Neues Experiment: Mein Bahn-Tagebuch 2020

Neues Experiment: Mein Bahn-Tagebuch 2020

Ich bin DB-Vielfahrer. Nicht mit Schwarzer BahnCard, aber immerhin BC50. Warum Vielfahrer: Durch meine Jobs als Consultant und Trainer bin ich jährlich rund 100 Tage unterwegs – meist irgendwo in Deutschland 🇩🇪 und fast immer mit der Deutschen Bahn. Innerdeutsche Flüge habe ich schon in Zeiten vor Greta und FFF gestrichen, wenn auch – und das sage ich ehrlich – mit Ausnahmen.

Bei 100 Tagen Bahnfahrten erlebt man so einiges – an verschüttetem Kaffee, extrem freundlichen Servicepersonal, gut gelaunten Durchsagen und netten Gesprächen. Aber natürlich auch zahllose Verspätungen, verpasste Anschlüsse, gestrichene Züge, fehlende Waggons oder erlischte Platzreservierungen.

Meine Frage: Doch ist die Bahn wirklich so pünktlich wie sie behauptet oder so unpünktlich wie ich es empfinde? Mache ich also den Test. Und zwar werde ich diesen Blog-Beitrag 12 Monate als mein persönliches Bahn-Tagebuch führen und alle Fahrten samt Zeiten und Zügen transparent eingeben – Hashtag #DominiksDB. Ende 2020 wird dann „abgerechnet“. Ich bin gespannt!

Meine Deutsche Bahn-Fahrten 2020

Datum | Fahrtstrecke | Zugnummer | geplante Abfahrtzeit (wirkliche Abfahrtszeit) | geplante Ankunftszeit (wirkliche Ankunftszeit) | Anmerkung 

  • 15.12. | Berlin – Stuttgart | ICE 599 | 11.28 – 17.08 (17.11)

  • 23.11. | Stuttgart – Berlin | ICE 690 | 10.51 (11.00) – 16.25 (18.51) | | Weichenstörung, Stellwerksausfall, Personenschaden

  • 27.10. | Berlin – Stuttgart | ICE 691 | 13.33 – 19.07 (19.11)
  • 16.10. | Wuppertal – Berlin | ICE 955 | 19.16 (19.22) – 23.04 (00.45) | Zusätzlicher Umstieg in Hamm, Reservierungen weg, WLAN ausgefallen, Personenschaden
  • 16.10. | Bonn – Wuppertal | RB 48 | 16.55 – 18.09 (18.49) | Technische Störung, Stau | Folge: Anschluss verpasst in Wuppertal nach Berlin
  • 15.10. | Stuttgart – Bonn | IC 1116 | 14.45 (15.00) – 18.22 (18.40) | Technische Störung, kein Board-Bistro, Heizung ausgefallen
  • 13.10. | Frankfurt – Stuttgart | ICE 691 | 17.50 – 19.52 (20.00)
  • 13.10. | Stuttgart – Frankfurt | ICE 694 | 06.08 – 08.08 (08.13)
  • 09.10. | Frankfurt Flughafen – Stuttgart | ICE 771 | 19.23 – 21.20 {21.26) | Top-Service bei vergessener Laptop-Tasche
  • 09.10. | Siegburg Bhf – Frankfurt Flughafen | ICE 317 | 18.36 – 19.16
  • 09.10. | Bonn – Siegburg Bhf | STR 66 | 17.57 (18.06) – 18.21 (18.33)
  • 06.10. | Heidelberg – Bonn | IC 2318 | 18.26 – 20.44 (21.55) | Probleme mit Weiche hinter Heidelberg
  • 06.10. | Stuttgart – Heidelberg | ICE 514 | 17.10 – 18.21
  • 24.09. | Mainz – Stuttgart | IC 2313 | 14:42 (14:57) – 17.00 (17.17)
  • 23.09. | Darmstadt – Mainz | HLB RB75 | 19.38 – 20.11 (20:15)
  • 23.09. | Stuttgart – Darmstadt |IC 2392 | 17:34 (17:42) – 19.22 (19:29)
  • 18.09. | Mainz – Stuttgart | IC 2311 | 18.42 (20:52) – 21.02 (23:15) | Problem mit Weiche + Personen im Gleis
  • 18.09. | Bad Kreuznach – Mainz | RB 29579 | 18.00 (18.11) – 18.33 (19.15) | Personen im Gleis
  • 14.09. | Mainz – Bad Kreuznach | RB 29556 | 08.27 – 09.00
  • 14.09. | Mannheim – Mainz | IC 1510 | 07.35 (07:39) – 08.15 (08.19)
  • 14.09. | Stuttgart – Mannheim | ICE694 | 06.08 – 07.29 (07.34)
  • 08.08. | Berlin – Stuttgart | ICE 695 | 17.28 (17.30) – 23.50 (23.57)

  • 28.07. | Stuttgart – Berlin | ICE 594 | 16.06 – 22.30

  • 27.06. | Berlin – Stuttgart | ICE 695 | 17.28 – 23:52 (00:02)

  • 20.02. | Singen–S | IC 2388 | 12.35 – 14.43
  • 20.02. | Konstanz–Singen | SBB87680 | 11.53 – 12.26
  • 15.02. | Singen–Konstanz | SBB87687 | 14.32 – 15.05
  • 15.02. | S–Singen | RE 87 | 12.29 – 14.25
  • 07.02. | F–S | ICE 691 | 17.50 – 19:07 (21.20) | Personenschaden auf Bahnstrecke, Umleitung, Gleissperrung durch verunglückten Lieferwagen, fehlender Lokführer
  • 07.02. | S–F | ICE 690 | 10.51 (10.53) – 12.08 (12.13)
  • 04.02. | F–S | ICE 691 | 17.50 (17.52) – 19.07 (20.25) | Umleitung wegen Sperrung HBF S wegen Kabelbrand
  • 03.02. | S–F | ICE 594 (ICE 2904) | 16.51 (17.06) – 18.08 (18.16) | Ersatzzug, nur 1/2 Länge, Reservierungen weg, Verspätung wegen technischer Probleme

  • 27.01. | M–S | ICE 590 | 18.28 (18.30) – 20.45 (20.46)
  • 24.01. | HH–B | ICE 609 | 20.28 – 22.27
  • 23.01. | B–HH | ICE 508 |15.40 – 17.34 (17.28)  
  • 18.01. | N–B | ICE 92 | 14.37 (14.57) – 17.58 {18.03) | Fehlende Unterlagen für Zugchef in Nürnberg
  • 18.01. | S–N | IC 2067 | 12.08 (12.12) – 14.18
  • 17.01. | F–S | EC 117 | 14.20 – 15.53 (15.57)
  • 17.01. | S–F | IC 2296 | 08.05 (08.12) – 09.40 (09.44)

P.S.: Liebes DB-Twitter-Team: Ich hoffe, dass ihr mir weiterhin so gut und schnell bei Fragen helft. Ihr macht einen klasse Job!

Digitaler Burnout? Warum wir allein verantwortlich für uns sind!

Digitaler Burnout? Warum wir allein verantwortlich für uns sind!

Zum Start ins neue Jahr: Ein paar Gedanken über unser selbst gewähltes Hamsterrad, über unser zentrales Gut mit Namen Aufmerksamkeit, über die Art und Weise, wie wir uns gerade selbst richten sowie über den notwendigen Moment, rechtzeitig den Stecker zu ziehen.

Vor gut drei Jahren schrieb ich einen sehr nachdenklich gestimmten Beitrag aus meinem privaten Umfeld über uns als überforderte Gesellschaft. Dort berichtete ich über viel Persönliches, das um mich herum passiert in einer sich gravierend verändernden Arbeits- und Lebenswelt – damals mit der Digitalisierung als Verstärker in der Nebenrolle: „Die Digitalisierung mit ihrer Vielfalt an Möglichkeiten und Instrumenten spielt ihre Rolle“, schrieb ich 2016. „Aber eher als Verstärker und Beschleuniger. Für eine überforderte und sich selbst überfordernde Generation.“

Seitdem hat sich viel verändert. Denn nicht nur die Digitalisierung hat immer mehr Menschen und ihre Organisationen erfasst – Unternehmen, Institutionen, Stiftungen, Agenturen etc.. Sie hat auch immer mehr Menschen in eine Art Verwirrung gestürzt, aus denen der Ausweg gar nicht so einfach und eindeutig zu finden ist. Denn der frühere Verstärker und Beschleuniger hat eine neue Rolle erhalten: Er ist zum Initiator herangewachsen.

Wer macht wen krank?

In den letzten Monaten gab es wichtige Anstöße – wie der von Daniel Neuen, Chefredakteur des PR Reports, der sich des Themas Burnout in der Kommunikationsbranche annahm. In seinem viel diskutierten Beitrag „Macht PR krank?“ bezog er sich auf den Fall des Alexander Leinhos von Vodafone, der als einer der Ersten über seinen Burnout beim Kommunikationskongress 2019 offen gesprochen hatte: „Immer mehr Projekte, ständig Überstunden, zu viel Social Media, zu hohe Erwartungen, zu wenig auf sich selbst geachtet.“ Er hat sich von der PR krank machen lassen, zog Daniel Neuen als Folgerung.

Mhhh. Moment. Einspruch. Kein Beruf macht per se krank. Auch nicht die PR. Es gibt Risikofaktoren – wie die hohe Verantwortung, die permanente Erreichbarkeit, die Vielzahl an Kanälen, der ständige kommunikative Austausch, welche Aktive der Kommunikationsbranche – neben vielen anderen Branchen und Berufen – besonders anfällig für psychische Probleme machen. „Ein hoher Anspruch an sich selbst und die eigene Arbeit ist Stressfaktor Nummer 2. Der Grat zwischen Brennen und Verbrennen ist oft schmal“, heißt es dazu treffend in einer aktuellen Umfrage des PR Reports.

Das liegt natürlich auch daran, dass niemand in der Branche wirklich „unersetzbar“ ist, wie es in dem Beitrag korrekt heißt. Denn das ist wahr. Welche Leistungen bieten wir wirklich an, die uns unerlässlich machen? Und unersetzlich? Ehrlich gesagt: Nix. Punkt. Wir sind mehr oder weniger begabte Rädchen in einem großen Rad, das niemals anzuhalten scheint. Und vor allem ein Rädchen, das es immer und immer in Mehrfachpackungen geben wird. Nur in einer sich stets weiterentwickelnden, sich verjüngenden, neuen Generations-Version. Aber ist das schlimm? Nein! Müssen wir uns damit nicht abfinden? Aber natürlich!

Wer ist also schuld an der Malaise?

Doch wie lässt sich dieses Verbrennen denn verhindern? Und wo liegt eigentlich die Verantwortung für diesen Art Brand? In vielen Beiträgen heißt es oft: „Die Führungskräfte sind gefordert.“ Also die Chefs seien schuld an der Malaise. Wirklich? Oder ist dies maximal nur die eine Seite der Medaille? Anders gefragt: Wie steht es um die wachsende Zahl an Selbstständigen und Freelancern, die ebenfalls unter psychischen Problemen leiden? Also die vielen Freien, halb Freien, Teilzeit Freien, die keinen Chef haben? Wer ist denn hier verantwortlich? Außer sie selbst?

Ich glaube daher kaum, dass die Lösung allein darin bestehen kann, dass „gute Chefs Antennen dafür entwickeln, wenn bei ihren Mitarbeitern etwas kippt“, wie es in dem erwähnten Beitrag heißt. „Und sie sind Vorbild, haben die Wahl, ob sie mit gutem oder schlechtem Beispiel vorangehen.“ Das ist mit Sicherheit richtig. Aber die Lösung? Dieses ist mir viel zu einfach gedacht. Verschieben wir gerade nicht die Verantwortung weiter? Weg von uns als Individuum, hin zum verantwortlichen und mit solchen Fragen übrigens oft kräftig überforderten Chef? Liegt es nicht erst mal an uns selbst, um uns zu kümmern? Oder rechtzeitig den Stecker zu ziehen? Für uns selbst als Mensch?

Die Lösung liegt bei uns!

Bereits in meinem Beitrag vor drei Jahren beschäftigte ich mich mit dem Thema Verantwortung. Damals meinte ich: „Der Umwelt die Schuld für die Last zu geben, die zu heben und zu tragen ist, das wäre zu einfach. Schuld hat an dem „Phänomen“ niemand, höchstens man selbst. Denn wir, die Generation, sind es nämlich auch selbst, die der Situation nichts entgegensetzen, sondern sie aktiv fördern.“

Das heißt übersetzt: Wir Betroffenen haben es selbst zugelassen, wenn uns unser eigenes Verhalten krank macht. Denn in der Diskussion über digitalen Burnout, seelischen Unfrieden & Co. wird immer wieder übersehen, dass wir selbst – ganz ehrlich formuliert – die eigentlichen Produzenten und Schuldigen unseres eigenen Problems sind. Wie bitte?

Wir produzieren die Probleme mit.

  • Wir sind diejenigen, die über Content Shock schreiben, ihn aber selbst produzieren.
  • Wir sind diejenigen, die über Information Overload klagen, aber ständig mehr Informationen auch noch stolz verbreiten.
  • Wir sind diejenigen, die stolz sind, wenn wir als Erste neue Tools ausprobiert haben.
  • Wir sind diejenigen, die über den Traum einer „Zero Inbox“ spotten.
  • Wir sind diejenigen, die sich stolz auf ganz vielen Plattformen parallel bewegen, von denen die meisten niemand außerhalb unserer eigenen Blase jemals wahrnehmen wird.
  • Wir sind diejenigen, die über Influencer und deren Likes und Pods lästern und selbst auf viele Likes, Comments, Shares bei eigenen Beiträgen – wie diesen hier – hoffen. Schließlich ist die Wirkung für uns wichtig – als unsere Währung, für unser Ego, die Karriere. Aha. Die Sucht nach Aufmerksamkeit also steckt bei jedem von uns mit drin.
  • Und – das muss uns allen klar sein – wir sind diejenigen, die verlernt haben, „stopp“ zu sagen.

Dies macht deutlich: Wir vergehen und versündigen uns an uns selbst. Und wir wissen das ganz bewusst. Doch keiner von uns will den Stecker ziehen. Stattdessen zeigen wir – und da schließe ich mich tief mit ein -, wie wir über Automatisierungstools immer noch mehr Content in noch mehr Kanäle mit noch weniger Aufwand pusten; wie wir auf noch mehr Plattformen parallel aktiv sein können. Und dies voller Stolz. Und das machen wir dann alle bis ein noch besseres Tool mit noch krasseren Distributions- und Automatisierungsmechanismen auf den Markt kommt, das wir dann auch sofort – und möglichst als Erster! – in unseren Kanälen promoten.

Und …. das Rädchen läuft weiter auf Hochtouren, bis …. ja, bis wann denn? Einfach gesagt bis zu dem Moment, an dem auch wir nicht mehr können. Und dieses immer schneller laufende Rädchen nicht mehr bedienen vermögen. Und wir, völlig perplex, unser zentrales Gut – die Aufmerksamkeit – nicht mehr bekommen können. Und wir diesen eigentlichen normalen Verlauf der Dinge meist gar nicht bemerkt haben oder haben wollen, zumindest nicht rechtzeitig.

Der richtige Moment für den Schluss.

Das heißt, wenn uns bis dahin weder Herzinfarkt noch Burnout dahingerafft haben, werden wir irgendwann einfach nicht mehr können. Weil wir nicht mehr mitkommen. Und dann? Dead End? Fertig? Feierabend?

Nicht, wenn wir den richtigen Moment finden, in dem für ihn oder für sie passenden Maße den Stecker zu ziehen. Und Stecker ziehen muss nicht heißen, sich rauszuziehen, sich völlig aus der Branche und diesem nie stoppenden Kreislauf zu verabschieden; Stecker ziehen kann auch bedeuten, sich bewusst und sichtbar mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und damit meine ich deutlich bewusster und sichtbarer als bisher. Und dies als Person, die aktuell – noch – Sichtbarkeit als Währung hat und diese für diesen sinnvollen Zweck einsetzen könnte.

Was gilt es konkret zu tun?

Sich mit einem Thema intensiver auseinanderzusetzen, kann vieles bedeuten. Für unseren Fall habe ich fünf kleine, erste Anregungen anformuliert, die ich für mich entdeckt habe: 

Studie Digital Detox
35 Prozent denken nicht an Digital Detox; Befragung im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom; Quelle: statista.de
  1. Wir publizieren regelmäßig.
    Auch wenn Digitaler Burnout ein Thema ist und der Umgang mit dem Informationsdruck so hoch ist, warum gibt es dann so wenig darüber zu lesen? Oder ist das Thema doch noch kein Thema „für uns“? Oder war ich in meiner Recherche etwa „blind“?
  2. Wir sprechen in der Kommunikation von Themensetting.
    Aha. Und warum haben wir das Thema nicht schon viel früher auf die mediale Tagesordnung gesetzt, wie es unter anderen Daniel Neuen jetzt dankenswerterweise getan hat? Und wie halten wir es alle dort, wenn wir das Thema doch als wichtig einschätzen, wie die Reaktionen zum Beispiel beim vergangenen Kommunikationskongress zumindest vermuten lassen?
  3. Wir sprechen alle von Positionierung.
    Und beim Thema Digital Detox oder Slow Media oder bewusster Umgang mit verstärkten kommunikativen Anforderungen im digitalen Zeitalter: Welche Positionierung geben wir diesem Thema? Samt Handlungsanweisung, wie man in der PR doch so schön sagt.
  4. Wir sprechen von Case Studies.
    Aber wo sind die Personen, die offen darüber berichten – und nicht als To Do oder ähnliche Liste, sondern wie sie damit persönlich umgehen, wie sie ihren Arbeitsablauf vielleicht neu ausrichten, wie sie Probleme haben, gescheitert sind und doch wieder aufgestanden sind, die also offen und ehrlich ihre Gedanken aufzeigen? Warum gibt es so wenige Personen wie Alexander Leinhos, die den Mut haben, offen über ihr Leiden zu sprechen und wie man wieder aus diesem persönlichen tiefen Loch herausklettert? Könnten wir nicht extrem viel von diesen lernen? Für uns selbst?
  5. Wir lesen viel über das Thema Achtsamkeit.
    Zumindest geht es mir in meinem Umfeld so. Wie sieht es eigentlich aus mit der Achtsamkeit im Umgang mit sozialen Netzwerken? Vielleicht geht es „nur“ darum, „bewusst mit dem Smartphone umzugehen“, wie es Verena Bender in ihrem Blog PR Leben beschreibt. Vielleicht ist eine Auszeit aus dem digitalen Alltag notwendig, von der André Karsten, Social Media Gesicht der Frankfurter Polizei im Podcast von fischerAppelt berichtet. Dies spiegelt ebenfalls eine Befragung im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom wider, nach der zumindest 11 Prozent der Bundesbürger sich vorgenommen haben, „2020 zeitweise bewusst auf alle digitalen Medien zu verzichten“. Wer macht dies von uns als anfällige Branche? Wie funktioniert also Achtsamkeit im Alltag digitaler Kommunikationsmedien?

All dies hilft auf jeden Fall eines: Zu erkennen, in welcher Kommunikationsblase, in welchem Content-Laufrad wir uns befinden, welches wir zum Teil schon als die alleinige Realität wahrnehmen. Aber sie ist es nicht. Vielleicht kommt ein großer Wandel für dieses Jahr noch zu früh. Aber – und dies als kleiner Nebeneffekt: Organisationen müssen sich wohl in Zukunft wieder mehr damit beschäftigen, Zielgruppen auch im realen Leben zu erreichen, wie es bei BASIC thinking zurecht heißt.

Do it! Jetzt!

Wie gesagt: Ob Burnouts, seelische Zusammenbrüche, Depressionen, Überforderungen. Die Lösung liegt erst einmal bei uns und nicht (nur) bei den Führungskräften. Denn wir Individuen sind diejenigen, die dies alles selbst zulassen – bewusst wie unbewusst, Angestellte oder Freelancer, jung wie alt, Männlein, Weiblein und Drittes Geschlecht. Alle. Wir ermöglichen selbstverschuldet dieses Ausbluten. Wir sind diejenigen, die also die Hauptschuld tragen. Punkt.

Uns muss bewusst sein: Jede und jeden von uns kann es treffen. Niemand ist in Realität so stark wie er immer wieder selbst von sich behauptet. Und da schließe ich mich wieder ein. Daher muss jede und jeder schrittweise lernen, in sich ständig hineinzuhorchen und laut Stopp zu rufen – ob im ehrlichen, offenen Gespräch mit Partnern, Freunden, Chefs, Ärzten oder mit sich selbst. Denn nur bei einem rechtzeitigen „Stopp“ kann es auch irgendwann wieder einen gesunden und damit letztlich erfolgreichen Re-Start geben. Also: Do it!

Meine Gedankenspiele: 10 Lesetipps aus dem November 2019

Meine Gedankenspiele: 10 Lesetipps aus dem November 2019

Zensierendes TikTok, fälschende Instagram- und LinkedIn-Pods, gekaufte Follower und Fans: Auch im November gab es wieder spannenden Lesestoff. Eine kleine Auswahl habe ich auch dieses Mal in meine monatlichen Gedankenspiele gepackt.

Meine Gedankenspiele: 10 Lesetipps aus dem Oktober 2019

Meine Gedankenspiele: 10 Lesetipps aus dem Oktober 2019

Auch im Oktober gab es wieder viele spannende Beiträge, Anregungen und auch etwas traurige Entscheidungen wie zum Beispiel das Ende des Daimler-Blogs, auch wenn da ja bald was Neues kommen soll. 10 Lesetipps rund um mein Thema Digitale, strategische und integrierte Kommunikation habe ich in meine Gedankenspiele aufgenommen.

Der Erklärbär aus den Gedankenspielen von Dominik Ruisinger
Der kleine Erklärbär hilft bei Begriffen und Zahlen.
Warum jedes Social Media Engagement eine Strategie benötigt.

Warum jedes Social Media Engagement eine Strategie benötigt.

Kürzlich durfte ich für das Magazin Stiftung & Sponsoring einen Gastbeitrag darüber schreiben, warum Stiftungen sich stärker mit dem Thema Social Media Strategie bzw. Digitale Kommunikationsstrategie auseinandersetzen sollten. Als zertifizierter Stiftungsmanager und Beirat einer Stiftung zählt dies zu den Themen, die mir aktuell viel um den Kopf schwirren bzw. an denen ich in laufenden Projekten mit Stiftungen arbeite. In Absprache mit dem Verlag darf ich diesen Beitrag heute auch hier publizieren.

Immer mehr Stiftungen sind heute auf den Plattformen im Social Web präsent. Sie lancieren Facebook-Pages, Twitter- und YouTube-Accounts, testen Instagram-Stories und hoffen so auf Interessenten, Multiplikatoren oder gar Spender. Sie versuchen, ihre Bekanntheit zu erhöhen, sich regional stärker zu vernetzen, sich gegenüber Partnern und Medien zu positionieren und ein aktives Agenda Setting zu betreiben. Schließlich bietet das Social Web durchaus enorme Chancen, dem eigenen Anliegen im Austausch mit anderen eine Stimme zu geben. Das zentrale Problem: Viele dieser Aktivitäten sind vor allem Plattform getrieben, wie beispielsweise auch meine eigene Studie #stiftungdigital: Wo stehen Stiftungen im digitalen Zeitalter verdeutlicht hatte.

Das Zeitalter digitaler Kommunikation hat gerade erst begonnen.

Digitale Kommunikationsstrategie - ein Praxisleitfaden von Dominik Ruisinger - für Stiftungen und für Unternehmen
Die digitale Kommunikationsstrategie. Ein Leitfaden von Dominik Ruisinger

Jeder Stiftung muss bewusst sein: Das Zeitalter digitaler Kommunikation hat erst begonnen. Die Vielfalt der Plattformen wird steigen, die Algorithmen werden neu dazulernen, die Form der Kommunikation wird sich weiter entwickeln. Immer stärker ist bereits das Vordringen von Bewegtbild und Live-Video zu beobachten, von Messengern, automatisierten Chatbots oder Social Collaboration-Plattformen. All diese drängen in die Werkzeugkoffer der Kommunikationsexperten.

Es bringt wenig, den Plattformen hinterher zu hecheln und auf jeden Trend aufzuspringen. So schreibt Christian Achilles, Leiter Kommunikation und Medien beim DSGV, in meinem Buch „Die digitale Kommunikationsstrategie“ zurecht, dass sich digitale Kommunikation nicht darin erschöpft, „Social Media zu beherrschen, neue Apps anzubieten oder möglichst viele neue Kanäle entsprechend schnell wechselnder Moden zu besetzen“ . Kommunikation müsse viel systematischer und in einer die Kommunikationsdisziplinen übergreifender Weise geplant werden und dabei auf einer klaren Markenstrategie beruhen.

Eine Strategie ist unabdingbar. Punkt.

Für Stiftungen heißt dies: Es bedarf einer sorgfältig erarbeiteten und klar formulierten Social Media Strategie. Sie ist unabdingbar für eine nachhaltige Präsenz im digitalen Zeitalter. Systematisch abgestimmt dient sie als Leitfaden für eine strategisch ausgerichtete Kommunikation im Social Web und dafür, dass ein Engagement nicht als Schnellschuss verkommt, sondern zur nachhaltigen Erfolgsgeschichte werden kann.

Bei der Vorgehensweise unterscheidet sich eine Social Media Strategie kaum von der klassischen Kommunikation: Zuerst kommt die Analyse, in der die eigene Ausgangssituation analysiert und die internen Voraussetzungen für ein Engagement im Social Web überprüft wird. Schließlich bedeutet Social Media Dialog, Interaktion, Involvement. Und zum Dialog gehört weniger Senden als vielmehr Zuhören. Das heißt, Stiftungen müssen sich im Rahmen ihrer Content-Strategie auf die Inhalte fokussieren, die für ihre Stakeholder von Relevanz sind. Dabei müssen sie geäußerte Kritik als Chance zur Verbesserung wahrnehmen. Sie müssen also den Mut haben, sich Diskussionen offen gegenüberzustellen und dazu ausreichend Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

Weiter basiert jede erfolgreiche Kommunikation auf messbaren Zielen, klar definierten Stakeholdern, einer nachhaltigen Positionierung und dauerhafter Kontrolle. Dazu muss die Strategie als laufender Prozess verstanden werden, die der ständigen Bearbeitung, Ergänzung, Aktualisierung bedarf. Erst auf dieser Basis können die Plattformen und Instrumente bestimmt werden, wobei gilt: Erst müssen die Themen, die Stories, die Inhalte entwickelt werden, bevor die passenden Social Media Kanäle gewählt werden.

Integriert in die Stiftungsstrategie

Social Media darf zudem niemals ein isoliertes Projekt, ein eigenständiger Zweck oder ein unabhängiger Kommunikationskanal sein. Die Social Media Aktivitäten sind an die übergeordnete Vision sowie an die Kommunikationsstrategie anzudocken. Ein gutes Orientierungsmodell liefert beispielsweise der „Social Media Strategy Funnel“ von Angie Schottmuller, der bereits aus dem Jahre 2012 stammt und weiter aktuell bleibt. Darin sind die notwendigen Voraussetzungen aufgezeigt, die den Erfolg mitbestimmen: Eine klar dargelegte Strategie mit formulierten Business-Zielen, von der die Kommunikationsziele abgeleitet werden, auf denen die Social Media Ziele beruhen, die sich über Inhalte erfüllen und zur Überprüfung jederzeit evaluieren lassen.

Zusammengefasst bedeutet dies: Bevor Stiftungen also beginnen, eine Social Media Strategie zu entwickeln, sollten sie als ersten Schritt ihre Stiftungsstrategie einer genauen Analyse unterziehen. Dies bildet die Basis für die weitere Vorgehensweise. Ansonsten verpufft jede noch so gut gemeinte Social Media Strategie wirkungslos.