Gedankenspiele: 7 Lesetipps zu kaputten Diskussionskulturen, Broadcast-Listen und gutem Content

Gedankenspiele: 7 Lesetipps zu kaputten Diskussionskulturen, Broadcast-Listen und gutem Content

Wenn ich schreibe, dass die Kommunikationsbranche in großer Bewegung ist, dann untertreibe ich. Derzeit habe ich eher das Gefühl, dass dieser Veränderungsprozess heftiger als je zuvor ist. Picke ich mir einfach mal 3 Themen aus:

  • Unsere Diskussionskultur ist kaputt. Auf vielen Kanälen gilt: Bist du nicht für mich, dann bist du gegen mich. Zwischentöne? Fehlanzeige.
  • Das große Thema KI spuckt täglich Neuerungen aus – mit neuen Tools und Plugins, Tricks und Ideen.
  • Immer mehr Angebote zeichnen einen neuen Weg vor: raus aus der Öffentlichkeit der digitalen Kanäle und rein in geschlossene, private Räume, Gruppen und Broadcast-Listen.

All diese Themen – gerade auch die Broadcast-Listen – werden uns künftig begleiten und die Frage nach Social Media schrittweise infrage stellen, wie ich bald berichten werde. In diesem Sinne: Viele Inspirationen und Diskussionen – natürlich und bitte im schönsten Grau-in-Grau.


In eigener Sache

  • Dominik Ruisinger: „Gesucht: 50 Shades of Grey“
    Gut – schlecht, nett – böse, schwarz – weiß, Lover – Hater, Unterstützer – Gegnerin. Viele scheinen nur in Kategorien zu denken. Einfach gesagt: Bist du nicht für uns, dann bist du gegen uns. Stimmst du mir nicht zu, gehörst du zu den anderen. Bist du nicht meiner Meinung, liegst du falsch. Ich glaube: Unsere Diskussionskultur ist kaputt. Denn Wahrheit ist nicht einfach nur gut oder schlecht; sie ist grau, oft kompliziert und widersprüchlich. Dazu musste ich ein Gedankenspiel schreiben: über Radikalisierungen, Ränder, Rattenfänger und die grandiose Farbe Grau.

2 aktuelle Trends.

  • Trend-Watch: Broadcast-Listen für geschlossene Massenkommunikation
    „Die Kommunikation findet zunehmend in geschlossenen Räumen statt“, so Ann-Katrin Schmitz. Für mich ist dies der wichtigste Trend, den die Influencerin auf ihrer Konferenz aufführt. Waren es bisher »nur« Telegram-Gruppen, schwappt der Trend zur geschlossenen Kommunikation und Information in Form von Broadcast-Listen bei Instagram, WhatsApp und bald auch Facebook rüber – und erreicht damit die Masse.
  • Google: Wurde dieses Bild mit KI erstellt?
    Ist das Bild echt? Diese Frage stellen sich viele derzeit. Praktisch, dass Google jetzt die Funktion „About this image“ ausrollt. Damit lassen sich Glaubwürdigkeit und Kontext des Bildes überprüfen, wie Geschichte, Beschreibung und speziell die Metadaten aufzeigen. Daran soll sich auch erkennen lassen, ob das Bild beispielsweise per KI generiert wurde.

2x SEO + KI.

  • SEO: Wie lange brauche ich dazu?
    Wie lange dauert SEO? Eine berechtigte Frage, die auch aus meinen Workshops, Trainings und Coachings gut kenne. SEO ist – von der Planung, über Audit bis zur Umsetzung und den Ergebnissen – kein Sprint, sondern ein Marathon. Aber was beeinflusst diesen? Dieser Blogpost zeigt auf, welche Faktoren die Dauer des SEO-Erfolgs beeinflussen und warum man mit rund 12 Monaten rechnen sollte.

3x Praxiswissen.

  • LinkedIn Ads: Erstellung, Formate, Kosten
    Wer sich mit LinkedIn-Werbung beschäftigt bzw. beschäftigen will, für den ist dieser Beitrag wirklich hilfreich. Diese Anleitung beschreibt Schritt für Schritt und sehr detailliert den gesamten Prozess der Ad-Erstellung, von der Wahl des richtigen Formats bis zur Kostenkalkulation.
  • Monitoring: 17 Content-Marketing-KPIs zur Erfolgsmessung
    Ob Content-Marketing, Social-Media-Marketing oder Digitale Kommunikation: Jede Strategie muss sich natürlich rechnen. Und für jedes Monitoring, jede Evaluation gibt es KPIs. In diesem Beitrag werden 17 KPIs aufgezählt. Welche letztendlich die wichtigsten sind, hängt von der eigenen Strategie ab.
  • Fediverse: Philosophie, Plattformen, Nutzerzahlen
    Was ist das Fediverse? Wie hat es sich entwickelt? Was hat das Ganze mit Threads zu tun? Wer nutzt es heute? Dieser Beitrag ist ein wirklich guter Erklär-Artikel. Und ja: „Der Weg in den Mainstream ist noch lang“.

Gedankenspiele: 7 Lesetipps zu kaputten Diskussionskulturen, Broadcast-Listen und gutem Content

Gedankenspiele: 10 Lesetipps rund um Blasen, Studien, Spickzettel, KI und Strategien

Wie jedes Jahr bieten die bevorstehenden Sommerferien einen willkommenen Moment der Ruhe, des Nachdenkens, des Neuorientierens, des In-Sich-Gehens, des In-Frage-Stellens – und auch des Digital Detox. Raus aus den eigenen Blasen? Für viele undenkbar, wie eine aktuelle Bitkom-Studie aufzeigte. Danach konnte über die Hälfte der Befragten nur wenige Stunden den sozialen Medien fernbleiben. Eigentlich das typische Zeichen eines Suchtverhaltens.

Doch ob Sucht oder nicht: Etwas Digitaler Detox tut uns mit Sicherheit allen gut. Auch mir. Darum werden meine Lesetipps erst wieder im September erscheinen. Heute habe ich aber nochmals 10 Beiträge zusammengestellt.

Frisch publiziert:

  • LinkedIn oder das (Un-)Leben in Blasen
    Leben wir in Blasen? Gerade auch auf LinkedIn? Ich glaube ja – und zwar immer stärker. Unser Land scheint sich in die Filterblasen der Aufmerksamkeitsgesellschaft aufzuteilen. Mein ganz persönliches Gedankenspiel über einen Welt-Artikel, über Filterblasen und über das Fehlen einer Kommunikation, die vieles erleichtern würde.

Neues aus der Studienwelt:

  • Reuters Digital News Report: News-Interesse nimmt ab
    Beunruhigend: Immer weniger Menschen interessieren sich in Deutschland für Nachrichten. Stattdessen versuchen sie immer mehr aktiv, Nachrichten zu vermeiden. Auch das Vertrauen in News geht weiter zurück. So 3 Ergebnisse aus der deutschen Teilstudie des „Reuters Institute Digital News Report 2023“. Und ja: Selbst als News-Junkie ziehe ich mich immer stärker aus der täglichen Berichterstattung zurück.
  • Social Media Index: Medien verlieren bei Facebook an Reichweite
    Nicht überraschend: Laut Social Media Index verlieren Medienhäuser und News-Anbieter bei Facebook an Sichtbarkeit. So sind deren Zugriffszahlen kräftig gesunken, da Facebook gerade Beiträge mit Links kaum mehr anzeigt. Damit zeigt sich mal wieder, dass eine Abhängigkeit von einer Plattform keine wirklich strategisch kluge Denke ist.

Über echte und künstliche Inhalte:

  • Wie menschlichere Inhalte bei der Content-Flut helfen
    Wie finden wir einen Ausweg aus der Content-Flut? Auch dank ChatGPT & Co. stehen wir vor einer weiteren Welle der Content-Schwemme. Für Falk Hedemann könnten menschlichere Inhalte ein Ausweg sein – also persönliche Erfahrungen, Meinungen, Einschätzungen, Dialoge. Sein hervorragender Beitrag lädt zum Nachdenken ein.
  • Welche Inhalte Menschen zum «Scroll-Stopp» bringen
    Welche Inhalte bringen Menschen zum „Scroll-stopp“? Verhindern also, dass sie weiter durch den Feed scrollen, sondern mit dem Beitrag interagieren? Dieser Beitrag liefert 10 Methoden samt Content-Ideen, wie Beiträge in der Menge auffallen.
  • Wie für Social Media richtig zu prompten ist
    Wie lassen sich Prompts im Bereich Social Media einsetzen? Schon in der Free-Ausgabe des Social Media Best-Practice Newsletters wird aufgezeigt, wie Prompts zu formulieren sind und wie sie sich für die Social Media Arbeit dann nutzen lassen.
  • Welche 10 ChatGPT Plugins helfen können
    Die Zahl der ChatGPT Plugins wächst scheinbar täglich, die Übersicht wird immer schwieriger. Wie gut, dass Jens Polomski sich mal wieder 10 Plugins herausgepickt hat, die im Bereich digitaler Kommunikation hilfreich sein könnten.

Über Strategien und Kanäle:

  • Spickzettel: Tipps für das Social-Media-Marketing
    Wie oft soll ich posten? Wie viele Hashtags nutzen? Welches Format macht am meisten Sinn? Gerade Menschen, die sich nicht 24/7 mit sozialen Medien beschäftigen und nicht ständig auf eigene Erfahrungen zurückgreifen können, suchen nach Leitplanken. Felix Beilharz hat dazu ein hilfreiches Cheat Sheet erstellt.
  • E-Mail-Marketing: So lässt sich Vertrauen schaffen
    Nur über eine enge Beziehung zwischen Sender und Empfänger lässt sich gute Kommunikation aufbauen. Beim E-Mail-Marketing spielen das Zuhören und das Vertrauen die Kernrollen. Ein Beitrag über E-Mail-Authentifizierung, Verteiler-Segmentierung, Content-Verweildauer sowie Bounce- und Beschwerdemanagement.
  • Threads: Twitter künftiger Wettbewerber geleaked
    „Threads“ – so heißt die neue Twitter-Alternative von Meta, wie The Verge berichtet, die letzte Woche in den USA und in UK gestartet ist. Die Screenshots laufen noch unter dem Codename „Project 92“. Das Besondere: Durch die ActivityPub-Applikation wird jeder seine Follower aus anderen Netzwerken wie Mastodon mitnehmen können. Entstehen neue Blasen?
LinkedIn oder das (Un-)Leben in Blasen

LinkedIn oder das (Un-)Leben in Blasen

Vor knapp einem Monat war die Aufregung groß über einen Welt-Artikel. Vor allem auf LinkedIn. Sein Titel: »Das Ende der Leistungsgesellschaft naht«. Weil laut der Autorin Emotionen wichtiger als Leistung sind – gerade im Epizentrum namens LinkedIn. Wer sich die positiven Reaktionen auf den Beitrag auf der Welt-Webseite ansieht, bekommt ein ganz anderes Bild. Leben wir also wirklich auf LinkedIn in einer Blase? Ich denke ja – immer stärker.

 »Für die berufliche Online-Identität sind heute Emotionen wichtiger als Leistung (…). Likes von Fremden zählen mehr als Kritik von Kollegen. Die Karriere-Plattform LinkedIn ist das Epizentrum dieses Phänomens, wo die intellektuelle Kapitulation der Leistungsträger stattfindet.«

Dies schrieb Franziska Zimmerer, Ressortleiterin Community & Social.

Auf LinkedIn sorgte ihr Beitrag für viel Häme und Kritik. Und auf Welt.de selbst? Fast einhellige Zustimmung. 2.681 teilten die Meinung der Autorin unter dem Welt-Artikel, 221 nicht, also knapp 10 %. Mhhh. Hat sie vielleicht recht? Ich glaube schon.

Auf dem Laufsteg der Eitelkeiten

Gut lässt sich beobachten, wie sich LinkedIn in den letzten ein bis zwei Jahren immer stärker auch zu einem Laufsteg der Eitelkeiten entwickelt hat: Die inspirierenden Erfolgsgeschichten, mit den hypersympathischen Kundinnen, vom besten Arbeitgeber der Welt, über das Aufstehen nach Misserfolgen und Rückschlägen und dem eigenen Weg, wie ich mich und meine Familie aus einer Krise befreite.

Meist werden diese Beiträge garniert mit rührender Emotionalität oder aber inspirierendem Pathos und begleitet von einem Porträt, das möglichst natürlich in die Kamera blickt (wie bei der Welt-Autorin übrigens selbst 😉) – oder – ganz angesagt – aus einer KI-Werkstatt herstammt. Gepusht von einem Algorithmus, der Beiträgen mit Porträts eine größere Sichtbarkeit gibt – auch weil wir alle auf Bilder abfahren.

In einer Welt der aktuellen Krisen und Bedrohungen scheint (nur) auf LinkedIn eine wahre Goldgräberstimmung zu herrschen, Tag und Nacht, rund um die Uhr – Expertise für jedes Thema, wie Thomas Hutter schreibt. Eine Welt der eigenen Erfolge und bemerkenswerten Storys. Und dies mit teils hohen Abrufzahlen.

Intellektuelle Kapitulation

  • Ist LinkedIn also eine Scheinwelt? Ein Paradies der Selbstdarstellung und Oberflächlichkeit? Und wir wollen uns von den Illusionen einfach berauschen lassen?
  • Hat eine gut ausgebildete Masse wirklich beschlossen, „dass Selbstdarstellung ihrer Arbeit wichtiger ist als die eigentliche Leistung“, wie Valerie Wagner kommentiert? Dass in einer von Krisen geplagten Welt Emotionen und Empfindsamkeiten mehr als Ratio und Aufklärung zählen und dass die Bestätigung von (new) Friends & Partners erstrebenswerter als Kritik, Reibung, Aufklärung?
  • Dass die Leistungsgesellschaft also intellektuell kapituliert hat, was Zimmerer als »LinkedInisierung« bezeichnet? 

Ich hoffe nicht!

Denn wollen wir auf LinkedIn nicht eigentlich den inhaltlichen Austausch? Sprechen wir nicht vom Themensetting? Von der Positionierung als Expertin? Von der fachthematischen Auseinandersetzung?

Ich weiß: Über Hashtags sowie das Ein- und Ausblenden von Beiträgen und Accounts kann ich mir meine Timeline gestalten und auf meine eigenen Wünsche ausrichten. Trotzdem bleibt diese Entwicklung sichtbar.

Das Blasenleben geht inhaltlich weiter

Apropos inhaltliche Auseinandersetzung: Natürlich hat sich auf LinkedIn eine Diskussionskultur entwickelt. Solange man einer Meinung ist. Wenn ich mir viele Kommentarverläufe ansehe, dann gilt: Wer nicht dafür ist, ist eine Gegnerin. So wie in jeder Blase. Und davon gibt es eine Menge. Wer gegen das Gendern ist, wird entfolgt. Wer nicht grün und rot kommuniziert, verliert an Followern. Wer dem Abgesang auf Habeck folgt, ist ein Gegner der Moderne. Ich überziehe bewusst etwas. Aber nur etwas.

Ist LinkedIn also die oft erwähnte links-politische Blase der digitalen Gesellschaft? Im Unterschied zu den eher konservativen Blasen auf Facebook, Twitter und natürlich Telegram? In meiner Blase scheint dies auf jeden Fall so zu gelten.

Filterblasen der Aufmerksamkeitsgesellschaft

Ja, wir leben bei LinkedIn in einer Blase. Zusammen mit weiteren 19 Mio. Mitgliedern aus dem DACH-Raum, von denen aber nur ein geringer Prozentsatz aktiv ist. Und noch einmal: Hat sich diese Gemeinschaft von der Bevölkerung entfernt? Zumindest spiegeln Studien wie die ARD-ZDF-Onlinestudie (=> Meine wichtigsten Ergebnisse) und der D21-Digital-Index (=> Meine Gedanken dazu) eine gespaltene Gesellschaft wider, wenn beispielsweise über ein Viertel in der Digitalisierung sogar eine Gefahr für die Demokratie sieht.

Die digital affinen, fortschrittlichen, aber begrenzt wirtschaftsfreundlichen Menschen also auf LinkedIn? Die zurückgebliebenen Weißhaarigen bei den Talkshows und bei Facebook? Das wäre wieder viel zu einfach gedacht. Es verdeutlicht nur, dass sich unser Land immer stärker in die Filterblasen der Aufmerksamkeitsgesellschaft aufzuteilen scheint. Und jede Rechenschaft sich nur ihrer eigenen Blase gegenüber verpflichtet fühlt.

Mangel an Kommunikation

Diese Blasen wären weit weniger schlimm, wenn wir uns verstehen und wir nicht so weit voneinander entfernt stehen würden. Dafür mangelt es an der Kommunikation, da viele konträren Gruppen nicht miteinander reden. Wenn sich selbst die Generation TikTok und die LinkedIn Community etwas verständnislos gegenüberstehen, wie Ralf Scharnhorst schildert, wenn also nicht einmal die User von zwei der größten Social Media Communitys – ja, Communitys, also etwas mitsprechen, austauschen, kommentieren, streiten, loben, lieben – dies können, wie sieht es dann mit anderen Blasen aus? Wie sollen wir dann uns verständigen?

„Ein bewusster Umgang miteinander würde uns auf allen Social-Media-Plattformen guttun“, kommentiert Katja Evertz richtig. „Nur funktionieren und vor allem reagieren wir so nicht.“ Richtig. Stattdessen machen es sich viele zu einfach, wie sie weiter schreibt. »Man kann LinkedIn und Co. natürlich vorwerfen, sie würden uns mit den Algorithmen manipulieren. Damit so ein Spiel funktioniert, braucht es immer auch die Menschen, die mitspielen, oder?«

Und die Lösung?

Vor fast genau zwei Jahren habe ich einen Artikel über die Farbe Grau und die dringliche Notwendigkeit geschrieben, sie wieder in uns allen neu zu entdecken. Meine Forderung: „Unsere Sprache benötigt dringend mehr Grau.“

„Wir müssen verstärkt die Töne in der Sprache zulassen, die nicht zu unserem Schwarz oder Weiß gehören – ohne aber unseren eigenen Wertekanon zu verlassen. Folglich müssen wir miteinander sprechen, viel stärker anderen zuhören, sie verstehen zu versuchen, also gemäßigt miteinander diskutieren, einander kritisieren und Eingeständnissen Respekt zollen. Ansonsten bewegen wir uns nur noch in unserer kleinen Blase.“

 Dies gilt bis heute. Auch auf LinkedIn müssen wir uns darauf wieder stärker einlassen, auch die Meinungen anderer nicht unbedingt gutheißen, aber zumindest akzeptieren. Denn dann kann aus diesen Netzwerken wirklich wieder eine Debattenplattform werden – und keine Plattform der Selbstdarsteller, die niemand von uns wirklich voranbringt – ob in Karriere oder im Leben. 

Gedankenspiele: 10 Lesetipps rund um KI, Plugins und Algorithmen

Gedankenspiele: 10 Lesetipps rund um KI, Plugins und Algorithmen

Heute beginnt die re:publica in Berlin. Auch für mich zählt sie zu den wenigen wirklich wichtigen Branchentreffen – auch gerne Klassentreffen genannt -, um speziell nach der langen Corona-Zeit mich mit bekannten und unbekannten Gesichtern zu treffen und auszutauschen. Beim Blick auf das diesjährige Programm ist – wenig überraschend – ein Schwerpunkt ersichtlich: das Thema KI. Darum darf es auch nicht überraschen, dass 4 dieser 10 Lesetipps sich ebenfalls um den Umgang mit KI wieder drehen. So please enjoy it!

In eigener Sache.

Strategien.

  • Strategie: 10 Zukunftstrends für Unternehmen
    Welches sind die Anforderungen, auf die Unternehmen eine Antwort finden müssen? Die Unternehmensberatung McKinsey hat die Entscheider aus über 2.500 Unternehmen dazu befragt und 10 Zukunftstrends identifiziert. Das Spannende: Fast alle sind eng mit kommunikativen Aufgaben verbunden: Resilienz, hybrides Arbeiten, KI, Bindung von Mitarbeitenden, digitale Fähigkeiten, Personalsuche, Führung, Vielfalt, mentale Gesundheit und Effizienz. Der Branche wird es wohl nicht langweilig.
  • Influencer: So wird mit KPIs und der Non-Persistenz getrickst
    Beim viel diskutierten OMR-Festival gab es durchaus spannende Einblicke. Wie z.B. vom Content Creator und Nindo-Gründer Rezo über Fallstricke beim Influencer Marketing, die Gefahren von non-persistenten Social Media Postings und die Bedeutung von Daten. Wer sich mit Influencern und deren manchmal etwas anderen Kennzahlen auseinandersetzt, sollte dieses Video kennen.
  • A/B Tests: Tipps für die verbesserte Newsletter Performance
    A/B-Tests gehören zu jedem E-Mail-Marketing. Nur so lassen sich Mailings an der Zielgruppe strategisch ausrichten. Dabei können A/B-Tests vielfältig sein. Oder wer hat nicht nur Texte, Bilder und Call-to-Action-Buttons verglichen, sondern auch Absender, Preheader, Betreff, Layout, Sendezeit oder die Platzierung von Social Media Buttons? Nur bei der Frequenz wäre ich aus rechtlichen Gründen vorsichtig.

Algorithmen.

  • Instagram: So funktioniert der Algorithmus
    Wie funktioniert der Instagram-Algorithmus? Und wie müssen daher Inhalte aufbereitet werden, damit sie eine möglichst gute Sichtbarkeit erhalten? Zu dieser Frage gibt es viele Beiträge und Meinungen. Spannend ist, dass jetzt Instagram selbst im Blog einen Beitrag publiziert hat, wie Content im Feed, in Reels, bei Storys und der Suche gerankt werden. Lesenswert!
  • LinkedIn: Daten und Fakten zur richtigen Strategie 2023
    Auf der Basis der LinkedIn-Auswertung von Richard van der Blom sind viele Infografiken entstanden, um das richtige Posten bei LinkedIn aufzuzeigen. Diese Infografik bei SocialMediaToday ist wirklich kompakt und übersichtlich und hilft bei der richtigen LinkedIn-Strategie.

KI, Plugins & Prompts.

  • KI-Texte: 3 Tools und 5 Prinzipien
    Jeden Tag wächst die Zahl der KI-Tools, die uns das Schreiben erleichtern (sollen/wollen/werden). Doch welche Tools gibt es jenseits von ChatGPT, die auch etwas datenschutzfreundlicher sind? Christian Müller stellt nicht nur 3 Tools, sondern auch 5 Prinzipien für den verantwortungsvollen KI-Einsatz vor, was ich nur unterstützen kann.
  • Prompts: So unterstützt KI beim E-Mail-Marketing
    ChatGPT & Co. im E-Mail-Marketing? Aber natürlich. Und nicht nur zur Erstellung von Texten; auch bei Themenideen, A/B-Tests (siehe oben) oder beim Finden des richtigen Versandzeitpunktes kann die KI helfen. Die dazu passenden ChatGPT-Prompts schlägt dieser Beitrag vor.
  • Bilder: Diese Prompts helfen bei Midjourney
    Apropos Prompts. Bei Texten werden diese viel diskutiert. Doch gelten die Empfehlungen auch für die Erstellung von Bildern? Dieser Beitrag hat Tipps zusammengestellt, damit beispielsweise Midjourney das passende Bild erzeugt – wie u. a. spezifisch sein, Metaphern nutzen, Dialog führen, die Grenzen verstehen und Midjourney nicht zu überfordern.
  • Plugins: 200 ChatGPT-Erweiterungen für Browser
    Auch die Zahl der Browser-Plugins rund um ChatGPT wächst fast täglich. Diese eröffnen eine Vielzahl ständig neuer Anwendungsmöglichkeiten. Wie gut, dass Jens Polomski hier den Überblick behält und fast 200 in einer Übersicht anzeigt.
Vom Ende menschlicher Kommunikation.

Vom Ende menschlicher Kommunikation.

Vor gut 4 Wochen habe ich einen Beitrag im GoogleWatchBlog gelesen, der mich nachdenklich gemacht hat. Sehr nachdenklich. »KI schreibt jetzt automatisch Nachrichten«, schreibt Jens – und kommentiert gleich weiter: »muss das wirklich sein?« Aktuell brechen immer mehr AI-Tools in die Kommunikationsplattformen als angebliche Helferchen ein – und zwar quer durch alle privaten wie beruflichen Kanäle. Wollen wir das? Ein Gedankenspiel über Menschen, die schrittweise von ChatGPT & Co. ersetzt werden könnten.

Nein, ich bin kein Technologie-Gegner oder -Zweifler. Ganz im Gegenteil. Jeder, der mich kennt, in Workshops und Coachings erlebt oder meine Beiträge hier verfolgt, wird dies wissen. Ich stehe dem Einsatz von KI sehr aufgeschlossen gegenüber. Schon von der Recherche zu meinem Buch „Praxis Online-Texten“ weiß ich, wie stark KI bereits seit Jahren bei Medien eingesetzt wird und auch mir helfen kann, meine Arbeit besser und produktiver zu machen.

Natürlich gibt es viele Chancen

Niemand muss mich daher davon überzeugen, wie toll KI ist und wie grandios ChatGPT & Co. mir helfen. Nein. Denn das weiß ich – und nutze es auch: zur Strukturierung von Texten, zur Redaktion von Textabschnitten, zur Recherche von SEO-Keywords, zur Erstellung von Videos wie dieses oder von Bildern – wie das Titelbild zu diesem Beitrag. Und natürlich sehe ich aus Kommunikatoren-Sicht viele Einsatzmöglichkeiten – ob zur FAQ-Erstellung, zum Kundenservice, zum Abbestellen von Newslettern etc.

Aber hat all dies etwas mit persönlicher, zwischenmenschlicher, ja, privater Kommunikation zu tun? Nicht wirklich. Und genau hier setze ich meine Grenzen.

Menschen vs. Maschinen wie ChatGPT

Warum kommuniziere ich mit euch allen per Messenger, auf Instagram, auf LinkedIn? Ganz einfach: Weil ich mich für die Menschen interessiere – ihre Texte, ihre oft auch anderen Meinungen, ihre Einschätzungen, ihre Erkenntnisse, ja, besonders auch die ganz persönlichen, individuellen Noten. Und egal, wie mich Inhalte erreichen – ob per Mail, per WhatsApp, auf LinkedIn oder Twitter – all diese sind immer ganz eng mit etwas verbunden: Einem Menschen, der dahinter steckt, also ein kluger Kopf, wie die FAZ früher mal in einer Werbung titelte. Doch bleibt dies so?

Sehen wir uns 3 Anwendungen an:

Beispiel 1: Google wird künstliche Intelligenz in Gmail integrieren und kann dann meine E-Mails vorformulieren, verfasste Mails verbessern oder vollständig selbst schreiben, wie diese Screenshots verdeutlichen. „In den Demos sieht das alles toll aus und wird den Nutzern sicherlich viel Zeit sparen. Aber muss das wirklich sein?“ Die Frage im GoogleWatchBlog ist berechtigt. Und wenn die KI dann sicherlich bald auch antworten kann: Unterhalten sich künftig zwei KIs miteinander, wie in meinem Titelbild? Also ohne die Menschen?

Beispiel 2: Ein neues Feature auf LinkedIn für die KI-Content-Kreation sorgt aktuell nicht gerade für Begeisterung. Mit wenig Aufwand und mit KI-Unterstützung lässt sich ein Posting erstellen und publizieren:

 „All the ‚Creator‘ has to do is enter from 1 up to 30 words in the [Create a post] function, click (Draft post) and [In]’s AI will create a draft for them to review, edit, or just choose to post as is”, schreibt Kevin D. Turner auf LinkedIn.  

Geht es bei LinkedIn nicht um den Aufbau und die Pflege von menschlichen und nicht von maschinellen Kontakten? Ist das – bitter gesagt und auch so gemeint – das Ende des B2B-Networking? Wie gesagt: Unterhalten sich auch bei LinkedIn bald die Bots miteinander? Richard van der Blom hat recht, wenn er schreibt (von mir übersetzt): „Bitte unterschätze deine treue Community nicht. Sie werden es fühlen, wenn die KI deine Beiträge schreibt.“

Es wurde kein Alt-Text für dieses Bild angegeben.

Übrigens: Wer wissen will, wie das künftig aussehen könnte: Ich habe testweise (siehe Bild) mal Merlin mit LinkedIn verbunden. Und prompt schlägt mir Merlin für meinen LinkedIn-Post nicht nur Themen vor, sondern schreibt Artikel gleich vor (aktuell nur auf Englisch), die ich „nur“ noch posten müsste. Nein, das werde ich nicht machen.

„Networking at its worst“

Beispiel 3: »So habe ich 400 Kommentare in 30 Minuten per KI beantwortet«, brüsten sich Möchtegern-Kommunikatoren derzeit auf LinkedIn. Aha, „beantwortet“. Ich verstehe schon. Ziemlich geistlos, wie in vielen Kommentaren zum Beitrag zu lesen ist. Sorry, but that’s networking at its worst! Zumindest aus meiner, menschelnd geprägten Sicht.

Aber wird das viele daran hindern, trotzdem massiv ihre Content-Produktion zu erhöhen – und damit ihre Community zu verlieren bzw. zu verärgern? Wohl kaum. Nur: »Besser werden dadurch die Inhalte dennoch nicht unbedingt«, stimme ich Klaus Eck vollkommen zu.

Wie gesagt: Aktuell wirkt diese Entwicklung für mich, als würde man auf eine Veranstaltung wie die baldige re:publica nicht die Menschen, sondern nur noch deren KI schicken, die sich dort austauschen, Party feiern, Wissenswertes aufsaugen und dies dann in ihren Speichern fixieren. Persönlichkeit? Die ginge verloren. Und die Menschen selbst? Brauchen wir die noch?

GPT bald menschlich?

„GPT-4’s performance is strikingly close to human-level performance, and often vastly surpasses prior models such as ChatGPT. Given the breadth and depth of GPT-4’s capabilities, we believe that it could reasonably be viewed as an early (yet still incomplete) version of an artificial general intelligence (AGI) system“, zitiert Sascha Pallenberg aus einem Microsoft-Papier.

Das zeigt: In den nächsten Monaten werden immer mehr Tech-Companys aufregende Anwendungsgebiete zeigen – weit über ChatGPT hinaus. Darauf freue ich mich, aber: Mich erschreckt es, dass sie bald schon – wie Sascha zitiert – so weit sind, die „menschliche Art der Kommunikation“ zu kopieren. Vielleicht bequem für viele Versender.

Mich beunruhigt dies eher. Als Freund der Kommunikation, einer menschlichen Kommunikation. Ich hoffe weiterhin, dass sich auf der anderen Seite der digitalen Leitung ein Mensch befindet – und keine Maschine, abgesehen vom schnelleren Kundendienst o. ä. Denn wofür benötigen wir ansonsten die Menschen noch?

Zu menschlich für diese neue Welt?

Wie gesagt: Ich bin Technologie-Freund, ein digitaler Entdecker und Wissensvermittler – aber gleichzeitig ein Traditionalist. Für mich ist es eine Missachtung der anderen Person, eine Geringschätzigkeit, wenn ich dieser nur noch automatisierte Nachrichten schreibe. Natürlich gibt es dafür schon genügende Beispiele – wie diese automatisierten Geburtstagsgrüße. Aber schätzt jemand diese wirklich als persönlichen Gruß? Und wollt ihr diese wirklich von euren engsten Freundinnen, Bekannten oder Geschäftspartnern erhalten? Ich nicht.

 Vielleicht bin ich aber einfach zu menschlich. Aber dazu stehe ich. Und ihr?