„Written bei Human People“: Warum KI-Prüftools und -Kennzeichnungen in die falsche Richtung abbiegen.

„Written bei Human People“: Warum KI-Prüftools und -Kennzeichnungen in die falsche Richtung abbiegen.

Immer wieder lese ich derzeit Beiträge über Prüftools, die angeblich helfen würden, KI-Texte zu entdecken bzw. den KI-Prozentsatz zu definieren. Parallel treffe ich häufig auf Forderungen, KI-Inhalte zu kennzeichnen. Immer mehr beschleicht mich das Gefühl, dass die Diskussion um KI gerade bei Texten – und das ist eine meiner Kerndisziplinen – in die falsche Richtung abbiegt. Warum?

Ist denn menschlich gut und KI schlecht? Sorgen also Menschen für gute Inhalte und KI-Tools für schlechte? Zumindest habe ich derzeit das Gefühl, dass die Diskussion so oder ähnlich verläuft. Und dieser Graben zwischen Human und KI scheint eher größer zu werden. Dabei müssen wir davon ausgehen, dass schon heute in fast jedem Text KI steckt. Alles andere ist ein Blick aus vergangenen Zeiten.

2 Beobachtungen dazu.

1) Diskussionen um KI-Erkennungstools

Auf LinkedIn & Co. werden immer wieder Tools vorgestellt, die mit KI erstellte Texte erkennen können – auch wenn sie final meist daran scheitern. Eines der Argumente der Unterstützer: Die Menschen wollen mehr Transparenz.

Doch wollen wir wirklich wissen, ob ein Text mit KI oder von menschlicher Hand erstellt wurde? Und zu welchem Prozentsatz? Finde ich den Beitrag und die Autorin dann zu 60 Prozent gut, weil er zu 60 Prozent menschlich und zu 40 Prozent KI ist? Was für eine Entscheidung treffe ich, wenn ein Text zu 33,3 Prozent angeblich mit KI geschrieben wurde? Und dazu: Wie transparent sind solche Tools wirklich?

Content-Qualität statt KI-Tools

Ich empfinde solche Tools ähnlich wie @Jens Polomski in seinem Kommentar zu solch einem Beitrag über „KI-Erkennungstools“ eher als gefährlich.

So schrieb er: »Warum sollte ich wissen wollen, ob etwas mit einer KI geschrieben wurde? Warum nicht lieber die Qualität der Texte bewerten? (…) Hier sollte man sich lieber Gedanken machen, wie man die Qualität der Texte oder die Fähigkeit, die bei der Erstellung von den Texten benötigt werden, bewerten können. Alles andere ist nur ein Businesscase für solche Tools, mehr nicht.«

2. Kennzeichnung von KI-Texten

Genauso wenig bringt uns die Diskussion über die Kennzeichnungspflicht bei Texten weiter, dass ein Beitrag mit KI erstellt wurde oder nicht. Mir ist bewusst, dass hier die Meinungen stark auseinandergehen, wie beispielsweise im späten Frühjahr eine Diskussion zu einem Beitrag im @PRReport offenbart hatte.

Wenn wir uns den schnellen Einzug der KI in alle Disziplinen ansehen, dann ist es keine Raketenwissenschaft zu prognostizieren, dass kaum ein Text, kaum ein Konzept, kaum ein Beitrag künftig ohne KI auskommen wird. Sollen wir dann diese alle kennzeichnen? Oder ab welchem Anteil? Ich halte es da ähnlich wie Sascha Stoltenow, wenn er zum obigen Beitrag kommentiert: „Man würde auch nicht darunterschreiben: „Ich habe für meinen Text gegoogelt und Word genutzt“.“

„Written bei Word“ oder “Powered by KI”?

Künftig wird überall KI drinstecken – in Texten, Bildern, Videos. Schließlich dringt KI immer tiefer in unser Leben ein. Auf Textebene gehe ich davon aus, dass der Gebrauch von KI bald so stark ist, wie der Gebrauch früher einer Schreibmaschine oder heute eines Word-Programms oder einer Suchmaschine. Und packen wir jedes Mal darunter „written with Word“ oder „searched by Google”?

Wenn ich sauber arbeite, müsste ich all dies mit KI kennzeichnen, wenn …

  • ich mir im Vorfeld über ein KI-Tool Fragen zu einem Interview mit einer Expertin vorschlagen lasse. Vielleicht „helped by KI“?
  • ich meinen englischen Text mit DeepL & Co. noch überprüft lassen habe. Also „checked by KI“?
  • ich meinen 10-seitigen Text auf Schreib- oder Kommata-Fehler korrigieren lassen? Wieder „checked by KI“?
  • ich verschiedene Titel, meine Teaser, meine Hooks eines Textes verglichen habe? Wie wäre es mit „compared by KI“?
  • ich die KI meine Beiträge analysieren lasse, um mir Vorschläge zur Verbesserung machen lassen. In diesem Fall dann „powered by KI“?
  • ich mir Anregungen für einen Beitrag hole. Hübsch wäre vielleicht „inspired by KI“?
  • ich meinem Video oder meinen Bildern KI-generierte Untertitel hinzufüge. Beispielsweise also „written by KI“?

Dies ist nur eine klitzekleine Auswahl. All diese Beiträge müsste ich mit KI kennzeichnen. Schreibe ich dann jedes Mal darunter „helped by KI“ oder „checked by KI“ oder „written by KI“ oder „powered by KI“? Bringt uns das weiter? Wie gesagt: Es wirkt wie »mit Word geschrieben«.

In jedem Text steckt KI

Denn in jedem Text steckt KI – ob für die Vorbereitung, für die Analyse, für die Ansprache, für die Überschrift, für den Text selbst. Würde uns Kennzeichnungen weiterbringen, wenn (fast) alle Texte gekennzeichnet wären? Und Tools wirklich helfen? Nicht wirklich.

Übrigens: Das entbindet uns nicht von der Verantwortung für die Inhalte. Doch dass eine finale Überprüfung Pflicht ist, wird jeder und jede heute wissen und hoffentlich auch tun. Denn der Mensch hat stets das letzte Wort. Sollte er zumindest haben.

Und bei Bildern und Videos?

Ich kann nachvollziehen, dass die Diskussion bezogen auf den KI-Einsatz bei Bildern oder Videos intensiver ist, da Bilder mehr als 1.000 Worte sagen können und uns somit noch schneller in unserem Scan- und Skim-Modus verwirren. Mit der Verbreitung generativer Bild-KI können inzwischen selbst Laien in Sekunden komplett frei erfundene Bilder fotorealistisch erstellen.

Hier finde ich es spannend zu beobachten, wie sich wachsende Initiativen wie die Coalition for Content Provenance and Authenticity (C2PA) für mehr Vertrauen für Medien und Bilder im Netz einsetzen und dabei für einen neuen Open-Source-Industriestandard für Metadaten werben.

Auch TikTok gehört zu den Unterstützern. Gerade die Einführung von Content Credentials als vertrauensvollen Standard für Fotos und Videos könnte gerade in sozialen Netzwerken helfen, Fake News zu erschweren.

Doch auch dort: Wie viele Verfremdungs-Tools gibt es? Wie viele Filter gerade bei Plattformen wie Instagram und TikTok? Wie viel Hilfe per Photoshop & Co., mit der schon immer Bilder überarbeitet wurden? Müsste auch dann nicht fast jedes Bild gekennzeichnet werden müssen? Und das sage ich als Bruder einer fantastischen Fotografin.

Fazit: Qualität first bitte!

Doch zurück zum Text: Wie oben schon angedeutet, müssen wir uns stattdessen viel intensiver mit der Qualität auseinandersetzen. Damit Texte überhaupt wert sind, gelesen zu werden, unabhängig davon, ob KI oder Human Being als Urheber und/oder Co-Creator, sollte nicht Content und der Mehrwert entscheidend sein. Was übrigens auch Suchmaschinen wie Google so machen und bewerten.

Wenn ich diese Frage mit Tools verbinde, dann denke ich eher an Tools wie

  • Fleschindex: für schlankere Texte und höhere Verständlichkeit
  • Wolf Schneider KI: für eine sprachlich höhere Qualität
  • Lex.page: zum Check von Wörtern, Lesbarkeit, Grammatik und Titeln

Oder an Beiträge, wie im Upload-Magazin, die aufzeigen, wie eng Mensch und KI zusammenarbeiten sollten, um für wirkliche Qualität zu sorgen. Wie schreiben dort die Autorinnen: „Qualität entsteht, wenn Textprofis KI als Werkzeug nutzen – weil zu großartigem Content viel mehr gehört als ein paar Schablonensätze zu formulieren.“ Wie wahr.

Investitionen in digitale Bildung

Die größte Gefahr von KI besteht darin, das »Vertrauen beim Publikum zu verlieren«, heißt es bei SWR-Datenjournalist Johannes Schmid-Johannsen, im Fachmedium „journalist“. Nur dafür hilft eine Kennzeichnung kaum. Vielmehr müssen wir – was ich (wie viele andere auch) seit Jahren predige und gerade erst beim Cosca wieder diskutiert habe – in die digitale Bildung investieren. Wir müssen dazu beitragen, das Bewusstsein und die Kompetenzen bei der Einschätzung von Beiträgen weiter zu verbessern, quer durch die Generationen. Nur dann werden die Menschen besser echt von unecht, fake von real, gut von schlecht unterscheiden können.

Wenn im aktuellen „journalist“ über „Prebunking“ geschrieben wird, also die User zu befähigen, Inhalte eigenständig auf Faktentreue zu überprüfen bzw. Desinformationsstrategien und Fehlinformationen zu entlarven, ist dies ein Anfang. Und etwas Aufklärung liefert dazu auch der passende TikTok-Kanal prebunk. Ohne solche Investitionen werden wir uns in einer Fachdiskussion verlieren, die kaum zu den Menschen hinüberschwappen wird.

Written by human people

Es gäbe natürlich eine prima Alternative: Wir drehen einfach den viel beschriebenen „Spieß“ 180 Grad um und kennzeichnen die Beiträge, Bilder oder Videos, die 100 Prozent frei von jeglicher KI sind. Sofern es bald noch welche gibt, könnte man fragen.

Denn gibt es nicht bei jeder Entwicklung auch eine Gegenentwicklung? Vielleicht sind dann künftig plötzlich Bilder und Videos und sogar Texte „in“, die pur und ohne jegliche digitale Bearbeitung erzeugt werden. Dies war bei vielen anderen digitalisierten Produkten nicht anders, wenn man an die Trends hin zu Schallplatten, zu Polaroid-Kameras, zur analogen Fotografie denkt.

Vielleicht schmücken wir diese Content-Kreationen dann einfach mit der Kennzeichnung: „written by human people“. Der geschätzte Sascha Pallenberg nannte es in seinem Vortrag bei der DMEXCO 2024 übrigens: „human proved“. Wie wahr!

Vom Ende menschlicher Kommunikation.

Vom Ende menschlicher Kommunikation.

Vor gut 4 Wochen habe ich einen Beitrag im GoogleWatchBlog gelesen, der mich nachdenklich gemacht hat. Sehr nachdenklich. »KI schreibt jetzt automatisch Nachrichten«, schreibt Jens – und kommentiert gleich weiter: »muss das wirklich sein?« Aktuell brechen immer mehr AI-Tools in die Kommunikationsplattformen als angebliche Helferchen ein – und zwar quer durch alle privaten wie beruflichen Kanäle. Wollen wir das? Ein Gedankenspiel über Menschen, die schrittweise von ChatGPT & Co. ersetzt werden könnten.

Nein, ich bin kein Technologie-Gegner oder -Zweifler. Ganz im Gegenteil. Jeder, der mich kennt, in Workshops und Coachings erlebt oder meine Beiträge hier verfolgt, wird dies wissen. Ich stehe dem Einsatz von KI sehr aufgeschlossen gegenüber. Schon von der Recherche zu meinem Buch „Praxis Online-Texten“ weiß ich, wie stark KI bereits seit Jahren bei Medien eingesetzt wird und auch mir helfen kann, meine Arbeit besser und produktiver zu machen.

Natürlich gibt es viele Chancen

Niemand muss mich daher davon überzeugen, wie toll KI ist und wie grandios ChatGPT & Co. mir helfen. Nein. Denn das weiß ich – und nutze es auch: zur Strukturierung von Texten, zur Redaktion von Textabschnitten, zur Recherche von SEO-Keywords, zur Erstellung von Videos wie dieses oder von Bildern – wie das Titelbild zu diesem Beitrag. Und natürlich sehe ich aus Kommunikatoren-Sicht viele Einsatzmöglichkeiten – ob zur FAQ-Erstellung, zum Kundenservice, zum Abbestellen von Newslettern etc.

Aber hat all dies etwas mit persönlicher, zwischenmenschlicher, ja, privater Kommunikation zu tun? Nicht wirklich. Und genau hier setze ich meine Grenzen.

Menschen vs. Maschinen wie ChatGPT

Warum kommuniziere ich mit euch allen per Messenger, auf Instagram, auf LinkedIn? Ganz einfach: Weil ich mich für die Menschen interessiere – ihre Texte, ihre oft auch anderen Meinungen, ihre Einschätzungen, ihre Erkenntnisse, ja, besonders auch die ganz persönlichen, individuellen Noten. Und egal, wie mich Inhalte erreichen – ob per Mail, per WhatsApp, auf LinkedIn oder Twitter – all diese sind immer ganz eng mit etwas verbunden: Einem Menschen, der dahinter steckt, also ein kluger Kopf, wie die FAZ früher mal in einer Werbung titelte. Doch bleibt dies so?

Sehen wir uns 3 Anwendungen an:

Beispiel 1: Google wird künstliche Intelligenz in Gmail integrieren und kann dann meine E-Mails vorformulieren, verfasste Mails verbessern oder vollständig selbst schreiben, wie diese Screenshots verdeutlichen. „In den Demos sieht das alles toll aus und wird den Nutzern sicherlich viel Zeit sparen. Aber muss das wirklich sein?“ Die Frage im GoogleWatchBlog ist berechtigt. Und wenn die KI dann sicherlich bald auch antworten kann: Unterhalten sich künftig zwei KIs miteinander, wie in meinem Titelbild? Also ohne die Menschen?

Beispiel 2: Ein neues Feature auf LinkedIn für die KI-Content-Kreation sorgt aktuell nicht gerade für Begeisterung. Mit wenig Aufwand und mit KI-Unterstützung lässt sich ein Posting erstellen und publizieren:

 „All the ‚Creator‘ has to do is enter from 1 up to 30 words in the [Create a post] function, click (Draft post) and [In]’s AI will create a draft for them to review, edit, or just choose to post as is”, schreibt Kevin D. Turner auf LinkedIn.  

Geht es bei LinkedIn nicht um den Aufbau und die Pflege von menschlichen und nicht von maschinellen Kontakten? Ist das – bitter gesagt und auch so gemeint – das Ende des B2B-Networking? Wie gesagt: Unterhalten sich auch bei LinkedIn bald die Bots miteinander? Richard van der Blom hat recht, wenn er schreibt (von mir übersetzt): „Bitte unterschätze deine treue Community nicht. Sie werden es fühlen, wenn die KI deine Beiträge schreibt.“

Es wurde kein Alt-Text für dieses Bild angegeben.

Übrigens: Wer wissen will, wie das künftig aussehen könnte: Ich habe testweise (siehe Bild) mal Merlin mit LinkedIn verbunden. Und prompt schlägt mir Merlin für meinen LinkedIn-Post nicht nur Themen vor, sondern schreibt Artikel gleich vor (aktuell nur auf Englisch), die ich „nur“ noch posten müsste. Nein, das werde ich nicht machen.

„Networking at its worst“

Beispiel 3: »So habe ich 400 Kommentare in 30 Minuten per KI beantwortet«, brüsten sich Möchtegern-Kommunikatoren derzeit auf LinkedIn. Aha, „beantwortet“. Ich verstehe schon. Ziemlich geistlos, wie in vielen Kommentaren zum Beitrag zu lesen ist. Sorry, but that’s networking at its worst! Zumindest aus meiner, menschelnd geprägten Sicht.

Aber wird das viele daran hindern, trotzdem massiv ihre Content-Produktion zu erhöhen – und damit ihre Community zu verlieren bzw. zu verärgern? Wohl kaum. Nur: »Besser werden dadurch die Inhalte dennoch nicht unbedingt«, stimme ich Klaus Eck vollkommen zu.

Wie gesagt: Aktuell wirkt diese Entwicklung für mich, als würde man auf eine Veranstaltung wie die baldige re:publica nicht die Menschen, sondern nur noch deren KI schicken, die sich dort austauschen, Party feiern, Wissenswertes aufsaugen und dies dann in ihren Speichern fixieren. Persönlichkeit? Die ginge verloren. Und die Menschen selbst? Brauchen wir die noch?

GPT bald menschlich?

„GPT-4’s performance is strikingly close to human-level performance, and often vastly surpasses prior models such as ChatGPT. Given the breadth and depth of GPT-4’s capabilities, we believe that it could reasonably be viewed as an early (yet still incomplete) version of an artificial general intelligence (AGI) system“, zitiert Sascha Pallenberg aus einem Microsoft-Papier.

Das zeigt: In den nächsten Monaten werden immer mehr Tech-Companys aufregende Anwendungsgebiete zeigen – weit über ChatGPT hinaus. Darauf freue ich mich, aber: Mich erschreckt es, dass sie bald schon – wie Sascha zitiert – so weit sind, die „menschliche Art der Kommunikation“ zu kopieren. Vielleicht bequem für viele Versender.

Mich beunruhigt dies eher. Als Freund der Kommunikation, einer menschlichen Kommunikation. Ich hoffe weiterhin, dass sich auf der anderen Seite der digitalen Leitung ein Mensch befindet – und keine Maschine, abgesehen vom schnelleren Kundendienst o. ä. Denn wofür benötigen wir ansonsten die Menschen noch?

Zu menschlich für diese neue Welt?

Wie gesagt: Ich bin Technologie-Freund, ein digitaler Entdecker und Wissensvermittler – aber gleichzeitig ein Traditionalist. Für mich ist es eine Missachtung der anderen Person, eine Geringschätzigkeit, wenn ich dieser nur noch automatisierte Nachrichten schreibe. Natürlich gibt es dafür schon genügende Beispiele – wie diese automatisierten Geburtstagsgrüße. Aber schätzt jemand diese wirklich als persönlichen Gruß? Und wollt ihr diese wirklich von euren engsten Freundinnen, Bekannten oder Geschäftspartnern erhalten? Ich nicht.

 Vielleicht bin ich aber einfach zu menschlich. Aber dazu stehe ich. Und ihr?

Gedankenspiele: 3x Studien, 3x Social Media Power, 3x KI-Tools

Gedankenspiele: 3x Studien, 3x Social Media Power, 3x KI-Tools

In den letzten 2 Wochen sind 3 neue Studien erschienen: D21-Digital-Index, Global Digital Report und Edelman Trust Barometer. Und die Ergebnisse sind teilweise ermutigend, teils verwirrend, teilweise nachdenklich machend, teilweise einend und teilweise teilend. Auch wenn meine Timelines auf Twitter und LinkedIn weiterhin vom Thema ChatGPT & Co. geprägt sind, liefern die Ergebnisse gerade solche Studien wichtige Erkenntnisse für jede Konzeptionerin und jeden Strategen, für Zielgruppenansprachen und die Content-Ausspielung.

Trotzdem komme ich in diesen Gedankenspielen nicht am Thema AI vorbei. Dieses Mal mit dem Fokus auf hilfreichen Tools – zum Schreiben wie zum Erkennen. Ach ja: Und wer sich fragt, für welche Anwendungsbereiche sich ChatGPT im SEO-Bereich nutzen lässt, sollte sich dieses Video SEO mal ansehen. Viel Spaß mit meinen Lesetipps.

In eigener Sache.

Praxistest: Wie hochwertig schreibt ChatGPT Online-Texte?
In den letzten Wochen habe auch ich viel mit dem Thema AI und mit diversen Chatbots herumgespielt. Als Trainer und Autor des Fachbuches »Praxis Online-Texten« habe ich mich gefragt, wie gut AI die Regeln des Online-Textens beherrscht? Also habe ich ChatGPT gefüttert und die Ergebnisse nach Erkenntnissen moderner Online-Texte überprüft.
P.S.: Natürlich war mein Prompt sehr oberflächlich formuliert.

3x Studien

  • D21-Digital-Index: Angekommen im digitalen Wandel
    Auch wenn es noch lange nicht für alle gilt: Die Mehrheit der Deutschen scheint in der digitalen Gesellschaft angekommen zu sein. So das Ergebnis des D21-Digital-Index. Dieser zeichnet jährlich ein Lagebild davon, wie unsere Gesellschaft zu den Herausforderungen des digitalen Wandels steht. Positiv stimmt mich als Wissensvermittler, dass rund ¼ der Bevölkerung sich bewusst ist, dass künftig noch viel komplexere Fähigkeiten notwendig werden, um am digitalen Leben teilhaben zu können.
  • Digital 2023: Kürzer online mit Social als Suchtool
    Die Zeit, die wir online verbringen, ist zurückgegangen, das Wachstum bei den Internet- und Social Media Usern hat sich verlangsamt, die Zeit, die wir in den Social-Media-Kanälen verbringen, wächst weniger stark, dafür werden die Kanäle immer stärker zu Suchmaschinen. Dies sind 4 Ergebnisse aus dem Global Digital Report 2023. Die geschätzte Marie-Christine Schindler hat sich die 450 Seiten starke 2023-Studie näher angesehen – und für die DACH-Länder heruntergebrochen.
  • Edelman Trust Barometer: Wenig Vertrauen in Medien
    Das Vertrauen der Menschen in Deutschland lässt nach – in Institutionen, in Medien und in die Politik. Immer mehr Menschen sehen eine wachsende Kluft zwischen Andersdenkenden und damit eine Polarisierung als Nährboden für Konflikte. Zu diesen nachdenklichen Studien-Ergebnissen kommt das Edelman Trust Barometer 2023. Habe ich nicht bereits 2021 in einem Beitrag gefordert, dass wir weniger schwarz und weiß, sondern mehr grau (in der Sprache) benötigen?

3x Social Media Strategien

  • Facebook-Algorithmus: Faktoren und Signale
    Der Facebook-Algorithmus bleibt für viele ein Mysterium. Dabei gibt es durchaus Ranking-Faktoren und Signale, die bekannt sind, die Facebook positiv stimmt und an denen sich jeder und jede orientieren kann. Dieser Beitrag liefert einige hilfreiche Tipps für eigene Postings – auch wenn der Begriff »Trickkiste« völliger Quatsch ist.
  • Praxisleitfaden: Von der Strategie zum Beitrag
    Ja, eine Social Media Strategie ist eine größere Aufgabe. Und dafür gibt es hilfreiche Bücher, wie zum Beispiel meinen Leitfaden „Die digitale Kommunikationsstrategie“. Wer es etwas kompakter haben will, dem empfehle ich diesen hilfreichen wie launischen Leitfaden von Kai Thrun. Und vollkommen richtig: „Eine One-fits-all-Lösung gibt es wirklich nicht“.
  • Messung: Die Unterscheidung KPIs vs, Metriken
    Wenn es um die Messung von Kommunikationserfolgen geht, dann werden Begriffe gerne durcheinander geworfen. Worin unterscheiden sich beispielsweise KPIs von Metriken? Sind das alles Leistungskennzahlen? Und was sind wirklich relevante KPIs? Dieser Beitrag erläutert die wesentlichen Unterschiede bzw. das Zusammenspiel beider Faktoren.

3x KI-Tools

  • Tools: 8 ChatGPT Alternativen
    ChatGPT ist mal wieder down? Das kann öfters passieren. Denn der AI Chatbot scheint von seinem eigenen Erfolg überrollt zu werden. Wie gut, dass es Alternativen gibt. Der Tooltester hat dazu 8 kostenlose wie kostenpflichtige Alternativen getestet und vorgestellt, von denen die meisten dasselbe GPT-3 Language Modul nutzen – wie Copy.ai, Jasper, Playground oder Lex.
  • Tools: 12 Tools zum Erkennen von KI-Texten
    Die Diskussion um die Chancen und Risiken von KI erstellten Texten ist in vollem Gange. Doch wie lässt sich zuverlässig analysieren, welche Texte menschlich und welche von einer KI erstellt wurden? Der Tool-King Jens Polomski hat sich 12 Tools angesehen, von denen jedoch nur 1 Tool deutsche Texte als KI-made identifizierte.
  • Tool: KI-Videos per QuickVid
    „What’s your video about?“ Dies ist die einzige Frage, die mit einem Schlagwort oder einem Satz beantwortet werden muss. Von diesem Moment an kombinierte QuickVid mehrere KI-Systeme, um automatisch Kurzvideos für Plattformen wie YouTube, Instagram, TikTok & Co. zu erstellen – samt Keywords, Background-Video, DALL-E generierte Bilder und Voiceover. Hier mein erstes Beispiel.
Praxistest: Wie qualitativ hochwertig schreibt ChatGPT Online-Texte?

Praxistest: Wie qualitativ hochwertig schreibt ChatGPT Online-Texte?

In den letzten Wochen habe ich viel mit dem Thema AI, ChatGPT und mit diversen Chatbots herumgespielt. Schließlich ist dies nicht nur eines der aktuellen Trends unserer Zeit, sondern mit Sicherheit auch eines der Kernthemen der nächsten Jahre. Und dies gerade für Personen wie mich, die sich tagtäglich mit der Entwicklung, den Strategien, den Kanälen und den Texten der Kanäle in der digitalen Kommunikation beschäftigen. Doch wie gut ist die AI im Bereich Online-Texten? Ein ausführlicher Praxistest.

Vor gut einem Jahr habe ich ein Buch über das Online-Texten geschrieben und publiziert. In diesem habe ich mich ausführlich mit unserem Leseverhalten, mit Aufbau und Strukturierung von Texten, mit der Rolle von SEO u. v. a. m. beschäftigt – hinsichtlich von Texten für Webseiten, Blogs, Newsletter und Social-Media-Kanäle. In diesem Zusammenhang hatte mein lieber Kollege und Freund Andreas Schöning einen Gastbeitrag zum »Automatisierten Texten« geschrieben – und dabei die damals bei uns schon vorhandenen Tools vorgestellt und praktisch angewendet. 

ChatGPT – Ergebnisse aus Sicht eines Online-Texters

Dies war der Anfang einer Entwicklung. Doch spätestens seit ChatGPT by Microsoft, Bard by Alphabet oder Ernie by Baidu hat das Thema gerade in den letzten 3 Monaten extrem an Fahrt aufgenommen. Natürlich wird dies die Arbeit jeder Texterin und jedes Texters verändern. Seitdem wird viel über die Chancen und Vorteile sowie die Risiken und Einschränkungen diskutiert. 

Nur: Wie gut sind die Tools denn wirklich in der Praxis, wenn man das Ergebnis mit den zentralen Regeln des Online-Textens spiegelt? Und wen könnte man dazu am besten fragen? Natürlich ChatGPT selbst. Also habe ich ihm die folgende Frage und Aufgabe gestellt:

Wie schreibt man gute Online-Texte? Frage von Dominik Ruisinger an den ChatGPT.
Frage an ChatGPT zum Online-Texten

Sehen wir uns das Ergebnis aus Sicht einer Profi-Texterin oder eines Profi-Texters genauer an und bewerten es nach Schulnoten: Also Titel, Teaser, Fließtext.

1) Der Titel: Schulnote befriedigend

Titel erstellt von ChatGPT zum Thema Erstellung von Online-Texten
Der Titel von ChatGPT zum Online-Texten

Formelles: Der Titel ist klar und verständlich formuliert und bringt das Thema auf den Punkt. Das ist okay. Technisch wählt ChatGPT eine Kombination aus Spitzmarke »Gute Online-Texte schreiben« und Listicle (»Tipps für eine erfolgreiche Online-Präsenz«). Erwartet wird bei diesem Titel ein Listicle-Artikel, der sich schnell überfliegen lässt. Noch besser wäre es gewesen, der Leserin sofort die Zahl der Tipps anzuzeigen – à la: »Diese 7 Tipps werden dir helfen«. Zudem stolpert die Leserin über die Dopplung »Online-Texte« + »Online-Präsenz«. Diese ist nicht notwendig und führt mit dem Begriff »Online-Präsenz« sogar etwas in die Irre.

SEO: ChatGPT hat die Keywords »Online-Texte« und »Tipps« integriert. Diese Begriffe sind okay, aber nicht unique. Schließlich gibt es zahlreiche weitere Texte mit diesen Keywords, mit denen der Text konkurrieren wird. Zudem ist der Titel – durch die Dopplung – mit 71 Zeichen und 638 Pixel zu lang – und wird damit von den meisten Systemen abgeschnitten.

Fazit: Zusammengefasst hätte ein Online-Texter zwar nicht unique, aber dafür einfacher getitelt:

»Die 7 wichtigsten Tipps für bessere Online-Texte«.

2) Der Teaser: Schulnote ausreichend

Teaser erstellt von ChatGPT zum Thema Erstellung von Online-Texten
Teaser geschrieben von ChatGPT zur Frage zum Online-Texten

Formelles: Wir leben in einer Zeit der kurzen Zeitfenster. Die meisten von uns sind Skimmer oder Scanner, die Beiträge querlesen oder überfliegen. Jeder überflüssige Satz und jede offensichtliche Wiederholung ist erschwerend. Teaser müssen daher Titel ergänzen und nicht wiederholen. Vor allem müssen sie Leserinnen und Leser direkt in den Text hineinziehen. Die Wiederholung des Titels im Teaser in unserem Beispiel ist dagegen ermüdend. 

Stattdessen sollten wir bei Teasern nach dem Reiz-Kernthese-Rampe-Schemata vorgehen, wie die Vorgehensweise beim Spiegel heißt. Einfach gesagt: 

  • Der 1. Satz muss reizen und hineinziehen,
  • der 2. kann erklären und News aufzeigen, 
  • der 3. soll Neugierde und Lust erzeugen, um den Klick (CTA) zu provozieren. 

Zumindest der letzte Satz kündigt ganz gut an, was die Leserin weiter erwarten kann, auch wenn der Satz mit »hier erfahren Sie« sehr passiv und mit einem schwachen Verb formuliert wurde.

SEO: ChatGPT wiederholt im 1. Satz sofort die Begriffe aus dem Titel, um diesen – auch gegenüber Suchmaschinen – eine besondere Bedeutung zu geben. Diese Vorgehensweise hat vieles von ihrer früheren Relevanz verloren, insbesondere dann, wenn der Teaser nur den Titel in denselben Begriffen wiederholt. Zudem ist der Teaser mit 375 Zeichen und 946 Pixel von der Länge gerade noch passend, auch wenn er von Systemen abgeschnitten werden könnte.

Fazit: Prägnanter formuliert hätte derselbe Teaser lauten können: 

„Ob Webseite, Blog, Magazin oder Social-Media-Kanal: Online-Texte sind entscheidend für den Erfolg im Netz. In diesem Beitrag liefern wir Ihnen 7 Schreibtipps, damit Ihre Textbeiträge besser ankommen: zu Zielgruppen, Strukturen, Sprache, Visualisierung und Sichtbarkeit.“

3) Der Fließtext: Schulnote befriedigend

Fließtext von ChatGPT zum Thema Erstellung von Online-Texten
Fließtext von ChatGPT zum Thema Onllne-Texten

Formelles: Wer Leserinnen dazu gebracht hat, sich nach dem Titel und dem Teaser mit dem Fließtext zu beschäftigen, hat schon einiges erreicht. Jetzt kommt es darauf an, ihre Neugierde sofort mit weiteren Mehrwerten zu binden. 

Einstieg: ChatGPT steigt jedoch mit einem Allerweltssatz ein »Ein guter Online-Text ist für das World Wide Web unerlässlich.« Spätestens jetzt ist die Leserin eingeschlafen und auf jeden Fall weg. Auch der weitere Inhalt des ersten Absatzes bringt immer noch keinen Mehrwert, auf den die Leserin aber sehnsüchtig lauert. Verschenkte Lebenszeit, wird sie sich denken. 

Format: Ab dem 2. Absatz kommen wir zu den Inhalten. Ab hier hapert es am Format. Im Titel war von Tipps gesprochen worden – dies verbinden die meisten Menschen mit einer Aufzählung. ChatGPT schreibt aber einen nur leicht gegliederten Fließtext. Im Vergleich zu einem Listicle lässt sich dieser Text nur schwer querlesen. Dies wird dadurch verstärkt, dass der Texte weder Zwischentitel beinhaltet, noch nach dem Prinzip der umgekehrten Pyramide aufgebaut ist. Dieses besagt, dass die wichtigsten Argumente möglichst weit oben stehen sollten. 

Inhalt (veraltet): Inhaltlich ist der Text in Ordnung. So werden hilfreiche Tipps bei der Redaktion eines Online-Textes aufgezählt – zumindest bis zu der Stelle, in der der Text abgebrochen wird. Jedoch scheint der etwas brave Text aus einer vergangenen Zeit zu stammen. So fehlt doch einiges, was heutzutage modernes Online-Texten ausmacht:

  • Was ist mit der Fettung der zentralen Begriffe, um das Leserinnen-Auge besser zu leiten?
  • Was ist mit dem Verlinken verwandter interner wie externer Texte und Dokumente, wenn sie einen wirklichen Mehrwert zum Text beisteuern?
  • Was ist mit dem Setzen von Hashtags, um beispielsweise die interne Navigation zu erleichtern?
  • Was ist mit der Integration nicht nur von Bildern, Grafiken oder Tabellen, sondern auch von Videos und Social-Media-Postings wie Tweets etc.?
  • Was ist mit den Sharing-Optionen, um den Beitrag in die Social-Media-Welt zu teilen? Ganz nach dem KISS-Prinzip: „Keep it significant and shareable“?

Dies sind sicherlich nur einige Aspekte. Andere Kriterien wie das F-Pattern können hier nicht angewandt werden, da ChatGPT bei der Textausgabe natürlich auf Gestaltungselemente verzichtet.

Fazit: Chatbots liefern die Pflicht, Menschen die Kür

Bin ich als Texter oder Texterin heute überflüssig? Stand heute keineswegs. Benötige ich mein Wissen heute noch, was ich im Rahmen meiner journalistischen und PR-Wege errungen habe? Auf jeden Fall. 

Artificial Intelligence Tools jeglicher Art sind wirkliche fantastische Hilfsinstrumente – mit Betonung auf Hilfe. Sie helfen mir nicht nur, Bilder (wie das Titelbild via DALL-E) oder Videos (z.B. mein Parfüm-Video via QuickVid.ai) über die Plattform OpenAi oder andere zu erstellen. Als Texter helfen sie mir gerade auch dann, wenn ich mal wieder vor einem leeren Blatt Papier verharre und den ersten Kreativ-Tritt in den Allerwertesten benötige. 

Video über Parfüms von Dominik Ruisinger via QuickVid

Final gesagt: Solche Hilfsinstrumente liefern einen Rahmen, der sich dann optimieren lässt. Dies habe ich an meinem Beispiel mit den Regeln des modernen Online-Textens geschildert, die ich in meinem aktuellen Buch »Praxis Online-Texten« ausführlich beschreibe. Also: Chatbots liefern die Pflicht, Menschen die Kür. Und das wird sicherlich noch eine Weile so bleiben.