Insta­gram hat sei­nen eige­nen Algo­rith­mus instal­liert. Für das Unter­neh­men selbst bzw. Papa Face­book im Hin­ter­grund recht logisch. Doch für vie­le bis­he­ri­ge Insta­gram-Fans eher ernüch­ternd. Weil er Bekann­tes betont und Ent­de­ckun­gen ver­birgt. Was das heißt?

Seit eini­gen Wochen bekommt jeder Insta­gram-Nut­zer den neu­en Algo­rith­mus zu spü­ren. Und zwar deut­lich. Denn ähn­lich wie bei Face­book regelt der Insta­gram Algo­rith­mus, wel­che Bil­der und Vide­os der Nut­zer in wel­cher Rei­hen­fol­ge zu sehen bekommt. Auch wenn im Unter­schied zu Papa Face­book kei­ne Bei­trä­ge ver­bor­gen, son­dern nur die Rei­hen­fol­ge ihrer Sicht­bar­keit bestimmt wird, hat dies Fol­gen. Für die Nut­zer. Und zwar kräf­ti­ge. Und nicht immer nur positive.

Wenn ich mir mei­nen eige­nen Insta­gram-Stream anse­he, so sind seit eini­gen Tagen prak­tisch nur noch Bil­der sicht­bar von

  • Per­so­nen, mit denen ich auch auf Face­book regel­mä­ßig inter­agie­re … hal­lo Instagram-Facebook-Verbindung!
  • Accounts, mit denen ich bereits in der Ver­gan­gen­heit inten­siv inter­agiert habe – ob per Likes oder per Comments;
  • Accounts, die in mei­ner regio­na­len Nähe Bil­der posten.

Am häu­figs­ten sehe ich aber Bil­der und Vide­os von Accounts, auf die alle drei Fak­to­ren zutref­fen. Und davon aber maß­los viel Bil­der. Wenn sol­che Accounts hin­ter­ein­an­der oder inner­halb eines kur­zen Zeit­raums bei­spiels­wei­se gleich fünf Bil­der publi­zie­ren, bekom­me ich (fast) alle zu sehen. Ein Resul­tat: Für die letz­ten 100 Bil­der in mei­ner Time­line waren genau 23 Per­so­nen ver­ant­wort­lich. Ist das nicht irgend­wie schade?

Wo ist mei­ne Inspirationsquelle?
Der Algo­rith­mus ist für mich per­sön­lich – ehr­lich gesagt – ziem­li­cher Schrott. Wo ist denn das Insta­gram als Inspi­ra­ti­ons­quel­le geblie­ben? Nein, das ist jetzt kein #mim­i­mi-Arti­kel. Nur: Für mich hat der Reiz von Insta­gram immer das Über­ra­schen­de, das Nicht-Plan­ba­re, die plötz­li­chen visu­el­len Emo­tio­nen aus­ge­macht. Dass man Accounts z.B. von Künst­lern oder Foto­gra­fen bewusst abon­niert hat, weil sie einen mit ihren Bil­dern und Vide­os über­rascht, inspi­riert, ein Lächeln auf die Lip­pen gezau­bert haben.

Ich hat­te mich an ihren Wer­ken erfreut — ohne mit ihnen direkt zu inter­agie­ren. Und das ist das Pro­blem, mein Pro­blem: Kei­ne Inter­ak­ti­on, kein Like, kein Kom­men­tar bedeu­tet jetzt kei­ne Sicht­bar­keit mehr. Und schon sind sie — mit dem neu­en Algo­rith­mus — aus mei­nem Blick­feld ver­schwun­den, auch wenn sie noch so viel und schön posten.

Insta­gram sitzt damit – aus mei­ner per­sön­li­chen Sicht – in einer ziem­li­chen Inspi­ra­ti­ons­fal­le. Auf der einen Sei­te ist der Schritt aus Unter­neh­mens­sicht viel­leicht ein wenig nach­voll­zieh­bar, wenn man die Inter­ak­ti­on mit Bekann­tem för­dern will. Nur was macht man auf der ande­ren Sei­te mit Men­schen wie mir, die gucken aber oft­mals nicht inter­agie­ren? Die die Viel­falt von frem­den Insta­gram-Nut­zern, von inter­na­tio­na­len Foto-Künst­lern als das Beson­de­re erkannt hat­ten? Die spie­len für Insta­gram anschei­nend kei­ne Rol­le mehr. So wie ich.

Lis­ten machen glücklich!
Dabei gäbe es eigent­lich eine recht ein­fa­che Lösung: Und die heißt Lis­ten. Übri­gens genau so wie bei Face­book (auch wenn sie noch immer weni­ge Nut­zer ken­nen und inten­siv nut­zen). Lis­ten wür­den eini­ges erleich­tern. Eine Lis­te für Freun­de, für Kol­le­gen, für span­nen­de Fir­men, für Inspi­ra­tio­nen, für beson­de­re Accounts etc. Und alle wären glück­lich: Die Nut­zer, weil sie sich wie­der inspi­rie­ren las­sen kön­nen oder zu inter­agie­ren, und auch Insta­gram übri­gens, da die geziel­te Lis­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­on wahr­schein­lich eine deut­lich höhe­re Inter­ak­ti­ons­ra­te mit sich brin­gen wür­de als das bis­he­ri­ge, meist etwas plan­lo­se Scrol­len. Oder ist das so schwer umzusetzen?

Noch habe ich Hoff­nun­gen, dass sich hier etwas tut. Und dies mög­lichst bald. Ansons­ten bin ich weg. Denn die vie­len Bil­der mei­ner Freun­de neben Face­book auch noch bei Insta­gram anzu­se­hen, das brau­che ich wirk­lich nicht. Also tu was, Instagram!