Es ist mal wieder etwas im Busch – aber darüber berichte ich beim nächsten Mal ;-). Stattdessen gibt es heute 10 lesenswerte Links rund um die Digitalisierung und ihre Miseren, es geht um zwei spannende Studien zum Kommunikationsverhalten, um viele hilfreiche Tipps zum Online-Texten, um nützliche Tools zum Schreiben und Publizieren sowie um eine beeindruckende Story.
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Der lange Weg zur Digitalisierung
Meinung: Dramatische digitale Inkompetenz Er spricht mit Sicherheit vielen aus der Seele, wenn Jörg Ehmer, CEO von Apollo Optik, unserer obersten Ebene „dramatische digitale Inkompetenz“ vorwirft. Und dies an Beispielen wie der Corona-Warn-App und vor allem der Luca App aufzeigt. Denn wie soll ich denn als Unternehmer damit umgehen?
Studie: European Communication Monitor 2021 Begrenzte Reife bei der Einführung digitaler Infrastrukturen und Tools, hohe Relevanz für Video-Konferenzen auch nach Corona und immer mehr Rollen für Kommunikationsleute: Dies sind einige der Ergebnisse des European Communication Monitors 2021 (ECM), der zu den wichtigsten Studien in der PR- und Kommunikationsbranche zählt und über den das PR-Journal ausführlich berichtet.
Gut Texten und klar Kommunizieren
E-Mail: Hohe Relevanz bei Gen Z und Y Die E-Mail ist für die Young Generation unverzichtbar. Das ist das Ergebnis einer Studie von United Internet Media. Danach greifen über 90 % der Gen Z und Gen Y beruflich wie privat auf die E-Mail zurück. Nicht überraschend: Fast jeder setzt auf E-Mail beim Online-Shopping entlang der gesamten Customer Journey.
Wie schaffe ich es, dass meine E-Mail wirklich geöffnet wird? Die Frage stellt sich jeder Versender. Denn passt der Versandzeitpunkt? Ist die Vorschau gut getextet? Der Verteiler angemessen? Viele nützliche Hinweise liefert dieser Beitrag.
Online-Texten: 5 Merkmale für gutes UX Writing Gute Texte sind essenzieller Bestandteil einer starken User-Experience. Doch was macht gutes UX Writing aus? Dieser Beitrag geht auf die wichtigsten Merkmale sowie auf die Abgrenzung zum Copywriting ein.
SEO: 18 Keyword-Tools im Überblick Keywords detailliert suchen und Keywords anhand von Kennzahlen auf ihre Relevanz analysieren: Hubspot beschreibt 18 hilfreiche – kostenlose wie professionelle – Tools kurz und kompakt. Tipp: Die meisten sind auch in meinem neuen Buch „Online-Texten“ enthalten.
LinkedIn: Post Boosting TOP oder FLOP? Wer auf detaillierte Targeting-Optionen verzichten kann und stattdessen recht einfach und übersichtlich LinkedIn Ads schalten will, für den lohnt sich ein Blick auf die neue Boost-Funktion. Und doch wird kaum jemand am Kampagnen Manager vorbeikommen.
Deutsche Geschichte(n) auf Instagram
Instagram: Sophie Scholl: Ebenso fordernd wie echt Spannendes Projekt von SWR+BR auf Instagram: Historisch genau wird über 1 Jahr die Geschichte der Widerstandskämpferin Sophie Scholl erzählt. Und zwar ihr letztes Jahr – in Fotos, Storys, IGTV, Reels, Wochenrückblicken etc. Tolles Projekt!
In der Welt der Digitalisierung-Tools
Short.io: Erstellen Sie Ihre eigene Marken-URL. Ich bin ein Freund von Bitly.com, um Web-Adressen nicht nur zu kürzen, sondern sie ebenfalls konkret zu benennen. Aber wie wäre es mit gekürzten Links mit der eigenen Domain? Dies ermöglicht Short.io – und dies gleich kostenlos.
LanguageTool: So lässt sich Grammatik, Schreibstil, Rechtschreibung prüfen Rechtschreibung und Grammatik zählen immer stärker zu den ausgestorbenen Spezies. Dieser Eindruck drängt sich auf, wer sich durch Blog-, Webseiten-, Social Media oder Messenger-Texte liest. Für Abhilfe sorgt dieses wunderbare Tool, das Texte überall im (Social) Web prüft und Korrekturen vorschlägt.
Nein. Der Corona-Virus ist nicht an allem schuld. Wirklich. Auch nicht am Aussterben von Kaufhäusern, Geschäften, Boutiquen und sonstigen Einzelhändlern in unseren Innenstädten, wie gerne behauptet wird. Das können nur Menschen behaupten, die die letzten 20 Jahre mit blickdichten Scheuklappen herumgelaufen sind. Und doch werden unsere Einkaufsstraßen künftig anders aussehen. Weil wir es genau so wollen. Eine reale Vision.
Wir schreiben das Jahr 2030. Die Innenstädte nicht nur in Deutschland haben sich im Verlauf der vergangenen zehn Jahre stark verändert. Ob die Zeil in Frankfurt am Main, die Schildergasse in Köln, die Königstraße in Stuttgart oder die Kaufingerstraße in München: Überall haben die einst das Stadtbild so dominierenden Warenhäuser, Modeboutiquen, Schuhketten, Buch- und Schmuckläden ihr traditionelles Zuhause längst verlassen, das sie für zig Jahre bewohnt hatten. Maximal in Malls sind sie vereinzelt zu finden. Die neuen Mieter der bekannten Einkaufsmeilen sind Marken-Flagstores, Baumärkte, Kaffeeketten und – stark im Vormarsch – Versand-Shops von Amazon & Co..
Und noch etwas hat sich verändert: Den direkten Verkauf gibt es in den Marken-Stores schon lange nicht mehr. Die Apple-, Samsung-, Tesla-, Telekom-, Nike- samt Newcomer-Repräsentanzen haben rein die Aufgabe, neue Produkte vorzustellen. Sie sind pure Showrooms und Erlebnisstätten. Der Verkauf findet dagegen längst nur noch online statt – oder per App und Produkt-Scan direkt live aus dem Showroom. Weil es die Bewohner so wollen. Weil es so bequem für sie ist.
Arbeiten und Wohnen rückt zusammen
In den Cafés der Innenstädte trifft man sich, quatscht, bespricht die Neuheiten und ordert die gewünschten Produkte bei schnellem Internet direkt online. In den Versand-Shops von Amazon, Alibaba, Otto und Co. lassen sich T-Shirts, Hosen, Schuhe, Geschirr, Uhren oder Kinderspielzeug nach Bestellung innerhalb einer Stunde abholen – oder Unpassendes einfach wieder zurückgeben. Daran haben die Menschen sich längst gewohnt. Und weil auch dies so einfach geht.
In einigen Läden, die einst die WMF-, Swatch-, H&M- und Douglas-Filialen beherbergten, haben normale Menschen ihr neues Zuhause gefunden. Wohnen und Arbeiten sind enger zusammengerückt. Der Grund: Die Innenstadt-Mieten sind nach dem Zusammenbruch des Büro-Immobilienmarktes wieder bezahlbar geworden. Schließlich sind die früheren Geschäfte verschwunden oder komplett ins Web umgezogen. Zudem haben sich viele Büros räumlich deutlich verkleinert – weil im Schnitt 50 Prozent aus dem Home Office heraus arbeiten. Weil dies Arbeitgeber und -nehmer so wollen. Und weil es seit 10 Jahren verstärkt zur Normalität gehört.
Die Suche nach dem Schuldigen
Viele erinnern sich noch an eine Pandemie, die vor rund zehn Jahren viel beschleunigt hatte. Einige schreiben ihr bis heute sogar die Schuld für diesen Wandel und die neue Welt zu, die heute fast alle so schätzen. Und dass die Innenstädte wegen Corona sterben würden. Doch das ist Quatsch. Schon damals war nicht der Virus der Verursacher für das wachsende Sterben der traditionellen Geschäfte. Er war der Beschleuniger.
Das Sterben der bisherigen (Shopping-)Welt hatte schon viel früher eingesetzt: Weil immer mehr Menschen jeder Generation ins Netz abgewandert waren: Zum Austausch von Informationen, zur Selbstdarstellung, zum Bewerten von Produkten und natürlich auch zum Kauf dieser. Immer unabhängiger übrigens vom Alter. Der Virus, der die Menschen verstärkt zu Hause gehalten und ihre Käufe ins Internet geschoben hatte, ja, dieser Virus hatte die bereits eingesetzte Entwicklung beschleunigt. Kräftig beschleunigt. Weil das Leben in diesen Virus-Zeiten es einfach verlangte. Aber Schuld?
Nein. Diese Behauptungen stammten damals wie heute von Personen, die ihre Augen mit blickdichten Scheuklappen vor diesen neuen Entwicklungen verschlossen gehalten hatten. Die weiterhin hofften, dass alles so bleiben würde wie vor dieser Krise. Die Angst vor diesem wahren Change-Prozess hatten, den die gesamte Gesellschaft mit einem Schlage unvorbereitet getroffen und durchlebt hatte. Und die manche besser, die anderen schlechter ertragen konnten.
Das Verschlafen von Entwicklungen
Denn wie gesagt: Die Ursache für das Sterben der Innenstädte lag viel weiter zurück – und lässt sich bis heute mit einem veränderten Mediennutzungs-, Kommunikations- wie Kauf-Verhalten beschreiben, welche das – diese Personen würden jetzt sagen böse – Internet verursacht hatte. Schon damals hieß es in meinem Buch „Die digitale Kommunikationsstrategie„: „Kaum ein Unternehmen, keine Institution kann sich dem digitalen Wandel entziehen. Nur diejenigen werden die digitale Revolution überstehen, die ihre traditionellen Geschäftsmodelle und Portfolios auf eine zunehmend digitale, individualisierte und unabhängige Kundschaft ausrichten. Ansonsten kommt es zum Aussterben, wenn sich Technologie und Gesellschaft schneller verändern als Organisationen in der Lage sind, sich darauf einzustellen.“
Schon damals gab es die Überzeugung, dass kaum ein Unternehmen ohne Digitalisierungsmaßnahmen wettbewerbsfähig sein könnte, „egal in welchem Industriezweig„. Und schon damals gab es Beschlüsse großer Händler und Läden, ihr Filialnetz auf den Prüfstand zu stellen und sich stärker auf digitale Kanäle zu fokussieren. Viel stimmten solchen Äußerungen grundlegend zu. Aber veränderten sie deswegen ihre liebgewohnten Verhaltensmuster und Denkweisen?
Die Scheuklappen der Bedenkenträger
Konnte man diesem Wandel also jetzt plötzlich die Schuld für diesen Wandel und das Sterben der Innenstädte geben? Einer Entwicklung, die in den 1960er Jahren mit dem Beginn des Internets begonnen hatte und damit also heute auch schon 70 Jahre alt war? Ein Trend, der schon seit Beginn des neuen Jahrtausends Schritt für Schritt weg vom stationären Einkauf, hin zum Online-Shopping führte und stationäre Händler in E-Commerce-Unternehmen wandelte? Kann es nicht eher sein, dass bestimmte Menschen – und leider auch politische Entscheider, Geschäftsführer und Trend-Verweigerer – einfach eine Entwicklung mehr oder weniger verpasst hatten? Und sich jetzt darüber beschwerten, dass sie nicht mehr mitkamen bzw. nicht mehr dazu gehörten? Wie konnte das nur passieren? Das waren Fragen, die diese damaligen Bedenkenträger heute ohnmächtig mit sich selbst ausmachen mussten. Die Mehrheit der Menschen hatte sich schon längst mit dieser neuen Entwicklung arrangiert und sie als unveränderbares Faktum akzeptiert.
Nein, das soll jetzt nicht heißen, dass alles heute besser ist. Oder früher schlechter war. Nein, dies war und ist weiterhin ein wertfreier Gang der Dinge, der schon vor ganz langer Zeit eingesetzt hat. Und zwar damals, als noch niemand an einen Virus und seine unbändige Zerstörungskraft wie seinen gleichzeitig unerwartet starken Digitalisierungsdruck gedacht hat. Nur war dieser Gang der Dinge lange Zeit nicht wirklich ernst genommen worden, bis es plötzlich – für viele – dann zu spät war.
Wie konnte das passieren, fragen sich heute zumindest diejenigen, die sich zwar lange verweigert aber zumindest heute aufgewacht sind? Naja, wie war das – und ich weiß, das Beispiel ist alt, uralt – mit den Postkutschen und den Pferden? Und der plötzlich neuen bedrohlichen Eisenbahn? Es gibt Dinge, welche die Zeit vor sich hertreibt. Weil immer mehr Menschen an ihnen geschnuppert und sie für begehrenswert erachtet haben. Und gegen solch starken Drang – ja: Wer könnte sich dem entgegenstellen?
Zum Start ins neue Jahr: Ein paar Gedanken über unser selbst gewähltes Hamsterrad, über unser zentrales Gut mit Namen Aufmerksamkeit, über die Art und Weise, wie wir uns gerade selbst richten sowie über den notwendigen Moment, rechtzeitig den Stecker zu ziehen.
Vor gut drei Jahren schrieb ich einen sehr nachdenklich gestimmten Beitrag aus meinem privaten Umfeld über uns als überforderte Gesellschaft. Dort berichtete ich über viel Persönliches, das um mich herum passiert in einer sich gravierend verändernden Arbeits- und Lebenswelt – damals mit der Digitalisierung als Verstärker in der Nebenrolle: „Die Digitalisierung mit ihrer Vielfalt an Möglichkeiten und Instrumenten spielt ihre Rolle“, schrieb ich 2016. „Aber eher als Verstärker und Beschleuniger. Für eine überforderte und sich selbst überfordernde Generation.“
Seitdem hat sich viel verändert. Denn nicht nur die Digitalisierung hat immer mehr Menschen und ihre Organisationen erfasst – Unternehmen, Institutionen, Stiftungen, Agenturen etc.. Sie hat auch immer mehr Menschen in eine Art Verwirrung gestürzt, aus denen der Ausweg gar nicht so einfach und eindeutig zu finden ist. Denn der frühere Verstärker und Beschleuniger hat eine neue Rolle erhalten: Er ist zum Initiator herangewachsen.
Wer macht wen krank?
In den letzten Monaten gab es wichtige Anstöße – wie der von Daniel Neuen, Chefredakteur des PR Reports, der sich des Themas Burnout in der Kommunikationsbranche annahm. In seinem viel diskutierten Beitrag „Macht PR krank?“ bezog er sich auf den Fall des Alexander Leinhos von Vodafone, der als einer der Ersten über seinen Burnout beim Kommunikationskongress 2019 offen gesprochen hatte: „Immer mehr Projekte, ständig Überstunden, zu viel Social Media, zu hohe Erwartungen, zu wenig auf sich selbst geachtet.“ Er hat sich von der PR krank machen lassen, zog Daniel Neuen als Folgerung.
Mhhh. Moment. Einspruch. Kein Beruf macht per se krank. Auch nicht die PR. Es gibt Risikofaktoren – wie die hohe Verantwortung, die permanente Erreichbarkeit, die Vielzahl an Kanälen, der ständige kommunikative Austausch, welche Aktive der Kommunikationsbranche – neben vielen anderen Branchen und Berufen – besonders anfällig für psychische Probleme machen. „Ein hoher Anspruch an sich selbst und die eigene Arbeit ist Stressfaktor Nummer 2. Der Grat zwischen Brennen und Verbrennen ist oft schmal“, heißt es dazu treffend in einer aktuellen Umfrage des PR Reports.
Das liegt natürlich auch daran, dass niemand in der Branche wirklich „unersetzbar“ ist, wie es in dem Beitrag korrekt heißt. Denn das ist wahr. Welche Leistungen bieten wir wirklich an, die uns unerlässlich machen? Und unersetzlich? Ehrlich gesagt: Nix. Punkt. Wir sind mehr oder weniger begabte Rädchen in einem großen Rad, das niemals anzuhalten scheint. Und vor allem ein Rädchen, das es immer und immer in Mehrfachpackungen geben wird. Nur in einer sich stets weiterentwickelnden, sich verjüngenden, neuen Generations-Version. Aber ist das schlimm? Nein! Müssen wir uns damit nicht abfinden? Aber natürlich!
Wer ist also schuld an der Malaise?
Doch wie lässt sich dieses Verbrennen denn verhindern? Und wo liegt eigentlich die Verantwortung für diesen Art Brand? In vielen Beiträgen heißt es oft: „Die Führungskräfte sind gefordert.“ Also die Chefs seien schuld an der Malaise. Wirklich? Oder ist dies maximal nur die eine Seite der Medaille? Anders gefragt: Wie steht es um die wachsende Zahl an Selbstständigen und Freelancern, die ebenfalls unter psychischen Problemen leiden? Also die vielen Freien, halb Freien, Teilzeit Freien, die keinen Chef haben? Wer ist denn hier verantwortlich? Außer sie selbst?
Ich glaube daher kaum, dass die Lösung allein darin bestehen kann, dass „gute Chefs Antennen dafür entwickeln, wenn bei ihren Mitarbeitern etwas kippt“, wie es in dem erwähnten Beitrag heißt. „Und sie sind Vorbild, haben die Wahl, ob sie mit gutem oder schlechtem Beispiel vorangehen.“ Das ist mit Sicherheit richtig. Aber die Lösung? Dieses ist mir viel zu einfach gedacht. Verschieben wir gerade nicht die Verantwortung weiter? Weg von uns als Individuum, hin zum verantwortlichen und mit solchen Fragen übrigens oft kräftig überforderten Chef? Liegt es nicht erst mal an uns selbst, um uns zu kümmern? Oder rechtzeitig den Stecker zu ziehen? Für uns selbst als Mensch?
Die Lösung liegt bei uns!
Bereits in meinem Beitrag vor drei Jahren beschäftigte ich mich mit dem Thema Verantwortung. Damals meinte ich: „Der Umwelt die Schuld für die Last zu geben, die zu heben und zu tragen ist, das wäre zu einfach. Schuld hat an dem „Phänomen“ niemand, höchstens man selbst. Denn wir, die Generation, sind es nämlich auch selbst, die der Situation nichts entgegensetzen, sondern sie aktiv fördern.“
Das heißt übersetzt: Wir Betroffenen haben es selbst zugelassen, wenn uns unser eigenes Verhalten krank macht. Denn in der Diskussion über digitalen Burnout, seelischen Unfrieden & Co. wird immer wieder übersehen, dass wir selbst – ganz ehrlich formuliert – die eigentlichen Produzenten und Schuldigen unseres eigenen Problems sind. Wie bitte?
Wir produzieren die Probleme mit.
Wir sind
diejenigen, die über Content Shock schreiben, ihn aber selbst produzieren.
Wir sind
diejenigen, die über Information Overload klagen, aber ständig mehr
Informationen auch noch stolz verbreiten.
Wir sind
diejenigen, die stolz sind, wenn wir als Erste neue Tools ausprobiert haben.
Wir sind
diejenigen, die über den Traum einer „Zero Inbox“ spotten.
Wir sind
diejenigen, die sich stolz auf ganz vielen Plattformen parallel bewegen, von
denen die meisten niemand außerhalb unserer eigenen Blase jemals wahrnehmen
wird.
Wir sind
diejenigen, die über Influencer und deren Likes und Pods lästern und selbst auf
viele Likes, Comments, Shares bei eigenen Beiträgen – wie diesen hier – hoffen.
Schließlich ist die Wirkung für uns wichtig – als unsere Währung, für unser
Ego, die Karriere. Aha. Die Sucht nach Aufmerksamkeit also steckt bei jedem von
uns mit drin.
Und
– das muss uns allen klar sein – wir sind diejenigen, die verlernt
haben, „stopp“ zu sagen.
Dies macht deutlich: Wir vergehen und versündigen uns an uns selbst. Und wir wissen das ganz bewusst. Doch keiner von uns will den Stecker ziehen. Stattdessen zeigen wir – und da schließe ich mich tief mit ein -, wie wir über Automatisierungstools immer noch mehr Content in noch mehr Kanäle mit noch weniger Aufwand pusten; wie wir auf noch mehr Plattformen parallel aktiv sein können. Und dies voller Stolz. Und das machen wir dann alle bis ein noch besseres Tool mit noch krasseren Distributions- und Automatisierungsmechanismen auf den Markt kommt, das wir dann auch sofort – und möglichst als Erster! – in unseren Kanälen promoten.
Und …. das Rädchen läuft weiter auf Hochtouren, bis …. ja, bis wann denn? Einfach gesagt bis zu dem Moment, an dem auch wir nicht mehr können. Und dieses immer schneller laufende Rädchen nicht mehr bedienen vermögen. Und wir, völlig perplex, unser zentrales Gut – die Aufmerksamkeit – nicht mehr bekommen können. Und wir diesen eigentlichen normalen Verlauf der Dinge meist gar nicht bemerkt haben oder haben wollen, zumindest nicht rechtzeitig.
Der richtige Moment für den Schluss.
Das heißt, wenn uns bis dahin weder Herzinfarkt noch Burnout dahingerafft haben, werden wir irgendwann einfach nicht mehr können. Weil wir nicht mehr mitkommen. Und dann? Dead End? Fertig? Feierabend?
Nicht, wenn wir den richtigen Moment finden, in dem für ihn oder für sie passenden Maße den Stecker zu ziehen. Und Stecker ziehen muss nicht heißen, sich rauszuziehen, sich völlig aus der Branche und diesem nie stoppenden Kreislauf zu verabschieden; Stecker ziehen kann auch bedeuten, sich bewusst und sichtbar mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und damit meine ich deutlich bewusster und sichtbarer als bisher. Und dies als Person, die aktuell – noch – Sichtbarkeit als Währung hat und diese für diesen sinnvollen Zweck einsetzen könnte.
Was gilt es konkret zu tun?
Sich mit einem Thema intensiver auseinanderzusetzen, kann vieles bedeuten. Für unseren Fall habe ich fünf kleine, erste Anregungen anformuliert, die ich für mich entdeckt habe:
Wir publizieren regelmäßig. Auch wenn Digitaler Burnout ein Thema ist und der Umgang mit dem Informationsdruck so hoch ist, warum gibt es dann so wenig darüber zu lesen? Oder ist das Thema doch noch kein Thema „für uns“? Oder war ich in meiner Recherche etwa „blind“?
Wir sprechen in der Kommunikation von Themensetting. Aha. Und warum haben wir das Thema nicht schon viel früher auf die mediale Tagesordnung gesetzt, wie es unter anderen Daniel Neuen jetzt dankenswerterweise getan hat? Und wie halten wir es alle dort, wenn wir das Thema doch als wichtig einschätzen, wie die Reaktionen zum Beispiel beim vergangenen Kommunikationskongress zumindest vermuten lassen?
Wir sprechen alle von Positionierung. Und beim Thema Digital Detox oder Slow Media oder bewusster Umgang mit verstärkten kommunikativen Anforderungen im digitalen Zeitalter: Welche Positionierung geben wir diesem Thema? Samt Handlungsanweisung, wie man in der PR doch so schön sagt.
Wir sprechen von Case Studies. Aber wo sind die Personen, die offen darüber berichten – und nicht als To Do oder ähnliche Liste, sondern wie sie damit persönlich umgehen, wie sie ihren Arbeitsablauf vielleicht neu ausrichten, wie sie Probleme haben, gescheitert sind und doch wieder aufgestanden sind, die also offen und ehrlich ihre Gedanken aufzeigen? Warum gibt es so wenige Personen wie Alexander Leinhos, die den Mut haben, offen über ihr Leiden zu sprechen und wie man wieder aus diesem persönlichen tiefen Loch herausklettert? Könnten wir nicht extrem viel von diesen lernen? Für uns selbst?
Wir lesen viel über das Thema Achtsamkeit. Zumindest geht es mir in meinem Umfeld so. Wie sieht es eigentlich aus mit der Achtsamkeit im Umgang mit sozialen Netzwerken? Vielleicht geht es „nur“ darum, „bewusst mit dem Smartphone umzugehen“, wie es Verena Bender in ihrem Blog PR Leben beschreibt. Vielleicht ist eine Auszeit aus dem digitalen Alltag notwendig, von der André Karsten, Social Media Gesicht der Frankfurter Polizei im Podcast von fischerAppelt berichtet. Dies spiegelt ebenfalls eine Befragung im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom wider, nach der zumindest 11 Prozent der Bundesbürger sich vorgenommen haben, „2020 zeitweise bewusst auf alle digitalen Medien zu verzichten“. Wer macht dies von uns als anfällige Branche? Wie funktioniert also Achtsamkeit im Alltag digitaler Kommunikationsmedien?
All dies hilft auf jeden Fall eines: Zu erkennen, in welcher Kommunikationsblase, in welchem Content-Laufrad wir uns befinden, welches wir zum Teil schon als die alleinige Realität wahrnehmen. Aber sie ist es nicht. Vielleicht kommt ein großer Wandel für dieses Jahr noch zu früh. Aber – und dies als kleiner Nebeneffekt: Organisationen müssen sich wohl in Zukunft wieder mehr damit beschäftigen, Zielgruppen auch im realen Leben zu erreichen, wie es bei BASIC thinking zurecht heißt.
Do it! Jetzt!
Wie gesagt: Ob Burnouts, seelische Zusammenbrüche, Depressionen, Überforderungen. Die Lösung liegt erst einmal bei uns und nicht (nur) bei den Führungskräften. Denn wir Individuen sind diejenigen, die dies alles selbst zulassen – bewusst wie unbewusst, Angestellte oder Freelancer, jung wie alt, Männlein, Weiblein und Drittes Geschlecht. Alle. Wir ermöglichen selbstverschuldet dieses Ausbluten. Wir sind diejenigen, die also die Hauptschuld tragen. Punkt.
Uns muss bewusst sein: Jede und jeden von uns kann es treffen. Niemand ist in Realität so stark wie er immer wieder selbst von sich behauptet. Und da schließe ich mich wieder ein. Daher muss jede und jeder schrittweise lernen, in sich ständig hineinzuhorchen und laut Stopp zu rufen – ob im ehrlichen, offenen Gespräch mit Partnern, Freunden, Chefs, Ärzten oder mit sich selbst. Denn nur bei einem rechtzeitigen „Stopp“ kann es auch irgendwann wieder einen gesunden und damit letztlich erfolgreichen Re-Start geben. Also: Do it!
Es gibt Phrasen, auf die ich etwas allergisch reagiere. Und die ich in meinen Trainings und Workshops regelmäßig thematisiere: Die beliebte gutgläubige Aussage, dass ganz Deutschland im Internet ist. Denn dies ist nicht wahr. Verdammt. Noch nicht. Leider, wie ich als Berater für digitale Kommunikation zugeben muss.
Vor wenigen Tagen hieß es zum Beispiel im Teaser eines Blog-Beitrags bei news aktuell: „Mittlerweile ist das World Wide Web (…) fest im Alltag nahezu aller Deutschen etabliert. Wie bereits im Vorjahr sind inzwischen 90 Prozent der Gesamtbevölkerung online. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der diesjährigen ARD/ZDF-Onlinestudie.“
Von halbwahren Zahlen und Aussagen …
Naja! Diese Aussage ist gerade mal halbwahr. Denn nicht 90 Prozent der Gesamtbevölkerung sind bei uns online. Vielmehr heißt es in der erwähnten Grundlagenstudie, die im Auftrag der ARD/ZDF-Forschungskommission von KANTAR durchgeführt wurde: „2019 nutzen rund 90 Prozent der Bevölkerung das Internet zumindest gelegentlich.“ Also vielleicht ab und zu, vielleicht wöchentlich, vielleicht monatlich, über den eigenen oder einen fremden Internet-Zugang. So fest ist das WWW also doch noch nicht im Alltag der deutschen Gesamtbevölkerung etabliert.
Im nächsten Blog-Absatz heißt es dann korrekt: „50 Millionen Menschen in Deutschland sind täglich online.“ Das bedeutet: Bezogen auf die tägliche Nutzung des Internets haben laut ARD/ZDF-Onlinestudie genau 71 Prozent der Befragten angegeben, an einem normalen Tag online gewesen zu sein. Also doch nicht ganz Deutschland – und dazu mit beträchtlichen Unterschieden zwischen den Altersstufen. Übersetzt heißt dies: 29 Prozent und damit fast ein Drittel der deutschen Bevölkerung nutzen täglich nicht das Internet, weil sie in der großen Mehrheit „generell kein Interesse am Internet / an diesem Medium“ haben, wie der D21-Digital-Index 2018/2019 konkretisiert.
… die zu falschen Schlussfolgerungen führen.
Jetzt könnte jemand die Unterscheidung als kleinlich und meine Aufregung als dünnhäutig bezeichnen. Für mich nicht. Als Kommunikator denke ich in Zielgruppen – wie dies auch Unternehmen und Institutionen tun (sollten). Und gerade solche Studien und Aussagen bestimmen die kommunikative Planung ganz vieler Organisationen entscheidend mit. Falsch interpretierte Aussagen führen dazu, dass sie ihr komplettes Budget in den digitalen Bereich umschichten, da ja heute „jeder online ist“ und ich meine Zielgruppen nur noch dort erreichen kann.
Nur: Bei 90 Prozent gelegentlicher und „nur“ 71 Prozent täglicher Nutzung: Werde ich wirklich jeden erreichen können? Wohl kaum. Nicht mal theoretisch. Denn dass eine Person, die gelegentlich online ist, zufällig auf mein Online-Angebot, meinen Social Media Kanal, meinen Blog-Beitrag treffen wird, ist nicht wirklich wahrscheinlich – trotz aller SEO-, Ads-, Content-Marketing-, Social Media- und Messenger-Anstrengungen. Es kommt also auch in heutiger Zeit noch auf den richtigen Mix, also auf eine strategisch geplante integrierte Kommunikation an, um Stakeholder passgenau mit den eigenen Inhalten zu erreichen – unabhängig ob digital oder analog.
Dazu mein Ratschlag: Jeder sollte sich solche Zahlen und Statistiken genauer anzusehen und diese auf Basis der eigenen zu erreichenden Zielgruppen detailliert für sich analysieren. Nur so wird er die adäquate Gewichtung für seine Content-, Media- und Kanalplanung finden. Und dazu stehen neben der ARD/ZDF-Onlinestudie weiteres hilfreiches Datenmaterial beispielsweise über die Markt-Media-Studie „daily digital facts“ der agof oder den erwähnten und von mir geschätzten D21-Digital-Index zur Verfügung.
Wenn wir doch etwas online affiner wären …
Ein Zielgruppen-Allheilmittel ist das WWW mit seinen Kanälen – bis heute – definitiv nicht, und das Social Web erst recht nicht. Und wenn ich mir die langsame Entwicklung bei uns betrachte – Thema WLAN-Verbreitung, Surf-Geschwindigkeit, rechtliche Bedenken, interne Hindernisse innerhalb der Organisationen und politisches Unwissen – Stichwort „Ja, Digitalisierung ist jetzt sicher nicht mein Spezialbereich, aber ein absolutes Zukunftsthema“ der damals neuen bayrischen Digitalministerin Judith Gerlach –, dann wird dies auch so noch eine Weile bleiben. Wie gesagt, leider.
Daher: Erst lesen, dann interpretieren, dann umsetzen. Und dabei das logische Denken bitte nicht vergessen! ;-)))
Es wird langsam kalt in Deutschland. Was gibt es also Gemütlicheres, sich mit einem gepflegten Espresso und gutem Lesestoff in die nächste Ecke auf’s Sofa zu verziehen? Ich habe dafür mal wieder 10 Lesetipps rund um die digitale Kommunikation zusammengestellt.
Was ist RSS? Der Erklärbär alias Dominik Ruisinger erklärt RSS, Feeds und Tools wie Feedly scheinen noch immer nicht vielen bekannt zu sein. Dies merke ich bei meinen Workshops und Coachings. Das ist ein Fehler! Warum Feeds so hilfreich sind, erkläre ich in diesem aktualisierten Blog-Beitrag.
Digital Transformation = Culture & Business Model Change Spannend: Kaleido Insights hat ein detailliertes Scoring Tool „Digital Directive“ für die Frage entwickelt, wie reif ein Unternehmen im Bereich Digitale Transformation ist. Die 7 Bereiche helfen bei der Bewertung von Strategie, Data, Kundenerfahrung, Ausrichtung, Analyse, Kultur, Innovation.
Content-Strategie erstellen: Das sind 4 wichtige Bausteine Darin liegt Unterschied zw. Strategie und Taktik: Die Content-Strategie ist die Basis der Planung bzgl. Produktion, Distribution und Organisation von Inhalten. Sie ist eine Idee, die die künftige Richtung vorgibt. Und keine Ansammlung von Taktiken.
Bloggen: Ein umfassender Leitfaden Ein umfassender Leitfaden über das Bloggen – das ist dieser Beitrag wirklich. Auch wenn er nix ganz Neues bietet, liefert er einen klasse Überblick – von der Definition, über die Themenfindung bis zur Redaktionsplanung – insbesondere für Blog-Neulinge.
Keyword-Recherche: Tipps zur Optimerung eurer digitalen DNA Eine gute Keyword-Recherche ist gerade aus SEO-Sicht wichtig – ob bei der Entwicklung einer Webseite oder bei einfachen Online-Texten. Doch wie geht man am besten vor? Dieser Beitrag liefert eine prima Anleitung zu den zentralen Phasen.
Facebook Ads: Ein umfassender Leitfaden Immer noch keine Erfahrung mit Facebook Ads? Dann hilft vielleicht dieser leicht verständliche Leitfaden, der die Grundlagen legt: Marketingziele, Werbeformate, Targeting, Features.
2 Jahre Corporate Influencer bei Otto: „Wir müssen lernen loszulassen“ Mit seinem Jobbotschafter-Programm zählt Otto zu den Vorreitern was Corporate Influencer betrifft. Welche Erfahrungen hat das Unternehmen seitdem gemacht? 2 Jahre nach Beginn zieht Pressesprecherin HR Eugenia Mönning im Gespräch mit Kerstin Hoffmann eine Bilanz.
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Jodel: Wieso sich ein Blick auf das junge Netzwerk lohnt Warum Jodel aus Marketing- und Werbesicht für eine zielgruppengenaue Ansprache definitiv einen Blick wert sein sollte, um gerade junge Studierenden-Zielgruppe zu erreichen.