Stichwort Wissenswertes: Das Cluetrain Manifest

Stichwort Wissenswertes: Das Cluetrain Manifest

Häufig werde ich gefragt: Welche Literatur empfiehlst für das Thema digitale Kommunikation oder für das Thema Social Web? Einen Lesetipp, den ich schon immer gegeben habe: Das Cluetrain Manifest – übrigens auch prima online auf deutsch zu lesen. Warum ich das empfehle? Dies erklärt der heutige Beitrag aus der Reihe „Stichwort Wissenswertes“, der natürlich wieder aus meinem neuen Buch stammt „Die digitale Kommunikationsstrategie„.

Das Cluetrain Manifest

Es ist das Jahr 1999: David Weinberger – Redner, Philosoph und Forscher an der Universität Harvard – sitzt mit weiteren Vordenkern der Netzgemeinde wie Doc Searls, Rick Levine und Chris Locke zusammen. Sie diskutieren die künftige Entwicklung der Medien, der Kommunikation und des Marketings. Das Ergebnis ihrer gemeinsamen Überlegungen: 95 Thesen – überschrieben als Cluetrain Manifest – und damit unbewusst auch die Geburt des Social Web.

Märkte sind Gespräche

Hauptlosung und These 1 lautet »Märkte sind Gespräche«: Darin betonen die Initiatoren die Emanzipation des Verbrauchers im Zeitalter des Internets, den Kontrollverlust auf Organisationsseite und dessen Folgen: »Seit etwa 100 Jahren gehen Unternehmen – zurecht – davon aus, ihre Märkte kontrollieren zu können, indem sie nur ausgewählte Informationen veröffentlichen«, beschreibt Weinberger die frühere Situation vor Erfindung des Internets ein paar Jahre später im Handelsblatt. Während man auf diese Weise nur gefiltertes Wissen erhielt, seien im Zeitalter des Internets die Märkte vernetzt. Die Folge: »Auf einmal stellt sich heraus – vielleicht ein wenig überraschend –, dass vernetzte Kunden mehr über Produkte wissen, als die Unternehmen selbst.«

Mit dem Cluetrain Manifest unterstreichen Weinberger & Co., dass das Internet ein Ort ist, an dem Menschen mit ihren eigenen Stimmen sprechen können. Und zwar über alle Themen, die für sie persönlich von Bedeutung sind. Damit forderten sie direkt die Unternehmen und die Institutionen auf, sich den veränderten Bedingungen anzupassen. Sie sollten mit ihren Kunden »echte« Gespräche führen – abseits einer »gesichtslosen« Marketing-Kommunikation. Sie müssten sich dazu, so Weinberger, von ihrer reinen Marketing- und PR-Denkweise verabschieden. Stattdessen müssten sie die Internetnutzer besser verstehen und ihnen intensiver zuhören. Nur so würden sie als Organisation die Chancen in einer veränderten Kommunikationslandschaft nutzen.

Cluetrain Manifest ist Realität

Über 20 Jahre später ist nicht nur die Losung des Cluetrain Manifests längst Realität geworden. Die Verwendung von Begriffe wie echte Gespräche, aktives Zuhören, Dialog, Offenheit und Transparenz verdeutlicht, dass dieses Manifest bis heute kaum an Relevanz verloren haben. Stattdessen stellt es noch immer eine der zentralen Basen für eine Kommunikation im digitalen Zeitalter dar.

P.S: Ende 2014 hatten Weinberger und Sears eine Fortsetzung des Cluetrain Manifests formuliert, das sich vor allem mit der Freiheit des Internets auseinandersetzt und dem unbegrenzten Zugang für alle fordert. Die 121 Thesen des »New Clues« lassen sich hier nachlesen. Eine größere Beachtung haben sie bis heute nicht erreicht.

Bisher erschienen in der Serie „Stichwort Wissenswertes“:

Die digitale Kommunikationsstrategie von Dominik Ruisinger

Die digitale Kommunikationsstrategie. Seit Juli 2020 neu.
Weitere Infos hier!

NEU IM BUCHREGAL: „DIE DIGITALE KOMMUNIKATIONSSTRATEGIE“ RELOADED.

NEU IM BUCHREGAL: „DIE DIGITALE KOMMUNIKATIONSSTRATEGIE“ RELOADED.

Vor wenigen Tagen ist mein Buch „Die digitale Kommunikationsstrategie“ in 2. Auflage erschienen. Als Praxis-Leitfaden soll es Unternehmen, Institutionen und Agenturen helfen, den eigenen Weg in die digitale Kommunikationswelt zu finden. Sie sollen damit eine ganzheitliche Strategie entwickeln können und diese mit ihren bisherigen Aktivitäten vernetzen. Denn die Herausforderungen, vor der Kommunikationsleute derzeit stehen, sind enorm. Schließlich gibt es kaum eine Branche, deren Wirken von den digitalen Medien so stark erfasst wurde, wie die Unternehmenskommunikation.

Digitalisierung, Globalisierung, Generationskonflikt bei der Mediennutzung, gestärkte Social Media Macht und beginnendes Messenger Zeitalter, neue Influencer und Markenbotschafter – und dies vor dem Hintergrund der aktuellen Krise: Unsere digitalen Zeiten liefern Kommunikationsmanagern enorme Aufgaben in der Ansprache und im Austausch mit relevanten Stakeholdern. Und dies gilt intern wie extern.

Dabei haben sich die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kommunikation keineswegs grundlegend verändert. Nur müssen viele bisherige Verhaltensregeln und Kommunikationsformate hinterfragt und neu aufgesetzt werden. Außerdem muss vielfach die bisherige Funktion eines Kommunikationsmanagements innerhalb der Organisation hinterfragt werden, woraus sich viele Fragen für eine Kommunikation im digitalen Zeitalter ergeben:

  • Die Gegenüberstellung von »klassischer«, herkömmlicher Kommunikation und »moderner«, digitaler Kommunikation als Gegensätze bringt niemanden weiter. Vielmehr müssen wir die Kommunikation den veränderten Chancen und Risiken in digitalen Zeiten anpassen und beide Seiten zu eng umschlungenen Partnern machen. Doch wie geht dies konkret?
  • Die Richtung der Kommunikation hat sich stark verändert: Gab es früher vor allem die klassische One-to-Many-Richtung der Massenmedien und PR- und Werbewirkung, ist heute jeder Nutzer, jedes Unternehmen, jede Institution gleichzeitig Produzent und Konsument, Senderin und Empfängerin. Damit muss ich als Organisation umgehen. Doch in welcher Form kann ich solche „Prosumer“ intern wie extern für mich nutzen?
  • Neue Kommunikationskulturen und Technologien sind kein Garant dafür, dass die Beziehungen mit Stakeholdern künftig konstruktiver werden. Wie lassen sich auch die weiterhin starken traditionellen Kommunikationswege berücksichtigen. Und gleichzeitig die neuen Dialoginstrumente in Kombination mit den verfügbaren Daten – Stichwort Big Data – nutzen, um eine immer disruptivere Öffentlichkeit anzusprechen?
  • Veränderungen in digitalen Zeiten sind keine reine Aufgabe für die Kommunikations- oder gar IT-Abteilung. Vielmehr führen solche Change-Prozesse tief in die Organisation hinein. Was muss dort im Innenleben geschehen – Stichwort Digital Readiness –, damit Führung und Team die wirklichen Veränderungen anerkennen, mittragen und aktiv mitgestalten?
  • Strategien spielen in der Kommunikationsbranche schon immer eine zentrale Rolle. Sie sind die Basis für jede geplante Kommunikation. Müssen diese im digitalen Zeitalter komplett neu gedreht werden? Und alle Modelle angepasst werden? Oder was verändert sich wirklich?

EIN BUCH ALS PRAXIS-WEGWEISER.

Auch in seiner 2. Auflage gehe ich in diesem Buch „Die digitale Kommunikationsstrategie“ auf die Suche nach passenden Antworten. Schritt für Schritt zeige ich in diesem Praxisleitfaden auf, wie eine ganzheitliche Strategie zu entwickeln und mit bisherigen Aktivitäten zu verknüpfen ist. Dabei ist das Buch zweigeteilt, wie bereits das Inhaltsverzeichnis aufzeigt, das sich hier herunterladen lässt.

Während der erste Teil auf die grundlegenden Veränderungen – die Emanzipation der Nutzer, die veränderte digitale Gesellschaft, die Herausforderungen für eine Kommunikation im digitalen Zeitalter sowie die notwendigen Change-Prozesse auf Führungsebene, im Inneren der Organisation und in der Kommunikation eingeht, liefert der zweite Teil des Buches ein Rezept für die schrittweise Entwicklung einer digitalen Kommunikationsstrategie: Von der Ist-Analyse, über den strategischen Part bis zur Content-Strategie und Evaluation. Dabei geht es weniger um Social Media, um digitale Medien oder ausgewählte Plattformen: Vielmehr steht die Frage im Zentrum, wie sich klassische und digitale Kommunikation mittels neuer Denkweisen, erweiterter Instrumente und integrierter Ansätze vernetzen lassen.

Dominik Ruisinger: Die digitale Kommunikationsstrategie. Ein Praxis-Leitfaden für Unternehmen, Institutionen und Agenturen. Weitere Infos zum Buch finden sich auch hier.

Anhand zahlreicher Case Studies aus unterschiedlichen Branchen werden Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren definiert, existierende Widerstände und Hindernisse benannt, konkrete Handlungsempfehlungen und Umsetzungs-Tipps geliefert. In 12 Gastbeiträgen berichten Expertinnen und Experten aus Großunternehmen, aus dem Mittelstand und der Wissenschaft über ihre eigenen Erfahrungen und beleuchten wichtige Einzelaspekte wie Digital Leadership, Content-Strategien, integrierte Kommunikation, Social Collaboration oder strategische Influencer-Kommunikation.

Die Gastautorinnen und -autoren und ihre Beiträge für mein Buch „Die digitale Kommunikationsstrategie„.

GRUNDPFEILER EINER STRATEGIE BLEIBEN BESTEHEN.

Zurück zur zentralen Frage: Wie sollten Unternehmen und Institutionen nun ihre digitale Kommunikationsstrategie entwickeln? Die – etwas beruhigende – Aussage: Es geht nicht darum, die Grundpfeiler bisheriger Kommunikation völlig einzureißen. Bestehendes muss vielmehr dem digitalen Wandel angepasst werden, aber auch neues hinzugeführt werden, um dem bisher Alten ein modernes Gewand anzuziehen. Und genau zu diesem Gewand-Wechsel in digitalen Zeiten will dieser Wegweiser einen kleinen Beitrag leisten. Ob dies gelingt? Ich hoffe es.

Viel Spaß jetzt mit meinem frisch überarbeiteten Buch „Die digitale Kommunikationsstrategie“! Und bei Rückfragen? Oder bei Interesse an einem Rezensionsexemplar Bitte einfach melden!

How to support your local Buchhändler?

How to support your local Buchhändler?

Der Besuch bei einem lokalen Buchhändler zählt für mich zu den schönsten Ritualen. Doch die Corona-Krise hat die Buchhandlungen voll erwischt, Bücher-Bummeln ist erst einmal ausgeschlossen. Wie können sie überleben? Ich habe dazu einige Tipps für eine Krisen-Kommunikation in digitalen Zeiten zusammengestellt – auch in der Hoffnung, dass die Corona-Zeiten nicht ewig andauern.

P.S.: Auch wenn Buchhändler wieder öffnen dürfen, haben die Hinweise nichts an Relevanz verloren. Gerade mit Blick auf das Morgen.

Ich liebe Bücher. Ja, so aus gedrucktem Papier. Das raschelt, wenn man Seite für Seite umblättert. Manchmal sogar „verziert“ mit Eselsohren, also diesen gemeinen geknickten Seitenecken, die ein Buch für’s Weiterverschenken ausschließen. Aber Bücher kann ich so oder so nicht weitergeben oder wegschmeißen oder aus meinem Kopf löschen. Wie eine lästige Datei. Dafür sind sie mir zu wertvoll. Sie zählen zu meiner ganz privaten DNA, auch wenn ich Experte für digitale Kommunikation bin, also so mit Daten, Files, digitalen Dokumenten und der Flucht aus dem Papierwahn. Warum ich die Welt so liebe? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich, weil ich aus einem Elternhaus stamme, in dem dicke Bücher und gemütliche Lesestunden auf dem Sofa, in der Hängematte oder im Bett zu den Traditionen zählen. Bis heute.

Eng mit meinen Lesestunden verbunden ist ein weiteres Ritual: Bummeln durch Buchläden – mit großen offenen „Kinderaugen“ und mit im Anschluss meist zu vollen Lesestoff-Taschen: Ob groß oder klein, ob Bahnhofsbuchhandlung oder Antiquariat, ob Kulturkaufhaus oder Traditionshaus, ob Dussmann in Berlin, Witwer in Stuttgart oder der kleine Buchladen mit dem netten Besitzer und der privaten Beratung gleich um die Ecke, ob neugierig von interessanten Covern von Buch zu Buch geleitet oder mit einer Liste an Empfehlungen ausgerüstet, die aus privaten Tipps oder meinem beliebten Die Literaturagenten-Podcast gespeist ist. Ja, ich könnte Tage und Nächte dort verbringen.

Was soll ein Buchhändler konkret tun?

Der Haken: Das Streunen durch Buchläden entfällt in Corona-Zeiten genauso wie mein geliebter morgendlicher Espresso im Café um die Ecke. Leider. Doch während dies für mich nur die Unterbrechung eines geliebten Rituals bedeutet, ist es für viele Läden eine existenzielle Bedrohung. Daher stellt sich für mich die Frage: Was können wir machen, um ihnen zu helfen? Oder anders gefragt: Was sollten sie selbst unternehmen, um ihre Kunden weiterhin zu erreichen und zu binden – ganz nach dem Motto „Support your locals“ oder hier „Support your local Buchhändler“?

Krisenzeiten waren schon immer Momente, in denen Menschen enger zusammengerückt sind. Appelle an die Solidarität und an die Unterstützung lokaler Stores erzeugt bei vielen das Gefühl, etwas Gutes tun zu wollen – und nicht seine Gelder Amazon & Co. in den Rachen zu werfen. Gerade die Kiez-Verbundenheit, der Lokal-Kolorit, die regionale Solidarität sind dabei Trümpfe, mit denen es offensiv zu wuchern gilt. Jedoch wird dies nur gelingen, wenn auch der lokale Service top ist und auf individuelle Bedürfnisse eingeht. Sonst landen die Menschen doch wieder bei Amazon & Co.

Wenn ich als Experte für digitale Kommunikation an der Stelle einer meiner geliebten Buchhandlung wäre, dann würde ich folgendes unternehmen – und ja, vieles davon wird bereits umgesetzt:

1) Webseite-Renovierung

  • Die Corona-Krise ist der Moment, die eigene Webseite überprüfen. Auch künftig bleibt sie das Zentrum, das Schaufenster aller Aktivitäten im digitalen Zeitalter. Konkret heißt dies: Die Verständlichkeit der Usability überdenken, die Responsivität checken – schließlich sollte die Webseite für jedes Endgerät gut lesbar sein –, einen übersichtlichen Web-Shop integrieren – beispielsweise in Kombination mit speziellen Einkaufsplattformen für stationäre Einzelhändler wie „Shop daheim“ – sowie die einzelnen Seiten nach SEO-Kriterien für eine bessere Sichtbarkeit in Suchmaschinen zu optimieren. Auch ein zentraler News-Bereich mit Informationen zum Umgang mit der Krise zählt dazu, wie der Hinweis, dass Bücher bestellt, kostenlos zusendet oder persönlich vorbeigebracht werden, um den persönlichen Aspekt zu unterstreichen.

2) Digitale Beratung

  • Wenn ich mit vielen Ärzten oder Coaches spreche, dann haben viele ihre Betreuung digitalisiert. Sie nutzen die Chance, gerade per Video-Beratung den Kontakt zu ihren Patienten und Kunden zu erhalten. Dies lässt sich gut auf Buchhändler übertragen: Wie wäre es mit einer regelmäßigen Video-Lesestunde per YouTube, in der auf Neuerscheinungen hingewiesen wird und persönliche Empfehlungen gegeben werden? Neben solch einer One-to-Many-Variante könnten Kunden sich zudem vom Buchhändler per Video-One-to-One beraten lassen. Gerade dies würde die persönliche Verbindung stärken.

3) Google-Brancheneintrag

  • Google My Business wird noch immer von vielen lokalen Händlern vernachlässigt. Warum eigentlich? Buchhandlungen können ein kostenloses Branchenprofil auf Google anlegen. Der Brancheneintrag bietet die Chance, regelmäßig Informationen, Bilder, Angebote zu publizieren, die Sichtbarkeit gewährleisten. Schließlich werden gerade auch lokal suchende Kunden einfach über Google Maps oder die Google Suche erreicht.

4) Schaufenster-Dekoration

  • Zu häufig lese ich an Schaufenstern lediglich den Hinweis, dass die Buchhandlung geschlossen ist und Fragen und Buchwünsche gerne per E-Mail, per Telefon oder per WhatsApp geäußert werden können. Das reicht nicht aus. Wo ist der Hinweis auf den eigenen Shop? Auf die kostenlose Lieferung? Auf den persönlichen Fahrrad-Service für die Leserschaft im Stadtviertel? Verbunden mit einigen Tipps zu Büchern, die zur bestellten Ware passen würden? Jeder kennt doch die Amazon-Funktion. Wo ist der Appell, gerade in Krisenzeiten lokale Geschäfte zu unterstützen? Und dies bitte nicht als winziger Zettel an der Tür, sondern als gut sichtbares, großes Plakat. Schließlich soll es doch niemand übersehen.

5) Kunden-Mailings

  • Derzeit erleben Newsletter gerade in den Tages- und Wochenmedien eine Renaissance. Also: Jeder Buchhändler sollte eigentlich eine Datei mit den Adressen seiner treuen Käufer besitzen. Fragen Sie diese an, ob sie an einem wöchentlichen Mailing interessiert sind, in denen sie immer mehrere aktuelle oder zeitlich passende Bücher vorstellen. Dass solch ein Service prominent auf die Startseite der Webseite muss, ist selbstverständlich. Ach ja: Die Kunden mögen keine Newsletter? Solch ein Service ließe sich ebenso per Messenger realisieren.

6) Digitale Nachbarn

  • nebenan.de ist ein privates Netzwerk für die eigene Nachbarschaft. Auch wenn einige auch aus meiner Umgebung ihre persönlichen Probleme mit zu viel Nachrichten und teils spammenden Nachbarn haben: Das Nachbarschaftsnetzwerk hilft aktuell mit, lokale Gewerbe in der Corona-Krise zu unterstützen. Buchhandlungen könnten sich selbst als Gewerbe hinzufügen lassen und auf diese Weise mit der direkten lokalen Nachbarschaft in Kontakt treten. Und ja: Allein in meinem Netzwerk wird gerade viel über die passenden Bücher in Zeiten der Krise diskutiert.

7) Lokale Gruppen und Social Media Ads

  • Viele Buchhandlungen haben innerhalb des Social Media Kosmos zumindest eine Facebook-Seite. Auf dieser ist meist nur der Hinweis auf die vorübergehende Schließung zu lesen. Schade. Wie sieht es aus mit dem Aufbau spezifischer Facebook-Gruppen – zu Crime Stories, zu Stadt-Romanen, zu Reise-Lektüre? Also zu Fan-Communities? Diese virtuellen Buch-Clubs sind künftig wertvoll, da die Mitglieder genau die Buch-Tipps erhalten, die zu ihnen inhaltlich passen. Und wie wäre es mit lokalen Facebook Ads? Wer jetzt spezielle Bücher, Buchserien oder Fokusthemen stark heruntergebrochen auf regionale und altersspezifische Zielgruppen ausspielt, der kann bei geringen Kosten viel erreichen.

Nachhaltige Strategien für morgen sind nötig

Ein hervorragender Service, der auf regionale Bedürfnisse eingeht, Beratung wahlweise per E-Mail, Telefon, Messenger oder sogar per Video, relevante Informationen per E-Mail oder per Messenger, ein kostenfreier und persönlicher Bringdienst, Empfehlungen persönlich und auf die eigenen Wünsche bezogen: All dies sind Maßnahmen, die sich umsetzen lassen. Auf der anderen Seite: Schnellschüsse bringen auf die Dauer wenig.

Das heißt übersetzt: Die Corona-Zeiten sollten als Anschub für das eigene Agieren in einem immer stärker digitalisierten Zeitalter begriffen werden. Gerade auch in Krisen sind – wie ich in meinem Buch „Die digitale Kommunikationsstrategie“ immer wieder betone – Strategien gefragt, welche die Maßnahmen in ein nachhaltiges Gerüst gießen. Vor allem hat jede Einzelne dann auch die Chance, nach Ende der Krisenzeiten weiter zu funktionieren. Denn das muss das eigentliche Ziel sein.

Meine Gedankenspiele: 10 Lesetipps aus dem März 2020

Meine Gedankenspiele: 10 Lesetipps aus dem März 2020

In den letzten Wochen und Monaten hatte ich mich aus vielen Kanälen etwas zurückgezogen: Eine gebrochene Rippe und die Endredaktion der zweiten Auflage meines Buches „Die digitale Kommunikationsstrategie“ (erscheint im Juni/Juli) raubten mir einiges an Zeit. Das soll sich jetzt wieder ändern. Und da wir ja alle in der Corona-Krise so viele Zeit haben, habe ich als Lesestoff wieder 10 Lese-Tipps in meine Gedankenspiele gepackt.

Warum jedes Social Media Engagement eine Strategie benötigt.

Warum jedes Social Media Engagement eine Strategie benötigt.

Kürzlich durfte ich für das Magazin Stiftung & Sponsoring einen Gastbeitrag darüber schreiben, warum Stiftungen sich stärker mit dem Thema Social Media Strategie bzw. Digitale Kommunikationsstrategie auseinandersetzen sollten. Als zertifizierter Stiftungsmanager und Beirat einer Stiftung zählt dies zu den Themen, die mir aktuell viel um den Kopf schwirren bzw. an denen ich in laufenden Projekten mit Stiftungen arbeite. In Absprache mit dem Verlag darf ich diesen Beitrag heute auch hier publizieren.

Immer mehr Stiftungen sind heute auf den Plattformen im Social Web präsent. Sie lancieren Facebook-Pages, Twitter- und YouTube-Accounts, testen Instagram-Stories und hoffen so auf Interessenten, Multiplikatoren oder gar Spender. Sie versuchen, ihre Bekanntheit zu erhöhen, sich regional stärker zu vernetzen, sich gegenüber Partnern und Medien zu positionieren und ein aktives Agenda Setting zu betreiben. Schließlich bietet das Social Web durchaus enorme Chancen, dem eigenen Anliegen im Austausch mit anderen eine Stimme zu geben. Das zentrale Problem: Viele dieser Aktivitäten sind vor allem Plattform getrieben, wie beispielsweise auch meine eigene Studie #stiftungdigital: Wo stehen Stiftungen im digitalen Zeitalter verdeutlicht hatte.

Das Zeitalter digitaler Kommunikation hat gerade erst begonnen.

Digitale Kommunikationsstrategie - ein Praxisleitfaden von Dominik Ruisinger - für Stiftungen und für Unternehmen
Die digitale Kommunikationsstrategie. Ein Leitfaden von Dominik Ruisinger

Jeder Stiftung muss bewusst sein: Das Zeitalter digitaler Kommunikation hat erst begonnen. Die Vielfalt der Plattformen wird steigen, die Algorithmen werden neu dazulernen, die Form der Kommunikation wird sich weiter entwickeln. Immer stärker ist bereits das Vordringen von Bewegtbild und Live-Video zu beobachten, von Messengern, automatisierten Chatbots oder Social Collaboration-Plattformen. All diese drängen in die Werkzeugkoffer der Kommunikationsexperten.

Es bringt wenig, den Plattformen hinterher zu hecheln und auf jeden Trend aufzuspringen. So schreibt Christian Achilles, Leiter Kommunikation und Medien beim DSGV, in meinem Buch „Die digitale Kommunikationsstrategie“ zurecht, dass sich digitale Kommunikation nicht darin erschöpft, „Social Media zu beherrschen, neue Apps anzubieten oder möglichst viele neue Kanäle entsprechend schnell wechselnder Moden zu besetzen“ . Kommunikation müsse viel systematischer und in einer die Kommunikationsdisziplinen übergreifender Weise geplant werden und dabei auf einer klaren Markenstrategie beruhen.

Eine Strategie ist unabdingbar. Punkt.

Für Stiftungen heißt dies: Es bedarf einer sorgfältig erarbeiteten und klar formulierten Social Media Strategie. Sie ist unabdingbar für eine nachhaltige Präsenz im digitalen Zeitalter. Systematisch abgestimmt dient sie als Leitfaden für eine strategisch ausgerichtete Kommunikation im Social Web und dafür, dass ein Engagement nicht als Schnellschuss verkommt, sondern zur nachhaltigen Erfolgsgeschichte werden kann.

Bei der Vorgehensweise unterscheidet sich eine Social Media Strategie kaum von der klassischen Kommunikation: Zuerst kommt die Analyse, in der die eigene Ausgangssituation analysiert und die internen Voraussetzungen für ein Engagement im Social Web überprüft wird. Schließlich bedeutet Social Media Dialog, Interaktion, Involvement. Und zum Dialog gehört weniger Senden als vielmehr Zuhören. Das heißt, Stiftungen müssen sich im Rahmen ihrer Content-Strategie auf die Inhalte fokussieren, die für ihre Stakeholder von Relevanz sind. Dabei müssen sie geäußerte Kritik als Chance zur Verbesserung wahrnehmen. Sie müssen also den Mut haben, sich Diskussionen offen gegenüberzustellen und dazu ausreichend Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

Weiter basiert jede erfolgreiche Kommunikation auf messbaren Zielen, klar definierten Stakeholdern, einer nachhaltigen Positionierung und dauerhafter Kontrolle. Dazu muss die Strategie als laufender Prozess verstanden werden, die der ständigen Bearbeitung, Ergänzung, Aktualisierung bedarf. Erst auf dieser Basis können die Plattformen und Instrumente bestimmt werden, wobei gilt: Erst müssen die Themen, die Stories, die Inhalte entwickelt werden, bevor die passenden Social Media Kanäle gewählt werden.

Integriert in die Stiftungsstrategie

Social Media darf zudem niemals ein isoliertes Projekt, ein eigenständiger Zweck oder ein unabhängiger Kommunikationskanal sein. Die Social Media Aktivitäten sind an die übergeordnete Vision sowie an die Kommunikationsstrategie anzudocken. Ein gutes Orientierungsmodell liefert beispielsweise der „Social Media Strategy Funnel“ von Angie Schottmuller, der bereits aus dem Jahre 2012 stammt und weiter aktuell bleibt. Darin sind die notwendigen Voraussetzungen aufgezeigt, die den Erfolg mitbestimmen: Eine klar dargelegte Strategie mit formulierten Business-Zielen, von der die Kommunikationsziele abgeleitet werden, auf denen die Social Media Ziele beruhen, die sich über Inhalte erfüllen und zur Überprüfung jederzeit evaluieren lassen.

Zusammengefasst bedeutet dies: Bevor Stiftungen also beginnen, eine Social Media Strategie zu entwickeln, sollten sie als ersten Schritt ihre Stiftungsstrategie einer genauen Analyse unterziehen. Dies bildet die Basis für die weitere Vorgehensweise. Ansonsten verpufft jede noch so gut gemeinte Social Media Strategie wirkungslos.