Warum jedes Social Media Engagement eine Strategie benötigt.

02.11.2019

Kürzlich durfte ich für das Magazin Stiftung & Sponsoring einen Gastbeitrag darüber schreiben, warum Stiftungen sich stärker mit dem Thema Social Media Strategie bzw. Digitale Kommunikationsstrategie auseinandersetzen sollten. Als zertifizierter Stiftungsmanager und Beirat einer Stiftung zählt dies zu den Themen, die mir aktuell viel um den Kopf schwirren bzw. an denen ich in laufenden Projekten mit Stiftungen arbeite. In Absprache mit dem Verlag darf ich diesen Beitrag heute auch hier publizieren.

Immer mehr Stiftungen sind heute auf den Plattformen im Social Web präsent. Sie lancieren Facebook-Pages, Twitter- und YouTube-Accounts, testen Instagram-Stories und hoffen so auf Interessenten, Multiplikatoren oder gar Spender. Sie versuchen, ihre Bekanntheit zu erhöhen, sich regional stärker zu vernetzen, sich gegenüber Partnern und Medien zu positionieren und ein aktives Agenda Setting zu betreiben. Schließlich bietet das Social Web durchaus enorme Chancen, dem eigenen Anliegen im Austausch mit anderen eine Stimme zu geben. Das zentrale Problem: Viele dieser Aktivitäten sind vor allem Plattform getrieben, wie beispielsweise auch meine eigene Studie #stiftungdigital: Wo stehen Stiftungen im digitalen Zeitalter verdeutlicht hatte.

Das Zeitalter digitaler Kommunikation hat gerade erst begonnen.

Digitale Kommunikationsstrategie - ein Praxisleitfaden von Dominik Ruisinger - für Stiftungen und für Unternehmen
Die digitale Kommunikationsstrategie. Ein Leitfaden von Dominik Ruisinger

Jeder Stiftung muss bewusst sein: Das Zeitalter digitaler Kommunikation hat erst begonnen. Die Vielfalt der Plattformen wird steigen, die Algorithmen werden neu dazulernen, die Form der Kommunikation wird sich weiter entwickeln. Immer stärker ist bereits das Vordringen von Bewegtbild und Live-Video zu beobachten, von Messengern, automatisierten Chatbots oder Social Collaboration-Plattformen. All diese drängen in die Werkzeugkoffer der Kommunikationsexperten.

Es bringt wenig, den Plattformen hinterher zu hecheln und auf jeden Trend aufzuspringen. So schreibt Christian Achilles, Leiter Kommunikation und Medien beim DSGV, in meinem Buch „Die digitale Kommunikationsstrategie“ zurecht, dass sich digitale Kommunikation nicht darin erschöpft, „Social Media zu beherrschen, neue Apps anzubieten oder möglichst viele neue Kanäle entsprechend schnell wechselnder Moden zu besetzen“ . Kommunikation müsse viel systematischer und in einer die Kommunikationsdisziplinen übergreifender Weise geplant werden und dabei auf einer klaren Markenstrategie beruhen.

Eine Strategie ist unabdingbar. Punkt.

Für Stiftungen heißt dies: Es bedarf einer sorgfältig erarbeiteten und klar formulierten Social Media Strategie. Sie ist unabdingbar für eine nachhaltige Präsenz im digitalen Zeitalter. Systematisch abgestimmt dient sie als Leitfaden für eine strategisch ausgerichtete Kommunikation im Social Web und dafür, dass ein Engagement nicht als Schnellschuss verkommt, sondern zur nachhaltigen Erfolgsgeschichte werden kann.

Bei der Vorgehensweise unterscheidet sich eine Social Media Strategie kaum von der klassischen Kommunikation: Zuerst kommt die Analyse, in der die eigene Ausgangssituation analysiert und die internen Voraussetzungen für ein Engagement im Social Web überprüft wird. Schließlich bedeutet Social Media Dialog, Interaktion, Involvement. Und zum Dialog gehört weniger Senden als vielmehr Zuhören. Das heißt, Stiftungen müssen sich im Rahmen ihrer Content-Strategie auf die Inhalte fokussieren, die für ihre Stakeholder von Relevanz sind. Dabei müssen sie geäußerte Kritik als Chance zur Verbesserung wahrnehmen. Sie müssen also den Mut haben, sich Diskussionen offen gegenüberzustellen und dazu ausreichend Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

Weiter basiert jede erfolgreiche Kommunikation auf messbaren Zielen, klar definierten Stakeholdern, einer nachhaltigen Positionierung und dauerhafter Kontrolle. Dazu muss die Strategie als laufender Prozess verstanden werden, die der ständigen Bearbeitung, Ergänzung, Aktualisierung bedarf. Erst auf dieser Basis können die Plattformen und Instrumente bestimmt werden, wobei gilt: Erst müssen die Themen, die Stories, die Inhalte entwickelt werden, bevor die passenden Social Media Kanäle gewählt werden.

Integriert in die Stiftungsstrategie

Social Media darf zudem niemals ein isoliertes Projekt, ein eigenständiger Zweck oder ein unabhängiger Kommunikationskanal sein. Die Social Media Aktivitäten sind an die übergeordnete Vision sowie an die Kommunikationsstrategie anzudocken. Ein gutes Orientierungsmodell liefert beispielsweise der „Social Media Strategy Funnel“ von Angie Schottmuller, der bereits aus dem Jahre 2012 stammt und weiter aktuell bleibt. Darin sind die notwendigen Voraussetzungen aufgezeigt, die den Erfolg mitbestimmen: Eine klar dargelegte Strategie mit formulierten Business-Zielen, von der die Kommunikationsziele abgeleitet werden, auf denen die Social Media Ziele beruhen, die sich über Inhalte erfüllen und zur Überprüfung jederzeit evaluieren lassen.

Zusammengefasst bedeutet dies: Bevor Stiftungen also beginnen, eine Social Media Strategie zu entwickeln, sollten sie als ersten Schritt ihre Stiftungsstrategie einer genauen Analyse unterziehen. Dies bildet die Basis für die weitere Vorgehensweise. Ansonsten verpufft jede noch so gut gemeinte Social Media Strategie wirkungslos.

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