D21-Digi­tal-Index: Die etwas weni­ger gespal­te­ne Gesellschaft

D21-Digi­tal-Index: Die etwas weni­ger gespal­te­ne Gesellschaft

Die Deut­schen schei­nen in der digi­ta­len Gesell­schaft ange­kom­men zu sein – wenn auch wei­ter­hin mit kräf­ti­gen Unter­schie­den. So zumin­dest das Fazit des D21-Digi­tal-Index. Jähr­lich zeich­net die Stu­die der Initia­ti­ve D21 ein Lage­bild davon, wie die Gesell­schaft zu den Her­aus­for­de­run­gen des digi­ta­len Wan­dels steht bzw. wie sich der Digi­ta­li­sie­rungs­grad der deut­schen Gesell­schaft ent­wi­ckelt. Zum 10-jäh­ri­gen Stu­di­en­ju­bi­lä­um wur­de der Digi­tal-Index um einen Resi­li­enz-Fak­tor ergänzt, heißt über­setzt: Besit­zen die Men­schen not­wen­di­ge Fähig­kei­ten, um die ein­her­ge­hen­den Ver­än­de­run­gen zu anti­zi­pie­ren, zu reflek­tie­ren und zu adaptieren? 

Der D21-Digi­tal-Index zählt für mich zu den wich­tigs­ten Stu­di­en rund um die The­men Digi­ta­li­sie­rung, digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on und damit natür­lich digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on. Schon vor kur­zem bin ich in einem Lin­ke­dIn-Post auf eini­ge Ergeb­nis­se ein­ge­gan­gen. Doch die Stu­die ist mir zu wich­tig, sodass ich ihr die­ses »Gedan­ken­spiel« wid­men will. Schließ­lich lie­fert sie Ori­en­tie­rung, Anhalts­punk­te und Ent­schei­dungs­vor­la­gen – gera­de für Akti­ve im Bereich der digi­ta­len Kommunikation. 

Da die Stu­die äußerst umfang­reich ist, habe ich mich auf 7 The­men und Aus­sa­gen fokussiert:

1. Digi­ta­li­sie­rungs­grad mit viel Potenzial

Die Digi­ta­li­sie­rung ist fes­ter Bestand­teil des Lebens der meis­ten Men­schen hier­zu­lan­de. Über die Hälf­te (57 %) der Men­schen haben die Digi­ta­li­sie­rung fest in ihr Leben inte­griert. Dies betrifft Zugang zu den digi­ta­len Medi­en, digi­ta­le Kom­pe­ten­zen, regel­mä­ßi­ge Nut­zung digi­ta­ler Instru­men­te sowie die Ein­stel­lung zur Digi­ta­li­sie­rung. Und doch zei­gen die Zah­len, dass sich der aktu­el­le Digi­ta­li­sie­rungs­grad der deut­schen Gesell­schaft nur im Mit­tel­feld bewegt – mit viel Poten­zi­al nach oben.

2. Digi­ta­le Spal­tung bleibt bestehen

Digi­ta­le Spal­tung im Digi­tal-Index 2022/​2023

Die Mehr­heit der Men­schen ist zwar in der digi­ta­len Welt ange­kom­men: So kön­nen 55 Pro­zent als digi­ta­le Mit­te im digi­ta­len Wan­del gut mit­hal­ten und sind 29 Pro­zent als digi­ta­le Pro­fis in der digi­ta­len Welt wirk­lich zu Hau­se. Jedoch ver­fü­gen wie­der­um 14 Pro­zent weder über die Kom­pe­tenz, noch wol­len sie der Digi­ta­li­sie­rung Raum in ihrem Leben geben. Gera­de älte­re Frau­en, Men­schen mit gerin­ger Bil­dung und gerin­gem Ein­kom­men sowie Arbeits­lo­se ste­hen im digi­ta­len Abseits.

3. Täg­li­che Online-Nut­zung wei­ter­hin begrenzt

Die Inter­net­nut­zung hat wei­ter zuge­nom­men und liegt heu­te bei 93 Pro­zent. Bei der mobi­len Nut­zung stieg sie immer­hin auf 84 Pro­zent an. Dies betrifft jedoch die zumin­dest wöchent­li­che Nut­zung. Viel aus­sa­ge­kräf­ti­ger für die digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on ist jedoch die täg­li­che Nut­zung. Denn nur Men­schen, die täg­lich online aktiv sind, sind wirk­lich über die eige­nen Bot­schaf­ten zu errei­chen. Und die­se Quo­te liegt wie­der­um – so die ARD-ZDF-Online­stu­die – „erst“ bei 80 Pro­zent, die ich hier in einem ande­ren “Gedan­ken­spiel” beschrie­ben hatte.

4. Geteil­tes Bild bei der digi­ta­len Resilienz

Eine Spal­tung ist auch bei der erst­ma­li­gen Fra­ge zur digi­ta­len Resi­li­enz zu beob­ach­ten. Danach kön­nen 64 Pro­zent die Her­aus­for­de­run­gen des digi­ta­len Wan­dels bewäl­ti­gen. Dage­gen fällt es gut 1/​3 der Bevöl­ke­rung schwer, sich an die Ver­än­de­run­gen des digi­ta­len Wan­dels anzu­pas­sen. Sie besit­zen nicht die not­wen­di­gen Ein­stel­lun­gen und Fähig­kei­ten, um dem digi­ta­len Wan­del resi­li­ent zu begeg­nen. Dies betrifft im deut­lich stär­ke­ren Maße die neu­en Bun­des­län­der, was ver­mut­lich wie­der­um auf ein durch­schnitt­lich gerin­ge­res Bil­dungs­ni­veau zurück­zu­füh­ren ist.

5. Bewusst­sein für Chan­cen wie Gefahren

Mehr als die Hälf­te der Bevöl­ke­rung (56 %) teilt die Auf­fas­sung, dass die Digi­ta­li­sie­rung für Deutsch­land in Zukunft posi­ti­ve Ver­än­de­run­gen brin­gen wird. Gleich­zei­tig sieht eine Mehr­heit der Bevöl­ke­rung (64 %) in der geziel­ten Ver­brei­tung von Falsch­in­for­ma­tio­nen im Netz eine der größ­ten Risi­ken der Digi­ta­li­sie­rung für die Demo­kra­tie. Trotz­dem lehnt die Ein­schrän­kun­gen ab: Ihr ist es wich­ti­ger, frei die eige­ne Mei­nung im Netz äußern zu kön­nen, als dass Inhal­te auf belei­di­gen­de oder demo­kra­tie­feind­li­che Äuße­run­gen kon­trol­liert werden.

6. Lie­be zur Vogel-Strauß-Taktik

Einer deut­li­chen Mehr­heit der Berufs­tä­ti­gen ist bewusst, dass sich Beru­fe und Tätig­kei­ten in den nächs­ten Jah­ren durch die Digi­ta­li­sie­rung stark ver­än­dern wer­den bzw. dass sie sogar ganz weg­fal­len wer­den. Gleich­zei­tig glau­ben die meis­ten der Befrag­ten, dass dies nicht den eige­nen Job betref­fen wer­de. Ganz im Gegen­teil: Nur ein Bruch­teil ver­mu­tet jedoch, selbst davon betrof­fen zu sein. Hallo?!

7. Kaum Inter­es­se an eige­ner Fortbildung

Zu wenig Inter­es­se an digi­ta­ler Fortbildung

80 Pro­zent stim­men der Aus­sa­ge zu, dass man ohne Grund­kennt­nis­se der Digi­ta­li­sie­rung künf­tig kaum Chan­cen auf dem Arbeits­markt haben wer­de. Jedoch ver­fügt nur die Hälf­te über digi­ta­le Basis­kom­pe­ten­zen. Trotz­dem wer­den digi­ta­le Fort­bil­dungs­maß­nah­men nur begrenzt genutzt. So haben im letz­ten Jahr nur knapp 16 Pro­zent der Beschäf­tig­ten bezahl­te Inhouse-Schu­lun­gen oder Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te in Anspruch genom­men. Wenig ermu­ti­gend: 39 Pro­zent der Men­schen mit for­mal nied­ri­ger Bil­dung haben sich in den letz­ten 12 Mona­ten kein digi­ta­les Wis­sen angeeignet.

Fazit: Wer sich bil­det, der wird’s schaffen

Trotz posi­ti­ver Ent­wick­lun­gen ist es bis heu­te nicht gelun­gen, die digi­ta­le Spal­tung in der Gesell­schaft zu schlie­ßen. Dies zeigt sich sowohl beim aktu­el­len Ver­hal­ten in der digi­ta­li­sier­ten Welt als auch bei der digi­ta­len Resi­li­enz. Wei­ter­hin dro­hen Älte­re, weni­ger Gebil­de­te und an Wei­ter­bil­dung wenig Inter­es­sier­te im digi­ta­len Abseits zu ste­hen. Die­se Grup­pen ver­lie­ren immer stär­ker den Anschluss, gesell­schaft­lich wie öko­no­misch. Genau hat­te ich auch mit Bezug auf frü­he­re Stu­di­en immer wie­der betont. Um gera­de die­se Men­schen zu errei­chen und zu inte­grie­ren, bedarf es künf­tig wei­te­rer erheb­li­cher Anstrengungen. 

Eine ande­re Dis­kre­panz aus dem Digi­tal-Index sehe ich beim Blick auf mor­gen – zwi­schen Wis­sen und Action: Einer­seits stimmt mich posi­tiv, dass sich die meis­ten Men­schen der Bedeu­tung digi­ta­ler Kom­pe­ten­zen durch­aus bewusst sind. Rund 1/​4 der Bevöl­ke­rung weiß, dass künf­tig noch viel kom­ple­xe­re Fähig­kei­ten not­wen­dig wer­den, um am digi­ta­len Leben selbst­be­stimmt teil­ha­ben zu kön­nen. Für mich als Wis­sens­ver­mitt­ler lässt sich dies in die Not­wen­dig­keit des lebens­lan­gen Ler­nens über­set­zen. Ande­rer­seits schei­nen die wenigs­ten sich bewusst zu sein, dass dies eng mit der eige­nen Wei­ter­bil­dung ein­her­ge­hen muss. Fehlt jedoch die­se Bereit­schaft, hat dies gera­de in einem Land, das auf Wis­sen basiert, nega­ti­ve Konsequenzen.

Ein­fach gesagt: Nur wer den Ver­än­de­run­gen kom­pe­tent und offen begeg­net und sich stän­dig fit für die Zukunft macht, wird von der digi­ta­len Welt künf­tig pro­fi­tie­ren kön­nen. Alle ande­ren wer­den an der Sei­te verbleiben.

Mei­ne Gedan­ken­spie­le: 10 Lese­tipps aus dem Sep­tem­ber 2019

Mei­ne Gedan­ken­spie­le: 10 Lese­tipps aus dem Sep­tem­ber 2019

Es wird lang­sam kalt in Deutsch­land. Was gibt es also Gemüt­li­che­res, sich mit einem gepfleg­ten Espres­so und gutem Lese­stoff in die nächs­te Ecke auf’s Sofa zu ver­zie­hen? Ich habe dafür mal wie­der 10 Lese­tipps rund um die digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on zusammengestellt. 

Der Erklärbär aus den Gedankenspielen von Dominik Ruisinger
Der Erklär­bär erklärt ab und zu mal wich­ti­ge Begriffe.

Und jetzt? Wei­ter lesen in mei­nem Blog “Gedan­ken­spie­le”.

Mei­ne Gedan­ken­spie­le: 10+1 Lese-Tipps aus dem Mai 2019

Mei­ne Gedan­ken­spie­le: 10+1 Lese-Tipps aus dem Mai 2019

Gedankenspiele - die Lese-Tipps von Dominik Ruisinger
Gedan­ken­spie­le — die Lese-Tipps zur Digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­on von Domi­nik Ruisinger

Wenn auch ein paar Tage ver­spä­tet habe ich wie­der 10+1 Lese­tipps aus dem Mai 2019 rund um digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on zusam­men­ge­stellt. Die­ses Mal liegt der Fokus auf einer span­nen­den digi­ta­len Road­map, auf einer Prä­sen­ta­ti­on zum Online-Mar­ke­ting der Zukunft, auf den Stra­te­gie-Tech­ni­ken SWOT und Per­so­na, auf Basics zu Respon­si­ve Design, zu Goog­le Ads und Pin­te­rest Ads sowie auf dem Hin­weis auf eine neue und wert­vol­le Crea­ti­ve Com­mons Suchmaschine.

  • Mei­ne Sto­ry | Wie bewei­se ich Flug­li­ni­en mei­nen Flug?
    Ein Flug nach Ams­ter­dam und zurück. Eigent­lich ein­fach? Doch was dann pas­sier­te, schil­dert mein Gedan­ken­spiel mit den Prot­ago­nis­ten: Flug­li­nie KLM, Flug­ha­fen Stutt­gart, ein gestri­che­ner Flug, son­der­ba­re Auto­ma­tis­men und ein ver­wirr­ter Fluggast.

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Mei­ne Gedan­ken­spie­le: 10+1 Lese-Tipps aus dem Mai 2019

Mei­ne Gedan­ken­spie­le: 10 Lese-Tipps aus dem Janu­ar 2019

Mei­ne Gedan­ken­spie­le: 10 Lese-Tipps aus dem Januar