How to sup­port your local Buchhändler?

14.04.2020

Der Besuch bei einem loka­len Buch­händ­ler zählt für mich zu den schöns­ten Ritua­len. Doch die Coro­na-Kri­se hat die Buch­hand­lun­gen voll erwischt, Bücher-Bum­meln ist erst ein­mal aus­ge­schlos­sen. Wie kön­nen sie über­le­ben? Ich habe dazu eini­ge Tipps für eine Kri­sen-Kom­mu­ni­ka­ti­on in digi­ta­len Zei­ten zusam­men­ge­stellt – auch in der Hoff­nung, dass die Coro­na-Zei­ten nicht ewig andauern.

P.S.: Auch wenn Buch­händ­ler wie­der öff­nen dür­fen, haben die Hin­wei­se nichts an Rele­vanz ver­lo­ren. Gera­de mit Blick auf das Morgen.

Ich lie­be Bücher. Ja, so aus gedruck­tem Papier. Das raschelt, wenn man Sei­te für Sei­te umblät­tert. Manch­mal sogar „ver­ziert“ mit Esels­oh­ren, also die­sen gemei­nen geknick­ten Sei­ten­ecken, die ein Buch für’s Wei­ter­ver­schen­ken aus­schlie­ßen. Aber Bücher kann ich so oder so nicht wei­ter­ge­ben oder weg­schmei­ßen oder aus mei­nem Kopf löschen. Wie eine läs­ti­ge Datei. Dafür sind sie mir zu wert­voll. Sie zäh­len zu mei­ner ganz pri­va­ten DNA, auch wenn ich Exper­te für digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on bin, also so mit Daten, Files, digi­ta­len Doku­men­ten und der Flucht aus dem Papier­wahn. War­um ich die Welt so lie­be? Ich weiß es nicht. Wahr­schein­lich, weil ich aus einem Eltern­haus stam­me, in dem dicke Bücher und gemüt­li­che Lese­stun­den auf dem Sofa, in der Hän­ge­mat­te oder im Bett zu den Tra­di­tio­nen zäh­len. Bis heute.

Eng mit mei­nen Lese­stun­den ver­bun­den ist ein wei­te­res Ritu­al: Bum­meln durch Buch­lä­den – mit gro­ßen offe­nen „Kin­der­au­gen“ und mit im Anschluss meist zu vol­len Lese­stoff-Taschen: Ob groß oder klein, ob Bahn­hofs­buch­hand­lung oder Anti­qua­ri­at, ob Kul­tur­kauf­haus oder Tra­di­ti­ons­haus, ob Duss­mann in Ber­lin, Wit­wer in Stutt­gart oder der klei­ne Buch­la­den mit dem net­ten Besit­zer und der pri­va­ten Bera­tung gleich um die Ecke, ob neu­gie­rig von inter­es­san­ten Covern von Buch zu Buch gelei­tet oder mit einer Lis­te an Emp­feh­lun­gen aus­ge­rüs­tet, die aus pri­va­ten Tipps oder mei­nem belieb­ten Die Lite­ra­tur­agen­ten-Pod­cast gespeist ist. Ja, ich könn­te Tage und Näch­te dort verbringen.

Was soll ein Buch­händ­ler kon­kret tun?

Der Haken: Das Streu­nen durch Buch­lä­den ent­fällt in Coro­na-Zei­ten genau­so wie mein gelieb­ter mor­gend­li­cher Espres­so im Café um die Ecke. Lei­der. Doch wäh­rend dies für mich nur die Unter­bre­chung eines gelieb­ten Ritu­als bedeu­tet, ist es für vie­le Läden eine exis­ten­zi­el­le Bedro­hung. Daher stellt sich für mich die Fra­ge: Was kön­nen wir machen, um ihnen zu hel­fen? Oder anders gefragt: Was soll­ten sie selbst unter­neh­men, um ihre Kun­den wei­ter­hin zu errei­chen und zu bin­den – ganz nach dem Mot­to „Sup­port your locals“ oder hier „Sup­port your local Buchhändler“?

Kri­sen­zei­ten waren schon immer Momen­te, in denen Men­schen enger zusam­men­ge­rückt sind. Appel­le an die Soli­da­ri­tät und an die Unter­stüt­zung loka­ler Stores erzeugt bei vie­len das Gefühl, etwas Gutes tun zu wol­len – und nicht sei­ne Gel­der Ama­zon & Co. in den Rachen zu wer­fen. Gera­de die Kiez-Ver­bun­den­heit, der Lokal-Kolo­rit, die regio­na­le Soli­da­ri­tät sind dabei Trümp­fe, mit denen es offen­siv zu wuchern gilt. Jedoch wird dies nur gelin­gen, wenn auch der loka­le Ser­vice top ist und auf indi­vi­du­el­le Bedürf­nis­se ein­geht. Sonst lan­den die Men­schen doch wie­der bei Ama­zon & Co.

Wenn ich als Exper­te für digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on an der Stel­le einer mei­ner gelieb­ten Buch­hand­lung wäre, dann wür­de ich fol­gen­des unter­neh­men – und ja, vie­les davon wird bereits umgesetzt:

1) Web­sei­te-Reno­vie­rung

  • Die Coro­na-Kri­se ist der Moment, die eige­ne Web­sei­te über­prü­fen. Auch künf­tig bleibt sie das Zen­trum, das Schau­fens­ter aller Akti­vi­tä­ten im digi­ta­len Zeit­al­ter. Kon­kret heißt dies: Die Ver­ständ­lich­keit der Usa­bi­li­ty über­den­ken, die Respon­si­vi­tät che­cken – schließ­lich soll­te die Web­sei­te für jedes End­ge­rät gut les­bar sein –, einen über­sicht­li­chen Web-Shop inte­grie­ren – bei­spiels­wei­se in Kom­bi­na­ti­on mit spe­zi­el­len Ein­kaufs­platt­for­men für sta­tio­nä­re Ein­zel­händ­ler wie “Shop daheim” – sowie die ein­zel­nen Sei­ten nach SEO-Kri­te­ri­en für eine bes­se­re Sicht­bar­keit in Such­ma­schi­nen zu opti­mie­ren. Auch ein zen­tra­ler News-Bereich mit Infor­ma­tio­nen zum Umgang mit der Kri­se zählt dazu, wie der Hin­weis, dass Bücher bestellt, kos­ten­los zusen­det oder per­sön­lich vor­bei­ge­bracht wer­den, um den per­sön­li­chen Aspekt zu unterstreichen.

2) Digi­ta­le Beratung

  • Wenn ich mit vie­len Ärz­ten oder Coa­ches spre­che, dann haben vie­le ihre Betreu­ung digi­ta­li­siert. Sie nut­zen die Chan­ce, gera­de per Video-Bera­tung den Kon­takt zu ihren Pati­en­ten und Kun­den zu erhal­ten. Dies lässt sich gut auf Buch­händ­ler über­tra­gen: Wie wäre es mit einer regel­mä­ßi­gen Video-Lese­stun­de per You­Tube, in der auf Neu­erschei­nun­gen hin­ge­wie­sen wird und per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen gege­ben wer­den? Neben solch einer One-to-Many-Vari­an­te könn­ten Kun­den sich zudem vom Buch­händ­ler per Video-One-to-One bera­ten las­sen. Gera­de dies wür­de die per­sön­li­che Ver­bin­dung stärken.

3) Goog­le-Bran­chen­ein­trag

  • Goog­le My Busi­ness wird noch immer von vie­len loka­len Händ­lern ver­nach­läs­sigt. War­um eigent­lich? Buch­hand­lun­gen kön­nen ein kos­ten­lo­ses Bran­chen­pro­fil auf Goog­le anle­gen. Der Bran­chen­ein­trag bie­tet die Chan­ce, regel­mä­ßig Infor­ma­tio­nen, Bil­der, Ange­bo­te zu publi­zie­ren, die Sicht­bar­keit gewähr­leis­ten. Schließ­lich wer­den gera­de auch lokal suchen­de Kun­den ein­fach über Goog­le Maps oder die Goog­le Suche erreicht.

4) Schau­fens­ter-Deko­ra­ti­on

  • Zu häu­fig lese ich an Schau­fens­tern ledig­lich den Hin­weis, dass die Buch­hand­lung geschlos­sen ist und Fra­gen und Buch­wün­sche ger­ne per E‑Mail, per Tele­fon oder per Whats­App geäu­ßert wer­den kön­nen. Das reicht nicht aus. Wo ist der Hin­weis auf den eige­nen Shop? Auf die kos­ten­lo­se Lie­fe­rung? Auf den per­sön­li­chen Fahr­rad-Ser­vice für die Leser­schaft im Stadt­vier­tel? Ver­bun­den mit eini­gen Tipps zu Büchern, die zur bestell­ten Ware pas­sen wür­den? Jeder kennt doch die Ama­zon-Funk­ti­on. Wo ist der Appell, gera­de in Kri­sen­zei­ten loka­le Geschäf­te zu unter­stüt­zen? Und dies bit­te nicht als win­zi­ger Zet­tel an der Tür, son­dern als gut sicht­ba­res, gro­ßes Pla­kat. Schließ­lich soll es doch nie­mand übersehen.

5) Kun­den-Mai­lings

  • Der­zeit erle­ben News­let­ter gera­de in den Tages- und Wochen­me­di­en eine Renais­sance. Also: Jeder Buch­händ­ler soll­te eigent­lich eine Datei mit den Adres­sen sei­ner treu­en Käu­fer besit­zen. Fra­gen Sie die­se an, ob sie an einem wöchent­li­chen Mai­ling inter­es­siert sind, in denen sie immer meh­re­re aktu­el­le oder zeit­lich pas­sen­de Bücher vor­stel­len. Dass solch ein Ser­vice pro­mi­nent auf die Start­sei­te der Web­sei­te muss, ist selbst­ver­ständ­lich. Ach ja: Die Kun­den mögen kei­ne News­let­ter? Solch ein Ser­vice lie­ße sich eben­so per Mes­sen­ger realisieren.

6) Digi­ta­le Nachbarn

  • neben​an​.de ist ein pri­va­tes Netz­werk für die eige­ne Nach­bar­schaft. Auch wenn eini­ge auch aus mei­ner Umge­bung ihre per­sön­li­chen Pro­ble­me mit zu viel Nach­rich­ten und teils spam­men­den Nach­barn haben: Das Nach­bar­schafts­netz­werk hilft aktu­ell mit, loka­le Gewer­be in der Coro­na-Kri­se zu unter­stüt­zen. Buch­hand­lun­gen könn­ten sich selbst als Gewer­be hin­zu­fü­gen las­sen und auf die­se Wei­se mit der direk­ten loka­len Nach­bar­schaft in Kon­takt tre­ten. Und ja: Allein in mei­nem Netz­werk wird gera­de viel über die pas­sen­den Bücher in Zei­ten der Kri­se diskutiert.

7) Loka­le Grup­pen und Social Media Ads

  • Vie­le Buch­hand­lun­gen haben inner­halb des Social Media Kos­mos zumin­dest eine Face­book-Sei­te. Auf die­ser ist meist nur der Hin­weis auf die vor­über­ge­hen­de Schlie­ßung zu lesen. Scha­de. Wie sieht es aus mit dem Auf­bau spe­zi­fi­scher Face­book-Grup­pen – zu Crime Sto­ries, zu Stadt-Roma­nen, zu Rei­se-Lek­tü­re? Also zu Fan-Com­mu­ni­ties? Die­se vir­tu­el­len Buch-Clubs sind künf­tig wert­voll, da die Mit­glie­der genau die Buch-Tipps erhal­ten, die zu ihnen inhalt­lich pas­sen. Und wie wäre es mit loka­len Face­book Ads? Wer jetzt spe­zi­el­le Bücher, Buch­seri­en oder Fokus­the­men stark her­un­ter­ge­bro­chen auf regio­na­le und alters­spe­zi­fi­sche Ziel­grup­pen aus­spielt, der kann bei gerin­gen Kos­ten viel erreichen.

Nach­hal­ti­ge Stra­te­gien für mor­gen sind nötig

Ein her­vor­ra­gen­der Ser­vice, der auf regio­na­le Bedürf­nis­se ein­geht, Bera­tung wahl­wei­se per E‑Mail, Tele­fon, Mes­sen­ger oder sogar per Video, rele­van­te Infor­ma­tio­nen per E‑Mail oder per Mes­sen­ger, ein kos­ten­frei­er und per­sön­li­cher Bring­dienst, Emp­feh­lun­gen per­sön­lich und auf die eige­nen Wün­sche bezo­gen: All dies sind Maß­nah­men, die sich umset­zen las­sen. Auf der ande­ren Sei­te: Schnell­schüs­se brin­gen auf die Dau­er wenig.

Das heißt über­setzt: Die Coro­na-Zei­ten soll­ten als Anschub für das eige­ne Agie­ren in einem immer stär­ker digi­ta­li­sier­ten Zeit­al­ter begrif­fen wer­den. Gera­de auch in Kri­sen sind – wie ich in mei­nem Buch “Die digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gie” immer wie­der beto­ne – Stra­te­gien gefragt, wel­che die Maß­nah­men in ein nach­hal­ti­ges Gerüst gie­ßen. Vor allem hat jede Ein­zel­ne dann auch die Chan­ce, nach Ende der Kri­sen­zei­ten wei­ter zu funk­tio­nie­ren. Denn das muss das eigent­li­che Ziel sein.

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