Unsere Sprache benötigt dringend mehr grau!

Unsere Sprache benötigt dringend mehr grau!

Die Diskussion um die verunglückte Kampagne #allesdichtmachen hat eines mal wieder verdeutlicht: Unsere Diskussionskultur ist kaputt. Richtig kaputt. Wir kennen nämlich nur noch schwarz oder weiß, gut oder böse, dafür oder dagegen. Grautöne? Fehlanzeige. Dabei machen diese doch unser Zusammenleben aus, oder?! Ein kleines Plädoyer in den Gedankenspielen für die wunderbare Farbe Grau.

Wer sich die Diskussionen in der vergangenen Woche rund um die misslungene und teils antidemokratisch gefärbte Video-Kampagne #allesdichtmachen näher ansieht oder anhört, dem fällt eines auf: Die Menschen denken hierzulande offenbar ausschließlich in Kategorien: Bist du nicht dafür, dann bist du dagegen. Stimmst du mir nicht zu, gehörst du zu den anderen. Bist du nicht meiner Meinung, liegst du falsch. „In westlichen Gesellschaften macht sich ein gefährlicher Trend bemerkbar: Meinungsfreiheit nur bei denen gut zu finden, die derselben Meinung sind“, beschreibt der Handelsblatt Newsletter diese Haltung ziemlich treffend. Wir bestimmen also, was richtig oder was falsch ist. Und wir bauen um unsere Meinung eine Wagenburg auf und verbannen die Andersdenkenden direkt auf die andere Straßenseite.

Eine kommunikative Spaltung

Nun: Die Diskussionen rund um diese Videoserie sind nur ein weiteres Beispiel dafür, dass es um die hiesige Diskussionskultur wirklich schlecht bestellt ist. Dabei lässt sich diese kommunikative Spaltung – dieses tiefschwarz vs. blütenweiß – schon seit mehreren Jahren beobachten:

  • Stichwort Geflüchtete: Wer nicht Geflüchtete „welcome refugees“ heißt, ist ein Nazi. Und umgekehrt.
  • Stichwort Coronavirus: Wer nicht den Einschätzungen von Drosten & Co. folgt, ist ein Verschwörungstheoretiker. Und umgekehrt.
  • Stichwort gendergerechte Sprache: Wer nicht auf das Gender-Sternchen steht, ist ein Fan des alten weißen Mannes. Und umgekehrt.

Diese Liste ließe sich noch ewig weiter führen. Vielleicht scheinen diese Gegensätze einigen hier übertrieben. Doch werden die Diskussionen genau so geführt – insbesondere in den Sozialen Netzwerken. Übrigens nicht nur in Deutschland. In den USA – Stichwort Trump, Stichwort Black Lives Matter etc. – hat sich die Gesellschaft radikalisiert, was sich dort nicht nur kommunikativ, sondern auch in der Ausgrenzung nur ein bisschen anders denkender Menschen bis hin zu einem fatalen Sturm auf das Kapitol niederschlug. Die Menschen grenzen sich also gegenseitig aus, weil sie die Meinung anderer nicht mehr akzeptieren. Das soll unsere Zukunft sein?

Die Beispiele verdeutlichen, wie stark Sprache und Wörter die Gesellschaft spalten können. Und zwar massiv. Davon profitiert niemand. Ganz im Gegenteil. Wir entfernen uns immer stärker voneinander. Freunde werden zu Gegner, Nachbarn beäugen sich misstrauisch, Freunde werden sprachlos. Und stopp. Es geht nicht darum, alles zuzulassen. Jeder und jede muss eigene Grenzen ziehen – gegenüber antidemokratischem Gedankengut, gegenüber Radikalisierung, gegenüber Menschenverachtung. Jeder muss sich bewusst machen, ab wann es heißt „bis hier hin und nicht weiter“. Aber ist diese Grenze wirklich blütenweiß oder tiefschwarz? Was ist mit den berühmten Zwischentönen, den Grautönen, die für Kommunikation und Diskussion so wichtig sind?

Die wichtige Farbe Grau

Vor rund 25 Jahren gab es eine wundervolle Film-Trilogie des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieslowski: Bleu, Blanc, Rouge – also Blau, Weiß, Rot. Heute möchte ich dieser 3-Farben-Trilogie eine weitere Farbe hinzufügen: Das Grau. Nein, sie ist nicht meine Lieblingsfarbe; ich ziehe den blauen Himmel durchaus dem grauen vor. Aber das Grau ist so eminent wichtig. Und so vielfältig. Schließlich verfügt es über so viele Nuancen: Kühl und warm, dunkel und hell, zurückhaltend und exzentrisch mit hunderten von Abstufungen. Vor allem kommen all diese miteinander so gut aus. Denn „Grau kennt keine Grenzen“, wie das Einrichtungshaus Meyerhoff über die Wandfarbe grau schreibt. Genau dies gilt nicht nur für Böden, Wände oder Decken. Sondern ganz insbesondere auch für die Meinungen von Menschen.

Genau diese Farbe müssen wir wieder dringend in uns entdecken. Wir müssen verstärkt die Töne in der Sprache zulassen, die nicht zu unserem Schwarz oder Weiß gehören – ohne aber unseren eigenen Wertekanon zu verlassen. Folglich müssen wir miteinander sprechen, viel stärker anderen zuhören, sie verstehen zu versuchen, also „gemäßigt miteinander diskutieren, einander kritisieren und Eingeständnissen Respekt zollen„. Ansonsten bewegen wir uns nur noch in unserer kleinen Blase.

Sprachlich „abrüsten“ Richtung Diskussionskultur

Grau ist alles andere als trist. Es ist die wichtige Verbindung zwischen den Polen schwarz und weiß. Und genau auf dieser endlosen Grau-Skala zwischen diesen beiden Polen müssen wir uns vorsichtig annähern – und miteinander zu kommunizieren versuchen. Nur dann werden wir es vermeiden, dass sich unsere Gesellschaft noch stärker in zwei Lager aufteilt. Der Schauspieler Ulrich Matthes meint: „Ich kann wirklich nur geradezu flehentlich darum bitten, auf beiden Seiten abzurüsten, miteinander im Gespräch zu bleiben oder überhaupt wieder ins Gespräch zu kommen.“

Dieses Flehen muss jedoch dringend weit über diese eine Video-Aktion hinweggehen. Sie muss unsere gesamte Diskussionskultur erfassen. Ansonsten werden wir uns irgendwann nur noch in unseren klar abgrenzten Blasen und Lagern befinden, die sich feindlich gegenüber stehen. Und davon wird letztendlich niemand profitieren. Diskussionskultur? Fehlanzeige. Schade. Um uns alle.

Public Relations: Eine Branche im Wandel

Public Relations: Eine Branche im Wandel

Im Februar ist das Buch „Public Relations“ in seiner 3. Auflage erschienen. Dieses Standardwerk durfte ich wieder mit meinem Kollegen und Freund Oliver Jorzik und mit Unterstützung vieler Gastautorinnen und -autoren schreiben. Als Leitfaden für modernes Kommunikationsmanagement liefert es einen Überblick über die verschiedenen PR-Disziplinen und ihre Rolle im Kommunikation-Mix. Schon in der Einleitung zum Buch haben wir deutlich gemacht, wie vielfältig die Disziplin heute ist, was wiederum den Reiz ausmacht. Vor diesem Hintergrund drucke ich hier im Blog diese Einleitung minimal angepasst ab – als kleiner Appetizer auf eine Public Relations-Branche im Wandel.

Die Kommunikation von Unternehmen verändert sich. Konnte sich vor zehn Jahren ein Hersteller darauf verlassen, mit entsprechendem Werbemitteleinsatz seine Produkte im Bewusstsein der Konsumenten zu verankern, sieht er sich heute einer zunehmend fragmentierten und stark individualisierten Käuferschaft gegenüber, in der die einzelnen Kundinnen und Kunden selbstbewusst bestimmen, ob ein Produkt für sie interessant ist oder nicht. Sie entscheiden, was im Trend liegt und was in das eigene Wertesystem passt. Sie heben den Daumen zugunsten eines Unternehmens, einer Marke oder eines Produkts. Hier ist die Auswahl ist groß, und zu jedem Produkt gibt es spannende Alternativen, auf welche die Kundschaft online sofort zugreifen können.

Für Kaufentscheidungen spielen nach wie vor eigene Einkaufsgewohnheiten, das Preis-Leistungsgefälle und die Qualität eine wichtige Rolle. Die aufgeklärte Käuferschaft hinterfragt zunehmend den Nutzen eines Produkts: Ist es komfortabel zu bedienen? Besitzt das Angebot neue technische Features, die das Leben erleichtern oder mehr Sicherheit geben? Was halten andere Nutzerinnen von dem Produkt? Wie wird in meinem Freundes- oder Bekanntenkreis über das Produkt gesprochen? Verspricht es Prestige und Anerkennung? Je komplexer ein Produkt wird, desto kritischer kann die Prüfung durch die Käuferinnen ausfallen.

Der Halo-Effekt

Viele Konsumenten sind durchaus bereit, mehr Geld auszugeben, wenn sie von den Vorteilen überzeugt sind und wenn die hinter einem Produkt stehende Marke mit ihrem guten Image Prestigegewinn verspricht. Wie das Beispiel Apple zeigt, kann sich die Strahlkraft und Faszination einer Marke auf die gesamte Produktfamilie ausweiten. In der Fachsprache der Kommunikation ist vom sogenannten “Halo-Effekt” die Rede, vom Heiligenschein-Effekt. Aber auch hier fragen immer mehr informierte Kundinnen kritisch nach dem Ursprung der Produkte: Unter welchen Bedingungen werden sie hergestellt? Wie sieht die Ökobilanz aus? Wie verhält sich das Unternehmen in der Öffentlichkeit? Sind dessen Werte durch unternehmerisches Handeln glaubwürdig belegt?

Die Beantwortung all dieser komplexen Fragen ist die Aufgabe einer entwickelten Kommunikationsstrategie bzw. strategischer Public Relations. Sie muss zwei Anforderungen genügen: Zum einen muss sie das Unternehmen als echten Vertrauensabsender durch professionelle »Corporate Communications« stärken, gleichzeitig Produkte durch eine zeitgemäße »Marketing Communications« markt- und medienfähig machen. Kommunikationsfachleute stehen heute vor der großen Herausforderung, den Überblick über eine immer besser informierte Konsumentenschaft zu behalten. Auch treue Stammkundinnen stehen mit anderen Käufern über soziale Medien öffentlich, halb-öffentlich in Gruppen oder privat in einem permanenten Austausch. Daher kommt es notwendigerweise darauf an, die eigene Kommunikation auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Käuferschaft permanent neu abzustimmen.

Auf einem unsicherer gewordenen Fundament kämpft die Absatzkommunikation vieler traditioneller Hersteller einen schwierigen Kampf, um in gesättigten Märkten Aufmerksamkeit zu gewinnen und der schwindenden Markenbindung Herr und Frau zu werden. Es gilt, die komplexer gewordenen Erwartungen zu erfassen und in schlüssige Kommunikationsstrategien zu bündeln. Gelingt das nicht, ziehen Interessierte möglicherweise in Windeseile vorbei und wenden sich Alternativen zu. Das Beispiel des US-Autobauers Tesla zeigt, wie schnell so ein Aufstieg vonstatten gehen kann: Vor wenigen Jahren noch belächelt, jetzt schon fast gefürchtet.

Unübersichtliche Medienvielfalt

Mit dem Internet und dem Social Web hat sich die Zahl der Kommunikationskanäle exponentiell erhöht. Für Unternehmen wird es zunehmend schwieriger, sich für das richtige Medienangebot zu entscheiden: Welcher Kanal und welches Medium passt zu meinen Kommunikationszielen? Setze ich vorrangig auf Leitmedien, oder entscheide ich mich für das Medium, das in der spezifischen Zielgruppe die höchste Reichweite hat? Konzentriere ich mich auf Online- oder Offline-, Fach- oder Publikumsmedien? Warum nicht mit Influencern zusammenarbeiten? Oder internen Markenbotschaftern? Wie sieht der beste Kommunikationsmix aus? Funktionieren meine Botschaften in den jeweiligen Medienkanälen überhaupt? Habe ich in meinem Haus die richtigen Kompetenzen für eine gute Social-Media-Kommunikation? Und wie sieht es mit den Ressourcen für moderne Public Relations aus?

Mitte der 1960er Jahre beschrieb der deutsche PR-Pionier Albert Oeckl Öffentlichkeitsarbeit als »Arbeit mit der Öffentlichkeit, Arbeit für die Öffentlichkeit, Arbeit in der Öffentlichkeit.« Diese massenmedial geprägte Öffentlichkeit, die für Albert Oeckl noch den Fixstern von Public Relations bildete, verschwindet zusehends. An ihre Stelle tritt eine zersplitterte Öffentlichkeit, in der sich Meinungsbildungsprozesse in Foren, Gruppen oder Communities verlagern. Ob ein Format wie »Germany’s Next Topmodel« »in« oder »out« ist, entscheidet sich nicht mehr in BILD oder Bravo, sondern bei Instagram oder YouTube.

Gerade unter den jüngeren Käuferschichten hat sich das Mediennutzungsverhalten gravierend verändert. Wer heute auf eine 15-Jährige schaut, sieht weder die künftige Tageszeitungsleserin noch die gemütliche »Bares für Rares”-Zuschauerin vor sich. Ihre Musik tauscht sie mit Freundinnen via Smartphone. Klassisches Radio wird – wenn überhaupt – nur noch im Auto der Eltern gehört. Für sie ist längst das Internet das neue Leitmedium, über das sie sich informiert, mit anderen kommuniziert oder sich die neuen Mode-Styles zieht. Mit welchen Mitteln erreicht man diese Zielgruppe, die heute Adidas gut findet, morgen Puma und danach K-Swiss, Vans, DC oder Adio? Marken, die Kindern und Jugendlichen so geläufig sind, wie das 1×1 in der Schule und bei deren Aufzählung sich die Eltern angestrengt fragen: »Woher wissen die das?«

24 Stunden Dauerkommunikation

Hersteller sorgen sich verstärkt um den guten Ruf ihrer Unternehmen und Marken; denn im Zeitalter des Internets brodelt die Gerüchteküche täglich. Die Kommunikationsabteilungen sehen sich einer tausend stimmigen Kakophonie an Meinungen gegenüber, die sich in Blogs und auf Bewertungsplattformen, in Social Communities oder auf Messenger-Plattformen wiederfinden. Der klassische Medienrezipient ist in der Web-Welt längst zum Content-Provider, vom Consumer zum Prosumer geworden, der permanent im sozialen Austausch steht und täglich neu darüber entscheidet, ob sich eine Marke oder ein Unternehmen noch im persönlichen Wertefokus befindet.

Wer sich als Hersteller heute nicht mehr dafür interessiert, ob der berühmte Sack Reis in China umfällt oder nicht, geht ein großes Risiko ein: Vielleicht steht der Sack vor der eigenen Fertigungshalle in Zentralchina und verletzt gerade eine 21-jährige Arbeiterin schwer, die an sechs Tagen in der Woche 12 Stunden am Tag für einen kleinen Monatslohn von 40 Euro arbeitet. Was beim Management schnell als »unglücklicher Zufall« abgehakt ist, beschäftigt intensiv weltweit agierende Non Profit-Organisation wie ATTAC und mit ihr Tausende von meinungsfreudigen Mitgliedern. Eine Vertreterin von ATTAC hört von dem Unglück, berichtet darüber auf der eigenen Webseite. Sofort fließt von dort die Information in zahlreiche Communities.

Die Süddeutsche Zeitung greift das Thema auf und setzt ihre China-Korrespondentin auf die Mädchengeschichte mit dem Reissack an. Und diese berichtet nicht nur in der Tageszeitung; geteilt im Social Web diskutieren plötzlich zahlreiche Menschen in diversen Communities und Netzwerken über die Hintergründe. Schon ist aus dem »unglücklichen Zufall« eine richtige Story rund um die Themen Sklavenarbeit, Arbeitsschutz, Mindestlöhne und ethische Verantwortung von Firmen geworden.

Monitoring in Zeiten von LOHAS

Für Unternehmen bedeutet das: Organisationsstrukturen müssen heute so angelegt sein, dass Themen rund um die Uhr beobachtet und Entscheidungen bei Kommunikationskrisen schnell gefällt werden können. Dies zeigt, welche hohe Bedeutung das Thema Monitoring innerhalb von Public Relations gewonnen hat. Mit dem Akronym LOHAS werden Menschen bezeichnet, die auf Konsumgenuss nicht verzichten wollen, diesen Konsum aber mit ethischen Aspekten und Nachhaltigkeitsaspekten verbinden. Diese Gruppe zeigt, dass die »Moralisierung der Märkte« voranschreitet. Unternehmen müssen sich an veränderte Umfeldbedingungen anpassen, wollen sie diesen neu entstehenden Kundengruppen ethisch morgen noch auf Augenhöhe begegnen. Gerade große Kapitalgesellschaften versuchen, durch die Einhaltung von Corporate-Governance- und CSR-Richtlinien eine größere Transparenz ins eigene Handeln zu bringen und die Ziele nicht nur am Unternehmenswert, sondern auch an ethischen Werten zu orientieren.

Die schon länger schwelende Diskussion, welche Verantwortung Hersteller für ihr Lieferketten haben, zeigt, wie schwer es ist, solche Themen glaubwürdig zu bearbeiten. Man muss sich nur vorstellen, dass manch global agierendes Unternehmen weit mehr als 1.000 Lieferanten hat. Ein Teil dieser Lieferanten beschäftigt wieder Subunternehmen und diese erneut Sub-Sub-Unternehmen. Schnell wird das Thema Verantwortung endlos. Eine Kontrolle all dieser komplexen Lieferwege ist nur noch mit großen Anstrengungen möglich.

Dynamisierung der Märkte

Nicht nur die Kaufgewohnheiten haben sich verändert. Auch die Märkte entwickeln sich dynamisch – und mit der Vielfalt der Produkte und Dienstleistungen wächst der Wettbewerbsdruck unter den Herstellern. In gesättigten Märkten konkurrieren Originale mit Nachahmerprodukten. Ihre Qualität, Beschaffenheit und technische Ausstattung unterscheidet sich kaum noch von denen großer Markenhersteller. Positiv-Beispiele wie der Hybridantrieb, der dem japanischen Autobauer Toyota lange Jahre echte Verkaufsvorteile für eine Nische geboten hat, bilden eher die Ausnahme.

Mit dem Verschwinden des einzigartigen Verkaufsvorteils, kommt es der Produkt- und Marken-Kommunikation zu, den einzigartigen Kommunikationsvorteil immer wieder neu zu finden, um Produkten oder Unternehmen in der Wahrnehmung der Kunden unverwechselbare Eigenschaften, Qualitäten und Stimmungsbilder zu verleihen. Diese ständige Selbsterfindung und Selbstinszenierung muss gleichzeitig mit dem Markenkern des Produkts oder Unternehmens verbunden sein, damit die Wiedererkennbarkeit der Marke gesichert bleibt.

Bedeutung der Kommunikation wächst

Was bedeutet das alles? Wenn der Wettbewerb nicht mehr rein über Preis und Qualität entschieden wird, gewinnt die professionelle Unternehmens- und Produktkommunikation an Bedeutung. Viele Unternehmen haben dazu ein komplexes und ausdifferenziertes Setting an Instrumenten entwickelt. Sie nutzen offensiv alle ihnen zur Verfügung stehenden Kommunikationskanäle, um in die Wahrnehmung der Kunden zu gelangen und sich dort fest zu verankern. Wenn sich jedoch ein Produkt nicht mehr über seine originären Eigenschaften verkaufen lässt, muss es mit zusätzlichen Attributen – glaubhaft – aufgeladen werden, um für Kundinnen attraktiv zu sein.

Es wird damit zur Aufgabe der Unternehmenskommunikation, das eigene Selbstbild mit der Vorstellungswelt der Kunden zu verknüpfen. Imageaufbau und kontinuierliche Imagepflege werden in der Kommunikation zu zentralen Erfolgsfaktoren. Es geht nicht mehr ausschließlich darum, die eigenen Produkte unverwechselbar und einzigartig zu machen. Viel wichtiger ist es, dass Kunden, Investoren, Mitarbeiter und Journalisten die Informationen, die sie vom Unternehmen und aus den Medien erhalten, verstehen und diese für vertrauenswürdig bewerten. Dazu ist die inhaltliche Konsistenz von Botschaften ebenso wichtig wie die Konstanz ihrer Verbreitung: regelmäßig, zuverlässig, umfassend, seriös, glaubwürdig, nachvollziehbar, abwechslungsreich. Schließlich ist der Wettbewerb am Meinungsmarkt immer auch ein Wettbewerb der besten Informationen.

Eine Unternehmenskommunikation, die emotionalisiert

Der Vertrauenserwerb bei den Kunden ist ein emotionaler Prozess. Diese möchten eine Marke wertschätzen und sich mit ihr identifizieren, bevor sie sich an sie binden. Sie wollen die unterschiedlichen Seiten ihrer Persönlichkeit kennenlernen, mit ihr kommunizieren und sie anfassen. Nur so wird sie echt und authentisch wahrgenommen. Je technischer die Welt wird, umso wichtiger werden persönliche Ansprache und individuelles Erleben. Eine zeitgemäße Unternehmenskommunikation muss daher nicht nur informieren und Unterschiede herausarbeiten: Sie muss emotionalisieren, um dauerhaft die Loyalität ihrer Kundinnen zu sichern. Dies geschieht am besten im Dialog mit ihnen wie mit Multiplikatorinnen.

Innerhalb der Unternehmen und Institutionen sorgt die Dynamisierung der Märkte ebenfalls für tiefgreifende kommunikative Friktionen. Gerade bei Fusionen und Übernahmen müssen neue Kulturen integriert und das Team in komplizierte Change-Management-Prozesse eingebunden werden. Unter dem Stichwort »Employer Branding« arbeiten viele Personalverantwortliche bereits intensiv an kommunikativen Programmen, um sich als »Arbeitgebermarke« attraktiv für High-Potentials zu machen. Auch sie bewerten zunehmend kritischer, ob eine Organisation eine attraktive Zukunftsperspektive bietet und einen guten Ruf besitzt. Dazu muss sie nicht nur echte Vorzüge besitzen: Es muss diese Vorzüge ganzheitlich und professionell nach innen und außen vermitteln.

Darum dieses Buch „Public Relations“

Um den Herausforderungen von sich immer schneller drehenden Gesellschaften zu begegnen, kommt es auf passende und passgenaue Kommunikationsinstrumente an. Genau bei der Auswahl und Bewertung der richtigen Tools will dieses Buch ansetzen. Dabei haben wir den Anspruch, dass »Public Relations – Leitfaden für ein modernes Kommunikationsmanagement« diese Kerninstrumente für eine moderne Unternehmenskommunikation nicht nur kompakt vorstellt, sondern sie mit der nun vorliegenden dritten, vollständig überarbeiteten Ausgabe aus heutiger Sicht in ihrer Bedeutung und ihren Einsatzchancen bewertet. (…)

Es ist uns durchaus bewusst, dass wir hier ein Buch vorlegen, das auch in der dritten Auflage einen gewagten Spagat vollführt: Auf der einen Seite taucht es tief in die Themenfelder der PR ein, um ein Verständnis für Inhalte und Aufgaben zu erzeugen und um Werkzeuge in ihrer Bedeutung einzuordnen; auf der anderen Seite ist es ein Leitfaden für die Praxis, um die eigenen PR-Aktivitäten professionell und nachhaltig zu initiieren oder zu optimieren. Wir sind der Überzeugung, dass dieser Spagat eine wichtige, unabdingbare Voraussetzung für ein modernes, professionelles Kommunikationsmanagement ist, um auf einem guten Fundament gesicherte Entscheidungen im Tagesgeschäft überhaupt treffen zu können.

Ob uns dieser Spagat in der Buch-Neuauflage von „Public Relations“ erneut gelungen ist, müssen Sie, liebe Leserinnen und Leser, entscheiden.

HINWEIS: Weitere Informationen zum Buch, zu den Beiträgen der Gastautorinnen und -autoren inkl. Bestellmöglichkeit finden sich auf meiner Microsite zum Buch.

Neue Gedankenspiele: Leadership, Storys, Tools und der Osterhase

Neue Gedankenspiele: Leadership, Storys, Tools und der Osterhase

Ostern ist vorbei, die Hasen sind weggehoppelt, die Eier sind im Mund geschmolzen, der Braten ist vertilgt: Zeit also für neuen Stoff rund um die digitale Kommunikation. Dieses Mal habe ich 10 + 2 Stories entdeckt: Rund um Digital Leadership, Social Media Algorithmen, Online Marketing KPIs sowie viele Social Media Tools. Ach ja: Auch mein Beitrag zu einem neuen Buch darf natürlich nicht fehlen.

TIPP: Wer ausgewählte Gedankenspiele lieber per monatlichem Newsletter erhalten will: Here we go!

2 neue Beiträge

  • Neues Buch | Das Zukunfts-Canvas
    Krisen gaben schon immer den Anstoß für Weiterentwicklungen in Ökonomie, Politik und Gesellschaft. Wie ein Zukunftsfahrplan aussehen könnte, dazu hat der Schäffer-Poeschel Verlag das feine Buch „Das Zukunfts-Canvas: Vom Krisenmodus zum Wachstumsprogramm“ herausgegeben. Ich durfte einen Beitrag zur „Digitalen Kommunikation in Zeiten des Wandels“ beitragen.
  • Neuer Beitrag | Meine Lieblings-Social Media Tools
    In meinen Workshops und Coachings werde ich immer wieder nach meinen bevorzugten Social-Media-Tools gefragt. Und zwar möglichst kostenlose Tools. Davon nutze ich nämlich eine ganze Menge. Einige von meinen knapp 20 täglichen Begleitern stelle ich hier ganz kurz vor. Und nein: Wirkliche Profi-Tools können sie nicht immer ersetzen.

10 Lesetipps u.a. zu Digital Leadership

  • Strategie | Wie Algorithmen uns manipulieren
    Obwohl die meisten Menschen davon überzeugt sind, kein Mitläufer zu sein, schließen sie sich dennoch häufig Gleichgesinnten an. Ein wirklich spannender Beitrag, wie Algorithmen unser Handeln täglich mitbeeinflussen und welche Ergebnisse man aus den Forschungen für sich selbst ziehen kann.
  • Digital Leadership | Was Führungskräfte jetzt können müssen
    „Unsere Arbeit wird weiter digital bleiben, und der Anteil, der das Digitale in unserer Arbeit ausmacht, wird größer. Da ist es wichtig, das Menschliche nicht aus den Augen zu verlieren.“ Sehr schönes Zitat in einem sehr klugen Interview über Digital Leadership und die Zukunft des Führens nicht nur in Krisenzeiten.
  • Online-Marketing-KPIs | Diese Zahlen sollten Sie kennen!
    Webseite, E-Mail-Marketing, Social Media: Jeder Kanal muss sich „rechnen“. Dabei stellen KPIs wichtige Größen dar. Nur gibt es viele davon! Doch welche sind wirklich relevant? Dieser Beitrag stellt einige zentrale KPI für das Online-Marketing vor und schätzt sie grob ein.
  • SEO | Metadaten richtig optimieren: Title Tags & Meta Descriptions
    Ob direkter oder indirekter Rankingfaktor: Title Tag und Description Tag gehören zu den wichtigsten Faktor bei Google, wenn es um SEO Onpage-Optimierung geht. Wie diese am besten umgesetzt werden und auf was dabei besonders zu achten ist, beschreibt dieser Beitrag.
  • Corporate Blog | Das Blog – ein Medium von gestern?
    Corporate Blogs gelten mitunter als anges­taubt. Warum sollte ich als Unternehmen darüber nachdenken? Es kommentiert doch eh niemand. Sind also Blogs auf dem Rückzug? Dass dies nicht der Fall ist, zeigt die quicklebendige Blog-Parade, zu der „Mrs. Blogs“ Meike Leopold höchstpersönlich aufgerufen hatte.
  • Instagram | 6 Tipps für den gelungenen Live Auftritt
    Was muss ich beachten, wenn ich Instagram Live einsetzen möchte? Diese Anleitung geht Schritt für Schritt die zentralen Fragen und Aufgaben durch, die erfüllt werden müssen bzw. Sinn ergeben. Top!
  • LinkedIn | Reichweiten-Boost mit den richtigen Hashtags
    Hashtags spielen auf LinkedIn eine besondere Rolle. Wer sie bewusst auswählt und eingesetzt, kann von einer erhöhen Reichweite profitieren. Wie diese zu finden sind, beschreibt auch dieser Beitrag – samt Tool-Tipp.
  • TikTok | Image und Macht: TikTok – die neue Waffe der Mafia
    Die italienische Mafia hat TikTok für sich entdeckt. Dabei malt sie in ihren kurzen Videos ein Bild der Macht, der Stärke, der Präsenz aber auch des trendigen Hip-Seins. Es sind gefährliche Bilder einer wirklichen Machtdemonstration, über die die ARD berichtet.
  • Google | Takeout: So könnt ihr fast alle eure Daten aus der Google-Cloud herunterladen
    Google ist eine Datenkrake. Und diese sammelt Daten, die wir ihr bewusst oder unbewusst anvertrauen. Wer sich diese Daten genauer ansehen will, dem ist ein Google Takeout zu empfehlen. Einfach lassen sich die Daten aus den diversen Google-Services herunterladen.
  • Slack | Ein Leitfaden für Einsteiger
    Jeder und jede hat von Slack gehört. Aber nutzt es jede/r für die interne Kommunikation oder innerhalb von Teams? Dieser Leitfaden holt alle die ab, die mit Slack bisher noch nicht wirklich warm geworden sind. Einfach führt er in die zentralen Funktionen ein und stellt hilfreiche Ticks & Tricks vor.
Social Media Tools: Kostenlos und hilfreich

Social Media Tools: Kostenlos und hilfreich

In meinen Workshops und Coachings werde ich immer wieder nach meinen bevorzugten Social-Media-Tools gefragt. Und zwar kostenlose Tools. Davon nutze ich nämlich eine ganze Menge. Einige von meinen täglichen Begleitern stelle ich hier ganz kurz vor. Und nein: Wirkliche Profi-Tools können sie nicht immer ersetzen.

Übrigens: Weitere Tipps und Tools finden sich auch in meinem monatlichen Gedankenspiele-Newsletter, der hier bestellt werden kann.

Tools für Social Media und Content-Management:

  • Buffer.com: Post zeitlich versetzt planen und publizieren? Und dies gleich auf mehreren Social-Media-Kanälen? Kein Problem: Dies geht sehr einfach mit Buffer – inklusive Auswertung. Die ersten 3 integrierten Kanäle sind kostenlos.
  • Feedly.com: Sich automatisch über neue Beiträge informieren lassen? Von seinen Lieblings-Quellen? Um damit Wissen aufzubauen? Kein Problem mit einem Feedreader. Meine Nummer 1 heißt seit vielen Jahren eindeutig Feedly. Warum, das habe ich in diesem Beitrag erklärt.
  • Hootsuite.com: Wenn auch durch die Spalten-Optik nicht so übersichtlich: Trotzdem lassen sich Kanäle und Begriffe gut beobachten und eigene Posts schreiben, planen, publizieren und teilweise auswerten. Der Free-Tarif enthält 3 Kanäle.
  • Pocket.com: Was mache ich, wenn ich im Moment keine Zeit haben, einen Beitrag zu lesen? Dann speichere ich ihn in Pocket ab, um mich später ihm in aller Ruhe bei einem Espresso zu widmen.

Twitter-Tools:

  • Accountanalysis.app: Luca Hammer hat mit diesem Tool sicherlich eines der hilfreichsten Instrumente entwickelt, um einen Twitter-Account bezogen auf Frequenz und Dialog zu analysieren.
  • Followerwonk.com: Thematisch relevante Twitter-Accounts recherchieren oder Twitter-Accounts jeglicher Art systematisch analysieren: Followerwonk ist für jede Twitter-Strategie unentbehrlich.
  • IFTTT: Komplex, komplexer, IFTTT: Die Verknüpfung von Tools, von Inhalten, von Accounts war nie vielfältiger. Instagram-Inhalte auch auf Pinterest? Spotify-Liste auf Excel? Alexa-Songs auf einem Google Sheet? Kein Problem.
  • scoutzen.com: Ich bin ein großer Fan von Twitter-Listen. Nur so lassen sich Accounts systematisch organisieren und beobachten. Doch wie finde ich thematisch interessante Listen? Beispielsweise mit Scoutzen.
  • Tweetdeck.com: Ähnlich wie Hootsuite nur auf Twitter fokussiert: Mit Tweetdeck lassen sich Tweets nicht nur planen und publizieren. Vor allem lassen sich Themen und Begriffe gezielt beobachten.
  • Twitonomy.com: Wie erfolgreich ist mein Account? Wie häufig wird pro Tag getweetet, der Dialog gesucht, werden Beiträge retweetet, Hashtags und Links genutzt? twitonomy macht das Monitoring von Accounts, von Listen, von Keywords einfacher.

LinkedIn-Tools:

  • Leaddelta.com: Wie soll ich meine ganzen LinkedIn-Kontakte am besten managen? Über die Chrome Extension LeadDelta lassen die Kontakte filtern, verschlagworten, anschreiben, herunterladen.
  • LinkedIn Hashtags: Wie intensiv werden welche Hashtags genutzt? Das heißt, wie viele Follower hat ein Hashtag? Ob beim Scrollen oder beim Selbst-Posten: Diese Chrome Extension liefert die sofortige Antwort.

Facebook-Tools:

  • Fanpagekarma.com: Wie erfolgreich ist meine Facebook-Seite? Auch im Vergleich zu anderen? Schon in der Gratis-Version lassen sich eigene Accounts mit anderen (Branchen)Accounts anhand mehrere Kriterien zumindest grob benchmarken.
  • Business.facebook.com: Facebook und Instagram parallel bedienen, Posts planen und eingehende Nachrichten zentral beantworten? Kein Problem mit der Business-Suite, die von Facebook selbst stammt.

Instagram-Tools:

  • Infludata.com: Wie erfolgreich ist ein Instagram-Account? Das ist meist schwer zu beurteilen. Infludata liefert zumindest einige grobe Anhaltspunkte.
  • Storrito.com: Wie entwickele und plane ich Instagram Storys direkt von meinem Desktop? Mit Storrito. Die ersten 50 Posts sind übrigens kostenlos.

YouTube-Tools:

  • vidIQ.com: Wie erfolgreich ist ein YouTube-Account oder ein Video auf YouTube? Wer auf der Suche nach schnellen Zahlen – Video-SEO, Social Media Verbreitung, Channel-Analyse – ist, der findet in vidIQ seinen treuen Begleiter.
  • socialblade.com/youtube/: Wie entwickeln sich die Abonnenten-Zahlen? Und die Video-Views? Und dies Tag für Tag? Social Blade liefert hier hilfreiche Zahlen zur Account-Entwicklung.


Ach ja: Wem ein wichtiges Gratis-Tool fehlt, das ich unbedingt mal testen sollte, einfach ab in die Kommentare. Ich nehme es dann in die Liste gerne mit auf.

Gedankenspiele 2021: Meine Lesetipps jetzt auch als Newsletter.

Auch für das Jahr 2021 habe ich mir vorgenommen, wieder monatlich meine Lesetipps in den Gedankenspielen zu publizieren. Ich hoffe, dass ich da jedem und jeder etwas helfen kann, ein paar hilfreiche Anregungen, Tipps oder Tools zu entdecken, die die tägliche Arbeit im Bereich digitaler Kommunikation erleichtern. Und wenn ansonsten etwas unklar bleibt: Einfach melden!

Tipp: Wer übrigens künftig nichts mehr verpassen will: Seit diesem Monat gibt es auch den Gedankenspiele-Newsletter, der sich ganz einfach abonnieren lässt.

Mein Beitrag: Die Deutsche Bahn und die Pünktlichkeit

Meine: Lesetipps: SEO, Strategie, Instagram, Newsletter

Wie gesagt: Meine Gedankenspiele lassen sich jetzt auch als monatlichen Gedankenspiele-Newsletter abonnieren. Und natürlich würze ich diesen dann noch mit einigen hilfreichen Tools ;-).