Stichwort Wissenswertes: Ist eine Strategie immer langfristig angelegt?

11.09.2020

Konzepte und Strategien müssen immer langfristig wirken – oder zumindest eine mittelfristige Wirkung haben. Mhhh. Gar nicht einfach diese Aussage, die überall nachzulesen ist. Grundsätzlich bin ich durchaus ein Freund davon, dass eine mühsam entwickelte Strategie langfristig ihre Wirkung zeigen sollten. Doch gilt dies auch im digitalen Zeitalter und diesen extrem schnelllebigen Zeiten? Ein „Stichwort Wissenswertes“ aus meinem Buch „Die digitale Kommunikationsstrategie“ heute zum Begriff „Langfristigkeit“.

Der Strategie-Begriff »langfristig« in digitalen Zeiten

Strategien werden traditionell mit dem Begriff »langfristig« verbunden, sind sie doch auf lange Sicht ausgerichtet. Der Begriff der »Langfristigkeit« ist jedoch in digitalen Zeiten immer schwieriger zu definieren. Konnten bislang noch Strategien auf mehrere Jahre angelegt werden, so hat sich dies im digitalen Zeitalter deutlich verändert. Strategen müssen sich bewusst sein, dass der Begriff »langfristig« heute eher mit einem Zeitraum von einem als von mehreren Jahren verbunden ist – gerade angesichts der vielfältigen Entwicklungen in der Kommunikations- und Medienlandschaft.

Man muss bedenken, was alles innerhalb des vergangenen Jahrzehntes in der Kommunikation geschehen ist: Das Aufkommen des Social Web, die stärkere Dialogorientierung, das verstärkte Interesse an öffentlicher Selbstdarstellung, die veränderte Kommunikationskultur, der Rückzug ins Private – Stichwort Dark Social. Außerdem wurde die strikte One Voice Policy allmählich untergraben, es wird verstärkt visuell kommuniziert, auf schnelllebigen Content gesetzt und der Trend geht hin zum Pull-Ansatz und zu einer Many-to-Many-Kommunikation. Die klassischen Medien verlieren allmählich an Bedeutung, und die Ära von Journalisten als einzige Gatekeeper neigt sich dem Ende zu.

Diese und viele weitere Entwicklungen machen deutlich, wie stark die Kommunikationsbranche im Umbruch begriffen ist. Verändertes Nutzerverhalten und technologische Entwicklungen »pushen« sich gegenseitig zu einer fortlaufenden Veränderung. Zudem ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung noch lange nicht am Ende ist, sondern sich in hoher Geschwindigkeit fortsetzen wird – Stichwort automatisierte Chatbots, Stichwort Virtual und Augmented Reality, Stichwort Live um nur ein paar zu nennen.

Strategie als flexibles Gerüst

Genau solchen Veränderungen muss sich eine digitale Kommunikationsstrategie stets anpassen. Auf der einen Seite geht es nicht darum, neuen Entwicklungen immer hinterherzurennen und sich anhand dieser jedes Mal komplett neu zu positionieren. Angesichts der Vergänglichkeit von Trends würde dies enorme Anstrengungen verlangen und viele Ressourcen – teils ergebnislos – verschlingen. Auf der anderen Seite muss die gewählte Strategie den Blick nach vorne richten, um zentrale Entwicklungen frühzeitig zu erfassen und sie zu integrieren. Schließlich bildet sie das Fundament, auf dem die gesamten Kommunikationsaktivitäten basieren.

Solch ein hohes Maß an notwendiger Flexibilität belegt, dass Strategien weit weniger einmal fertig entwickelt und für die kommenden Jahre unveränderbar fixiert bleiben. Vielmehr bilden sie eher eine an den Unternehmens- und Kommunikationszielen ausgerichtete flexible Basis, die in regelmäßigen Abständen und zumindest einmal pro Jahr genau überprüft und den Gegebenheiten neu angepasst werden muss.

Bisher erschienen in der Serie „Stichwort Wissenswertes“:

Die digitale Kommunikationsstrategie von Dominik Ruisinger

Die digitale Kommunikationsstrategie. Seit Juli 2020 neu.
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