LinkedIn oder das (Un-)Leben in Blasen

LinkedIn oder das (Un-)Leben in Blasen

Vor knapp einem Monat war die Aufregung groß über einen Welt-Artikel. Vor allem auf LinkedIn. Sein Titel: »Das Ende der Leistungsgesellschaft naht«. Weil laut der Autorin Emotionen wichtiger als Leistung sind – gerade im Epizentrum namens LinkedIn. Wer sich die positiven Reaktionen auf den Beitrag auf der Welt-Webseite ansieht, bekommt ein ganz anderes Bild. Leben wir also wirklich auf LinkedIn in einer Blase? Ich denke ja – immer stärker.

 »Für die berufliche Online-Identität sind heute Emotionen wichtiger als Leistung (…). Likes von Fremden zählen mehr als Kritik von Kollegen. Die Karriere-Plattform LinkedIn ist das Epizentrum dieses Phänomens, wo die intellektuelle Kapitulation der Leistungsträger stattfindet.«

Dies schrieb Franziska Zimmerer, Ressortleiterin Community & Social.

Auf LinkedIn sorgte ihr Beitrag für viel Häme und Kritik. Und auf Welt.de selbst? Fast einhellige Zustimmung. 2.681 teilten die Meinung der Autorin unter dem Welt-Artikel, 221 nicht, also knapp 10 %. Mhhh. Hat sie vielleicht recht? Ich glaube schon.

Auf dem Laufsteg der Eitelkeiten

Gut lässt sich beobachten, wie sich LinkedIn in den letzten ein bis zwei Jahren immer stärker auch zu einem Laufsteg der Eitelkeiten entwickelt hat: Die inspirierenden Erfolgsgeschichten, mit den hypersympathischen Kundinnen, vom besten Arbeitgeber der Welt, über das Aufstehen nach Misserfolgen und Rückschlägen und dem eigenen Weg, wie ich mich und meine Familie aus einer Krise befreite.

Meist werden diese Beiträge garniert mit rührender Emotionalität oder aber inspirierendem Pathos und begleitet von einem Porträt, das möglichst natürlich in die Kamera blickt (wie bei der Welt-Autorin übrigens selbst 😉) – oder – ganz angesagt – aus einer KI-Werkstatt herstammt. Gepusht von einem Algorithmus, der Beiträgen mit Porträts eine größere Sichtbarkeit gibt – auch weil wir alle auf Bilder abfahren.

In einer Welt der aktuellen Krisen und Bedrohungen scheint (nur) auf LinkedIn eine wahre Goldgräberstimmung zu herrschen, Tag und Nacht, rund um die Uhr – Expertise für jedes Thema, wie Thomas Hutter schreibt. Eine Welt der eigenen Erfolge und bemerkenswerten Storys. Und dies mit teils hohen Abrufzahlen.

Intellektuelle Kapitulation

  • Ist LinkedIn also eine Scheinwelt? Ein Paradies der Selbstdarstellung und Oberflächlichkeit? Und wir wollen uns von den Illusionen einfach berauschen lassen?
  • Hat eine gut ausgebildete Masse wirklich beschlossen, „dass Selbstdarstellung ihrer Arbeit wichtiger ist als die eigentliche Leistung“, wie Valerie Wagner kommentiert? Dass in einer von Krisen geplagten Welt Emotionen und Empfindsamkeiten mehr als Ratio und Aufklärung zählen und dass die Bestätigung von (new) Friends & Partners erstrebenswerter als Kritik, Reibung, Aufklärung?
  • Dass die Leistungsgesellschaft also intellektuell kapituliert hat, was Zimmerer als »LinkedInisierung« bezeichnet? 

Ich hoffe nicht!

Denn wollen wir auf LinkedIn nicht eigentlich den inhaltlichen Austausch? Sprechen wir nicht vom Themensetting? Von der Positionierung als Expertin? Von der fachthematischen Auseinandersetzung?

Ich weiß: Über Hashtags sowie das Ein- und Ausblenden von Beiträgen und Accounts kann ich mir meine Timeline gestalten und auf meine eigenen Wünsche ausrichten. Trotzdem bleibt diese Entwicklung sichtbar.

Das Blasenleben geht inhaltlich weiter

Apropos inhaltliche Auseinandersetzung: Natürlich hat sich auf LinkedIn eine Diskussionskultur entwickelt. Solange man einer Meinung ist. Wenn ich mir viele Kommentarverläufe ansehe, dann gilt: Wer nicht dafür ist, ist eine Gegnerin. So wie in jeder Blase. Und davon gibt es eine Menge. Wer gegen das Gendern ist, wird entfolgt. Wer nicht grün und rot kommuniziert, verliert an Followern. Wer dem Abgesang auf Habeck folgt, ist ein Gegner der Moderne. Ich überziehe bewusst etwas. Aber nur etwas.

Ist LinkedIn also die oft erwähnte links-politische Blase der digitalen Gesellschaft? Im Unterschied zu den eher konservativen Blasen auf Facebook, Twitter und natürlich Telegram? In meiner Blase scheint dies auf jeden Fall so zu gelten.

Filterblasen der Aufmerksamkeitsgesellschaft

Ja, wir leben bei LinkedIn in einer Blase. Zusammen mit weiteren 19 Mio. Mitgliedern aus dem DACH-Raum, von denen aber nur ein geringer Prozentsatz aktiv ist. Und noch einmal: Hat sich diese Gemeinschaft von der Bevölkerung entfernt? Zumindest spiegeln Studien wie die ARD-ZDF-Onlinestudie (=> Meine wichtigsten Ergebnisse) und der D21-Digital-Index (=> Meine Gedanken dazu) eine gespaltene Gesellschaft wider, wenn beispielsweise über ein Viertel in der Digitalisierung sogar eine Gefahr für die Demokratie sieht.

Die digital affinen, fortschrittlichen, aber begrenzt wirtschaftsfreundlichen Menschen also auf LinkedIn? Die zurückgebliebenen Weißhaarigen bei den Talkshows und bei Facebook? Das wäre wieder viel zu einfach gedacht. Es verdeutlicht nur, dass sich unser Land immer stärker in die Filterblasen der Aufmerksamkeitsgesellschaft aufzuteilen scheint. Und jede Rechenschaft sich nur ihrer eigenen Blase gegenüber verpflichtet fühlt.

Mangel an Kommunikation

Diese Blasen wären weit weniger schlimm, wenn wir uns verstehen und wir nicht so weit voneinander entfernt stehen würden. Dafür mangelt es an der Kommunikation, da viele konträren Gruppen nicht miteinander reden. Wenn sich selbst die Generation TikTok und die LinkedIn Community etwas verständnislos gegenüberstehen, wie Ralf Scharnhorst schildert, wenn also nicht einmal die User von zwei der größten Social Media Communitys – ja, Communitys, also etwas mitsprechen, austauschen, kommentieren, streiten, loben, lieben – dies können, wie sieht es dann mit anderen Blasen aus? Wie sollen wir dann uns verständigen?

„Ein bewusster Umgang miteinander würde uns auf allen Social-Media-Plattformen guttun“, kommentiert Katja Evertz richtig. „Nur funktionieren und vor allem reagieren wir so nicht.“ Richtig. Stattdessen machen es sich viele zu einfach, wie sie weiter schreibt. »Man kann LinkedIn und Co. natürlich vorwerfen, sie würden uns mit den Algorithmen manipulieren. Damit so ein Spiel funktioniert, braucht es immer auch die Menschen, die mitspielen, oder?«

Und die Lösung?

Vor fast genau zwei Jahren habe ich einen Artikel über die Farbe Grau und die dringliche Notwendigkeit geschrieben, sie wieder in uns allen neu zu entdecken. Meine Forderung: „Unsere Sprache benötigt dringend mehr Grau.“

„Wir müssen verstärkt die Töne in der Sprache zulassen, die nicht zu unserem Schwarz oder Weiß gehören – ohne aber unseren eigenen Wertekanon zu verlassen. Folglich müssen wir miteinander sprechen, viel stärker anderen zuhören, sie verstehen zu versuchen, also gemäßigt miteinander diskutieren, einander kritisieren und Eingeständnissen Respekt zollen. Ansonsten bewegen wir uns nur noch in unserer kleinen Blase.“

 Dies gilt bis heute. Auch auf LinkedIn müssen wir uns darauf wieder stärker einlassen, auch die Meinungen anderer nicht unbedingt gutheißen, aber zumindest akzeptieren. Denn dann kann aus diesen Netzwerken wirklich wieder eine Debattenplattform werden – und keine Plattform der Selbstdarsteller, die niemand von uns wirklich voranbringt – ob in Karriere oder im Leben. 

Gedankenspiele: 10 Lesetipps rund um KI, Plugins und Algorithmen

Gedankenspiele: 10 Lesetipps rund um KI, Plugins und Algorithmen

Heute beginnt die re:publica in Berlin. Auch für mich zählt sie zu den wenigen wirklich wichtigen Branchentreffen – auch gerne Klassentreffen genannt -, um speziell nach der langen Corona-Zeit mich mit bekannten und unbekannten Gesichtern zu treffen und auszutauschen. Beim Blick auf das diesjährige Programm ist – wenig überraschend – ein Schwerpunkt ersichtlich: das Thema KI. Darum darf es auch nicht überraschen, dass 4 dieser 10 Lesetipps sich ebenfalls um den Umgang mit KI wieder drehen. So please enjoy it!

In eigener Sache.

Strategien.

  • Strategie: 10 Zukunftstrends für Unternehmen
    Welches sind die Anforderungen, auf die Unternehmen eine Antwort finden müssen? Die Unternehmensberatung McKinsey hat die Entscheider aus über 2.500 Unternehmen dazu befragt und 10 Zukunftstrends identifiziert. Das Spannende: Fast alle sind eng mit kommunikativen Aufgaben verbunden: Resilienz, hybrides Arbeiten, KI, Bindung von Mitarbeitenden, digitale Fähigkeiten, Personalsuche, Führung, Vielfalt, mentale Gesundheit und Effizienz. Der Branche wird es wohl nicht langweilig.
  • Influencer: So wird mit KPIs und der Non-Persistenz getrickst
    Beim viel diskutierten OMR-Festival gab es durchaus spannende Einblicke. Wie z.B. vom Content Creator und Nindo-Gründer Rezo über Fallstricke beim Influencer Marketing, die Gefahren von non-persistenten Social Media Postings und die Bedeutung von Daten. Wer sich mit Influencern und deren manchmal etwas anderen Kennzahlen auseinandersetzt, sollte dieses Video kennen.
  • A/B Tests: Tipps für die verbesserte Newsletter Performance
    A/B-Tests gehören zu jedem E-Mail-Marketing. Nur so lassen sich Mailings an der Zielgruppe strategisch ausrichten. Dabei können A/B-Tests vielfältig sein. Oder wer hat nicht nur Texte, Bilder und Call-to-Action-Buttons verglichen, sondern auch Absender, Preheader, Betreff, Layout, Sendezeit oder die Platzierung von Social Media Buttons? Nur bei der Frequenz wäre ich aus rechtlichen Gründen vorsichtig.

Algorithmen.

  • Instagram: So funktioniert der Algorithmus
    Wie funktioniert der Instagram-Algorithmus? Und wie müssen daher Inhalte aufbereitet werden, damit sie eine möglichst gute Sichtbarkeit erhalten? Zu dieser Frage gibt es viele Beiträge und Meinungen. Spannend ist, dass jetzt Instagram selbst im Blog einen Beitrag publiziert hat, wie Content im Feed, in Reels, bei Storys und der Suche gerankt werden. Lesenswert!
  • LinkedIn: Daten und Fakten zur richtigen Strategie 2023
    Auf der Basis der LinkedIn-Auswertung von Richard van der Blom sind viele Infografiken entstanden, um das richtige Posten bei LinkedIn aufzuzeigen. Diese Infografik bei SocialMediaToday ist wirklich kompakt und übersichtlich und hilft bei der richtigen LinkedIn-Strategie.

KI, Plugins & Prompts.

  • KI-Texte: 3 Tools und 5 Prinzipien
    Jeden Tag wächst die Zahl der KI-Tools, die uns das Schreiben erleichtern (sollen/wollen/werden). Doch welche Tools gibt es jenseits von ChatGPT, die auch etwas datenschutzfreundlicher sind? Christian Müller stellt nicht nur 3 Tools, sondern auch 5 Prinzipien für den verantwortungsvollen KI-Einsatz vor, was ich nur unterstützen kann.
  • Prompts: So unterstützt KI beim E-Mail-Marketing
    ChatGPT & Co. im E-Mail-Marketing? Aber natürlich. Und nicht nur zur Erstellung von Texten; auch bei Themenideen, A/B-Tests (siehe oben) oder beim Finden des richtigen Versandzeitpunktes kann die KI helfen. Die dazu passenden ChatGPT-Prompts schlägt dieser Beitrag vor.
  • Bilder: Diese Prompts helfen bei Midjourney
    Apropos Prompts. Bei Texten werden diese viel diskutiert. Doch gelten die Empfehlungen auch für die Erstellung von Bildern? Dieser Beitrag hat Tipps zusammengestellt, damit beispielsweise Midjourney das passende Bild erzeugt – wie u. a. spezifisch sein, Metaphern nutzen, Dialog führen, die Grenzen verstehen und Midjourney nicht zu überfordern.
  • Plugins: 200 ChatGPT-Erweiterungen für Browser
    Auch die Zahl der Browser-Plugins rund um ChatGPT wächst fast täglich. Diese eröffnen eine Vielzahl ständig neuer Anwendungsmöglichkeiten. Wie gut, dass Jens Polomski hier den Überblick behält und fast 200 in einer Übersicht anzeigt.
Vom Ende menschlicher Kommunikation.

Vom Ende menschlicher Kommunikation.

Vor gut 4 Wochen habe ich einen Beitrag im GoogleWatchBlog gelesen, der mich nachdenklich gemacht hat. Sehr nachdenklich. »KI schreibt jetzt automatisch Nachrichten«, schreibt Jens – und kommentiert gleich weiter: »muss das wirklich sein?« Aktuell brechen immer mehr AI-Tools in die Kommunikationsplattformen als angebliche Helferchen ein – und zwar quer durch alle privaten wie beruflichen Kanäle. Wollen wir das? Ein Gedankenspiel über Menschen, die schrittweise von ChatGPT & Co. ersetzt werden könnten.

Nein, ich bin kein Technologie-Gegner oder -Zweifler. Ganz im Gegenteil. Jeder, der mich kennt, in Workshops und Coachings erlebt oder meine Beiträge hier verfolgt, wird dies wissen. Ich stehe dem Einsatz von KI sehr aufgeschlossen gegenüber. Schon von der Recherche zu meinem Buch „Praxis Online-Texten“ weiß ich, wie stark KI bereits seit Jahren bei Medien eingesetzt wird und auch mir helfen kann, meine Arbeit besser und produktiver zu machen.

Natürlich gibt es viele Chancen

Niemand muss mich daher davon überzeugen, wie toll KI ist und wie grandios ChatGPT & Co. mir helfen. Nein. Denn das weiß ich – und nutze es auch: zur Strukturierung von Texten, zur Redaktion von Textabschnitten, zur Recherche von SEO-Keywords, zur Erstellung von Videos wie dieses oder von Bildern – wie das Titelbild zu diesem Beitrag. Und natürlich sehe ich aus Kommunikatoren-Sicht viele Einsatzmöglichkeiten – ob zur FAQ-Erstellung, zum Kundenservice, zum Abbestellen von Newslettern etc.

Aber hat all dies etwas mit persönlicher, zwischenmenschlicher, ja, privater Kommunikation zu tun? Nicht wirklich. Und genau hier setze ich meine Grenzen.

Menschen vs. Maschinen wie ChatGPT

Warum kommuniziere ich mit euch allen per Messenger, auf Instagram, auf LinkedIn? Ganz einfach: Weil ich mich für die Menschen interessiere – ihre Texte, ihre oft auch anderen Meinungen, ihre Einschätzungen, ihre Erkenntnisse, ja, besonders auch die ganz persönlichen, individuellen Noten. Und egal, wie mich Inhalte erreichen – ob per Mail, per WhatsApp, auf LinkedIn oder Twitter – all diese sind immer ganz eng mit etwas verbunden: Einem Menschen, der dahinter steckt, also ein kluger Kopf, wie die FAZ früher mal in einer Werbung titelte. Doch bleibt dies so?

Sehen wir uns 3 Anwendungen an:

Beispiel 1: Google wird künstliche Intelligenz in Gmail integrieren und kann dann meine E-Mails vorformulieren, verfasste Mails verbessern oder vollständig selbst schreiben, wie diese Screenshots verdeutlichen. „In den Demos sieht das alles toll aus und wird den Nutzern sicherlich viel Zeit sparen. Aber muss das wirklich sein?“ Die Frage im GoogleWatchBlog ist berechtigt. Und wenn die KI dann sicherlich bald auch antworten kann: Unterhalten sich künftig zwei KIs miteinander, wie in meinem Titelbild? Also ohne die Menschen?

Beispiel 2: Ein neues Feature auf LinkedIn für die KI-Content-Kreation sorgt aktuell nicht gerade für Begeisterung. Mit wenig Aufwand und mit KI-Unterstützung lässt sich ein Posting erstellen und publizieren:

 „All the ‚Creator‘ has to do is enter from 1 up to 30 words in the [Create a post] function, click (Draft post) and [In]’s AI will create a draft for them to review, edit, or just choose to post as is”, schreibt Kevin D. Turner auf LinkedIn.  

Geht es bei LinkedIn nicht um den Aufbau und die Pflege von menschlichen und nicht von maschinellen Kontakten? Ist das – bitter gesagt und auch so gemeint – das Ende des B2B-Networking? Wie gesagt: Unterhalten sich auch bei LinkedIn bald die Bots miteinander? Richard van der Blom hat recht, wenn er schreibt (von mir übersetzt): „Bitte unterschätze deine treue Community nicht. Sie werden es fühlen, wenn die KI deine Beiträge schreibt.“

Es wurde kein Alt-Text für dieses Bild angegeben.

Übrigens: Wer wissen will, wie das künftig aussehen könnte: Ich habe testweise (siehe Bild) mal Merlin mit LinkedIn verbunden. Und prompt schlägt mir Merlin für meinen LinkedIn-Post nicht nur Themen vor, sondern schreibt Artikel gleich vor (aktuell nur auf Englisch), die ich „nur“ noch posten müsste. Nein, das werde ich nicht machen.

„Networking at its worst“

Beispiel 3: »So habe ich 400 Kommentare in 30 Minuten per KI beantwortet«, brüsten sich Möchtegern-Kommunikatoren derzeit auf LinkedIn. Aha, „beantwortet“. Ich verstehe schon. Ziemlich geistlos, wie in vielen Kommentaren zum Beitrag zu lesen ist. Sorry, but that’s networking at its worst! Zumindest aus meiner, menschelnd geprägten Sicht.

Aber wird das viele daran hindern, trotzdem massiv ihre Content-Produktion zu erhöhen – und damit ihre Community zu verlieren bzw. zu verärgern? Wohl kaum. Nur: »Besser werden dadurch die Inhalte dennoch nicht unbedingt«, stimme ich Klaus Eck vollkommen zu.

Wie gesagt: Aktuell wirkt diese Entwicklung für mich, als würde man auf eine Veranstaltung wie die baldige re:publica nicht die Menschen, sondern nur noch deren KI schicken, die sich dort austauschen, Party feiern, Wissenswertes aufsaugen und dies dann in ihren Speichern fixieren. Persönlichkeit? Die ginge verloren. Und die Menschen selbst? Brauchen wir die noch?

GPT bald menschlich?

„GPT-4’s performance is strikingly close to human-level performance, and often vastly surpasses prior models such as ChatGPT. Given the breadth and depth of GPT-4’s capabilities, we believe that it could reasonably be viewed as an early (yet still incomplete) version of an artificial general intelligence (AGI) system“, zitiert Sascha Pallenberg aus einem Microsoft-Papier.

Das zeigt: In den nächsten Monaten werden immer mehr Tech-Companys aufregende Anwendungsgebiete zeigen – weit über ChatGPT hinaus. Darauf freue ich mich, aber: Mich erschreckt es, dass sie bald schon – wie Sascha zitiert – so weit sind, die „menschliche Art der Kommunikation“ zu kopieren. Vielleicht bequem für viele Versender.

Mich beunruhigt dies eher. Als Freund der Kommunikation, einer menschlichen Kommunikation. Ich hoffe weiterhin, dass sich auf der anderen Seite der digitalen Leitung ein Mensch befindet – und keine Maschine, abgesehen vom schnelleren Kundendienst o. ä. Denn wofür benötigen wir ansonsten die Menschen noch?

Zu menschlich für diese neue Welt?

Wie gesagt: Ich bin Technologie-Freund, ein digitaler Entdecker und Wissensvermittler – aber gleichzeitig ein Traditionalist. Für mich ist es eine Missachtung der anderen Person, eine Geringschätzigkeit, wenn ich dieser nur noch automatisierte Nachrichten schreibe. Natürlich gibt es dafür schon genügende Beispiele – wie diese automatisierten Geburtstagsgrüße. Aber schätzt jemand diese wirklich als persönlichen Gruß? Und wollt ihr diese wirklich von euren engsten Freundinnen, Bekannten oder Geschäftspartnern erhalten? Ich nicht.

 Vielleicht bin ich aber einfach zu menschlich. Aber dazu stehe ich. Und ihr?

Gedankenspiele: 10 Lesetipps rund um alte und neue Revolutionen

Am 30. April feierte das WWW seinen 30. europäischen Geburtstag. War dies damals eine eher geheime Revolution, deren wirkliche Folgen erst Jahre später sichtbar wurden, stehen wir 30 Jahre später vor der nächsten digitalen Revolution, die dafür umso intensiver diskutiert wird: Stichwort Künstliche Intelligenz.

Die Vehemenz der aktuellen Diskussion spiegelt sich auch in der Zahl der Beiträge wider, die innerhalb meiner Community publiziert, geteilt, bewertet werden. So ist es nicht sehr überraschend, dass in diesem Gedankenspiel ein Schwerpunkt auf KI-Themen liegt. Denn auch wenn wir die KI-Zukunft nicht kennen: Damit beschäftigen sollten wir uns alle. Ansonsten wird uns diese Revolution überrollen.

In eigener Sache

Die Stadt im digitalen Wandel: Warum wir radikal umdenken müssen
Vor gut zwei Jahren hatte ich geschrieben, dass nicht Corona die Innenstädte verändert. Sondern unser Verhalten in digitalen Zeiten. Jetzt habe ich den Beitrag nochmals angepackt. Weil er aufzeigt, wie schnell sich im digitalen Wandel etwas verändert. Mein Gedankenspiel über die Folgen verschlafener Digitalisierung als Forderung, jetzt bitte und endlich radikal neu zu denken!

Kanäle: gestern und heute

  • So entstand das World Wide Web
    Vor gut einer Woche feierte das WWW seinen 30. europäischen Geburtstag. 30 Jahre zuvor, also am 30. April 1993, hatte das Kernforschungszentrum CERN in Genf den Programmcode des World Wide Web (WWW) der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Der Siegeslauf der damals revolutionären Web-Technologie konnte beginnen. Wer gerne in der Vergangenheit schwelgt bzw. in die Historie zurückblättert – mit dem Briten Tim Burners-Lee als Protagonisten, für den könnte dieser Beitrag interessant sein.
  • So funktioniert der LinkedIn-Algorithmus
    Wie bewertet LinkedIn Beiträge? Wie wird Spam identifiziert? Welche Kennzeichen werden vom Algorithmus positiv beurteilt, um Reichweite zu erhalten? Auch wenn die Inhalte bekannt sein sollten: es lohnt sich über die Geschwindigkeit der Interaktion, die Zahl der Verbindungen, die Relevanz von Standort nachzudenken, ohne sich diese als Korsett überstülpen zu lassen.
  • So werden E-Mails in allen Generationen genutzt
    Die E-Mail feierte vor 2 Jahren bereits ihre Goldene Hochzeit. Trotzdem ist sie auch nach 52 Jahren weiterhin quicklebendig und wird quer durch alle Generationen genutzt. Wie stark sie zentraler Bestandteil des digitalen Lebens ist, zeigt eine neue Studie von United Internet.

Text: Qualität + SEO

  • E-E-A-T: Wie Google auf Qualität setzt
    Wer sich in Zeiten von KI mit Google und mit SEO beschäftigt, kommt an der Qualitätsoffensive von Google nicht vorbei. So will Google immer stärker den Autor und seine Kompetenz in den Fokus stellen. Um Erfahrung, Expertise, Autorität und Vertrauen zu bewerten, spielt das E-E-A-T-Konzept eine zentrale Rolle, das Olaf Kopp bei Sistrix ausführlich beschreibt.
  • Guter Content: Wie ein SEO-Fahrplan aussieht
    Ende April gab ich einen Workshop zum „Online-Texten“ (LINK). Eine Kernaussage ähnelte dieser Autorin: »Wir kreieren Content in erster Linie für die Nutzer. Die Suchmaschinenoptimierung ist ein willkommenes Nebenprodukt.« Ihr Beitrag ist ein guter Fahrplan, Content zu finden, zu planen, zu optimieren und auszuwerten – und dies im Rahmen einer SEO-Strategie.

Revolution: ChatGPT, KI, Bing

  • Recht & KI: Welche Richtlinien intern notwendig sind
    Beim Einsatz von KI-Systemen bestehen rechtliche Risiken. Der Stuttgarter Anwalt Carsten Ulbricht empfiehlt Unternehmen und anderen Institutionen, geeignete interne Richtlinien einzuführen, um Chancen nutzen, aber vor Risiken gewappnet zu sein. Dazu stellt er einige zentrale Punkte in seinem Beitrag vor.
  • ChatGPT & Co.: Wie KI das CRM verändert
    Wie lässt sich KI im E-Mail-Marketing nutzen? Und wie verändert es bestehende CRM-Systeme? Sehr stark, schreibt Nico Zorn. Und stellt 3 Anwendungsbereiche vor: Personalisierte, individuelle Ansprachen, einfacher zu bedienende Interfaces und besserer Kundenservice bzw. Kundenkommunikation.
  • Bing AI: 7 Prompts, die weiterhelfen
    Wie lässt sich der Bing Chat sinnvoll einsetzen, damit er uns wirklich hilft? Wie muss ich die Prompts dazu formulieren? Gute Auflistung von 7 Möglichkeiten, auch wenn die Zusammenfassung von verlinkten Beiträgen nicht wirklich funktioniert.
  • Tool-Tipp: Futurepedia
    Auf der Suche nach einem hilfreichen AI-Tool? Für Texte, Bilder, Videos und vieles mehr? Futurepedia nennt sich „The Largest AI Tools Directory“. Und das zurecht. Täglich wachsend hat mit Sicherheit das richtige Tool. Man muss es „nur“ suchen.

Gedankenspiele: 10 Lesetipps rund um die digitale Gesellschaft

Gedankenspiele: 10 Lesetipps rund um die digitale Gesellschaft

Die Deutschen scheinen in der digitalen Gesellschaft angekommen zu sein – wenn auch mit kräftigen Unterschieden. So das Fazit des D21-Digital-Index. Diese Spaltung lässt sich auf viele Themen der digitalen Kommunikation übertragen. Denn wer beispielsweise auf KI, AI, ChatGPT & Co. blickt, der wandelt zwischen Begeisterten und Zweiflern, Geübten und Verweigerern, Fans und Gegnerinnen, Unterstützerinnen und Warnern. Laufen wir auf eine immer gespaltenere digitale Gesellschaft hinaus? Mehr Wissen liefern auf jeden Fall und wie jeden Monat meine 10 Lese-Tipps in den Gedankenspielen.

In eigener Sache.

  • D21-Digital-Index: Die etwas weniger gespaltene Gesellschaft
    Der D21-Digital-Index zählt für mich zu den wichtigsten Studien rund um die Themen Digitalisierung, digitale Transformation und damit digitale Kommunikation. Schließlich liefert er jedes Jahr ein Spiegel- und Lagebild, wie wir auf die digitale Gesellschaft vorbereitet sind. Auch die diesjährige Ausgabe vermittelt ein gespaltenes Bild. 7 zentrale Themen habe ich in diesem Beitrag analysiert. Dabei wird die Spaltung gerade auch beim Thema Resilienz deutlich.

9x Eine digitale Gesellschaft im Wandel

  • Trends: Wohin geht das Kommunikationsjahr 2023?
    »Was heißt das für die eigene Kommunikations- und Content-Strategie, wenn es keine Unterscheidungsmerkmale mehr zwischen den Plattformen gibt?« Wenn alle wie TikTok sein wollen? Wenn es nur noch um Reichweite und Reactions geht? Und wer behält dann die Deutungshoheit? Daniel Rehn über die anhaltende Identitätskrise der Plattformen u.a.
  • Algorithmen: Optimierte Inhalte für LinkedIn
    Typische Frage in meinen Trainings: Was bewertet der LinkedIn-Algorithmus wie positiv? »Das Ziel ist nicht mehr, durch Engagement virale Inhalte zu schaffen, sondern die richtigen Inhalte an die richtigen Menschen auszuspielen«, heißt der Ansatz bei t3n, der sich die wichtigsten Faktoren – Relevanz von Kontakten, User-Signale, inhaltliche Relevanz – vornimmt. Lesenswert!
  • Kurzvideos: 5 Tipps für die nächste Produktion
    Zielgruppen, Emotionen, Kürze, Scrollstopper, Kontinuität: Amelie Marie Weber weiß, wovon sie spricht. Schließlich hat sie den TikTok-Kanal der Funke Mediengruppe aufgebaut. In diesem Beitrag gibt sie 5 wertvolle Tipps, worauf es bei Kurzvideos ankommt, um erfolgreich zu sein. Danke dafür, liebe Amelie.
  • ChatGPT: Hilfe beim nächsten Blogartikel
    Wie können KI-Tools bei Blog-Texten helfen? »KI ist eine Content-Revolution, die den Menschen benötigt«, schreibt die geschätzte Daniela Sprung. Dazu beschreibt sie die Phasen, bei denen sich ChatGPT & Co. sinnvoll einsetzen lassen: Themenfindung und -recherche, Strukturierung, grobe Texterstellung.
  • E-E-A-T: Warum SEO nicht mehr reicht
    E-E-A-T zählt heute zu den wichtigsten Komponenten beim Google-Ranking. Gerade bei Keywords mit höherem Wettbewerb. Dabei kommt es darauf an, vom puren SEO-Tellerrand hinweg auf die Content-Marketing-Ebene zu blicken, schreibt Olaf Kopp: »SEO muss sich mehr zu einer Schnittstellen-Disziplin entwickeln, die irgendwo zwischen Marketing, PR, Data, Content-Kreation und IT einen Platz sucht.« True.
  • AI-Falle: Google setzt auf Autoren, Vertrauen & Vielfalt
    Wie lassen sich künftig Beiträge von Menschen von AI-Texten unterscheiden? Was lassen sich Qualität und Authentizität messen? Dieser Frage stellt sich aktuell auch Google. Wie Sistrix-Chef Johannes Beus in seinem Beitrag schreibt, scheint Google künftig verstärkt auf Autorenqualität, Vertrauen, Vielfalt bei den Inhalten zu setzen.
  • SEO: So funktioniert die OnPage-Analyse
    Inhaltliche, strukturelle und technische Bereiche der Website zu analysieren, das ist nicht nur die Aufgabe einer OnPage-Analyse; es ist auch die Basis für die darauffolgende OnPage-Optimierung. Wie man am besten bei dieser Analyse vorgeht, beschreibt dieser Beitrag ausführlich.
  • Newsletter: Der Guide zur Gen Z
    Lässt sich die Generation Z mit E-Mail-Marketing erreichen? Durchaus. Aber nur dann, wenn man gerade in der Ansprache und im Aufbau eines Newsletters einige Punkte berücksichtigt, auf die dieser Fachbeitrag eingeht. Und das sind vor allem Content, Betreff, Ansprache, Signatur.
  • Tool-Tipp: Videos zusammenfassen per YoutubeDigest
    Keine Zeit, um sich das ganze YouTube-Video anzusehen? Kein Problem mit YouTubeDigest. Dieses KI-Tool fasst das Video zusammen – ob als Fließtext oder als Aufzählungen – und dies in mehreren Sprachen. Okay, auf Deutsch ist es teils noch etwas buggy ;-).