by Dominik Ruisinger | 19.04.2017 | Blog
Angesichts der massiv gewachsenen Zahl an Unternehmen, die WhatsApp als Info oder Service einsetzen, ließ sich das Jahr 2016 durchaus als das „WhatsApp-Jahr“ beschreiben. Das Jahr 2017 wird, so eine sicherlich nicht ganz gewagte Prognose, später als das „Chatbots-Jahr“ bezeichnet werden. Und einige werden auch bei uns bereits eingesetzt.
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Hinweis: Im April 2019 habe ich fast 40 Chatbots getestet und eine neue und deutlich erweiterte Version dieses Chatbot-Tests geschrieben. Diese findet sich hier in meinem Blog!
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Seit Ende 2016/Anfang 2017 hat die Zahl der virtuellen Assistenten kräftig zugenommen, mit denen Unternehmen auf Messaging-Plattformen wie dem Facebook Messenger Dialoge anbieten, Nachrichten überliefern und Serviceleistungen übernehmen. Oder dies zumindest versuchen. Gerade auf internationaler Ebene gibt es bereits mehrere Tausende von Angeboten – von Wetter-Bots über News-Dienste, personalisierte Nachrichten bis hin zu Marken-Bots, die eCommerce-Angebote unterstützen sollen.
Und in Deutschland?
Ein Blick in meinen täglichen Feed-Reader und in meine persönlichen Feeds auf Facebook, Twitter, LinkedIn & Co. machen deutlich, dass sich kaum jemand NICHT zu den Bots äußert. Regelmäßig werden neue Tools zur Erstellung von mehr oder weniger halb-professionellen Chatbots vorstellt – ob sie jetzt Chatfuel, ManyChat, Botsify, Botmaker oder – speziell für die Finanzbranche – chatbank heißen.
Selbst wenn Chatbots laut einer W3B-Studie bei jedem zweiten Deutschen – noch – auf Ablehnung stoßen, werden sie Schritt für Schritt viele Informations- und Dienstleistungen übernehmen. Dies ist heute bereits deutlich vorhersehbar. Solche Messenger Bots werden jedoch nur dann erfolgreich sein können, wenn die versendeten Nachrichten möglichst eng auf die individuellen Interessen des Versenders abgestimmt sind und ihm wirklichen Informations- und Mehrwert liefern.
IM ÜBERBLICK: Hiesige Chatbots
Blick in meinen Messenger: Chatbots im Test
Doch welche Unternehmen in Deutschland bzw. im DACH-Raum setzen bereits auf Chatbots? Die folgenden virtuellen Helfer habe ich in den vergangenen Tagen alle persönlich getestet und kurz kommentiert. Dabei habe ich mich auf den Facebook Messenger und auf WhatsApp fokussiert und damit spannende externe Ansätze wie den Nachrichten-Chatbot Resi oder interne Lösungen via Threema zum Beispiel bei Daimler außen vor gelassen.
Die kurze alphabetische Liste, die auch von einer Facebook-Gruppendiskussion inspiriert ist, ist nur ein Anfang. Künftig werde ich versuchen, diese kontinuierlich weiterzuführen und zu erweitern, sobald ich einen neuen – zumindest halbwegs funktionierenden – Chatbot entdeckt und getestet habe. Ach ja: Wer selbst interessante Chatbots entdeckt, einfach kurz kommentieren und ergänzen – damit ich sie selbst testen und integrieren kann.
ARAG: Versicherungs-Bot
Liefert Informationen zum Thema Reiseversicherung
Austrian Airlines: Flug-Bot
Fragen, Hilfestellungen, Suchen zum Flug? Der Messenger Service ist richtig gut
Bier in Aktion: Bier-Bot
Hilft bei der Suche nach österreichischen Biermarken und Angeboten
BILD: Fußball-Bot
Schickt regelmäßig Ticker-News zum Fußball-Lieblingsverein
BMW: DTM-Motorsport-Bot
Media Broadcast Service mit Infos, Bildern, Audios etc. zur DTM per WhatsApp für Journalisten
Chatshopper: Fashion-Bot
Emma ist der persönliche Shopping-Bot fürs die Mode-Fans.
congstar: Telekommunikations-Bot
Sophie beantwortet einige Fragen, bietet aber explizit keine Kundendienst
FAZ: Nachrichten-Bot
Versendet ausgewählte Nachrichten zu den Top-Themen des Tages
Frankfurt Airport: Flughafen-Bot
FRAnky will Services rund um den Flughafen bieten, bislang jedoch sehr fehlerhaft
FUNK: Novi Nachrichten-Bot
Liefert 2x pro Tag News inklusive hübscher Gifs
GYANT: Gesundheits-Bot
Beantwortet Fragen bei Symptomen rund um die eigene Gesundheit
Jägermeister: Fun-Bot
Lässt die frei gewählte eigene Nachricht von 2 Rappern in ein Rap Video verwandeln
KaufDA: Shopping-Bot
Begleitet bei der Suche nach Shops und Produkten, jedoch noch recht buggy
KAYAK: Reise-Bot
Hilft wirklich prima bei Suche nach Flügen, Hotels, Mietwagen etc.
Klarmobil: Handy-Bot
Elvis von Klarmobil berät zu Tarifen und Vertragsangelegenheiten
Klickmal: Versicherungs-Bot
Berät in Fragen von KFZ-Versicherungen in Österreich
L’Oreal: Friseur-Bot
Hilft Friseurs und ihren Salonkunden bei Fragen weiter.
Lufthansa: Best Price-Bot
Mildred will bei Flugsuche helfen, versteht aber noch recht schlecht
Maggi: Rezepte-Bot
Der recht kluge Bot Kim beantwortet Fragen zu Rezepten und lernt ständig hinzu
Mr. Hokify: Job-Bot
Liefert bei der Suche nach dem nächsten Job noch sehr wenig Ergebnisse
Novi: News-Bot
Nachrichten-Chatbot von funk mit 2x täglich aktuellen Nachrichten
Opel: Chad – Probefahrt-Assistenz-Bot
Probefahrt mit 5 Opel-Marken? Chad führt Interessierte zum nächsten Opelhaus
Sparkasse: Bot(e) der Sparkasse
Informiert über Kwitt, tanzt für dich oder versendet Videos
Swelly: Helfer-Bot
Unterstützt spielerisch die Entscheidungsfindung, in Österreich
Travel Homie: Reise-Bot
Derzeit überlastet und nur sehr eingeschränkt in Aktion
TUI Cruises: Mein Schiff Reise-Bot
Vermittelt Inspirationen, Reise-Tipps, Angebote inkl. Direktkontakt
Wetter.com: Wetter-Bot
Schickt täglich die individuelle Wettervorhersage zum angegebenem Ort inkl. Webcam-Bilder
Wetter Online: Wetter-Bot
Schickt täglich Infos zum Wetter in der eigenen Stadt und informiert bei Wetterüberraschungen
Wien: Stadt-Bot
WienBot beantwortet Fragen rund um die Stadt und verweist auf Website-Inhalte
Zoom: ZoomBot Immobilien-Bot
Hilft bei der Suche nach der passenden Immobilie, hat aber noch einige Bugs
GETESTET: Internationale Bots
Auf internationaler Ebene gibt es natürlich bereits mehrere Tausende von Bots. Bislang habe ich mich mit den folgenden Bots „unterhalten“:
by Dominik Ruisinger | 18.12.2016 | Blog
Das Ende eines Jahres ist immer auch der Blick in die Zukunft, was so viel wie das nächste Jahr bedeutet. Was ist dort zu erwarten, gerade in einer Branche, die mit Volldampf von der einen Entwicklung zur nächsten rauscht und viele Marktteilnehmer erstaunt, überrascht, ungläubig, begeistert bis entgeistert zurücklässt? Und das innerhalb einer Blase, die immer stärker den Blick nach draußen verwischt und verliert und in der viele diese bereits mit der Wirklichkeit irrtümlicherweise verwechseln? Ich habe mal einen etwas anderen Blick probiert, auch wenn ich einigen der Prognose nicht alleine dastehen werde.
1) Der eiserne Blick der Controller
In den vergangenen Monaten wurde viel über Ziele und über Monitoring diskutiert. Was mir auffiel: Es wurde vor allem über Social Media Ziele gesprochen. Oder generell über Ziele in der digitalen Kommunikation. Nur, wenn ich einmal die Haltung eines Geschäftsleiters übernehme: Was bringt mir eine hohe Interaktionsrate? Ein hoher Retweet-Quotient? Eine steigende Klickrate oder Click-Through-Rate? Aus Unternehmenssicht erst einmal nichts. Gar nichts. Denn jede Erhöhung könnte auch mit einem Problem, einem Skandal, einem Missverständnis, mit einem kommunikativen Beschleunigungsgrund zu tun haben. Und außerdem: Wie zahlen solch steigende Zahlen auf das Unternehmensergebnis ein?
Genau die Beantwortung dieser Frage wird eines der Top-Trends des Jahres 2017. Übersetzt heißt dies: Auch die digitale Kommunikation wird immer stärker ins Auge des Controllings geraten, sie wird diskutiert werden, in Frage gestellt werden. Sie muss bei der Erfüllung von übergeordneten strategischer Zielen vergleichbar sein, gerade aus Sicht anzustrebender ganzheitlicher Erfolgsergebnisse. Dieser notwendige Umdenkungsprozess war übrigens eines der Hauptgründe, warum ich das Buch über „Die digitale Kommunikationsstrategie“ geschrieben habe, das vor wenigen Wochen herausgekommen ist.
2) Maschinen statt Menschen
Mit dem Zeitalter der Messenger hat auch das Zeitalter der Bots begonnen. Dies ist kaum jemand verborgen geblieben. Dazu genügt es, sich nur ein paar wenige Aspekte vor Augen zu führen:
Messaging Apps vs. Social Networking Apps
Stichwort Messenger: Während die App-Nutzung generell zurückgegangen ist, hat die Nutzung der Messenger-Apps die Nutzung der Social Networking-Apps seit Ende 2015 bereits übertroffen (siehe Abb.). Und es gibt kaum ein Grund, der gegen ein Fortschreiten dieses Trends spricht. Denn sie werden vielfältig eingesetzt: 1-to-1 für Beratung und Service, 1-to-many für Informationen per Newsletter.
Stichwort Bots: Die Facebook Messenger Plattform zählt bereits heute weltweit über 35.000 Bots, damit Unternehmen automatisiert mit ihren Zielgruppen „kommunizieren“ können. Tendenz weiter wachsend. Die Einsatzbereiche der automatisierten Tools sind dabei vielfältig: Ob zur Information, als Service oder für den eCommerce – und natürlich in jeglicher Mischform.
Ihr Zeitalter wird in 2017 erst wirklich beginnen, mit allen positiven Chancen wie negativen Auswirkungen. Und die Frage: „Ist das jetzt ein Mensch oder eine Maschine“ werden wir immer seltener beantworten vermögen.
3) Rückzug ins Private
Während „private“ 1-to-1-Tools ihren Siegeszug bei den Usern feiern – egal ob sie jetzt WhatsApp, Facebook Messenger, WeChat oder Snapchat heißen –, ist die Bereitschaft der Nutzer, sich öffentlich in den Netzwerken zu äußern, spürbar zurückgegangen. Dies ist eine hoch interessante Entwicklung: Nutzten die Menschen ursprünglich das Internet, um sich darzustellen, schrittweise an Einfluss zu gewinnen und ihre Macht auszuüben, wie Professor Peter Kruse einst so beeindruckend wie einfach innerhalb von 3 Minuten erklärte, ziehen sie heute wieder in eine private Öffentlichkeit zurück. Das bedeutet nicht, dass die Menschen Facebook und Co. ganz den Rücken zugekehrt haben – allein die knapp 30 Mio. Facebook-Mitglieder in Deutschland sprechen dagegen. Vielmehr hat sich die Nutzung verändert: Vom aktiven Posten und Mitteilen, zum passiven Lesen und Beobachten.
Dieser beschriebene Rückzug ins Private wird durch die immer stärkere Verbreitung der Messenger Dienste weiter an Kraft gewinnen, wobei der Gewinner gerade in Deutschland ganz klar die Facebook-Produktfamily sein wird.
4) One Tool fits all
Eng mit den ersten beiden Punkten ist die Frage nach der künftigen Heimat der User, vom technischen Blick aus. Ein Blick nach Asien auf den allmächtigen WeChat Messenger erleichtert die Beantwortung der Frage, warum benötigen wir eigentlich noch so viele Apps? Genügt hier nicht ein Tool, über da sich zumindest die große Mehrheit aller Aktivitäten abwickeln lässt? Ja, es scheint zu genügen.
Und wer sich vor Augen führt, wie stark Facebook gerade die Entwicklungen bei WeChat als digitalen Alleskönner mit Argusaugen verfolgt, der weiß, wie das Duell in Deutschland heißen wird: Facebook und seine Family gegen den Rest der Welt. Und zumindest für 2017 heißt auch hier der eindeutige Gewinner: Facebook.
5) Digitaler Split
Wechseln wir auf eine andere Ebene. Die hohe Dynamik in der digitalen Branche wird immer stärker zu einer Überforderung vieler Menschen führen. Schon vor vielen Jahren warnte der damalige SPD- Kanzlerkandidat Peer Steinbrück von einer digitalen Spaltung der deutschen Gesellschaft. Es drohe „eine Spaltung in eine digitale Elite und ein digitales Analphabetentum, das hoffnungslos abgehängt werde“, so Steinbrück auf der CeBIT 2013.
Diese Spaltung, dieser digitale Gap ist heute bereits da, wie zentrale Studien wie der D21-Digital-Index jedes Jahr von neuem verdeutlichen. Mangelnde Digitalkompetenz quer durch die Bevölkerung war auch die Kernaussage der im November publizierten Ausgabe 2016. Danach liege der Digitalisierungsgrad der Deutschen „weiterhin bei 51 von 100 bestmöglichen Punkten und entspricht damit einem gerade so Schritt-halten-Können mit den wachsenden Anforderungen durch die Digitalisierung“.
Diese Spaltung in digital „ready“ und digital „lost“ wird sich weiter vertiefen, auch da viele Branchen sowie die Institutionen die Folgen und Chancen verschlafen und Change-Prozess mit Blick auf die Möglichkeit eines Scheiterns vermeiden, wie beispielsweise der Investor Frank Thelen zu Recht anmahnt: „Du musst dein bestlaufendes Produkt oder dein gewinnbringendstes Businessmodell jederzeit hinterfragen und notfalls killen können. Die Bereitschaft dazu sehe ich in Deutschland nicht. Und das ist unser Problem.“
6) Digitaler Burnout
Die Allmacht der Digitalisierung inklusive ihrer kommunikativen Instrumente führt schon heute zu einer Überforderung – und zu wirklichen Opfern. Begriffe wie „Information Overload“, „Content Shock“ oder „Slow Media“ sind hier nur der Anfang. Gerade unter Menschen, die dem Prozess nicht mehr folgen können oder wollen, lässt sich vom Prinzip des „Digitalen Burnouts“ sprechen. Weil sie dem Tempo nicht mehr folgen können, weil sie auf die enormen Veränderungsprozesse nicht vorbereitet sind, weil sie aus einer gewohnten Umgebung herausgerissen werden, die ihnen eine – trügerische – Sicherheit vermittelt hatte, weil von ihnen Dinge und Changes gefordert und erwartet werden, weil sie eine innere Ruhe gegen neue Horizonte eintauschen müssen, was viele als ungemein spannend, andere als erschreckend und verstörend wahrnehmen. Über diese überforderte und sich gleichzeitig selbst überfordernde Gesellschaft habe ich kürzlich erst geschrieben.
Nur: Wo ist hier die Lösung in einer hoch vernetzten und jeden Tag noch stärker digitalisierten Welt? In einer Welt, in der niemand den Stecker ziehen wird und kann, um vielen wieder etwas mehr innere Ruhe zu gönnen, bevor die nächste Veränderungswelle kommt? Nein, diese Überforderung wird auch 2017 weitergehen – und unsere Gesellschaft noch stärker spalten: In Menschen, die die digitale Change-Prozesse in Unternehmen und in der Kommunikation als Chance erkennen, verstehen und auch aushalten können; sowie in Menschen, die immer stärker den Veränderungen unterliegen, die aber in unserer Gesellschaft teils auch notwendig sind.
Ist das jetzt ein Schrei nach dem neuen Offline? Nein, nicht ganz und nicht unbedingt. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich noch erzählen werde. Aber nicht als Trend. Und nicht heute.