Zu den Hauptwerkzeugen auch einer digitalen Kommunikationsstrategie zählen die altehrwürdigen Sinus-Milieus. Nur bringen diese in digitalen Zeiten, in denen alle nur noch von Personas sprechen, noch etwas? Ja, meine ich in diesem Beitrag im Rahmen meiner kleinen Serie „Stichwort Wissenswertes“, der wieder meinem neuen Buch entstammt.
Sinus-Milieus als Orientierungshilfe
Sinus-Milieus gruppieren Menschen, die sich in ihrer Lebensweise und -auffassung ähneln. Dazu fließen grundlegende Werte, Lebensziele und -stile, die soziale Lage sowie persönliche Einstellungen zu Familie, Freizeit, Arbeit und Konsum mit ein. Dieser Ansatz, Zielgruppen in Milieus und sogenannte Lebenswelten zu segmentieren, liefert Kommunikationsexperten eine gute Orientierung und eine hilfreiche Entscheidungshilfe.
In einer sogenannten Kartoffelgrafik des Sinus-Institutes werden die Sinus-Milieus in ein 2-dimensionales Koordinatensystem gruppiert: auf der x-Achse die »Grundorientierung«, auf der y-Achse die »soziale Lage«. Die »soziale Lage« stuft nach Unter-, Mittel- und Oberschicht ein. Die »Grundorientierung« teilt auf in Tradition, Modernisierung/Individualisierung und Neuorientierung. Anhand beider Achsen werden die Gruppen platziert, von den Traditionellen zu den Performern, von den Prekären über die Bürgerliche Mitte bis hin zu den Liberal-Intellektuellen. Die Gruppen haben jeweils ähnliche Einstellungen und Meinungen zu den Themen wie Familie, Freizeit, Arbeit oder Konsum. Auf diese Weise bilden sich einzelne Cluster, die sich in ihrer Lebensweise und ihren Alltagseinstellungen zu den genannten Themen unterscheiden.
Traditionelles Planungsinstrument
Die Zielgruppen-Typologie ist ein traditionelles Planungsinstrument, das neben den klassischen soziodemografischen Fakten wie Alter, Bildungsstand und Einkommen die Wertorientierung und die Lebensstile von Verbrauchern berücksichtigt. Die Aufteilung in Lebenswelten bietet der Kommunikation wichtige Ansätze: Sinus-Milieus als Zielgruppen-Ansatz sind nicht nur Bestandteil der zentralen hiesigen Markt-Media-Studien; sie können hilfreich sein, Basis-Zielgruppen für eine strategische Kommunikation zu erstellen.
Auf Grundlage der Werte, die das eigene Produkt oder die eigene Organisation repräsentiert, lassen sich die jeweiligen Zielgruppen den passenden Milieus zuordnen. Dabei sind die Übergänge oftmals fließend. Zudem können Organisationen durchaus mehrere der verschiedenen Sinus-Milieus ansprechen.
Digitale Sinus-Milieus
Spannende Ergänzung gerade für die Entwickler von digitalen Kommunikationsstrategien: Einen ebenfalls interessanten Blickwinkel auf die Zielgruppen liefern die sogenannten Digitalen Sinus-Milieus der Internetnutzer. Dazu hat das Sinus-Institut das bekannte Kartoffelmodell auf digitale Zielgruppen übertragen und unterscheidet im Verhalten sechs Grundhaltungen: selektiv, vorsichtig, bemüht, spaßorientiert, effizient und souverän. Wie sich diese in der digitalen Kommunikation einsetzen lassen, dazu finden sich Informationen direkt auf der Webseite des Sinus-Instituts.