiel­te kei­ne Rol­le; okay, beim ers­ten Video gab es die­sen eh noch nicht. Das heißt: Die algo­rith­mi­sche Beliebt­heit des Con­tents hat­te das mensch­li­che Gesicht des Netz­wer­kes ersetzt.

Und was pas­sier­te? Gera­de die jun­gen Men­schen – und nur auf die­se haben es die Netz­wer­ke abge­se­hen, wie ich es kürz­lich in einem ande­ren Gedan­ken­spiel geschil­dert hat­te – waren begeis­tert. Die App-Down­loads und Auf­ru­fe gin­gen durch die Decke, Insta­gram ver­lor beträcht­lich an Sicht­bar­keit und vor allem an Ver­weil­dau­er, und Mark Zucker­berg brüll­te ver­zwei­felt: Wir müs­sen jün­ger wer­den – und dies auf allen Netz­wer­ken. Gesagt, getan.

New Fri­ends statt Best Buddies

Also ver­ab­schie­de­ten sich Insta­gram und Face­book von „unse­rem“ Social Media, also von den Inhal­ten und Inter­ak­tio­nen ver­bun­de­ner Freun­de, Fans und Fol­lower. Sie shif­te­ten um zu einem von Algo­rith­men domi­nier­ten, auf Emp­feh­lun­gen basie­ren­den Modell der Con­tent-Dis­tri­bu­ti­on – mit Fokus auf Video. So mein­te Mark Z: „Eine der wich­tigs­ten Ver­än­de­run­gen in unse­rem Geschäft besteht dar­in, dass sozia­le Feeds nicht mehr in ers­ter Linie von den Accounts, denen man folgt, ange­trie­ben wer­den, son­dern zuneh­mend von KI, die Inhal­te emp­fiehlt, die man auf Face­book oder Insta­gram inter­es­sant fin­det, selbst wenn man den Crea­torn nicht unbe­dingt folgt.“ 

Die­se Umstel­lung läuft auf Hoch­tou­ren, sodass laut Mark bis Ende 2023 der KI-Anteil schon 30 Pro­zent betra­gen soll. Und auch wenn Kylie Jen­ner, der Kar­da­shi­an-Clan & Co. laut schrien: „Wir wol­len die Bil­der unse­rer Freun­din­nen und Freun­de zurück“, blie­ben Zuck, Adam Mos­se­ri & Co. hart: Die Welt ver­än­dert sich, und Insta­gram und Face­book müs­sen sich dem anpas­sen. Wobei sie mit dem Ver­än­dern natür­lich Tik­Tok meinten.

Fri­end graphs can’t com­pe­te in an algo­rith­mic world

Plötz­lich lan­de­ten wir über­all in der­sel­ben Con­tent-Bla­se, da sich die ein­ge­spiel­ten Inhal­te am bereits aus­ge­spiel­tem und belieb­tem Con­tent ori­en­tier­ten. Wie lang­wei­lig. War­um soll­ten wir über­all das Glei­che mit­tels der glei­chen For­ma­te, Fil­ter, Sounds, Vor­la­gen pos­ten und sehen? Natür­lich wie­sen uns die Platt­for­men eif­rig dar­auf hin, dass wir weit mehr als unse­re Bla­se erle­ben konn­ten. Aber erreich­te dies uns?

Die Netz­wer­ke lob­ten, dass wir auf die­se Wei­se Men­schen – Crea­tors – bes­ser errei­chen könn­ten, die uns noch nicht kann­ten. Aber was war mit unse­ren Con­nec­tions? Das Gan­ze wirk­te plötz­lich so, als wür­den wir von den Par­tys unse­rer Best Bud­dys aus­ge­la­den wer­den und statt­des­sen zu wild­frem­den Par­tys geschickt wer­den, um neue Men­schen ken­nen­zu­ler­nen. Aber wol­len wir das? Und ver­ste­hen wir unter dem Begriff „social“ nicht gera­de auch die Bezie­hungs­pfle­ge mit Fri­ends? „Fri­end graphs can’t com­pe­te in an algo­rith­mic world“, schreibt Micha­el Migna­no in sei­nem bemer­kens­wer­ten und von mir bereits öfters zitier­ten Essay.

Unter­neh­men ab in den Extra-Feed

Was ler­nen wir dar­aus? Ja, das Ziel die­ser Tik­To­ki­fi­ca­ti­on ist ein­deu­tig: Men­schen sind nicht mehr so wich­tig. Die Recom­men­da­ti­ons der Algo­rith­men mit aktu­el­lem Fokus auf Kurz-Vide­os bestim­men die Inhal­te. Und die Posts unse­rer Fri­ends & Fol­lo­wers? Die wer­den wie bei Face­book in die Neben-Feeds ver­bannt. Und die Inhal­te unse­rer sorg­fäl­tig auf­ge­bau­ten Grup­pen? Lan­den eben­falls in den Neben­feed, den kaum jemand wahr­neh­men wird.

Und die Sei­ten der Unter­neh­men und Insti­tu­tio­nen, die über die Jah­re so sorg­fäl­tig gefüt­tert wor­den waren, mit Inhal­ten, mit viel Zeit, mit inten­si­vem Com­mu­ni­ty Manage­ment und mit noch mehr Wer­be­gel­dern hoch­ge­züch­tet? Ja, auch die­se bekom­men ihren Extra-Feed – im Abseits. Und sind damit weg aus dem Auf­merk­sam­keits­fens­ter des Haupt-Feeds. Und damit auch der bis­he­ri­gen Fans, Fol­lower, Kun­din­nen, Part­ner, Interessenten.

Vide­os für die jün­ge­ren, Ads für die Älteren

Hmmm, was soll ich denn jetzt als Unter­neh­men machen? „Schal­te Ads“, schrei­en Face­book, Insta­gram & Co. „Mache Reels, Shorts und Tik­Toks“, rufen die Social Media Coa­ches und Agen­tu­ren. Und wenn ich über kein gutes Video­ma­te­ri­al ver­fü­ge, zumin­dest nicht kon­ti­nu­ier­lich? Pech gehabt. Und wenn mei­ne – dam­ned … – älte­re Ziel­grup­pe kein wirk­li­cher Fan von Kurz-Vide­os ist? Bekommt sie trotz­dem. Scha­de um sie. Zudem blei­ben ja noch die Ads.

Aha, jetzt ist mir end­lich klar, wel­che Idee dahin­ter­steckt: die Jun­gen über Video-Con­tent und ange­sag­te The­men, Hash­tags, Sounds, die Älte­ren über Ads. Ist das dann noch das bekannt-beliebt-bis­he­ri­ge Social Media? Wohl kaum. Es ändert sich eini­ges. Aber wie sagt man so schön: Wer sich nicht bewegt, der ver­liert – vor allem an Sicht­bar­keit und Rele­vanz. Wer nicht sicht­bar und damit find­bar ist, der exis­tiert für die meis­ten Men­schen nicht. Zumin­dest für die anvi­sier­te jun­ge Zielgruppe.

Revi­val der inte­grier­ten Kommunikation

Damit wird immer kla­rer, wie die künf­ti­ge Welt der Kom­mu­ni­ka­ti­on aus­se­hen wird. Social Media wird bei Ziel­grup­pen, die nicht Gene­ra­ti­on Z oder Y hei­ßen – und das ist zumin­dest bei uns die gro­ße Mehr­heit –, nur noch eine vor­nehm­lich werb­lich gepräg­te Neben­rol­le spie­len. Statt­des­sen erle­ben tra­di­tio­nel­le Kanä­le der digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­on wie Web­sei­ten, E‑Mail-News­let­ter, Apps, aber auch SEO und SEA ein not­wen­di­ges Revi­val. Weil wir die­se Men­schen in einer von Algo­rith­men bestimm­ten und auf deren Emp­feh­lun­gen beschränk­ten Welt ansons­ten nicht mehr erreichen.

Ist das eine so gro­ße Umstel­lung? „The cha­os at social net­works is a remin­der that any plat­form with that kind of power should never be your only — or even your pri­ma­ry – way of com­mu­ni­ca­ting with your audi­en­ces”, schreibt Alli­son Car­ter bei PR Dai­ly.

Aber wuss­ten wir nicht eigent­lich schon immer, dass wir uns nicht auf frem­de Platt­for­men allein fokus­sie­ren und damit abhän­gig machen soll­ten? Eigent­lich doch ja. Aber hat­te die Begeis­te­rung für die pul­sie­ren­de Social Media Welt viel­leicht die­sen Gedan­ken etwas vernebelt?

Aber das ist ein ande­res The­ma für ein wei­te­res Gedankenspiel.

Copy­right: Pho­to by Mike Molo­ney on StockS­nap

Gesucht: Eine digi­ta­le Hei­mat für Ältere

Gesucht: Eine digi­ta­le Hei­mat für Ältere

„Wir müs­sen jün­ger wer­den“, mein­te vor gut einem Jahr Marc Zucker­berg anläss­lich der damals schon sta­gnie­ren­den Nut­zungs­zah­len bei sei­nen Meta-Netz­wer­ken. „Und dar­um benö­ti­gen wir Reels, Reels und noch­mals Reels.“ So unge­fähr lau­te­te sei­ne kla­re For­de­rung an sein Team. Weil Tik­Tok ihn auf­ge­schreckt hat, weil sich die­ses nicht kau­fen ließ, weil er um die Ver­weil­dau­er und damit um die Wer­be­ein­nah­men fürch­te­te. Ver­ständ­lich. Doch was ist mit Älte­ren, die kei­ne Reels nut­zen? Wo sol­len die hin­wan­dern? Ein Plä­doy­er für eine digi­ta­le Hei­mat für Ältere.

Face­book ist bei einem Durch­schnitts­al­ter von gut 40 Jah­ren mit Sicher­heit kein Jung­brun­nen mehr. Auch Insta­gram bewegt sich Rich­tung 30something. Die Jun­gen, die Gen Z, hal­ten sich vor allem bei You­Tube auf, auch auf Tik­Tok, und dann erst auf Insta­gram, wie eine Pew Rese­arch-Stu­die über US-Teen­ager kürz­lich wie­der belegt hat­te. Doch genau die­se Teens und Twens will der stol­ze Marc für sich gewinnen.

Nur: Macht die­ser Schwank, die­ser Reel-Wahn über­haupt Sinn, den Zuck aktu­ell doch sehr kon­se­quent und qua­si jeden Tag mit neu­en Funk­tio­nen fort­führt? Ich stel­le mir die Fra­ge nicht, weil ich alt bin oder zumin­dest älter. Nein, kei­nes­wegs. Ich mache mir täg­lich Gedan­ken über die stra­te­gi­sche und ziel­grup­pen­ge­naue Aus­rich­tung von Netz­wer­ken, Platt­for­men und Com­mu­ni­tys, weil dies bei der Ent­wick­lung von digi­ta­len wie inte­grier­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien gro­ße Rele­vanz hat. 

Der Jugend­wahn und sei­ne Folgen

Nur: Wenn ich mir die­sen aktu­ell herr­schen­den „Jugend­wahn“ unter den Netz­wer­ken und Platt­for­men anse­hen, dann stel­len sich mir doch eini­ge Fra­gen, die ich aktu­ell auch wie­der in einem Work­shop dis­ku­tiert habe:

  1. Benö­tigt die­ser Jugend­wahn nicht bestän­dig ein „neu­es Tik­Tok“? Schließ­lich wer­den die Nut­ze­rin­nen und Nut­zer ja mit den Netz­wer­ken älter, und das ganz jun­ge Teen-Tik­Tok von ges­tern ist das Oldie-Tik­Tok von morgen?

  2. Sehen wir nicht dann stän­dig neue Wan­der­be­we­gun­gen? Gera­de wenn die Jun­gen neue Netz­wer­ke ent­de­cken und die älte­ren Gene­ra­tio­nen die­se dann für sich Schritt für Schritt erobern, wie es der­zeit – lei­der! – bei BeRe­al geschieht?

  3. Sind die Netz­wer­ke nicht völ­lig aus­tausch­bar, wenn sie alle die glei­chen jun­gen Ziel­grup­pen anspre­chen und dies mit den­sel­ben, sich ähneln­den (Video-)Content-Formaten? Also Sto­rys bzw. Tik­Toks, Reels, Shorts etc.?

  4. Ist die­ser Jugend-Fokus nicht auch aus Wer­be­grün­den wenig sinn­voll? Denn wird nicht mit den älte­ren Gene­ra­tio­nen – und damit mei­ne ich die Bevöl­ke­rungs­mehr­heit 40+ – genau­so viel oder sogar mehr Geld ver­dient als mit Gen Y und Z?

  5. Wer küm­mert sich dann um die Gene­ra­ti­on X und frü­her? Gera­de wenn sich auch Face­book auf Reels fokus­siert und die ande­ren Bei­trä­ge von Fir­men, Freun­den und Grup­pen in Neben-Feeds ver­bannt, die kaum jemand auf­ru­fen wird? Eröff­net dies nicht neue Chan­cen? Und damit mei­ne ich nicht für die rei­nen Senio­ren-Netz­wer­ke wie Fei​er​abend​.de, son­dern für die Gene­ra­ti­on 40plus?

  6. Und war­um fokus­siert sich Face­book nicht ganz bewusst auf die der­zei­ti­ge älte­re Ziel­grup­pe 40 bis 60 plus, in die wir alle rein­wach­sen? Wür­de dies Face­book nicht einen wirk­li­chen Mehr­wert, einen wirk­li­chen USP, lie­fern – auch bezo­gen auf Werbekundinnen?

  7. Wenn die Älte­ren kei­ne digi­ta­le Hei­mat mehr fin­den bzw. sich von den Kurz-Video-For­ma­ten nicht ange­spro­chen füh­len? Führt dies nicht dazu, dass die­se Ziel­grup­pe ver­lo­ren geht und wir für die­se statt­des­sen wie­der ver­stärkt auf klas­si­sche Online- wie Off­line-Maß­nah­men set­zen müs­sen – Stich­wort Web­sei­te, News­let­ter, Mes­sen­ger etc. – für eine stra­te­gi­sche, inte­grier­te Kommunikation?

Markt­chan­ce für eine digi­ta­le Hei­mat für Ältere

Mei­ne Über­le­gun­gen sind kei­nes­wegs neu. Schon vor vie­len Jah­ren plopp­ten ähn­li­che Dis­kus­sio­nen über den Sinn der soge­nann­ten „wer­be­re­le­van­ten Ziel­grup­pe von 14 bis 49 Jah­ren“ auf. Nur hat es im Print-Bereich immer Medi­en gege­ben, die sich ganz bewusst an bestimm­te Alters­grup­pen rich­te­ten, also Kin­der­me­di­en, Medi­en für Jugend­li­che, für Senio­ren etc.

Lie­ße sich der Gedan­ken für ein Netz­werk, also eine digi­ta­le Hei­mat für Älte­re nicht auch auf die sozia­len Netz­wer­ke über­tra­gen? Stand heu­te wür­den sich dann die Teens und Twens auf Tik­Tok aus­tau­schen, die 30plus auf Lin­ke­dIn und Insta­gram, die Oldies but Goo­dies – und damit mei­ne ich die Gene­ra­ti­on X und älter – auf Face­book, und alle auf You­Tube, wie auch schon heute. 

Wäre dies nicht top für jede Con­tent- und Wer­be­pla­nung? Jede Sto­ry lie­ße sich pri­ma für meh­re­re Gene­ra­tio­nen auf­be­rei­ten und über die ver­schie­de­nen Kanä­le gene­ra­ti­ons­ge­recht aus­spie­len. Also ziel­grup­pen­ge­naue Kom­mu­ni­ka­ti­on, auch wenn natür­lich nicht nur das Alter eine Rol­le spielt. Zudem müss­te sich kein Jugend­li­cher mehr in die­sem 3‑Ge­ne­ra­ti­on-Haus unwohl füh­len, wenn sich Groß­el­tern, Eltern und Kin­der plötz­lich auf Insta­gram begegnen. 

Der lee­re blaue Ozean

Wo ist solch ein Netz­werk? Sol­che eine neue digi­ta­le Hei­mat? Pla­nun­gen dafür scheint es aktu­ell nicht zu geben. Zumin­dest sind sie mir nicht bekannt. Scha­de, gera­de aus Stra­te­gie-Sicht. Statt­des­sen stür­zen sich die Platt­for­men lie­ber mit der Kon­kur­renz in den roten Oze­an und belas­sen den blau­en Oze­an unbe­rührt. War­um eigentlich?

Gedan­ken­spie­le: Über Algo­rith­men, Video-Trends 2023 und etwas ChatGPT

Neue Gedan­ken­spie­le: Eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­welt im Wandel

Die Tik­To­ki­fi­ca­ti­on schrei­tet bei Face­book vor­an. Den Haupt-Feed bestimmt künf­tig der Algo­rith­mus – vor allem mit Reels und Ads; Bei­trä­ge von Freun­den, Unter­neh­men und Grup­pen wer­den in Neben-Feeds ver­bannt. Nimmt die dann noch jemand wahr? Und machen Face­book-Sei­ten für Orga­ni­sa­tio­nen über­haupt noch Sinn, wenn sie kein Reel-Poten­zi­al haben? Par­al­lel fokus­sie­ren sich alle Platt­for­men auf das 9:16 Bild­for­mat. Ver­ab­schie­den sie sich nicht von den älte­ren Gene­ra­tio­nen? Dabei sol­len die doch für Ein­nah­men sor­gen … Die­se bei­den Bei­spie­le zei­gen: Es tut sich eini­ges – auch in der Welt der Medi­en­ar­beit. Zeit für eine neue Aus­ga­be der monat­li­chen Gedankenspiele.

3x Mei­nun­gen zum Wandel

  • Wann soll­te ich auf Lin­ke­dIn pos­ten? Stu­di­en­aus­sa­gen brin­gen da nix.
    Wenn ich Ana­ly­sen über den rich­ti­gen Zeit­punkt beim Pos­ting auf Lin­ke­dIn lese, bekom­me ich Bauch­grim­men. Vor allem ob der Leu­te, die ihr Pos­ting-Ver­hal­ten an sol­chen Zah­len aus­rich­ten. Dabei gibt es viel ein­fa­che­re und bes­se­re Metho­den: Der eige­ne Blick, die viel­fäl­ti­gen Ana­ly­se-Tools, der gesun­de Grips. War­um das so ist, beschrei­be ich in einem Blog-Post.
  • War­um eine not­wen­di­ge Ver­ler­nungs­kur­ve gut für uns alle ist
    Muss ich jedem Trend fol­gen? Muss ich auf allen Kanä­len prä­sent sein? Muss ich bestän­dig für neue Inhal­te sor­gen? Natür­lich nicht. Die Autorin Apur­va Har­wa­ni hat auf Medi­um einen lako­ni­schen wie wah­ren Bei­trag publi­ziert. Dabei dreht sie unse­re FOMO-Gesell­schaft etwas um: Sie emp­fiehlt, dass wir doch bit­te eini­ges ver­ler­nen soll­ten – auch um wie­der Neu­es ler­nen zu kön­nen. Eine Ver­ler­nungs­kur­ve also. Ein schö­ner Gedanke.
  • War­um der Blick auf rei­ne Fan-Zah­len nix bringt
    “War­um glau­ben Men­schen an den Wert der Fol­lower?”, fragt Dirk von Geh­len. “Weil sie anneh­men, die Zahl tref­fe eine Aus­sa­ge dar­über, wel­che Reich­wei­te ein Account hat.“ Dabei sagt die Zahl in Wahr­heit wenig aus. Was hel­fen einem Account vie­le Fol­lower, wenn er nur sel­ten pos­tet oder auf kein Inter­es­se stößt? Nix. Was ist mit Men­schen am Anfang einer Kar­rie­re, die sich eine Com­mu­ni­ty auf­bau­en müs­sen? Pech. Und bestim­men nicht Algo­rith­men über die Sicht­bar­keit? Natür­lich. Dar­um lesen!

4x für eine erfolg­rei­che Medienarbeit

  • Pres­se­mit­tei­lung: Auf­bau, Con­tent, Dis­tri­bu­ti­on
    Auch wenn sie uralt ist, ken­ne ich die Fra­ge aus vie­len Work­shops: Was muss ich bei einer Pres­se­mit­tei­lung beach­ten? news­ak­tu­ell hat einen Bei­trag publi­ziert, der Schritt für Schritt die Erstel­lung einer PM the­ma­ti­siert: Vom Auf­bau, über den Con­tent bis zur Dis­tri­bu­ti­on. Gera­de in der Kür­ze lie­fert er einen guten Ein­stieg. Für die Ver­tie­fung des The­mas muss ich natür­lich unser Buch „Public Rela­ti­ons“ empfehlen.
  • Titel: Wie Head­lines mehr Reak­tio­nen brin­gen
    Head­lines müs­sen schnell les­bar und ver­ständ­lich und Emo­tio­nen anspre­chen – online wie off­line. Nur dann sind sie erfolg­reich und ver­füh­ren zum Lesen der Tex­te. War­um das so ist, erläu­tert die­ser Bei­trag. Übri­gens: Vie­le der Aus­sa­gen für werb­li­che Head­lines las­sen sich 1‑zu‑1 auf redak­tio­nel­le Bei­trä­ge, auf die Medi­en­ar­beit und auf das gene­rel­le Online-Tex­ten übertragen.
  • Bud­get: Der Ear­ned-Media-Mythos
    Medi­en­ar­beit 2022: Pres­se­ar­beit ohne jeg­li­ches Media­bud­get? Ein Irr­glau­be, wie die­ser Bei­trag zu Recht beschreibt. Allein füh­ren eine cle­ver geschrie­be­ne Pres­se­mit­tei­lung und gute Con­nec­tions in Redak­tio­nen kaum zum Erfolg. Ohne Geld geht oft nix (mehr). Leider.
  • Nati­ve Ads: Ergän­zen­des Werk­zeug für die Medi­en­ar­beit
    Auch wenn bei ihnen die Gren­ze zwi­schen Wer­bung und Redak­ti­on ver­schmilzt: Nati­ve Ads spie­len eine zen­tra­le Rol­le in einem moder­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mix. Weil sich mit die­ser Form der Wer­bung in einem redak­tio­nel­len Umfeld wei­te­re Ziel­grup­pen gera­de auch in eta­blier­ten Qua­li­täts­me­di­en anspre­chen las­sen – als Ergän­zung zur Medienarbeit.

3x rund um Social Media

  • Lin­ke­dIn: 7 Chro­me-Plug­Ins für das täg­li­che Leben
    Brow­ser-Plug­Ins hel­fen, das Leben auf Lin­ke­dIn ange­neh­mer zu gestal­ten: Beim Pos­ten, beim Orga­ni­sie­ren, beim Mes­sen. In die­sem Bei­trag stel­le ich mei­ne 7 Lieb­lings-Erwei­te­rung vor, die ich selbst täg­lich nut­ze, weil sie mir enorm viel Zeit erspa­ren; natür­lich inkl. des neu­en und viel gelob­ten Autor­edIn-Plug­Ins zum For­ma­tie­ren von Beiträgen.
  • You­Tube: Check­lis­te für eine erfolg­rei­che Video-SEO
    Vie­le Vide­os publi­ziert und kei­ne Sicht­bar­keit erreicht? Mit die­ser Check­lis­te lässt sich die eige­ne Video-SEO Schritt für Schritt über­prü­fen: von Gestal­tung, Inhalt und Key­words über tech­ni­sche Ein­stel­lun­gen bis zur fina­len Videoer­stel­lung. Praktisch.
  • Blog: Con­tent-Ideen für den nächs­ten Bei­trag
    Was soll ich Neu­es in mei­nem Blog oder mei­nem Maga­zin schrei­ben? Und natür­lich ziel­grup­pen­re­le­vant? Wie kom­me ich an gute Inhal­te? Abge­se­hen von Recy­cling und Ver­ede­lung von erfolg­rei­chem Con­tent? Die­ser Bei­trag lie­fert Ver­ant­wort­li­chen wei­te­re Ideen. Gera­de die Anre­gung, in Grup­pen bei Face­book, Lin­ke­dIn & Co. neue Anre­gun­gen zu ent­de­cken, fin­de ich sinn­voll. Natür­lich nur für die­je­ni­gen, die über ein gutes Moni­to­ring auch auf die­se The­men gesto­ßen werden.
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Dominik Ruisinger, Inhaber: Dominik Ruisinger (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.
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